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Und nun folgte eine Szene die schwer wiederzugeben ist:

Man riß den halbtodten, schrecklich blutenden Grafen aus dem Wagen, und schleifte ihn über die Brücke — die Blutspur war bis in die Stadt zu verfolgen. Man durchstach ihn mit Bajonetten - schnitt ihm Glieder mit den Sensen ab, schlißte ihm den Leib auf, daß die Eingeweide herausquollen.

In der großen Bankgasse angelangt, wurde der Leichnam des Ermordeten, Verstümmelten, vom Pöbel in Empfang genommen. Man zerrte und riß ihn. hin und her seine ganze Kleidung wurde buchstäblich in Feßen gerissen, man zerstampfte ihn mit den Füssen — spießte ihn auf Bajonnete und zeigte die geschändete Leiche dem teuflisch jubelnden Pöbel.

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Ein Ruf, den ich hier nicht wiederholen will, erschallte in einer Stadt, die 70,000 deutsche Einwohner zählt!

Ich möchte rasen vor Wuth!

Ich schäme mich ein Deutscher zu seyn wenn man ungestraft den deutschen Namen so lästern darf.

für

Und deutsche Jünglinge ziehen hinab, für die Magyaren zu streiten dieselben Magyaren, die den Deutschen mit allem Ingrimme fanatischer Leidenschaft hassen.

Die armen verblendeten Wiener Akademiker find zu beklagen, fie tödten ihr eigenes Geschlecht sie helfen die deutsche Nationalität in Ungarn vernichten. Endlich langte der Menschensturm am Invalidenpalais an. Dem Körper des Grafen Lamberg in dem man mit Mühe die Menschengestalt erkannte, und dem die lezten Fezen vom Leibe gerissen waren, wurde ein Strick um den Hals gebunden, in diesem Zustande wollte man ihn auf einen Laternpfahl aufhängen.

Die Nationalgarde verhinderte es die geschändete Leiche wurde in's Invalidenpalais gebracht, und von dort während der Nacht in's Rochusspital geschafft.

Der Mörder, von dem man sagte, er sei ein Deutscher, wurde jubelnd durch die Stadt geführt, ihmEljén zugerufen, und der blutige Säbel vor ihm hergetragen. Zur Ehre des deutschen Namens sey es gesagt, der Mörder war kein Deutscher, sondern ein Ungar, der in Wien Medizin studirte.

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Und nun deutsche Männer, Bürger Wiens gehen Euch endlich die Augen auf, welch' frevelndes Spiel die Magyaren spielen?

Ringt sich nicht ein Schrei des Entseßens aus Eurer Brust, ob dieser namenlosen Schandthaten an einem deutschen Manne verübt. Welch' Gefühl muß Euch ergreifen, wenn ihr vernehmt, mit welchen Lästerungen der deutsche Name bei dem schändlichsten Bubenstücke belegt ward?

Wird man endlich glauben, daß die dünkelhafte Anmassung der Magyaren, ihr unerträglicher Uibermuth die Schilderhebung aller Nichtmagyaren hervorge= rufen hat?

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Wird man nach dieser Gräuelszene in der Hauptstadt des Landes, unter den Augen der Behörden ausgeführt, die gar keine Vorkehrungen getroffen hatten, endlich glauben, daß die Magyaren die griechischen Tempel im Banate geschändet, und durch Mord, Sengen, Plündern und ungeseßliches Hängen die Nichtmagparen zur Verzweiflung gebracht haben?

Wem jest die Augen nicht aufgehen. - der wird nie sehen.

Für diejenigen, welche in den leßten 6 Jahren, wenn auch nur wenige Woden, in Ungarn, namentlich in Pesth-Ofen gelebt, und sich um die Stimmung der Deutschen und der andern Nichtmagyaren bekümmert haben, hätte es eines solchen himmelschreienden Beispiels nicht bedurft, um einzusehen; daß diese 4 Millionen Magyaren die im Ungarlande lebenden 11 Millionen Nichtmagyaren in ihrer Nationalität auf jede Weise drücken, schmähen und tyrannisch dahin streben und wirken, diese 11 Millionen Nichtmagyaren zu zwingen, die ungarische Sprache zu erlernen, und sie somit zu Magyaren zu machen!

Aber der Arm der Nemesis streckt sich schon nach dem herrschsüchtigen Bolte aus.

Die 11 Millionen Slawen in Norden und Süden, in Osten und Westen werden nach solcher Schandthat noch gewaltiger sich erheben, wie sie es bereits gethan, die Gleichberechtigung aller Nationalitäten herstellen, und den Magyaren die Herrschaft aus den Händen reißen.

Nach der Mordthat zürnte selbst der Himmel dunkle Wolken zogen sich zusammen, ein heftiger Sturmwind heulte, und der niederprasselnde Regen trieb die Haufen in die Wirthshäuser, wo die Magyaren in unüberschwenglicher Suada ihren Heldenmuth priesen und sich in den Himmel erhoben. - Ist's vielleicht der Heldenmuth, dem zufolge sie das Land an der Drau bis Stuhlweissenburg ohne Schwertstreich dem Feinde preisgeben? Die Patrouillen gingen die ganze Nacht. - Die Nationalgarde war fortwährend unter Waffen. Auf Polizeibefehl mußte jedes Fenster der Stadt die ganze Nacht hindurch beleuchtet seyn.

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"Gott" sagen sie wenn jest der Banus fame!"

Alle haben die Ahnung, das Geschehene werde nicht ungeahndet bleiben. Heute flüchtet sich von Pesth, was sich flüchten kann.

Die Wiener Legion ist Willens zurückzukehren — man will ihr nicht halten, was in Wien von den Magyaren ausgesprochen wurde.

Die Wiener, welche jezt mit den Magyaren zusammen leben, werden bald bitter erfahren, woher hier zu Land der Wind weht — und die unbegreiflich verblendete Sympathie für die Magyaren auf Kosten der Nichtmagyaren runter auch leider viele Deutsche find, — wird schnell ihr seliges Ende finden. Gott gebe es!"

Soviel aus Pesth vor der Wiener Oktober-Revolution.

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Se. Majestät haben, durch die in Ungarn vorgefallenen Ereignisse veranlast, folgende Beschlüsse *) gefaßt:

Königliche Verordnung.

Ich ernenne Meinen Feldzeugmeister und Capitän-Lieutenant der Ungarischen Leibgarde, Adam Freiherrn Recsey v. Recse, zu Meinem Ungarischen Minister-Präsidenten mit dem Auftrage, ein neues Ministerium zu bilden. Schönbrunn am 3. Oktober 1848. Ferdinand m. p.

Adam Recsey m. p.

Königliche Verordnung

an die Vorsteher sämmtlicher Ungarischer Jurisdiktionen. Nachdem vermöge Unseres hier angebogenen an den Landtag gerichteten allergnädigsten königl. Neskriptes das Königreich Ungarn in so lange, als die gestörte Ordnung und der Friede nicht zurückgekehrt seyn wird, unter die Kriegsgeseße gestellt ist, befehle Ich Ihnen, daß Sie Unser vorerwähntes königl. Reskript,

*) An demselben Tage erschten in Mahler's Freimüthigen" eine jener graßen Lügen, welche die Journale dem Publikum für Conv. Münze verkauften. Diese Lüge wurde als wahr geglaubt und lautet:,,Neuestes. Riesige Schlacht zwischen Ungarn und Jellachich. Um 6 Uhr Abends kam ein Courier mit der zerschmetternden Nachricht, daß Jellachich bei Szeredes auf Pontons über die Donau gegangen. In der Ebene bei Pesth erwartete ihn das ungarische Heer todesmuthig. Es entspann sich ein Kampf, furchtbar, wie ihn die Welt noch nicht gesehen; auf der einen Seite der kampfgeübte Soldat, auf der andern der glühende Patriot — bereit für das Vaterland zu sterben! Mann an Mann wurde gekämpft 24 Stunden raste die Schlacht 10,000 Ungarn und 15,000 Kroaten deckte das Schlachtfeld der Rest des kroatischen Heeres zerstob nach allen Winden; kaum wird ein Mann das Wasser der Drau wieder trinken! — Fünfundzwanzig= tausend Todte! Wehe dem, der diese Blutschuld zu verantworten hat!!!"

Solche Kost wurde dem Wiener Lesepublikum von Burschen gereicht, die die polttischen Freunde der Kossuthianer waren.

in den bei den verschiedenen Jurisdiktionen gebräuchlichen Sprachen bekannt machen lassen und Ihren ämtlichen Vorgang unter strenger Verantwortung diesem gemäß einrichten.

Schönbrunn am 4. Oktober 1848.

Ferdinand m. p.

Adam Recsey m. p.

Königliches Reskript.

Wir Ferdinand der Erste, konstitutioneller Kaiser von Desterreich, König von Ungarn und Böhmen, dieses Namens der Fünfte; König der Lombardei und Benedigs, von Dalmatien, Croatien, Slavonien, Galizien und Lodomerien und Illyrien; Erzherzog von Oesterreich; Herzog von Lothringen, Salzburg, Steiermark, Kärnthen, Krain, Ober- und Niederschlesien; Großfürst von Siebenbürgen; Markgraf von Mähren; gefürsteter Graf von Habsburg und Tyrol 2. 2.

Ungarns, des Großfürstenthums Siebenbürgen, so wie aller Nachbarländer Reichsbaronen, kirchlichen und weltlichen Würdenträgern, Magnaten und Repräsentanten, die auf dem von uns in der königl. Freistadt Pesth zusammenberufenen Reichstage versammelt find, Unsern Gruß und Unser Wohlwollen.

Zu unserem tiefen Schmerz und Entrüstung hat das Repräsentantenhaus sich durch Ludwig Kossuth und seine Anhänger zu großen Ungeseßlichkeiten verLeiten lassen, sogar mehrere ungeseßliche Beschlüsse gegen Unseren königlichen Willen zum Vollzuge gebracht, und neuerlich gegen die Sendung des von uns zur Herstellung des Friedens abgeordneten k. Commissärs, Unseren FeldmarschallLieutenant Grafen Franz Lamberg, bevor derselbe nur unsere Vollmacht vorzeigen konnte, am 27. September einen Beschluß gefaßt, in Folge dessen dieser Unser königlicher Commissär von einem wilden Haufen auf öffentlicher Straße mit Wuth angegriffen und auf die grauenvollste Weise ermordet wurde. Unter diesen Umständen sehen Wir Uns, Unserer königlichen Pflicht zur Aufrechthaltung der Sicherheit und der Geseße gemäß, genöthigt, folgende Anordnungen zu treffen, und deren Vollziehung zu befehlen:

Erstens: Lösen Wir hiermit den Reichstag auf, so, daß nach Veröffentlichung unseres gegenwärtigen Allerhöchsten Reskriptes derselbe alsogleich seine Sigungen zu schließen hat.

Zweitens. Alle von uns nicht sanktionirten Beschlüsse und Verordnungen des gegenwärtigen Reichstages erklären Wir für ungefeßlich, ungültig und ohne aller Kraft.

Drittens. Unterordnen Wir dem Oberbefehle Unseres Ban's von Croa= tien, Slavonien und Dalmatien, Feldmarschall-Lieutenants Baron Josef Jellachich, hiermit alle in Ungarn und seinen Neben ländern, so wie in Siebenbürgen

liegenden Truppen und bewaffneten Körper, von welch' immer Gattung, gleichviel, ob diese aus Nationalgarden oder Freiwilligen bestehen.

Biertens. Bis dahin, wo der gestörte Friede und die Ordnung im Lande hergestellt sind, wird das Königreich Ungarn den Kriegsgeseßen unterworfen, daher den betreffenden Behörden die Abhaltung von Comitats-, städtischen oder DistrictsCongregationen einstweilen eingestellt wird.

Fünftens. Unser Banus von Croatien, Slavonien und Dalmatien, Josef Baron Jellachich, wird hiermit als bevollmächtigter Commissär Unserer königlichen Majestät abgesendet, und ertheilen Wir ihm volle Macht und Wirksamkeit, damit er im Kreise der vollziehenden Gewalt die Befugnisse ausübe, mit welchen er in gegenwärtigen außerordentlichen Umständen als Stellvertreter Unserer königlichen Majestät begleitet ist.

In Folge dieser Unserer Allerhöchsten Bevollmächtigung erklären Wir, daß all dasjenige, was der Banus von Croatien verordnen, verfügen, beschließen und befehlen wird, als mit unserer Allerhöchsten königlichen Macht verordnet, verfügt, beschlossen und befohlen anzusehen ist; daher Wir auch allen kirchlichen, Civilund Militärbehörden, Beamten, Würdenträgern und Bewohnern, weß immer Standes und Ranges Unseres Königreiches Ungarn, Siebenbürgens und aller Nebenländer, hiermit allergnädigst befehlen, daß sie den durch Baron Josef Jellachich als Unseren bevollmächtigten königl. Commissär unterschriebenen Befehlen in Allem eben so nachkommen und gehorchen, als sie unserer königlichen Majestät zu gehorchen verpflichtet sind.

Sechstens. Insbesondere tragen wir unserem königlichen Commissär auf, darüber zu wachen, daß gegen die Angreifer und Mörder Unseres königl. Commissärs, Grafen Franz Lamberg, so wie gegen alle Urheber und Theilnehmer an dieser empörenden Schandthat nach der vollen Strenge der Geseze verfahren werde.

Siebentens. Die übrigen laufenden Geschäfte der Civil-Verwaltung werden einstweilen von den, den einzelnen Ministerien zugewiesenen Beamten nach Vorschrift der Geseße geführt werden.

Wie sofort die Einheit der Wahrung und Leitung der gemeinsamen Interessen der Gesammt-Monarchie auf bleibende Weise hergestellt, die gleiche Berechtigung aller Nationalitäten für immer gewährleistet, und auf dieser Grundlage die Wechselbeziehungen aller unter Unserer Krone vereinig: en Länder und Völker geordnet werden sollen, wird das Geeignete mit Zuziehung von Vertretern aller Theile berathen und im gesetzlichen Wege festgestellt werden.

Gegeben zu Schönbrunn den 3. October 1848. Ferdinand m. p.

Adam Recsey m. p.

Minister-Präsident.

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