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Die ergriffenen Mittel, um die Faktion Kossuths in Ungarn niederzudrücken, dienten der limsturz-Partei zum Vorwande, unter der Bevölkerung Wiens und an anderen Erten ein von der magyar schen Propaganda erzeugtes Mißtrauen in die Absichten der Regierung zu nähren. Im demokratischen Vereine war das Bündniß mit der Faktion Kossuths geschlossen, und der Plan ausgehegt, auf revolutionärem Bege das Ministerium zu stürzen, Ungarn zur Selbstständigkeit zu verhelfen, und die Republik anzubahnen. Die radikale und die Umsturz-Partei schrie fortwährend über Reaktion und Verrath, wählte endlich höchst verdammliche Mittel, um ihre Zwecke zu erreichen. Sie verführte das Volk und sie machte die October-Revolution, welche durch den in der Masse des Volkes fehlenden Sinn für Geseß, Ordnung und wahre Freiheit, und durch den Mangel an politischer Bildung, endlich durch Mangel an Disciplin der Nationalgarde möglich gemacht wurde.

Der demokratische Verein, welcher von dem damaligen ungarischen Unterstaats-Secretär Pulszky, Behufs Bestechung und Erzeugung einer Revolution in Wien fünfmalhunderttausend Gulden erhalten haben soll, trug das meiste bei, die magyarische Banditen-Politik Kossuths in Wien zu unterstüßen.

In Folge des im demokratischen Vereine beschlossenen Planes verleitete die Umsturzpartei das deutsche Grenadier-Bataillon, welches zum Abmarsche nach Ungarn bestimmt war, durch Weiber, Getränke und Dukaten zur Widerfeßlichkeit, die Abtheilungen der Wiedner-, Gumpendorfer-, Neubauer- und Hundsthurmer Nationalgarde-Compagnien unterstüßten solche, indem sie ohne Befehl des OberCommando ausrückten, die Widerseßlichen geleiteten und in Schuß nahmen, und dieß war die Fortseßung der längst da gewesenen Anarchie, diese hatte mittelbar die Gräuel des 6. Octobers zur Folge.

Hiezu kam noch im Reichstage und in Ungarn die nationale Spaltung und Gehäßigkeit, und der Kappzaum der Geschäftsordnung des Reichstages, um das Berk des Fortschrittes zu hemmen und leeres Gezänke zur Tagesordnung zu machen. Die Mitglieder des Reichstages, die öffentlichen Blätter, die magyarische Partei, die deutschen, magyarischen und italienischen Umstürzlinge bemühten sich, die Kluft zwischen den Nationalen zu erweitern, und häuften ungerechte Schmach auf die der Dynastie und der geseßlichen Ordnung treu gebliebenen Slawen, wodurch sie den Haß gegen dieselben häuften, dadurch aber den Haß und Verachtung des Kernes der österreichischen Völker auf sich selbst luden. Die Masse des Volkes durch die radikale Presse, durch die Umsturzpartei, durch die Anmaßungen der Ragyaren aufgeheßt, witterte überall Reaktion und Camarilla-Umtriebe, suchte die Ursache der Zögerung jeder Reform und des Verfassungsbaues bei der Regierung, während sie auch bei den Schreiern des Reichstages lag.

Um aber zu zeigen, welchen Antheil die Preßfrechheit an den Ereignissen des Oktobers genommen und welche Vorbereitungen zu derselben gemacht worden sind,

braucht man nur die Flugschriften und Journale zur Hand zu nehmen. Nachstehendes Gedicht ist eines derjenigen, die auffallend genug sind, daß sie zur Charakteristik der Journale dienen:

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A la lanterne!!

Sie lernen Nichts, fie lernen Nichts

Die Herr'n Hochwohlgeboren!

Bergeblich schmettert des Gerichts (!)
Posaune ihren Ohren,

Daß golden nur aus schwarzer Nacht,

Das morgenroth der Freiheit lacht

Nach blutig (!) schweren Wehen,
Sie mögen's nicht verstehen!

Weil denn die Herr'n von beffer'm Blut

Die neue Zeit nicht lernen,

So hängt die Herren kurz und gu
Hoch, hoch! an die Laternen! (!!)

Der Fürsten feile Dienerschaar,

Der Troß der Schergenknechte,
Sie lernen nicht troß grauem Haar
Der Menschheit ew'ge Rechte;

Daß es des Mannes unwerth sey,
In ange stammter Hundetreu *)
Den eignen Sinn zu knechten,
Und für Tyrannen fechten.

Sie lernen Nichts, denn Sklavenbrut

Wird Freiheit nimmer lernen,

Drum hängt die Buben kurz und gut

Hoch, hoch! an die Laternen!

8 liegt ein Student gebettet,
Gar tief im kühlen Grund;

Es weicht nicht von dem Grabe,
Sein alter treuer Hund!

Der arme gute Pudel,

Wie hungert er so sehr, Doch bleibt er bei dem Hügel, Folgt keinem Herrn mehr! Du bleicher, todter Jüngling,

Du fielst im letzten Streit, Und hast Dein frisches Leben,

Dem Freiheitsrausch geweiht!

Sie lernen Nichts, die Gottes Wort Noch wähnen uns zu künden;

Daß Pfaffentrug und Geistesmord

Die größten aller Sünden!

Daß einer neuen Sonne Licht (?)
Des alten Irrwahns Fesseln bricht,
Daß man zur Gottheit bete

Nur an der Freiheit-Stätte.

Das wird in blinder Glaubenswuth

Kein Pfaffe jemals lernen,

Drum hängt die Pfaffen kurz und gut
Hoch, hoch! an die Laternen!

Sie lernen nicht, sie lernen nie,

Die Kron' und Purpur tragen;
Des Schicksals Rächerfaust hat sie
Mit Blindheit ganz geschlagen.

Sie träumen noch die alte Zeit:
Im Blut (?) des Volks die Herrlichkeit
Des Purpurs neu zu baden,

Die Herrn von Gottes Gnaden!

Weil kein Tyrann in Gnad' geruht,
Des Volkes Recht zu lernen:

Hängt Tyrannen kurz und gut
Hoch, hoch! an die Laternen!

Mein deutsches Volk! so lerne Du
Dein eigenes Heil verstehen, ( weh!)
Laß' nicht in träger Rast und Ruh'
Die Freiheit untergehen.

Der Feinde Losungswort ist - Blut,
Sie stehen im Dunkeln auf der Hut,
Sie schmieden neue Ketten!

Ihr Blut (!) nur kann dich retten!

Du brachest deinem Kaiser,
Des Unterthanen Schwur,

Doch sieh, dein armer Fido,

Dient einem Herrn nur!

Wie schade um dein Leben,

Das keinen Ruhm erwarb!

Wohl treuer stirbt der Pudel,
Als sein Besiß er starb!

Weyl (G. Nr. 8).

Wie schwer's auch sei! Mit starkem Muth,
Mein Volk, du mußt es lernen: (Hängen?)

Tyrannen, Pfaffen, Sklaven brut,
Hoch, hoch! an die Laternen!

mert

Dieses Gedicht erschien abgedruckt im politischen Studenten-Courier vom 4. October, Nr. 91, redigirt von Adolf Buchheim und Oscar Falke; würdig dadurch, daß zwei Tage darauf das fanatisirte Volk am Hof, deutsch à la lanterne rief. Merkwürdig! daß aber auch in weit entfernten Städten der Tod Latours provocirt ward und zwar zu derselben Zeit, als die That geschah.

Die Ermordung von Lichnowski und Auerswald in Frankfurt, die eben so gräßliche als barbarische Ermordung Lambergs in Pesth, ging von der BanditenPolitik der Radikalen und Republikaner als Programm voraus. *)

Unter dem Einflusse eines solchen Reichstages, eines großen Theiles seiner Mitglieder, solcher Regierungs-Organe, solcher Presse, solcher Nationalgarde und -akademischen Legion, ward das durch auswärtige Agenten, Franzosen, Schweizer, Magyaren, Italiener, Polen, Preußen und viele andere Pangermanisten organisirte Drama des Octobers hervorgerufen.

Um die kommenden Ereignisse besser überblicken zu können, ist es zur gründlichen Verständniß unerläßlich, nachstehende Uebersicht des Personalstandes der am 6. October in Wien fungirenden Autoritäten vorangehen zu lassen.

Ministerium.

Conseils-Präsident, Minister des Hauses und des Aeußern: Fr. v. Wessenberg. Minister des Innern: Freiherr v. Doblhoff.

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der Justiz Alexander B a ch.

" des Krieges: Graf Latour.

der Finanzen (prov.): Freiherr von Kraus.

des Handels: Theodor Hornbostel.

des Unterrichts (prov.): Freiherr von Doblhoff. der öffentlichen Arbeiten: Theodor Hornbostel. Unterstaatssekretär im Finanz-Ministerium: Freiherr von Stifft.

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im Ministerium des Unterrichts: Freih. v. Feuchtersleben. Ein Correspondent aus Pesth schrieb nach Wien unterm 4. October:,,Endlich hat die Sache der Magyaren noch eine legte Hoffnung auf den guten Geist der Wiener die sich das Losrücken der Kroaten so nabe gegen die Hauptstadt doch sicherlich nicht gefallen lassen. Also um Gotteswillen eine hübsche Revolution dort oben, und Ungarn ist gerettet!!

(Vergl. Abendb. d. W. Z. Nr. 177, Extrablatt.)

Vorstand der constituirenden Reichsversammlung.

Präsident: Anton Strohbach.

1. Vicepräsident: Franz Smolka.

Links. 15.

2. Bicepräsident: Josef Ritter von Lasser. Links. 83.

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5.

Links Rechts

Namen

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Cavalcabó, Eduard Baroni di " 6. Zwikle, Lukas

Abgeordnete.

Charakter Wahlbezirk| Land

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