Abbildungen der Seite
PDF
EPUB

sache, daß eine Frau aus einem Fenster herunter rief, man solle die beiden Offiziere aufhängen. Bei dem Theresianum angelangt, machte die Masse halt, und die k. Offiziere wurden an ihrem Leben bedroht, und vom Volke schmählich beschimpft, in die Bezirks-Kanzlei gebracht. Mittlerweile wurde die Zusammenrottung immer größer; es waren bei 400 Menschen versammelt; die Erbitterung wurde immer heftiger, und aus dem Schreien und Toben vernahm man die Worte:,,hängt die Spione auf!" Bewaffnete wollten mit Ungestüm in den Saal dringen, wo sich die kais. Offiziere befanden. Da traten der Bezirks-Chef Hirn, der Oberlieutenant Breitenfeld, und alle im Theresianum anwesenden Offiziere und Garden den Wüthenden muthig entgegen, und nur mit vieler Mühe gelang es, die Menge einiger Massen zu beschwichtigen. Nun wurde der Plaß-Offizier Reisser vom Bezirks-Chef an das Ober-Commando zurückgesendet mit dem Auftrage, über dieses Ereigniß Meldung zu erstatten. Im Auftrage des Ober-Commando eilte der Legions-Hauptmann Prey zu Pferde in's Theresianum, und es gelang ihm, durch Ueberredung die Dislocirung der Gefangenen auf die Universität zu bewerkstelligen, ohne daß ihnen weiter ein Leid geschah.

Nachdem im Studenten-Comitee ein Protokoll mit den Gefangenen aufgenommen worden war, wobei Jovetič erklärte: „Wenn Sie durch meinen Tod Ruhe und Ordnung herzustellen glauben, so tödten Sie mich,“ wurden dieselben in das im Conviftsgebäude befindliche Spital abgeführt.

Ueber deren fernere Behandlung gibt Nachstehendes Aufschluß:

,,Berichtigung. Um die Gerüchte über die Behandlung der in Gefangenschaft befindlichen Offiziere zu widerlegen, folgt hier die eigenhändige Bestätigung der beiden Herren, das Original befindet sich im Studenten-Ausschusse.

,,Wir unterzeichnete bestätigen, daß die Obsorge und Behandlung von Seite der akad. Legion nichts zu wünschen übrig läßt; wir befinden uns im Convittgebäude und werden in einem eigenen Zimmer von Dr. Fest ärztlich behandelt. Johann v. Zergollern,

Lieut. d. Ogulin. Gränzreg. Nr. 3.

Josef Jovetič,
Lieut. v. 3. Ogulin. Reserve-Bat. *)

Mit Ausnahme von Garden konnte bei der Linie Jedermann, wenn er einen Passirschein des Ober-Commando vorzeigte, ungehindert passiren— die ungarische Armee und der Landsturm kamen aber immer noch nicht. Hinsichtlich des leßtern wurden ganze Armeen von Bauern angesagt. Auch Garden kamen wenige, selbst die Brünner waren meistens Arbeiter aus den dortigen Fabriken, die binnen eini*) Alles, was in des angeblichen Dr. Schütte's Tagebuch über diese Offiziere ers zählt wird, ist falsch. Was in jenem Tagebuche erscheint, ist in Mahler's Freimüthigen erschienen, und somit ein Abdruck des gedachten Journals, jedoch gemäßigter gehalten. Nicht wenige der Data der Proklamationen sind auch falsch.

gen Tagen schon unterstügt werden mußten — doch die meisten gingen bei Zeiten heim. Auch die Zahl der Calabreser war mehr als decimirt - die Ueberzahl war bereits

verreist.

Die Jagd auf die Praterhirsche dauerte fort, natürlich, heilig war das Eigenthum, das heißt jenes, so den Plünderern und Raubschüßen gehörte.

Die Gemeinderäthe Hollauer, Winkler, Walter, Hartmuth und Mannert suchten um — Urlaub an, welcher bewilliget, so wie die Zurücklegung des Gemeinderathes J. Glanz angenommen wurde.

-

Mehrere Anträge Freund's, Bernbrunn's, Wesseli's, bezüglich der Urlaube in Krankheitsfällen in Wesenheit dahin lautend, daß nach Ablauf von vierzehn Tagen, ein neuer Urlaub zu bewilligen seh, aber jedenfalls ein neues ärztliches Zeugniß beigeschafft werde, wurden mit dem Beifügen angenommen, hievon Meinert und Fehringer zu verständigen.

Ueber ein eingelangtes Dekret des Ministeriums des Innern, es möge das Gebäude der orientalischen Akademie, in welches ein Einbruch von der Bastei aus versucht worden, besser geschüßt werden, erließ der Gemeinderath diesfalls eine Zuschrift an das Ober-Commando. Die Bewachung fand statt.

Auf ein erlassenes Dekret an den Gemeinderath von Seite des Ministeriums des Innern, im Auftrage des Ministeriums des Aeußern, die Unterthanen fremder Mächte vom Waffendienste in der Nationalgarde zu befreien, und zu sorgen, daß dieselben keinen Insulten ausgeseßt seyen, erließ der Gemeinderath eine derartige Zuschrift an das Ober-Commando. War bereits vorgesorgt.

Die an den Gemeinderath gelangte Zuschrift der Regierung, die Anzeige enthaltend, welche Spitäler zur Aufnahme der Verwundeten bereit stehen, und welche Eintheilung mit denselben getroffen wurde, wurde zur Kenntniß genommen, und nach Wesseli's Antrag der Regierung bekannt gegeben, daß der Gemeinderath künstighin mit derselben nur durch Noten korrespondiren werde, und sollte wieder ein Dekret in so befehlendem Tone überbracht werden, so würde sich der Gemeinderath an das Ministerium wenden.

Die Note der Permanenz-Commission vom Civilgerichte der Stadt Wien, daß, da die Frist zum Ausziehen bis zum 28. October verlängert wurde, auch die Zeit zur Auskündigung bis dahin verlängert werden müsse, nahm der Gemeinderath zur Kenntniß, und beschloß dieses durch Plakate zu veröffentlichen.

Ueber die eingelangte Eingabe des Dr. Jäger, daß er seine ArbeitsLeute nicht mehr beschäftigen könne, der Gemeinderath die Auffündigung an dieselben übernehmen, und sein Eigenthum vor einem allenfälligen Argriffe schüßen möge, beschloß der Gemeinderath, den Bittsteller in Beziehung der Aufkündigung motivirt abweislich zu bescheiden, hinsichtlich des Schußes seines Eigenthums an das Nationalgarde-Ober-Commando zu verweisen.

Anna Reisenberger, Gattin des Wenzel Reisenberger, VürgerGrenadiers *), welcher am 6. October gefallen ist, suchte beim Gemeinderath um eine Unterstüßung an, Wesseli wünschte die vom Gemeinderathe erlassene Pen= fion für die Hinterlassenen der im Dienste der Gemeinde Gefallenen, auch(!) auf die am 6. und 7. October ausgedehnt zu wissen; Schuhmann berichtete, daß schon ein Beschluß vorhanden sey, worin ausgesprochen ist, daß sich die Commune zur Aufgabe gestellt habe, die Hinterlassenen der im Dienste der Gemeinde Gefallenen zu unterstüßen, und obiger Antrag schon aus diesem Beschlusse her vorgehe, worauf Freund's Antrag, zur Untersuchung der Umstände der Bittstellerin eine Commission zusammen zu seßen, angenommen wurde. Die Commissionsglieder Freund, Borkenstein wurden ermächtiget, im Falle die Dürftigkeit der Art sey, eine augenblickliche Aushilfe zu leisten.

Ueber eine eingelangte Zuschrift um 300 Mäntel für die Brünner Natio nalgarde, und um Wein und Tabak für dieselbe, wurde von dem Gemeinderathe die Approvisionirungs-Commission ermächtiget, den Wein und den Tabak für selbe herbeizuschaffen, Hr. Hütter bevollmächtiget, beim Comitee für verarmte Gewerbsleute anzutragen, den Brünner Nationalgarden die Mäntel für die Dauer ihres Hierseyns zu leihen.

Wesseli beantragte, da die Mäntel nicht vorräthig sind, wenigstens indes Koßen herbeizuschaffen, welcher Antrag gleich jenem Freund's, es sollen indeß Militärmäntel genommen werden, wenn solche vorhanden sind, aber keine Zeit verloren werden, um dieselben herbeizuschaffen, vom Gemeinderathe angenommen wurde; Commission zur Erfolgung der Koßen, deren Empfang quittirt werden mußte, Sehwald und Förster.

Das Ansuchen des Verwaltungsrathes, alle Kaufleute sehen aufzufordern, das nöthige Pulver an das Artillerie-Commando abzuführen, und es sey zugleich anzuordnen, daß Mittel zur Erzeugung des Pulvers herbeigeschafft werden, wurde vom Gemeinderathe bewilliget.

Ueber eine Zuschrift des Ober-Commando um 1000 Mäntel und ver schiedene andere Gegenstände, beschloß der Gemeinderath, dieses sey dur ch das Unterkammeramt herbeizuschaffen.

Die Zuschrift des Verwaltungsrathes, man möge der Bevölkerung die Spitäler durch Plakate bekannt machen, und sie bei Tag und Nacht durch eine bei Tag und Nacht lesbare Aufschrift bezeichnen, wies der Gemeinderath Dr. Beer und Dr. Folwarzny zu, um sich dieserhalb mit der me

*) Bei dieser Gelegenheit kann ich nicht unterlassen, das muthige Enschreiten der wadern Bürgergrenadiere am 23. August unter Anführung ihres gesinnungsvollen Hauptmanns Klinfosch in Erinnerung zu bringen.

Dr.

dicinischen Fakultät in's Einvernehmen zu seßen, und zugleich die Verfügung dem Verwaltungsrath bekannt zu geben.

Förster las ein Plakat an die Arbeiter der öffentlichen Bauten in Betreff ihrer unbilligen Forderungen vor, welches vom Gemeinderath ange nommen wurde.

Die Zuschrift des Reichstags - Ausschusses, es sollen die unbemittelten Garden von den angewiesenen 200,000 fl. C. M. unterstüßt werden, wurde vom Gemeinderathe zur Kenntniß genommen, und durch Plakat bekannt gegeben.

Das an den Gemeinderath gelangte Gesuch der Anna Brauner in der Bognergasse, um Erhebung ihres Schadens, welchen sie am 6. October erlitten hat, wurde einer Commission, bestehend aus den Herren Brodhuber und Steinsdorfer zugewiesen.

Die Gemeinde Leopoldstadt zeigte dem Gemeinderathe an, daß sie zu Ehren der Brünnergarde dem Karmeliterplage den Namen „Brünnerplag“ er= theilt habe, welches mit Beifall aufgenommen wurde (Siehe Seite 340).

Das Stadthauptmannschafts-Bezirks-Commissariat Mariahilf machte dem Gemeinderathe von den im Bezirke befindlichen Feldspitälern die Anzeige, welches der Commission zur Errichtung von Feldspitälern zugewiesen wurde, es durch Plakate bekannt zu geben.

Ueber die Zuschrift des Bezirkes Josephstadt wegen Betheilung unbemittelter Garden, welches der Approvisionirungs-Commission zugewiesen wurde, beschloß der Gemeinderath nach Wazdorf's, Brodhuber's, Hütte r's und Fleischer's Antrag, die Approvisionirungs-Commission sey ermächtiget, Wein und Brot zu vertheilen, und die Patrioten zu Natural - Beiträgen aufzufordern.

Die Zuschrift der medicinischen Fakultät wegen Nothspitälern, und daß Dr. Reyer zum Chefarzt gewählt sey, wurde an die Gemeinderäthe Dr. Be er und Dr. Folwarzny gewiesen.

Das an den Gemeinderath gestellte Ansuchen Dr's. Hell um Enthebung der Findelhausbeamten vom Nationalgardedienst, wurde dem Ober-Commando bervorwortend übergeben.

Die Trabanten-Leibgarde und Hofburgwache zeigte dem Gemeinderathe an, daß sie den Auftrag haben sich neutral zu verhalten.

Der Arbeiter - Verein,,Concordia“ bath den Gemeinderath um dieselben Begünstigungen, welche dem ersten Arbeiterverein eingeräumt wurden, nämlich, daß auch sie ein eigenes Corps bilden dürfen, welches dem Ober-Commando bevorwortend übergeben wurde.

Winklers Söhne ersuchten den Gemeinderath um Entschädigung oder

Rückstellung der ihnen von den Studenten abgenommene Kugeln, worüber auf Entschädigung angetragen wurde.

Das Nationalgarde Ober-Commando machte dem Gemeinderathe die Anzeige, daß es über die Herrn Diez abgenommenen zwei Kisten Gewehre, keine Auskunft geben könne, es wurde daher eine Commission abgesendet zu eruiren, ob diese zwei Kisten noch vorhanden seyen.

Ueber eine Eingabe des Central-Comitees aller liberalen Vereine mit dem Ersuchen, die Ungarn herbeizurufen, wurde vom Gemeinderathe beschlossen, mit Rücksicht auf einen bereits früher gefaßten Beschluß zu beantworten.

Eingabe des Ober-Commando an den Gemeinderath wegen Ausbezahlung der von Herrn Stu w er gelieferten Munition, so wie Wesseli's Rücklegung der Wahl zu Schottenfeld, wurde der betreffenden Commission zugewiesen.

Kaltenbäck's Antrag, der Gemeinderath soll eine Deputation an denHerrn Kreishauptmann des B.l.W.W. senden, mit der Bitte, die vom flachen · Lande zukommenden Berichte, welche auf die Lage Wiens Bezug haben, dem Gemeinderath mittheilen zu wollen, wurde mit Freund's Amendement diesen Antrag auf alle Behörden auszudehnen, angenommen und beschlossen, den Reichstags-Ausschuß zu bitten, es mögen alle Berichte und Anträge in dieser Beziehung dem Gemeinderathe angezeigt werden.

Angerer berichtet dem Gemeinderathe, daß er in Approvisionirungs-Geschäften in Korneuburg war, und sich mit dem Kreishauptmanne daselbst in das Einvernehmen gesezt habe.

Alois Müller stellte im Gemeinderathe den Antrag, es solle eine allgemeine Ausrückung der Garde veranlaßt werden, damit der neue Ober-Commandant und die Garde sich gegenseitig, und leßterer zugleich ihre Streitkraft kennen lerne. Zugleich möge der Gemeinderath, im Einverständnisse mit den Reichstags-Ausschuß und dem Ober-Commando, eine Anrede an die Garde verfassen, in welcher dieselbe zur Mäßigung, Einigkeit und Vertrauen aufgefordert werde. Ueber diesen Antrag wurde zur Tagesordnung übergegangen.

Fürstenberg's Antrag der Gemeinderath möge sich beim Nationalgarde Ober-Commando dahin verwenden, daß bei Allarmirungen nur jene Mittel anzuwenden seyen, welche bisher verordnet sind, keineswegs aber die Eingänge der Häuser geschlossen, die Fenster eingeschlagen und die Läden mit Gewehrkolben eingestoßen werden, welches nur dazu dienen kann, Frauen und Kinder krank zu machen, keineswegs aber den eigentlichen Zweck Vorschub leistet, wurde angenommen, und durch eine Note an das Ober-Commando bevorwortet.

Der Bericht der Commission über die Untersuchung der Kasernen in der Alsenvorstadt wurde angenommen und über die Anfrage, was mit den dort ges fundenen Waffen zu geschehen habe, wurde auf Winter's Antrag vom Gemein

« ZurückWeiter »