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Vergebens hat Johann Albrecht versucht, den Markgrafen Hans mit Kurfürst Moritz zu versöhnen: „Zwei harte Steine, die nicht gut zum Kleinmahlen taugen!" Markgraf Hans suchte vielmehr Johann Albrecht Verdacht gegen Morig einzuflößen und ihn an sich zu ketten. Aber schon munkelte man, daß der Markgraf in näheren Beziehungen zum Kaiser stände, und Johann Albrecht mußte ihn ermahnen, alle Privathändel beiseite zu sehen und nur das allgemeine Wohl ins Auge zu fassen. Auch der Herzog von Preußen, der endlich durch den Schwiegersohn umgestimmt war und Reiter zum Angriffskriege sandte, bemühte sich vergeblich um Hans. Es war nicht des letteren Meinung, „während die andern den Tanz unternahmen, hinter dem Ofen Kastanien zu braten.“ Im April 1552 verpflichtete er sich in aller Form dem Kaiser, dem er dann mit 400 Pferden zuzog. So war durch gegenseitiges Mißtrauen und durch Privatfeindschaft, vor allem aber durch die Eifersucht des Morig und des Markgrafen auf einander lezterer dem Bunde verloren, der ihn zwei Jahre vorher gestiftet hatte.

Dafür aber war ein anderer gewonnen, der mecklenburgische Kriegsmann Herzog Georg. Bei einem Ausfall war er den Magdeburgern in die Hände gefallen, die ihn in Haft hielten. Eine dumpfe Stimmung hatte sich seiner bemächtigt, welche auch der Leibarzt Johann Albrechts, Dr. Crol, und der Superintendent Omeken nicht verscheuchen konnten, Männer, welche Johann Albrecht zu ihm in seine Gefangenschaft geschickt hatte. Der Kaiser wollte ihm die eroberten Stiftsgüter nicht lassen; bei niemand anders als bei Morih konnte Georg Hülfe erhoffen. Dieser aber stand gegen den Kaiser, am 9. Nov. hatten die Magdeburger ihn bereits in die Stadt gelassen. So mußte auch Georg den Übertritt zu den Verbündeten vollziehen. Aber auch dieser Schritt schien ihm nicht helfen zu sollen. Am 20. März führte Kurfürst Joachim seinen Sohn Friedrich ins Stift ein, der nicht geneigt war, die Güter als zum Stift gehörig herauszugeben. Auch in seinen Plänen auf Mecklenburg fand Georg bei Morih kein williges Gehör; nach dem Tode des Herzogs Heinrich forderte Georg Landesteilung und einen Teil für sich, Ulrich sollte alsdann das Stift ruhig gebrauchen können. Allein Georgs zweideutiger Gönner, Kurfürst Moriz, befand sich schon auf dem Kriegszuge; am 5. April zog er in Augsburg ein. 10)

Die Verhandlungen mit Frankreich waren zum endgültigen Abschluß gekommen. Heinrich II zahlte im ersten Monat 100000 Kronen, alle folgenden 80000. Johann Albrechts Rat, Joachim Malzan, und Markgraf Albrecht Alcibiades hatten am 18. Jan. 1552 zu Chambord den Vertrag abgeschlossen; zu Friedewalde in Hessen vollzog Moritz am 14. Febr. die lezten Entscheidungen. Deutsche Fürsten standen mit dem Erbfeinde gegen den Kaiser.

In Mecklenburg wurde gerüstet, zum 8. März sollte man zu Halle auf dem Musterplay sein. Aber erst am 17. März traf Johann Albrecht hier ein. Er hatte ein persönliches Opfer zu bringen. Gegen den Willen seiner Mutter entführte er den Herzog Christoph, angeblich, damit er am sächsischen Hofe unterrichtet, in Wahrheit, damit er nach Frankreich als Geisel gesandt würde. Am 26. Febr. verließ Christoph Dresden, begleitet

von seinem Hofmeister Joachim von Klenow und seinem neuen Lehrer Wolfgang Leupold. In Basel traf er mit dem jungen Landgrafen zusammen und sezte die Reise nach Frankreich fort, ein notwendiges Opfer der Politik des älteren Bruders. Am 23. April kam er in Paris an. Daheim aber klagte die herzogliche Mutter, wenn sie Christoph nicht wieder sehe, würde sie Johann Albrecht im jüngsten Gericht verklagen. 11)

Die ersten Waffenerfolge waren bald zu verzeichnen; Nürnberg mußte 100000 Gulden als Hülfssteuer zahlen. Am 13. April begann Morig die Belagerung von Ulm, Johann Albrecht machte mit Wilhelm von Hessen einen Zug nach Oberschwaben, um hier von den Städten Kriegskontributionen einzutreiben. Inzwischen hatte Morih die Belagerung Ulms bereits aufgegeben und war mit König Ferdinand in Verhandlungen getreten, die am 29. April zu Passau fortgeführt werden sollten. Johann Albrecht aber wollte von einem Waffenstillstand nichts wissen, er forderte den Durchbruch nach Tirol, um den Fuchs, d. i. den Kaiser, in seiner Höhle, in Innsbruck aufzusuchen. Johann Albrecht drang durch. Am 19. Mai wurde das Eingangsthor in Tirol, die Ehrenberger Klause, gestürmt; Herzog Georg, tapfer wie er war, zeichnete sich außerordentlich aus; 2000 Mann wurden gefangen, 30 Geschüße genommen, reiche Kriegsbeute gemacht. Wiederum verzögerte Moriz den Weitermarsch auf Innsbruck; stand er doch in Verhandlungen mit König Ferdinand und zog nur widerwillig weiter! Aber schon meuterten seine Knechte, schossen sogar auf ihn und riefen ihm zu: „Gehl Hut, gehl Hut, Du Verräter!" In solchem Ansehen stand der Kurfürst bei seinen Truppen. Endlich, am 23. Mai, erfolgte der Einzug in Innsbruck, welches der Kaiser am Abend des 19. verlassen hatte. Herzog Georg machte reiche Beute an kaiserlichem Gut. 12)

Am 25. Mai ritt Morig begleitet von Herzog Georg aus Innsbruck ab und begab sich zu den Verhandlungen nach Passau, welche bis zum 18. Juni dauerten; der Waffenstillstand wurde bis zum 3. Juli verlängert. Nach der Abreise des Moriz kam Johann Albrecht in Innsbruck an. Da er Morih nicht mehr antraf, bat er ihn schriftlich, nicht eher abzuschließen, als bis er seine, Johann Albrechts, Vorschläge gehört hätte. Leßtere warenin der Hauptsache folgende: Die wahre Religion muß ein für allemal geschüßt sein; darum ist die Jurisdiktion der Geistlichen ferner nicht zu gestatten. Die beiden gefangenen Fürsten müssen befreit werden. Für Mecklenburg forderte der Herzog Abtrag der dänischen Schuld, das Stift Razeburg für Christoph, die Freiheit des Stifts Schwerin von Schaßungen. Hinsichtlich der habsburgischen Bestrebungen auf Erblichmachung der Kaiserwürde soll es bei der goldenen Bulle, also der Wahl der Kurfürsten, verbleiben. Eine besonders wichtige Bestimmung für Johann Albrecht war die, daß der Friede nicht ohne die Zustimmung Frankreichs abgeschlossen würde. Der Herzog hielt sich damit nur an den Vertrag, der diesen Say enthielt. In seinen Forderungen ließ Moriß diesen Punkt ganz beiseite; auch hinsichtlich der Religion forderte er nicht einen beständigen Frieden, sondern wollte vom Kaiser eine Nationalversammlung eingerufen sehen, auf welcher die Irrungen verglichen werden sollten. Seine Verbündeten machten

mit Recht dagegen geltend, daß man damit nur einen halbjährigen Religionsfrieden erzielte und dem Kaiser selbst das Schwert in die Hand lieferte. Am 26. Juni war Moriz bei seinen Verbündeten im Lager, am 3. Juli begab er sich noch einmal zu König Ferdinand, der ihm den Willen seines Bruders mitteilte, nämlich die Religionssache auf den Reichstag zu bringen. Einen beständigen Religionsfrieden lehnte Karl V entschieden ab. 13)

Trozdem war es Morih nicht möglich, von seinen Verbündeten weiteres Entgegenkommen zu gewinnen, sie blieben bei ihren Bedenken gegen den Vertrag stehen. In einer besonderen Deklaration betonte Johann. Albrecht noch einmal, daß Gottes Wort frei gelassen werden müsse; dennoch gab er insoweit nach, als er einräumte, daß die streitigen Punkte auf dem nächsten Reichstage zur Vergleichung gebracht werden möchten. Und in einem lehten gemeinsamen Bedenken suchten die drei Kriegsfürsten Johann Albrecht, Pfalzgraf Ottheinrich und Landgraf Wilhelm noch einmal dem Kurfürsten die Gefahr vor Augen zu stellen, welche in dem Vertrage für sie läge; sie forderten aber, bevor der Vertrag anerkannt würde, daß sie mit dem König von Frankreich darüber beratschlagten. Dies geschah offenbar, damit man Zeit gewönne. Denn vielleicht konnte die Entscheidung vor Frankfurt zugleich die Entscheidung über den Vertrag bringen, und nicht zum Nachteil der Verbündeten!

Denn es war längst kein Geheimnis mehr, daß Östreich mit aller Gewalt rüstete. Frankfurt a. M. war der Mittelpunkt des Widerstandes, gegen den sich die Verbündeten nun richteten. Gelang es, die feste Stadt zu nehmen, dann konnte man um so fester bei seinen Forderungen beharren. Allein die Stürme auf die Festung blieben erfolglos. Als nun Gesandte Ferdinands im Lager erschienen, war Morih bereit, und der Landgraf von Hessen stellte sich auf seine Seite, den Vertrag endgültig anzunehmen. Am 1. August 1552 wurde die Friedenshandlung vollzogen, welche unter dem Namen des Passauer Vertrages bekannt ist. Der immerwährende Religionsfriede bleibt versagt, auf einem künftigen Reichstag wird über die Abstellung des Zwiespaltes Bestimmung getroffen; bis dahin ist Friede.

Johann Albrecht blieb nichts weiter übrig, als sich zu fügen. Den Passauer Vertrag hat er nicht unterschrieben. Welche Stimmung mochte ihn bewegen, als er sich treulos von den Bundesgenossen verlassen sah und gewahrte, wie wenig dieselben ihr Heinrich II. gegebenes Wort hielten! Zwar die „deutsche Libertät“ schien wiederhergestellt zu sein; aber die Frage der Religion blieb nach wie vor offen, und der Krieg mochte von neuem beginnen, wenn die katholische Partei sich stark genug dünkte! Errungen war nur die Befreiung der gefangenen Reichsfürsten und die Beseitigung des Interims; die Dinge waren in den Zustand vor dem schmalkaldischen Krieg zurückgeführt.

Noch einen bittern Tropfen bekam Johann Albrecht zu kosten. Bei einem Sturm auf Frankfurt war Herzog Georg allzu verwegen voran= gegangen; mit dem Fausthammer hatte er an das Thor von Sachsenhausen gepocht, als eine Kanonenkugel ihm den Schenkel zerschmetterte. Der Herzog lebte noch anderthalb Stunden und empfing das heilige Abendmahl,

dann starb er in den Armen seines Bruders Johann Albrecht. Dieser ließ die Leiche nach Schwerin überführen, wo sie am 7. August in dem Erbbegräbnisse im Dom, das eben erst die Leiche Heinrichs V. aufgenommen hatte, beigesezt wurde. 14)

Auch vor Magdeburg ließ Kurfürst Moriß seinen Vetter Johann Albrecht im Stich, obwohl er versprochen hatte, ihm als Erben des Herzogs Georg die Stiftsgüter zu verschaffen. Als im Auftrag Johann Albrechts Herzog Ulrich mit zwei Räten in den Stiftsämtern erschien, sandte auch Joachim seine Räte und forderte die Güter für seinen Sohn, den Erzbischof. Als Johann Albrecht persönlich kam, wurde die Huldigung nichtsdestoweniger vorgenommen; „der gemeine Mann wollte lieber mecklenburgisch als pfäffisch sein.“ Aber der Erzbischof beanstandete das Eigentumsrecht der Mecklenburger: Herzog Georg habe wohl die Güter eingenommen, jedoch gehörten sie dem Stift, welchem die Magdeburger sie räuberisch entzogen hätten. Zudem wäre Georg zu den Widersachern des Kaisers übergegangen, der Kaiser würde die Güter Georg nie eingeräumt haben. Johann Albrecht mußte der Gewalt weichen. Noch einmal versuchte er der Güter mächtig zu werden, als im Laufe des Sommers der Erzbischof Friedrich starb. Allein das Kapitel postulierte den Markgrafen Sigismund von Brandenburg. Alle Bemühungen, in den Besitz zu kommen, waren vergebens. Moriz leistete keinen Beistand, das Haus Brandenburg triumphierte über Mecklen= burg. 15)

Auch im Punkt der Kriegsentschädigung ließen die Verbündeten unsern Herzog in Stich. Obwohl die Vertragsgelder und Brandschahungen je nach der Größe des Kriegsleistung verteilt werden sollten, dennoch hatte Johann Albrecht keinen Heller erhalten, auch nicht eins von den erbeuteten Geschüßen. Nach zehnjähriger Bemühung ließen sich Sachsen und Hessen herbei, ihn mit 5000 Thalern und zwei Geschüßen abzufinden. Und doch hatte Johann Albrecht die doppelte Kriegshülfe ins Feld geführt und hatte mit darunter leiden müssen, als Frankreich in gerechtem Mißtrauen gegen Morih die Zahlung der Subsidien zurückhielt. 16)

Aus den französischen Beziehungen schlecht und recht zurückzutreten ließ sich Johann Albrecht angelegen sein. Er hatte noch vom Feldlager aus seinen Rat Joachim von Malhan nach Frankreich gesandt, damit der König ihn seiner Zusage entbände und seinen Bruder losgäbe. Obwohl Malzan versuchte, engere Beziehungen zum französischen Hofe herzustellen, er fand in Schwerin keine Gegenliebe mehr. Johann Albrechts Kanzler, Johann von Lucka, hielt Malzan vom Hofe fern, weil er seinen Einfluß auf den Herzog für bedenklich hielt; „der Herzog möge sich von ihm nicht wieder aufs Eis führen lassen." Es scheint ja aus diesen Worten hervorzugehen, daß man Malzan die Schuld beimaß, daß Johann Albrecht Beziehungen mit dem französischen Könige angeknüpft hatte. Es wird wahrscheinlich, leider fehlen die Briefe Malzans aus dem Jahre 1550, daß dieser, der so manchen fremden Potentaten gedient hatte, die Fäden der Verbindung mit Frankreich spann; wenn man will, dürfte man in dem Wirken dieses Mannes eine geringe Entschuldigung für unsern Herzog erkennen. 17)

Im Febr. 1553 kam Herzog Christoph heil und gesund aus Paris im Vaterlande wieder an. Gott sei Lob und Dank, daß Christoph in Schwerin angekommen ist. Das hätte ich nicht zu erleben gehofft!" So

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freute sich die Herzogin-Wittwe Anna.

16. Der Streit der Brüder und die wachsende Macht der Landstände.1)

Aus dem Feldlager hatte Johann Albrecht im April 1552 eine Regierungsverordnung an seine Räte in der Heimat erlassen. 2) Im Verein mit diesen sollte der Überbringer jener, der Kanzler Johann von Lucka, dafür sorgen, daß die Gefahr eines feindlichen Überfalls in der Abwesenheit des Herzogs vom Lande ferngehalten würde. Würde der Parteigänger des Kaisers im Norden, Herzog Heinrich von Braunschweig, das Land gefährden, dann sollte dem Herzog eilend Kunde gegeben, auch sollten die befreundeten Fürsten von Sachsen und Brandenburg, Dänemark und Preußen um Hülfe angegangen werden. Aber der besorgte Überfall blieb aus. Nichtsdestoweniger schloß der vorsichtige Kanzler noch im Juni Verträge mit den Hansestädten ab, in welchen sich diese zu Geldzahlungen für den Fall verpflichteten, daß der Herzog angegriffen würde. Dafür sollten sie an den Erwerbungen des Friedens mit dem Kaiser teilhaben.

Jene Regierungsverordnung bestimmte ferner, daß alsbald ein Landtag abgehalten würde, damit die Stände die Kosten der Unterhaltung des Kriegsvolks, welches Johann Albrecht gestellt hatte, auf sich nähmen. Der Fürst stüßte seine Forderung an die Landstände darauf, daß er der wahren Religion und deutscher Freiheit halben und also Land und Leuten zum Besten sich in die Kriegshandlung eingelassen habe. Zum 26. Juli berief der Kanzler die Landstände nach Güstrow. Sie erschienen in großer Anzahl, die Landschaft brachte sogar, wohl in Erwartung der kommenden Dinge, einen Fürsprecher in der Person des Antonius Freudenberg mit. Die Stände verweigerten die Hülfe und zwar mit nichtigen Gründen: Der Stand der Prälaten sei nicht berufen! Allein die Stände wußten wohl, daß dieser bereits in dem evangelischen Lande beseitigt war. Das Silberwerk sei ohne Wissen und Willen der Stände aus Klöstern und Gotteshäusern fortgeschafft! Allein nicht für sich hatten die Fürsten das Kirchenvermögen in Anspruch genommen und verwandt. Der Herzog habe sich mit keinem Stande über den Feldzug beraten! Aber konnte denn bei der Heimlichkeit der Sache vorher darüber verhandelt werden, wenn man nicht das ganze Geheimnis preisgeben wollte? Schließlich erklärten die Stände, welche doch auf irgend eine Weise ihre Liebe zum Vaterland bekunden mußten, daß sie immer geneigt wären, für den Schuß ihrer Fürsten, für die Erhaltung der Religion einzutreten; aber einen Angriffskrieg zu führen sei ganz und gar nicht ihre Meinung! In der That, der Blick dieser Land

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