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Stand, den Gang der sich drängenden Thaten und Ereignisse, deren Ursachen, Wirkungen und Folgen unmittelbar zu betrachten. Wo aber meine unmittelbaren Ueberzeugungen nicht ausreichten, bin ich durch die Mitwirkung der handelnden Personen unterstügt worden. Darunter sind als Zeugen der Ereignisse aus jener denkwürdigen Periode vorzüglich zu nennen: S. Spißhitl, NationalgardeArtillerie-Commandant, N. G. Ober-Commandant und Verwaltungsrath; Fr. Schaumburg, Ober-Commandanten-Stellvertreter, N. G. Oberst, Commandant des Bürger-Regiments, N. G. Verwaltungs Rath; F. J. Thurn, N. G. Oberst, Ober-Commandanten-Stellvertreter und Bezirks-Chef; Emanuel Freiherr Du Beine- Malchamps, prov. Plag-Commandant und Plaß-Hauptmann, Secretär des Verwaltungsrathes der N. G.; Josef von Heidt, PlayOffizier der f. Burg; August Untersteiner, Play-Offizier; Anton We r= ner, Plaß- und Ordonnanz-Offizier des Bezirks Wieden; Josef Ruf, PlagOffizier, Lieutenant im Nationalgarde-Scharfschüßen-Corps und Verwaltungsrath; A. Player, Plaß-Offizier und Hauptmann im Juristen-Corps; Josef Waßhuber, Plaß-Offizier und Lieutenant im Juristen-Corps; Norbert Doninger, Plaß-Offizier und Lieutenant im Philosophen-Corps; Mathias Ehrenfeld, Play-Offizier des Wiedner-Bezirkes; Alex. von Sensel, Play-Offizier des Bezirkes Rossau, Hauptmann-Stallmeister des Ober-Commando; Dr. Jg. Stüß, Plaß-Offizier des Schottenviertels; Franz Knoth, Hauptmann im Bürgerregiment, Präsident des Kriegsgerichtes und Verwaltungsrath; N. Caurairy, Feldadjutant des Generals Bem; Groß, Chef des Observatoriums am Stephansthurm; Höß, inter. Bezirks-Commandant der Rossau; A. Hoffmann, Bezirks-Chef der Leopoldstadt; Brauer, Bezirks-Chef des Stubenviertels; C. Lemann, Hauptmann im Bezirke Mariahilf; J. Schmid, Hauptmann im Bezirke Wieden; Steinböck, Hauptmann im Bezirke Rossau; 3. Morerette, Hauptmann im Künstler-Corps und Verwaltungsrath; A. Prohaska, Bürger-Artillerie-Hauptmann; Wilhelm Varthel, Adjutant von Messenhauser; W. Hauner, Bürger- Artillerie - Lieutenant; A. Schindler, Hauptmann, Ordonnanz-Offizier und Conzipist des Ober-Commando; J. Martin, Hauptmann, Ordonnanz-Offizier und Registrator des Ober-Commando; J. Saazer, Oberlieutenant und Expeditor des Ober-Commando; A. Gitulewics, Ordonnanz-Offizier des Schottenviertels; Th. v. Niewiadomski, k. k. Hauptmann, g. Adjutant des F. 3. M. Kriegsministers Grafen Latour; F. Kastell, k. k. Articleric-Hauptmann; I. Pecher, f. t. Artillerie-Hauptmann; Schädelbauer, t. f. Artillerie-Oberlieutenant; J. Wallner, f. f. Infanterie-Hauptmann; Martinig, Rittmeister und Commandant der N. G. Cavallerie; J. Weissenberger, Oberlieutenant im Bürgerregimente; 3. B. Moser, Protokollist des Verwaltungsrathes;

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Anton Hofmann, Gemeinderath und N. G. Verwaltungsrath; L. Brodhu ber, Gemeinderath; F. Grimm und Blaschke, Ober-Commando-Cassabeamte; Emanuel Josef Fischer Edler von Rösler stamm, gew. Verwaltungsrath; dann andere Nationalgarde-Commandanten, Armee- und Nationalgarde Oberoffiziere, Gemeinde- und Verwaltungsräthe Reichstags- Deputirte, Garden . ., die ungenannt bleiben wollen, wovon mir die meisten interesfante Relationen mitgetheilt haben.

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Daß aber im Drange der zahlreichen Geschäfte und Dienstobliegenheiten, manche merkwürdige Thatsache, trog des mir zu Gebote stehenden Materials, übergangen worden seyn dürfte, ist mir in Anbetracht der mir zur Verfügung gestellten kurzen Zeit, und nicht ausreichenden physischen Kraft, dann in Anbetracht der gestellten großen Aufgabe - wohl bewußt; daher ich alle Jene, die in dem October-Drama eine Rolle gespielt, hiermit ersuche, etwaige Berichti gungen, Nachträge, Berichte über erlebte Fakta direkte an mich gelangen zu lassen, um solche in einem Supplemente, welcher nach Beendigung des Belagerungszustandes erscheinen und denselben besprechen wird, oder bei der zweiten Auflage aufnehmen zu können.

Ungeachtet dessen, daß alle Personen von Bedeutung, und daß alle Jene, welche sich auf irgend eine Art ausgezeichnet haben, desprochen werden, war es mir nicht möglich, alle bei den Ereignissen betheiligten Personen zu benennen und ihre Wirksamkeit zu schildern; daher mir der Wunsch übrig bleibt, daß mir solches durch die Zeitgenossen möglich gemacht werde. Die Thatsachen und Verdienste der Zeitgenossen habe ich aus mehrfachen Berichten und Protokollen resumirt, und solche ohne irgend eines Einflusses irgend Jemands, blos nach meiner eigenen Ueberzeugung wiedergegeben. Ich hielt mich streng entfernt von jeder persönlichen Vorliebe, und bemühte mich, selbstständig und strenge das wichtige Amt des Geschichtschreibers zu üben. Wenn es mir nicht gelang, so war Mangel an Talent, feineswegs aber an redlichem Willen die Ursache.

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Die Wirksamkeit des Nationalgarde- Ober-Commando, des Stabes und Plaß-Commando, der Nationalgarde, der Bürgerwehr, der akademischen Legion, der mobilen Corps, der fremden Auxiliar-Corps, ebenso aber jene der Garnison und später der Belagerungsarmee, find mit möglichster Treue, jene des Reichstages, des permanenten Sicherheits-Ausschusses, des Gemeinderathes und des permanenten Nationalgarde - Verwaltungsrathes, nach den ämtlichen Protokollen und Aften authentisch geschildert.

Daß ich aus Rücksichten der Humanität Manches aus dem verflossenen Jahre erst im zu erscheinenden Supplemente zu veröffentlichen für gut finde, wird der Billigdenkende leicht ermessen und billigen.

Die in der ganzen Periode erschienenen veröffentlichten und nicht veröffent

lichten Tagsbefehle des Ober-Commando, dessen Verfügungen, alle Verhandlungen und Erlässe des Reichstages, des Gemeinderathes, des Verwaltungsrathes, des Studenten-Ausschusses, des demokratischen Central-Vereines, so wie auch die Proklamationen Sr. Majestät, des Ministeriums, der Feldherren, und aller auf die October-Ereignisse Einfluß nehmenden Autoritäten, Vereine und Personen, dann alle Adressen und wichtigen Correspondenzen, sind so vollständig von mir gesammelt und als Basis der Geschichte fritisch commentirt und benügt worden, daß fie als ein einzig dastehendes completes Diplomatarium angesehen werden müssen, und als die verläßlichsten geschichtlichen Belege der Nachwelt werden überliefert werden.

Der zukünftige Geschichtsschreiber wird die von mir gelieferte Denkschrift auszubeuten hinreichenden Stoff und Gelegenheit haben. Das Volumen des Werkes überschritt ohnehin das beabsichtigte Maß, und es war mir nicht rathsam, noch mehr Reflexionen zu machen, wodurch der Umfang der Schrift jedenfalls be deutend angewachsen wäre, und die dadurch herbeigeführten Kosten vollends die geringen Früchte meiner übermäßigen Bemühungen verschlungen hätten.

Zu sehr überzeugt von der Unzulänglichkeit des menschlichen Wissens, als daß mich der Dünkel der literarischen Unfehlbarkeit beschleichen könnte, werde ich jede anständige Belehrung eines Besseren willig entgegen nehmen, aber auch jede oberflächliche, animose Schmähsucht und persönliche Verdächtigung, wie sie das unbedeutende Blatt der Zuschauer" von einem böswilligen Obscuranten ge bracht, mit Verachtung abfertigen. Ich schrieb als ein unabhängiger Staatsbürger für keine Partei, und habe meine Gesinnung an die Stirn dieser Schrift gedrückt: Für Kaiser, Desterreichs Gesammtstaat, Geseß, Freiheit und Gleichberechtigung. Geschrieben und beendet im Bürgerwehr-Zeughause. Wien, den 30. April 1849.

W. G. Dunder.

Anmerkung für den Buchbinder. Das am ersten Druckbogen angehängte Titelblatt ist sammt dem Vorbericht als unrichtig zu vernichten und vorstehendes einzuheften.

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auf die der Oktober- Revolution vorausgegangenen Zustände vom 13. März bis 5. Oktober.

,,Gleiches Recht für Alle!"

Um den Lauf der Begebenheiten, deren Ursachen, Wirkungen und Folgen leichter beurtheilen und ins Gedächtniß zurückrufen zu können, erscheint es nöthig, einen Blick auf die Geschichte der Ereignisse zu werfen, welche auf den Geist, die Haltung, und die moralische Kraft der Wiener Nationalgarde vor Beginn des Dramas vom 6. October 1848. Einfluß gehabt hatten.

Mit der in Wien Mode gewordenen deutschen Tricolore begann der eigentliche Zwiespalt, wobei der unbedingte Anschluß an Deutschland und die Weigerung dagegen, der Zankapfel zweier mächtigen Parteien auf Kosten der Integrität der Monarchie bildete, und leßtere zu zersplittern drohte. Die Folgen dieses Zwiespal tes zwischen Schwarzrothgold und Schwarzgold werden später berührt werden.

Es ist nicht zu läugnen, daß die Regierenden seit dem 13. März es ebenso an eclatanter Offenheit, wie an nöthiger Energie fehlen ließen, die unvermeidlichen zeitgemäßen Reformen bei Bestimmungen in der Justiz, im Militärwesen und andern Zweigen der Staatsverwaltung durchzuführen, daß insbesondere das Ministerium Pillersdorf, ungeachtet seines guten Willens, mit vernünftiger Weise nothwendigen Zugeständnissen zurückhielt, und sich dieselben dann auf revolutionärem Wege abtrogen ließ. Der Antheil, den die Nationalgarde bei derlei Demonstrationen nahm, war nicht geeignet, für die Zukunft zu bergen; denn nach dem allgemeinen Rechtsgrundsaße, daß mit Gewalt erzwungene Zugeständnisse keine bindende Kraft besigen, mußten die sogenannten Errungenschaften → durch Waffengewalt errungen ein Mißtrauen gegen deren Giltigkeit aufkommen lassen - und das Vorhandenseyn der Anarchie constatiren. Mit diesen Errungenschaften begann der Körper der Nationalgarde faul zu werden.

In den Maitagen war die Wiener Nationalgarde ein mächtiger, einiger Körper, berauscht von seiner in den Märztagen entwickelten Kraft und Macht, beseelt von dem Gedanken, den konstitutionellen Thron, und die kaum geborne konstitutionelle Freiheit mit ihrem Leben zu schüßen und zu schirmen, gestärkt von dem Bewußtseyn, daß die verlangte und erhaltene Freiheit nicht durch die Gewalt der Waffen, sondern durch des Kaisers und des Volkes freien Willen erreicht wurde. Doch dies war nur ein kurzer Moment! Rein und unbefleckt hat

fie sich jedoch in dieser imposanten Gestalt und kompakter Form bis zum 15. Mai 1848. erhalten, an welchem Tage der Spiegel ihrer Reinheit durch bie theilweise auch von ihr unterstüßte Sturmpetition (betreffend den konstituirenden Reichstag mit einer Kammer, statt jenem mit zwei Kammern xc.) getrübt wurde.

Welchen Antheil die republikanische Presse, welchen die hergelaufenen deutschen das Aufgehen Oesterreichs in Deutschland predigenden Emissäre, welchen der politische Abenteurer Dr. Schütte, dieser demokratisch-republikanische Emmissär, durch die im April im Odeon-Saale vorbereitete Sturmpetition, welchen Antheil die Aula mit Hilfe des Proletariats in der Hofburg, dann die sich in Wien eingefundenen Massen von Fremden, besonders aber der in allen öffentlichen Lokalitäten perorirenden, und so zu sagen daselbst wohnenden, vordrängenden und aufwiegelnden Söhne Israels, dann Magyaren, Polen, Italiener u. a. an jener Sturmpetition genommen, wissen die ihren eigenen wahren Vortheil verkennenden Wiener Bewohner leider nur zu genau, und beklagten und be klagen es, daß die Wirkungen für Wien so furchtbar geworden find.

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Seit den Märztagen wimmelte es in Wien von fremden Demagogen, die gleich den Musterreitern des Auslandes auf Revolutionen reisten, als Revolutionäre von Profession, von Revolutionmachen ihre Eristenz fristeten. Diese zerseßten den guten Geist der Nationalgarde, und benüßten deren politische Unmündigkeit zu eigenen, ungeseßlichen Zwecken.

Das faktische Losreißen Ungarns von der österreichischen Monarchie war eine jener Früchte der in Wien regierenden Propaganda und der politischen Unmündigkeit der Wiener.

Die Unterstützung der Sturmpetition von Seite der Nationalgarde ging jedoch keineswegs aus ihrer Ueberzeugung aus, fie wurde von ihr weder mit Wissen, weniger noch mit ihrer Billigung unterstüßt, sondern ohne Selbstbewußtsein dazu gerufen, ohne Selbstbewußtsein in wirkenden Vordergrund gestellt.

Die academische Legion enthielt unter so vielen edlen Jünglingen in ihren Reihen Elemente, die in der Nationalgarde als solche, als vaterländisches Institut, unmöglich wohlthätig auf die Gesellschaft wirken konnten. Ihr fortwährendes Haschen nach Volksgunst, nach Sympathien unter den verschiedenen Volksklassen und unter den Garden gewisser Bezirke, ihr Fraternifiren mit den Arbeitern-den,,lieben Brüdern und Schwestern" unzüchtigen Barrikaden-Andenkens machten besonders die Ausländer bemerkbar. Die Juristen, sämmtlich Inländer, als vom Staate, vom Inlande und seinen Institutionen am meisten oder ganz abhängend, waren Jene, die am wenigsten die gefeßliche Basis, Umsicht und Anstand außer Acht ließen, obwohl aus der Zahl des Advokaten-Personals und der Winkelschreiber gerade die frechsten und verworfensten Subjekte ein J am Calabreser trugen. Im Juristen-Corps waren jedenfalls die meisten ausgezeich

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