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daß alle seine früheren Freunde nichts merkten; er suchte und gewann die Freundschaft des jungen Kaisers. Während der Herzog von Württemberg, der auch mit den Franzosen gehalten, es aber verschmäht hatte, dem Kaiser entgegen zu reisen, auf dem Reichstage zu Worms 1521 recht ungnädig behandelt wurde, wurde unser Herzog mit der Ehre eines „Kaiserlichen Rats" ausgezeichnet und bekam ein jährliches Gehalt von 1500 Gulden rhein. 29)

Hatte Herzog Heinrich sich so mit dem Hause Habsburg ausgesöhnt, so versäumte er doch keine Gelegenheit, durch Bündnisverträge sein Land gegen Überfälle und Angriffe zu sichern. Es wurde nämlich im Jahre 1524 ein dauerndes Bündnis zwischen dem Könige von Polen an einem und den Herzögen von Mecklenburg und Pommern am anderen Teile geschlossen. Es waren zunächst verwandtschaftliche Verhältnisse, welche die Fürsten zusammenführten. Heinrich war ein Vetter der pommerschen Herzöge Barnim XI. und Georg I.; lezterer hatte ebenso wie er eine pfälzische Prinzessin zur Gemahlin und war also auch sein Schwager. Die Pommern aber waren die Neffen des Polen= königs Sigismund I. Die Herzöge versprachen dem König von Polen, ihm gegen jeden Feind des Königreiches beizustehen, keinen feindlichen Truppen den Durchzug zu gestatten, zur Aufrechterhaltung des Landfriedens ein Bundesgericht einzusehen, dessen Richter alle drei Jahre zusammenkommen sollten, um den Unterdrückten Recht zu verschaffen, zuleht, ohne Wissen und Rat aller Teile keinem Feinde den Krieg anzukündigen. Polen versprach den Herzogtümern mit 2000 Knechten und 600 gerüsteten Pferden nebst dem zugehörigen Geschüß Hülfe, Mecklenburg sicherte seinerseits eine Hülfe von 500 Knechten und 200 Pferden zu.

Das Bündnis gewann dadurch an Bedeutung, daß noch im Jahre 1525 Dänemark beitrat. Auch der Herzog von Preußen folgte, der 1525 sein Ordensland säkulärisierte und von Polen zu Lehen nahm; es trat auch Holstein bei, und so war ein großer Teil des nordöstlichen Deutschlands im Bündnis geeint. 30)

Dieses Bündnis mit einem anderen Bunde in Beziehung und engere Verbindung gesezt zu haben, ist das Verdienst Herzog Heinrichs. Zu Hörter war nämlich 1519 der sog. lippesche

Bund geschlossen worden, und zwar von Grafen und Herren, welche an jener Hildesheimschen Fehde keinen Anteil gehabt hatten. Allmählich waren auch die Fürsten eingetreten, welche auf der Soltauer Heide gekämpft hatten, wie Erich und Heinrich von Calenberg und Wolfenbüttel. Besonders letterer bemühte sich eifrig um die Erweiterung des Bundes, indem er im Dezember 1524 Heinrich von Mecklenburg aufforderte, in den Bund einzutreten und auch die Herzöge von Pommern zu gewinnen. Herzog Heinrich trat selbst bei, und es gelang ihm, seine pommerschen Vettern zu bestimmen, auf einer Tagsaßung zu Hannover, in den lippeschen Bund sich aufnehmen zu lassen.

Der allgemeine Zweck des Bundes war „das Gedeihen gemeiner Christenheit, der deutschen Nation Friede, Einigkeit und Wohlfahrt, der Herren und Unterthanen Ehre, Nußen und Gedeihen, besonders aber, daß jeder tugendhaft zu handeln erinnert werde, bei Gleich und Recht bleibe, und vor unrechter Gewalt geschützt werde." Die besonderen Zwecke waren: Keiner sollte des anderen abgesagter Feind werden, und keiner den Angreifenden hausen, hofen, äßen, tränken, beherbergen, geleiten oder mit Truppen unterstügen. Keiner soll zu thätlicher Handlung greifen, sondern dem Spruch des Schiedsgerichtes sich fügen. Man will Handel und Gewerbe schüßen, auch die Ritterschaft bei Gleich und Recht erhalten, Bürgern und Bauern zum Rechte verhelfen.

Am 16. Dezember 1525 unterschrieb Herzog Heinrich den Bündnisvertrag und verpflichtete sich zur Stellung der kleinen Hülfe von 75 Pferden und 150 Mann zu Fuß. Am 12. März 1526 trat in den Bund auch Kurfürst Johann von Sachsen, Heinrichs Schwager, ein. Indem aber Sachsen in demselben Jahre mit Preußen ein Bündnis schloß, reichten fast sämtliche Fürsten Norddeutschlands einander die Hände: Der lippesche Bund und seine Mitglieder, der polnische und seine Teilnehmer; aber Herzog Heinrich gehörte beiden an und nahm also teil an den umfassenden Bestrebungen zur Kräftigung Norddeutschlands. 31)

Aber nahmen die Bündnisse auch Rücksicht auf die Religionssache? Der lippesche Bund war zu Ehren Gottes nicht nur, sondern auch zu Ehren seiner Mutter Maria und päpstlicher „Heiligkeit“ aufgerichtet, und die Verbündeten verpflichteten sich, „die Mutter

Gottes und alle Heiligen anrufen und der Dreieinigkeit zu Ehren Messe lesen zu lassen." Nun war aber Johann von Sachsen ein unzweideutiger Anhänger der neuen Lehre, nicht weniger Albrecht von Preußen. Die ganze Vereinigung entbehrte also des inneren Haltes; die Frage der Religion konnte nicht einfach beiseite gesetzt werden, um so weniger als eben Heinrich von Braunschweig nach Spanien geeilt war, um im Auftrage der katholischen Fürsten dem Kaiser Bericht über die Lage in Deutschland abzustatten. Im Mai 1526 kehrte er zurück. Seine Werbung, datiert Sevilla, 23. März 1526, welche er im Namen des Kaisers bei allen Fürsten anbringen sollte, „so der Luterischen Lere nicht anhengig und in den Sächsischen und Nidderländischen Kreysen gesessen sein", mußte endlich Klarheit schaffen, wie die Fürsten sich stellen wollten. Der Kaiser nämlich zeigte seinen Zorn darüber, daß die ,,unevangelische verdampte Kezerische Lere des Martini Luthers im heiligen Reiche teglichen zuneme, dadurch viele Mord, todschlag, unchristliche Gottslesterung und Zerstörung Landt und Leute erfolgt und entstanden seyn." Er will solche Irrlehre mit der Wurzel ausrotten. Deshalb ermahnt er die Fürsten, sich von derselben nicht bethören zu lassen, vielmehr sich gegen sie unter einander zu verbinden. 32)

Es ist ja bekannt, wie die katholischen Fürsten zu Regensburg, zu Dessau und zu Halle in engere Verbindung mit einander traten. Da haben sich auch die evangelischen zusammengeschlossen. Am 12. Juni 1526 sezte Heinrich von Mecklenburg zu Magdeburg seinen Namen unter das Torgauer Bündnis: „Nachdem der allmächtige Gott aus besonderer Vorsehung und durch Güte, Milde, Gnade und unaussprechliche Barmherzigkeit sein heiliges ewiges reines Wort als den einigen Trost, des wir seiner göttlichen Gnade zu Ewigkeit billig dankbar sein sollen, den Menschen wiederum hat erscheinen lassen, so ist doch leider öffentlich am Tage, was viel und mancherhand Praktiken eine Zeit her, sonderlich von den Geistlichen und ihren Anhängern, im heiligen Reich gesucht und fürgenommen sein worden, dasselbig heilig göttlich Wort wiederum zu verdrücken, zu vertilgen und gänzlich aus der Menschen Herzen und Gewissen, so es möglich gewesen wäre, zu reißen." Nun hat zwar der Kaiser den Reichstag nach

Speier ausgeschrieben, um von den Sachen, „das göttliche Wort und der geistlichen und weltlichen Gebrechen gegen einander belangend, aus unvermeidlicher Notdurft zu reden“; sie, die Evangelischen, waren und sind auch erbötig, nach rechtem und christlichem Verstand mit den anderen Ständen des Reiches sich gerne zu vergleichen. Allein von den Katholischen ist bereits ein Bündnis aufgerichtet, damit sie ihre alten beschwerlichen Mißbräuche wider das Evangelinm im Schwang erhalten und die Wahrheit unterdrücken. Nun aber ist es beschwerlich und allen christlichen Herzen erschrecklich, daß die Wahrheit unterdrückt werde und die Lüge herrsche. Darum sind sie als christliche Obrigkeiten schuldig und pflichtig, die Unterthanen vor unbilliger Gewalt zu schüßen, auch getreue Fürsehung zu thun, damit dieselben Unterthanen nit allein mit dem Worte Gottes weiter geweidet, sondern also versehen werden, daß sie dabei bleiben und vor Gewalt beschützt werden. Darum sezt man Leib und Gut, Land, Herrschaften, Leut und alles Vermögen bei einander, man will Hülfe und Rettung bringen, so stark man immer vermag, wenn jemand seiner Religion wegen beschwert und angegriffen wird. Die Fürsten waren: Kurfürst Johann von Sachsen, die Herzöge Philipp, Otto, Ernst, Franz von Braunschweig und Lüneburg, Landgraf Philipp von Hessen, Herzog Heinrich von Mecklenburg, Wolf, Fürst zn Anhalt, Gebhard und Albrecht, Grafen zu Mansfeld. 33)

Durch die Teilnahme an dem evangelischen Torgauer Verteidigungsbündnis hatte Herzog Heinrich Partei genommen und zwar gegen den Kaiser. Das konnte für ihn leicht verhängnisvoll werden, insofern als Albrecht am östreichischen Hofe seine Erbteilungspläne durchzusehen suchte, und zwar nicht ohne Erfolg. Am 15. Februar 1527 übergab der Kaiser dem Markgrafen Joachim dem Jüngern von Brandenburg ein Kommissorium, die Brüder zu vergleichen. Am 12. Mai schrieb gar Ferdinand an Herzog Heinrich und forderte ihn höflich, aber bestimmt zur Teilung auf. Am 29. Juni schrieb der Kaiser, daß er Ernst von Lüneburg und Graf Ulrich zu Helfenstein beauftragt habe, die Teilung des Landes, aller Städte, Schlösser, Märkte, Flecken, Dörfer, auch der Ritterschaft und des Adels vorzunehmen.34)

So sollte also Albrecht mit Hülfe seiner katholischen Freunde

zum Ziel kommen! Kurfürst Johann schrieb in jenen Tagen nach Mecklenburg an seinen Schwager Heinrich: „Ich hore nit gern deines brudern herzog albrechts thoricht beginnen; es were auch besser underlassen gewest; aber ich habe almentage gehort und yst ein sprichwort: narenspil wyll raum haben." Dennoch konnte Herzog Heinrich die Pläne seines Bruders nur dann durchkreuzen und die Erbteilung verhindern, wenn er die Opposition gegen die katholische Partei fallen ließ oder zum mindesten neutral sich verhielt. Und so beginnt im Jahre 1527 die Neutralitätspolitik, welche der Herzog bis in sein vorlegtes Lebensjahr beobachtet hat. Wenn auch diese segensreich für Mecklenburg gewesen ist, da die kriegerischen Unruhen das Land verschonten, so war sie anfänglich doch nicht ohne Gefahr. Wir erinnern uns der halben unhaltbaren Stellungnahme des Herzogs zur Reformation in seinem Lande daheim; das Wormser Edikt wurde auch von ihm nicht durchgeführt, mochte er auch die alten Ceremonien nicht antasten, die Geistlichkeit schüßen, den Landfrieden aufrecht halten! 35)

So erklärt es sich, daß Heinrich nicht unter den protestierenden Ständen 1529 auf dem Reichstage zu Speier war. Er unterschrieb auch nicht die Augsburgische Konfession, obwohl er auf dem Reichstage anwesend war. Er ging mit in dem Zuge der Fürsten, welche „mit perlin geschmücken und gulden ketten fast köstlich beklaidt, die pruck in stiffel und sporn auffen zu dem kaiserlichen stul gingen,“ um die Belehnung der Herzöge von Pommern vom Kaiser zu erbitten.36) Herzog Albrecht aber zeichnete sich aus, indem er eine zierliche Anrede an den Kaiser hielt.

Eine Gesandtschaft der schmalkaldischen Bundesgenossen, welche Norddeutschland bereiste, kam auch nach Mecklenburg. Allein Herzog Heinrich verweigerte den Beitritt und ließ nur erklären, daß er nichts Feindseliges gegen den Bund im Sinne habe. Auch noch später, 1536, hielt er sich fern. Es wird erzählt, daß er schon sein Pferd bestiegen habe, um zu einem Versammlungstage nach Schmalkalden zu reisen; allein sein Kanzler Kaspar von Schöneich soll dem Perde in die Zügel gefallen sein und die Abreise verhindert haben. 37)

In Heinrichs persönlicher Stellung trat mit dem Anfang des Jahres 1533 ein Wandel ein. Noch zu Weihnacht 1532 ließ er sich die Messe celebrieren, und bald darauf schrieb sein Bruder,

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