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9 Uhr. Vier Offiziere der Nationalgarde kamen durch Neu-Lerchenfeld geritten, und sagten den Bewohnern, sie sollen, wenn t. t. Truppen durchmarschiren, sie nicht beleidigen, und sie ungehindert passiren lassen.

Radikale Berichte: 9 Uhr Abends.,,In Hißing wurde Abends geplündert *). In Hizing und Baumgarten werden die Garden entwaffnet. In Lainz, Speifing und Penzing sind zu 20 Mann in Einem Zimmer einquartirt.

Der Angriff, der von Seite der Kroaten auf die St. Maryer, Linie und die Vorstadt Erdberg gemacht wurde, schlugen 4000 Arbeiter **) ab; die Gemeinde sandte ihnen zur Verpflegung Wein und Brod, und das Ober-Commando hinlänglich Munition.

Das Finanz-Ministerium hat dem Gemeinderathe 50,000 fl. bewilliget. Alles Schlachtvieh von Florisdorf bis Schloßhof wird nach Wien getrieben, um den Feinden die Lebensmittel abzuschneiden, und die Stadt zu verproviantiren ***). Bon heute an, hört sämmtliches Glockengeläute auf.

Vom Stephansthurme wurde ein ungarisches Schiff gesehen. Man erwartet stündlich die Ankunft der Ungarn.!!!!

Der französische Gesandte hat erklärt, daß ihm der Bombardements-Protest-Antrag durch das Ministerium zukommen, daß überhaupt das Bombardement 24 Stunden früher den Gesandtschaften bekannt gemacht werden muß.

Jellačič scheint bei Klosterneuburg die Donau pafsiren zu wollen, und sich gegen Brünn zu ziehen“ †).

10 Uhr. H... von der akademischen Legion, sandte dem Ober-Commando die Anzeige, daß in Erdberg an der Kirchengasse bei der Sklavin, Barrikaden gebaut sehen, und spricht zur Bertheidigung derselben um Sulkurs an; — berich tete ferner, daß der Feind, nämlich die k. k. Truppen, ungehindert, sowohl auf dem Rennwege als auch auf der Landstraße einrücken könne, und daß die feindlichen Tirailleurs sich gegen die Donau in den Prater gezogen haben.

*) Die Leute die daselbst gewohnt haben, wissen nichts davon!

***) Gelogen wie gedruckt.

***) Der Unsinn, als wenn sich das Militär gerade von da verschaffen mußte, was es bedurfte.

†) Er hat sich aber gegen Wien gezogen.

In der Gegend der Türkenschanze find zwei große Lagerfeuer zu sehen.

Nachdem Spizhit I seine Verrechnungs-Geschäfte im k. Zeughause beendet hatte, verfügte er sich den 13. October Abends nochmals in das Bureau des Ober-Commando, um dort seine Abdankung anzuzeigen, und die Erlaubniß zu seiner Abreise von Wien zu erwirken. Aber auf dem Wege dahin traf Spißhitl einen Ordonanz-Offizier des Ober-Commando, der ihn in das Bureau des Generalstabes beschied; in der Stallburg angelangt, unterrichtete ihn ein guter Freund von dem Zwecke der Vorladung, indem er Spizhitl mittheilte, daß der gegenwärtige Ober-Commandant Messenhauser mit dem Vorsage umgehe, Spißhitl seiner Stelle als Nationalgarde-Artillerie-Commandant förmlich zu entsegen, und deshalb alle Offiziere der ihm feindlich gesinnten BürgerArtillerie *) zu einer Sigung eingeladen habe.

Spizhitl erkannte hierin den zweiten Schritt in der Verfolgung, die er von jener Partei wegen seiner mit der ihrigen divergirenden Tendenz zu erdulden hatte, da sie ihn auch als Nationalgarde-Artillerie-Commandanten noch mächtig genug erachtete, um ihr hindernd in den Weg zu treten, somit denselben ganz außer Wirksamkeit seßen wollte. Es wäre dieß auch ohne dieser gewaltsamen Maßregel geschehen, da Spißhitl herzlich froh war, aller weiteren Verantwortungen enthoben zu werden, und beabsichtigte freiwillig abzutreten; aber dennoch empörte ihn die schmachvolle Weise, mit welcher man ihn beseitigen wollte, und es kam zu lebhaften Auftritten, als Spihhitl in das Bureau des Generalstabes eintrat, und das Offiziers-Corps der Bürger-Artillerie zahlreich versammelt sah, ohne auch nur einen Offizier der Nationalgarde-Artillerie darunter zu finden.

Nachdem Messenhauser selbst auf Anrathen des anwesenden und dafür gewonnenen Ministerialrathes Fischhof – Spißhitl's Entseßung

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*) Alb Spighitl_am 12. zum Ober-Commandanten gewählt war, wurde ein beim Ober-Commando unberufen anwesender Hauptmann, der früher Artillerie - Comman dant werden wollte, als der ärgste Feind Spizhitl's bezeichnet. Braver, redlicher, gutgesinnter, maltraitirter Spighitl! Wer die vielen Käureien der bürgerlichen Artilleriften vor dem October und während des Octobers im Verwaltungsrathe, beim Ministerium, beim Ober- Commando und in der Deffentlichkeit kennt, dem wird es nicht auffallen, wenn derselbe erfährt, daß der Verfasser von teiner Seite, als von einem der Herren Artilleristen jezt mit Abgeschmacktheiten maltraitirt wird. Friede sey mit Euch! Lärm ist von Seite der ehemaligen Artillerißten vor dem 6. ohne, am 6. u. s. f. mit Kanonen genug gemacht worden; und wo ist der Nugen zu sehen? Wahre Nachträge nehme ich, so wie auch etwaige, an mich gerichtete Berichtigungen freudig auf; aber Prahlereien, wie jene Blaha's in der Wiener Zeitung vom 1. März, kann ich nur bemitleiden.

Dr.

von der Stelle des Nationalgarde-Artillerie-Commandanten ausgesprochen, erklärte Spißhitl der ganzen Versammlung, daß sie zu einer solchen Handlung nicht berechtiget sey, indem er durch die Wahl des ganzen Corps der Nationalgarde-Artillerie zu dessen Commandanten erhoben wurde, und nur auf diesem Wege wieder entsegt werden könne. Als nun diese Partei sah, daß es auf diesem Wege nicht gehe, Spizhitl ganz zu beseitigen, so griff sie zu dem legten Mittel, und der oben genannte Ministerialrath sprach im Namen des Ministers Spizhitl's Verhaftung aus.- Spißhitl protestirte dagegen, doch sah er die Gemüther dieser Partei auf's Höchste gegen sich erbittert, und er hatte thätliche Beleidigungen zu fürchten, weshalb er der Gewalt nachgab und das Zimmer verließ. Draußen erklärte er aber dem ihn begleitenden Haus, wie sehr diese Partei bei seiner Verfolgung den Rechtsboden verlasse, und Spighitl daher nicht geneigt sey, sich verhaften zu lassen, sondern sich verpflichte, falls es je zu einer Untersuchung über diese Auftritte kommen sollte, fich zu stellen. Haug ging hierauf von dem Vorhaben - Spighitl zu verhaften ab, und dieser eilte nach Hause. Nach solchen Szenen hatte aber Spighitl nicht länger zu zögern, und verließ Wien am andern Tage, um nach Linz zu reisen, allwo er ohne weiters belästigt zu werden so lange weilte, bis die Ereignisse in Wien ihm erlaubten wieder zurückzukehren.

In der Gemeinderaths-Sigung vom 13. October wurde Sterner's Ansuchen, zur Ernennung einer Commission, welche die von Sepp verfertigten Zünder untersuchen soll, angenommen, und K u ben ik und Wúr t h dazu bestimmt.

Kaiser erstattete Bericht über seine Sendung zum General Matausched, betreffend die Abholung der Militär-Effekten aus den Kasernen. Die Note des Generals Matauscheck wurde von dem Gemeinderathe dem Nationalgarde-Ober-Commando und dem Ministerium mitgetheilt.

Zwei Garden von Fünfhaus machten dem Gemeinderathe die Mittheilung, daß die Nationalgarden von der Umgebung Wien's von den Truppen des Bans entwaffnet werden, worauf Martyrt's Antrag, daß die einlaufenden Berichte von einer Commission geprüft werden sollen, ob sie so wichtig sehen, daß durch dieselben die Plenar-Sizungen unterbrochen werden, angenommen wurde.

Stifft berichtete dem Gemeinderathe, daß ihm beim Ausschusse des hohen Reichstages nachfolgende offizielle Mittheilungen gemacht worden seyen: Ban Jellačič habe sich in einer Note an den Reichstag dahin geäußert, er wolle durchaus nicht die Constitution verlegen, sondern nur der Anarchie steuern; worauf der hohe Reichstag erwiedert habe, daß in Wien - keine Anarchie herrsche, und die allgemeine Volksbewaffnung bloß die

Folge seiner Anna

herung sey, ferner: daß vom Abgeordneten Löhner eine telegraphische Depesche eingelangt sey, daß weder Jellačič noch Auersperg die Stadt an= greifen dürfen.

Eine Zuschrift des Ober-Commandanten an den Gemeinderath_bezüglich der Bersorgung der Stadt Wien mit Lebensmitteln, wurde auf Fürstenberg's Antrag der Approvifionirungs-Commission zugewiesen.

Auf Gö ß's Antrag beschloß der Gemeinderath, alle Leichen tragen zu laffen, und das Glockengeläute einzustellen, wovon das Confiftorium und alle Pfarren in Kenntniß gesezt, das Publikum aber durch Plakate verständiget wurde.

Ueber Ansuchen des Ober- Commando wurde an die St. Marger-Linie für die Kämpfenden vom Gemeinderathe Proviant gesendet. Wegen dem Verbieten des muthwilligen Schießens, der Ausstellung von Fleischkarren, und der Verwendung des Holzes im Stadtgraben zu Barrikaden, erließ der Gemeinderath eine Note an das Ober- Commando um Abstellung dieser Unfüge. Ueber einen Antrag wegen Errichtung von Verbandpläßen wurde vom Gemeinderath beschlossen, dieß der medizinischen Fakultät zu überlassen.

Sylvester zeigte dem Gemeinderathe an, daß nach eingeholter Aufklärung der französischen Gesandtschaft Correspondenzen mit den Repräsentanten fremder Mächte, nur durch das Ministerium des Aeußern zu pflegen find, wornach der Gemeinderath beschloß, die unmittelbar an die französische Gesandtschaft gerichtete Note wegen einem Protest gegen ein allfälliges Bombardement der Stadt, derselben durch das Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten mittheilen zu lassen.

Ferner seßte der Gemeinderath eine Commission zusammen, welche die Kaserne in der Alservorstadt zu durchsuchen, Munition und Waffen in Beschlag zu nehmen, und sodann die Gemeinderaths - Siegel an die Thore anzulegen habe.

Die Mitglieder der Approvisionirungs-Commission wurden von der Permanenz im Gemeinderathe befreit, die Commission selbst aber durch die Gemeinderäthe Seywald, Würth und Prack verstärkt.

Brandmeyer's Antrag, daß die Doctoren der Medizin und Chirurgie mit eigenen Abzeichen versehen werden sollen, um in Zeiten der Gefahr ungehindert passiren zu können, wird vom Gemeinderathe angenommen, die Wahl des Abzeichens aber der medizinischen Fakultät überlassen.

Die Gemeinderäthe Mannert, Koch, Funt suchten um Urlaub an, Langer und Böh legten die Stelle als Gemeinderäthe zurück; wurde bewilliget, und gleichzeitig beschlossen, daß vom Gemeinderath die Zeit, wann die neuen Wahlen auszuschreiben sind, später bestimmt werde *).

*) Siehe Herrmann's Antrag bezüglich der auszuschreibenden Wahlen.

Dem Gemeinderathe wurde die Anzeige gemacht, daß die Bewohner mehrerer Gegenden um Tuln eine Sammlung von Lebensmitteln veranstaltet haben, welche bereits hier eingetroffen sind, und zugleich wurde auch ein Betrag von 12 fl. 51 kr. C. M. übergeben.

Die Lebensmittel wurden der Approvisionirungs- Commission zugewiesen, und beschlossen, den betreffenden Gemeinden öffentlich durch die Wiener Zeitung den Dank auszusprechen.

Ein Vorschuß von 183 fl. 20 kr. C. M. zur Erhaltung unbemittelter Garden wurde vom Gemeinderathe bewilliget, und gleichzeitig beschlossen, sich mit dem Ministerium ins Einvernehmen zu sehen, daß die Garden auch dann den ihnen zugesicherten Betrag von 20 kr. C. M. während den Tagen der Gefahr erhalten, wenn sie auch in ihren eigenen Bezirken verwendet werden.

Ueber eine Zuschrift des Ober-Commando um eine Mobilar-Einrichtung von zehn Zimmern im Betrage von 600 fl., beschließt der Gemeinderath, es soll die Hofmobilien - Direction schriftlich ersucht werden, das nöthige Mobilar herzuleihen.

Ein ferneres Ansuchen des Ober-Commando um die Beiordnung einiger Rechnungsbeamten, wurde vom Gemeinderathe bewilliget.

Ueber eine Zuschrift des Ministeriums der öffentlichen Arbeiten, zur Untersuchung wegen einer Uebervortheilung des Aerars, dem Landrathe Bo in s ki zwei Mitglieder des Gemeinderathes beizugeben, wurden die Herren Brandl und Gürth zu dieser Commission vom Gemeinderathe bestimmt.

In Folge einer Anzeige Förster's, daß die Bewohner der Häuser in der Nähe der Universität wegen der daselbst befindlich seyn sollenden großen Vorräthe von Pulver in Angst seyen, beschloß der Gemeinderath, das NationalgardeOber-Commando zu ersuchen, in dieser Beziehung eine dringende Ermahnung zur Vorsicht zu erlassen.

Hermann's Antrag, daß in den Bezirken, wo Doppelwahlen, oder Zurücklegung der Wahlen vorgekommen sind, alsogleich neue Wahlen ausgeschrieben werden sollen, wurde vom Gemeinderathe angenommen *).

In der Nacht feuerten die Wiedner auf die Truppen, einige Kanonenschüsse in die Vorstadt gesendet, machten dem zwecklosen Angreifen ein Ende.

Die allg. österr. Zeitung schrieb: „Wien mit seinen 80,000 bis 100,000 bewaffneten tapfern Bürgern wird ein blutiges Wort zu Gunsten der Freiheit aller Völker mitsprechen. Ewig wird der Ruhm der von den Todten so glorreich auferstandenen Wienern in der Geschichte zur Nachahmung für alle Völ

*) Der Gemeinderath beschloß in ein und derselben Sigung, daß die Wahlen der ausgetretenen Gemeindeglieder erst später — und alsogleich ausgeschrieben werden sollten. —

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