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Chemisches Central-Blatt.

1898 Band II.

Nr. 24.

14. Dezember.

Apparate.

C. Leiss, Über neue Totalreflexionsapparate. PULFRICH beschrieb (Z. Instrumentk. 7. 25; Z. Krystall 15. 324) einen App., vermittels dessen einigen an den App. herantretenden Personen die geschlossenen Grenzkurven objektiv zur Anschauung gebracht werden können. Vf. beschreibt zunächst einen derartigen von der Firma FUESS (Steglitz-Berlin) seit mehreren Jahren in den Handel gebrachten App., mit Hilfe dessen die prächtigen Erscheinungen einem ganzen Auditorium in der Projektion vorgeführt werden können, u. schildert dann die Einrichtung, welche das Photographieren der Projektionen ermöglicht. Weiter wird ein vervollständigtes Totalreflektometer nach KOHLRAUSCH (WIEDEMANN's Ann. 4. 1; Z. Krystall 2. 100) beschrieben, dessen Hauptvorteile darin beruhen, dafs der Krystall genau zentriert, justiert und intensiv beleuchtet werden kann. Daneben kann das Instrument als Goniometer zur Messung von Krystallen während des Wachstums in der Lsg. und zu Axenwinkel messungen verwendet werden. (Z. Krystall. 30. 357-72.)

HAZARD.

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W. Meyerhoffer und A. P. Saunders, Ein neuer Fixpunkt für Thermometer. Vorschlag für eine Normalzimmertemperatur. Im Anschlufs an den Vorschlag von RICHARDS und CHURCHILL (Z. physik. Ch. 26. 690; C. 98. II. 622) empfehlen die Vff. als Fixpunkt neben dem Schmelzpunkt des Glaubersalzes den UmwandlungsII. 2.

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punkt in einem Gemisch von Glaubersalz mit Kochsalz. Es genügt zur Erreichung dieses Punktes, der nach vorläufiger Feststellung bei 17,9° liegt, ein Molekül Glaubersalz mit einem Molekül Kochsalz zu mischen. Da der Umwandlungspunkt der gewöhnlichen Zimmertemperatur so nahe liegt, sind Aufsenbäder nicht nötig, um gute Temperaturkonstanz zu geben. Man könnte den Umwandlungspunkt zweckmälsig auch als,,Normalzimmertemperatur" für die Aichung von Massgefäßsen, Pyknometern etc. festsetzen. (Z. physik. Ch. 27. 367-68. 28/10. Wilmersdorf bei Berlin.) BODLANDER.

Max Kaehler u. Martini, Über einige neue Laboratoriumsapparate. 1. Heizbarer Schüttelapparat für Schiefsröhren, Flaschen etc. Der in Fig. 71 abgebildete Apparat dient dem gleichen Zwecke wie der von EMIL FISCHER konstruierte (97. II. 164) und ist auch wie dieser im I. chemischen Institute der Universität Berlin im Gebrauch. Er besteht aus einem Tisch von 90 cm Länge, 95 cm Höhe und 40 cm Breite; oberhalb des letzteren befindet sich eine starke Holzplatte, auf die der Schiessofen aufgeschraubt wird. Dieselbe ist an einem Rahmen befestigt, dessen Achsen in den eisernen Böcken lagern. Unterhalb des Tisches befindet sich ein Krummzapfen, welcher mit der Holzplatte verbunden ist. Durch Antrieb der Schnurscheibe und geeignete Übersetzung wird der Schiefsofen in die richtige schaukelnde Bewegung versetzt. Statt des Schiefsofens kann zum Schütteln von Flaschen u. dergl. ein entsprechender Kasten auf der Platte befestigt werden, der die Vorrichtung zum Festhalten der Flaschen etc. besitzt. Die Heifsluftmotoren kleinerer Gröfse treiben den neuen Schüttelapp. mit Leichtigkeit.

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2. Dampfüberhitzer nach Möhlau. Das spiralförmig gewundene Dampfleitungsrohr (Figur 72) wird von innen durch eine grofse Anzahl blau brennender Stichflammen erhitzt. Die schnell erzeugte Wärme wird durch den äusseren Metallmantel gleichmässig zusammengehalten, so dafs es möglich ist, innerhalb weniger Minuten den Wasserdampf auf 200° zu erhitzen. An der Stelle, wo der Dampf das Metallrohr verläfst, ist die Temperatur desselben 330-340°. Eine besonders angenehme Eigenschaft des neuen Dampfüberhitzers ist darin zu erblicken, dafs er mittels eines eisernen Stativs in jeder gewünschten Höhe befestigt werden kann.

Beide App. werden von MAX KAEHLER U. MARTINI, Berlin W., Wilhelmstr. 50, angefertigt. (Z. f. angew. Ch. 1898. 1006-7.) ARENDT.

A. Junghahn, Neue Apparate. 1. Verstellbarer Dreifuss. Derselbe (Fig. 73) besteht aus drei einzelnen Glasfüfsen, an welchen in einem Winkel von 60° je ein Rohr u. ein Stab angeschmolzen sind. Diese drei Elemente sind durch Ineinanderstecken zu einem Dreifufs vereinigt. Durch diese eigenartige Konstruktion lässt sich der Dreifuss durch Herausziehen oder Hineinschieben jedem beliebigen Gefälse anpassen und in folgender Weise verwenden: Man kann z. B. auf denselben Krystallisier- oder Uhrschalen stellen und gleichzeitig gröfsere Schalen oder Trichter darüber stülpen, ohne dafs die Luftzirkulation dadurch behindert wird. Zum Trocknen von Analysensubstanzen und Präparaten wird dieser Dreifufs daher vorzügliche Dienste

leisten. Aber auch beim Eindampfen und freiwilligen Verdunstenlassen von Fll kann derselbe als Träger für Glasplatten, Uhrgläser oder Trichter Verwendung finden, um das Hineinfallen von Staub in die Fll. zu verhindern. Der Dreifuss wird aus Glas oder aus Messing (event. vernickelt) angefertigt. Bezugsquelle: MAX KAEHLER & MARTINI, Berlin W.

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2. Asbestluftbad. Das in Fig. 74 abgebildete Luftbad besteht aus einem Satz von vier runden Asbestschachteln verschiedener Gröfse. Der obere, mit Eisenblech eingefafste Rand ist durchlöchert. Der Boden jeder Schachtel hat in der Mitte eine runde Öffnung von entsprechender Dimension, welche mit einem Eisenblech überdacht ist. Das Luftbad ist aus dem Bedürfnis hervorgegangen, dem Chemiker das Arbeiten in Rundkolben zu erleichtern, welche sich bekanntlich infolge ihrer gleichmässigen Form wesentlich haltbarer erweisen, als Stehkolben, besonders bei andauerndem Erhitzen, bei Wasserdampfdestillationen, Kochen alkal. Fll. etc. Bei Anwendung dieses Luftbades, an Stelle der sonst üblichen Drahtnetze, ist das lästige Einklemmen der Rundkolben beim Erhitzen überflüssig, da dieselben fest und sicher auf ihrer Unterlage ruhen. Ein etwaiges Umschütteln der Kolben wird hierdurch

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wesentlich erleichtert. Das Luftbad dient deshalb auch gleichzeitig als Ersatz für Stroh und Holzkränze, um Rundkolben oder halbkugelige Krystallisierschalen vor dem Umfallen zu bewahren. Ein Springen der Kolben beim Erhitzen ist nicht zu befürchten, da 1. das Erhitzen sehr gleichmässig erfolgt, u. die Flamme nicht direkt den Boden des Kolbens berührt, 2. der Kolben infolge der Asbestisolierung nirgends mit Metall in Berührung kommt. Ferner ist der Gasverbrauch ein sehr geringer, da die Wärmestrahlung bedeutend eingeschränkt ist, und die heifsen Flammengase, welche die untere Hälfte des Kolbens gleichmässig umspülen, zur möglichsten Ausnützung gelangen. Infolge der Gleichmässigkeit der Erhitzung ist das Luftbad auch in den meisten Fällen an Stelle eines Sand- oder Ölbades gut verwendbar, wobei es dem letzteren gegenüber den Vorzug der Geruchlosigkeit und Sauberkeit besitzt. Auch erfolgt das Erhitzen auf die gewünschte Temperatur wesentlich schneller. Das Asbestluftbad, eine verbesserte Form des BABO'schen Siedebleches, unterscheidet sich von anderen bekannten Luftbädern, wie z. B. dem,,LOTHAR MEYER'schen", durch einfachere Konstruktion und gröfsere Billigkeit. Seine praktische Verwendbarkeit ist durch eingehende Verss. und Vergleiche geprüft worden. Der obige Satz Luftbäder pafst für Kolben von 1-31 Inhalt. Bezugsquelle: MAX KAEHLER & MARTINI, Berlin W., Wilhelmstrafse 50. (Chem. Ind. 21. 451-52. Okt.) ARENDT.

J. J. L. van Rijn, Apparat zur Erzeugung eines konstant temperierten Warmwasserstromes. A ist das ca. 11 fassende Warmwasserreservoir, welches in der Mitte einen konisch zulaufenden Hohlraum hat, der die Heizung der inneren Seitenwände ermöglicht u. als Schornstein für die Heizvorrichtung B dient. C u. D sind Röhren,

um das erwärmte W. aus dem Reservoir dem betr. Instrumente, in unserem Falle einem Butterrefraktometer, zuzuführen. Einfüllrohr E reicht fast auf den Boden von A u. trägt einen Hahn F, der beim Transport des App. geschlossen wird, die Gröfse seines Trichters ist so gewählt, dafs beim Erwärmen des W. dasselbe nicht überfliessen u. bei der durch Abkühlung vor sich gehenden Zusammenziehung keine Luft in den App. gelangen kann. Die Leitungsröhren tragen die Hähne G u. Hund das Rücklaufrohr D noch einen Regulierhahn M. Von Wichtigkeit ist es, dass jede Luftblase aus dem App. u. auch aus dem sehr unregelmässigen Refraktometerraum entfernt wird. Dies kann man durch geeignete Benutzung der Hähne G, H u. M bei der Füllung des App. bewerkstelligen. H und G müssen daher den höchsten Punkt des Systems einnehmen. Mittels M lässt sich die Temperatur des Refraktometers einstellen, ohne dafs die Temperatur des Wasserreservoirs geändert wird. E ist mit einem ein kleines Loch enthaltenden Deckel verschlossen, so dafs die Verdunstung von W. vermieden wird. — Um höhere Temperaturen zu erzeugen, die bei Benutzung anderer Untersuchungsverff. erforderlich sind, kann man den App. mit höher sd. Fll. füllen. Der App. ist durch Patent (DRP. 93173) geschützt u. bei H. GEISSLER Nachf. in Bonn zu beziehen. (Milch-Ztg. 27. 678—79.) PROSKAUER.

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A. Jobin, Über den Einfluss der Temperatur auf die Anzeigen der Saccharimeter. Während auf die Angaben der Polarisationsapparate mit Kreisteilung, welche mit gelbem Licht beleuchtet werden und den Drehungswinkel direkt angeben, die Temperatur keinen Einfluss ausübt, vermag dieselbe die Apparate mit Keilkompensation u. weifsem Licht, bei welchen die Drehung indirekt durch Verschiebung von Quarzkeilen ermittelt wird, auf verschiedene Weise zu beeinflussen. Einerseits dehnen sich die Quarzkeile verschieden aus, und andererseits ändert sich das Drehungsvermögen des Quarzes mit der Temperatur. Vf. entwickelt eine Formel, welche gestattet, die Angaben der Apparate mit Keilkompensation zu korrigieren, so dass man sie in die eigentlichen Drehungswerte umrechnen kann, auf welche dann die Gesetze über die Konzentration der optisch aktiven Lsgg. angewendet werden können. (Z. V. Rübenzuck.Ind. 1898. 833-36. Paris. Vortrag, gehalten auf dem II. internat. Kongress für anHAEFCKE gew. Chemie.)

Nic. Teclu, Das Magnetradiometer. Der Verfasser hat sein früher beschriebenes Diaphanometer (J. pr. Chem. [2] 47. 578) für praktische Untersuchungszwecke eingerichtet. Die Bestimmungen erfolgen nun nicht mehr auf Grund der gleichen Rotationsgeschwindigkeit der Schaufeln zweier Radiometer, sondern durch

den Schaufelausschlag eines einzigen Radiometers. Die äusserste Spitze einer Radiometerschaufel ist mit einer sehr dünnen Eisenschicht im Gewichte von 2-3 mg festhaftend bekleidet; infolgedessen kann die Bewegung der Radiometerschaufeln nicht nur durch die Wirkung der Strahlen, sondern auch durch das Annähern eines Magnets bewirkt werden. Für den Fall der gleichzeitigen Einw. beider Kräfte auf das Radiometer wird die jeweilige Stellung der mit Eisen versehenen Schaufelspitze der Resultierenden aus der Strahlen- u. Magnetwirkung entsprechen. In bezug auf die weitere Einrichtung des App., seine Handhabung und die damit ausgeführten Unterss. mufs auf die Originalarbeit u. die früheren Mitteilungen des Vf.'s verwiesen werden. Unter Zugrundelegung einer Lichteinheit, z. B. der Amylacetatlampe, kann das Diaphanometer sofort als Photometer benutzt werden, und berichtet Vf. über photometrische Bestimmungen von beispielsweise elektrischen Glühlampen. Zu sehr genauen Bestimmungen verwendet Vf. als Lichteinheit die Weifsglut eines Platiniridiumdrahtes von 70 mm Länge und 0,4 mm Dicke, welcher der Wirkung eines Akkumulatorstromes von 14,4 Amp. und 4,4 Volt ausgesetzt wird. Mit diesem Einheitsmass geaicht, wird das Magnetradiometer zu photometrischen Zwecken, auch für Lichtquellen von bedeutenderer Intensität verwandt. (J. pr. Chem. [2] 58. 255-60. [August.] Chem. Lab. Wiener Handelsakademie.)

Allgemeine und physikalische Chemie.

ROTH.

F. Haber u. S. Grinberg, Über die Elektrolyse der Salzsäure. In dieser ersten Mitteilung über die Vorgänge bei der Elektrolyse der Salzs. werden zunächst die anodischen Erscheinungen bei der Elektrolyse kalter S. mit blanken Platinelektroden einer eingehenden theoretischen u. experimentellen Erörterung unterzogen. Bei der Elektrolyse von verd. HCl wird an der Anode neben Chlor auch Sauerstoff frei, indem neben Chlorionen auch Hydroxylionen entladen werden. Vff. haben nun zunächst den Volum prozentgehalt der Anodengase an Sauerstoff bei den verschiedenen Stromdichten experimentell festgestellt und die erhaltenen Resultate in der Weise graphisch dargestellt, dafs die Entladungsprozente O bezogen auf das gleichzeitig in einem im Stromkreise befindlichen Voltameter entwickelte Volum O auf der Abszissenaxe und die entsprechenden Säurekonzentrationen ('-, -, 10, 180-normal in bezug auf H- und Cl-Ionen) auf der Ordinatenaxe eingezeichnet wurden. Die drei drei verschiedenen Stromdichten entsprechenden Curven zeigen eigentümliche Überschneidungen, d. h. während bei stärkeren Konzentrationen der S. (1,- bis gegen 1-n.) mit wachsender Stromdichte auch die „,Entladungsprozente Hydroxyl" zunehmen, gestaltet sich mit zunehmender Verd. der S. das Bild umgekehrt: Die Entladungsprozente Hydroxyl fallen mit wachsender Stromdichte. Die theoretische Begründung dieser Erscheinung kann hier nur angedeutet werden. Bei konzentrierterer S., d. h. wenn die Entladungsprozente Hydroxyl gering sind, tritt infolge der Differenz zwischen wandernder und entladener Cl-Menge eine erhebliche Verarmung an ClIonen an der Grenzschicht der Fl. auf, während bei den OH-Ionen infolge ihrer geringen Menge diese Verarmung ganz unerheblich ist. In diesem Zustande treibt naturgemäss jede Steigerung der Stromdichte die Entladungsprozente OH hinauf. Bei verdünnteren SS. dagegen, d. h. wenn viel OH- und wenig Cl-Ionen entladen werden, läfst sich, da der Stromtransport ausschliesslich von den Ionen H und Cl besorgt wird, aus den Wanderungsgeschwindigkeiten dieser Ionen ableiten, dafs so viel Cl entladen wird, als zuwandert, dafs also hier jene Verarmung an Cl-Ionen wegfällt. Unter diesen Verhältnissen können die Entladungsprozente OH mit wachsender Stromdichte nicht weiter zunehmen, sie müssen vielmehr fallen, weil bei steigender Stromdichte die Hydroxylentladung durch den fallenden osmotischen Druck der Hydroxylionen erschwert wird.

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