Abbildungen der Seite
PDF
EPUB

Bur Erklärung des Bildes.

Von den beiden Fürsten vor dem Zelte ist der stehende Herzog Johann Albrecht, der sigende Herzog Heinrich; rechts auf den Stufen des Thrones steht Herzog Magnus, Sohn des Herzogs Heinrich, Administrator des Bistums Schwerin. Der Sprecher im Vordergrunde ist der Kanzler Johann Albrechts, Johann von Lucka. Links von ihm stehen die beiden lutherischen Superin= tendenten, Johann Riebling von Parchim und Gerd Omeken von Güstrow, hinter ihnen lutherische Geistliche und Professoren der Universität Rostock, links im Vordergrunde einige katholische Geistliche. Rechts schließt sich an das Zelt neben einigen Adligen aus der unmittelbaren Umgebung des Fürsten die Gruppe der Bürgermeister an. Rechts im Vordergrunde, durch die Warnow von der übrigen Versammlung getrennt, ist die Ritterschaft durch eine Anzahl Vertreter in Waffenrüstung dargestellt. Die Brücke rechts im Hintergrunde ist die bei Sagsdorf, die Kirche links die von Sternberg. An der Spite des Gewölbebogens sind die Wappen der drei Kreise, des mecklenburgischen, wendischen und stargardischen abgebildet, zu beiden Seiten davon am Rande des Bogens die Wappen der hervorragendsten mecklenburgischen Adelsgeschlechter der damaligen Zeit; die Wappen unterhalb des Gemäldes sind von links nach rechts die der sechs Städte: Rostock, Wismar, Neubrandenburg, Güstrow, Parchim, Schwerin.

(Nach Wagner, Bilder aus der mecklenburgischen Geschichte und Sagenwelt. Berlin 1900. S. 33.)

Erstes Kapitel.

Die Jugend des Herzogs.

Am 3. Mai 1479 wurde dem Herzog Magnus II. und seiner Gemahlin Sophia, einer Herzogin von Pommern, der erste Sohn geboren, welcher am 14. Juni bei der heiligen Taufe den Namen. Heinrich empfing. Gesandte der alten Hansestadt Rostock waren als Paten bei dem Tauffest zugegen, während das benachbarte Hamburg durch eine reiche Spende seine freundlichen Beziehungen zum Lande Mecklenburg bekundete.

Von der Erziehung unseres Heinrich ist recht wenig bekannt. Wir finden ihn im Alter von fünfzehn Jahren auf der Plassenburg bei Nürnberg, also am Hofe des Markgrafen Friedrich von Brandenburg, der mit dem mecklenburgischen Fürstenhause verwandt war. Die friedliche Stille der Plassenburg vertauschte der Prinz bald mit dem geräuschvollen Hofleben in der Umgebung des Kaisers Maximilian. Auf dem Reichstage zu Worms nämlich, welchen Herzog Magnus 1495 persönlich besucht hatte, hatte er dem Kaiser zugesagt, seinen ältesten Sohn mit 200 Pferden in des Reiches Dienst zu senden. Im Herbst desselben Jahres erinnerte der Kaiser den Vater an sein Versprechen; er wollte den jungen Prinzen „hinfüro gebührlich und als sich geziemt halten, wie die andern Fürsten, so wir auch brauchen werden."

Maximilian verstand es bekanntlich, die jungen Fürstensöhne durch persönlichen und kriegerischen Dienst an sich zu fesseln und dadurch Einfluß bei den weltlichen Fürsten sich zu verschaffen. Ranke (Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation, Bd. 1, Berlin 1892, S. 120) rühmt ihn mit folgenden Worten: „Der Heitere Maximilian, ewig in Bewegung und mit immer neuen Unter

H. Schnell, Heinrich V.

1

nehmungen beschäftigt, gutmütig, freigebig, höchst populär, Meister in den Waffen und allen ritterlichen Uebungen, ein guter Soldat, an Geist und erfinderischem Genius unvergleichlich, wußte sie zu fesseln, mit sich fortzureißen."

Am 6. Juni 1496 bestellte der Kaiser Herzog Heinrich mit 200 gerüsteten Pferden und Knechten für den Römerzng. Für jedes Pferd sollte er monatlich 10 rhein. Gulden, für seine Person 200 Gulden erhalten. Ein großes Gefolge begleitete den Herzog: Zwei Stallknechte, ein Schmied, ein Koch, ein Schneider, ein Barbier, ein Stalljunge, zwei Knechte zur Wartung von vier Wagenpferden, dazu vierzehn junge Leute von Adel. Der Kaiser änderte die Bestimmung seines „Dieners“ dahin ab, daß dieser ihn in die Niederlande begleiten und vorher einen Teil seiner Reiter entlassen sollte. Der Herzog folgte ihm willig, ja schlug das Anerbieten seines Oheims, Bugislavs von Pommern, aus, der ihn auf seine Kosten auf die Reise nach Jerusalem mitnehmen wollte.

Mit einer Unterbrechung im Jahre 1498, als er krank war, ist Herzog Heinrich bis zu seinem Regierungsantritt 1503 in der Umgebung des Kaisers geblieben, der die Dienstbestellung fort und fort erneuerte, freilich indem er mit der Zahlung der vereinbarten Dienstgelder dauernd im Rückstand blieb. Einmal gab er eine Anweisung auf den gemeinen Pfennig, das andere Mal auf die Steuer, welche zum Römerzug bewilligt war; ein drittes Mal entschuldigte er sich mit „merklichen Geschäften"; dann verschrieb er ihm die Grafschaft Leuchtenberg nach dem Heimfall derselben. Die rückständige Summe wuchs jedoch immer mehr heran; endlich sezte es Heinrich durch, daß der Kaiser ihm das in Mecklenburg gesammelte Jubiläumsgeld verschrieb, welches ihm vom Papste überwiesen war. Der Bischof Johann von Schwerin sollte laut kaiserlichem Befehl vom 3. November 1506 dasselbe an den Herzog auszahlen. Maximilian befand sich immer in großer Geldnot!

So oft der Herzog den kaiserlichen Dienst hatte verlassen wollen, immer hatte ihn sein Vater zum Ausharren ermahnt, in Rücksicht auf die ärmlichen Verhältnisse an seinem eigenen Hofe. Regierte er doch gemeinsam mit seinem Bruder Balthasar das kleine Land, hatte er doch eine zahlreiche Familie, außer Heinrich noch zwei Söhne und vier Töchter, zu versorgen! Heinrich fügte

sich, weil er von seiner Anwesenheit am kaiserlichen Hofe,,Nuß, Ehre und Ruhm der mecklenburgischen Herrschaft“ erwartete. In betreff des rückständigen Soldes tröstete er sich, indem er an seinen Vater schrieb: Ew. Liebden weiß des Hofes Gewohnheit wohl, daß man das auswarten muß."

[ocr errors]

Herzog Heinrich lernte die Kriegskunst Maximilians aus dem Grunde kennen, dessen Vorliebe für die Ausbildung der gefürchteten Landsknechte bekannt ist. So übte er sich auch selbst in den Waffen und trug zum Beispiel auf dem Turnier zu Insbruck im Gesellenstechen den Preis davon, auf einem Feste, das der Kaiser bei dem Friedensschlusse mit Frankreich gab. Andererseits gewann er auch in die Staatskunst des Kaisers Einblick, wie sie sich in der Ausgestaltung der Reichsverfassung bewies. Auf dem Reichstag zu Augsburg 1500 war Heinrich anwesend und lernte aus eigener Anschauung das siegreiche Streben der deutschen Reichsstände nach territorialer Selbständigkeit kennen. 1)

Am 20. November 1503 starb Herzog Magnus. Seine drei Söhne, Heinrich, Erich, geboren 1483, und Albrecht, geboren 1488, traten das Erbe an.

Zweites Kapitel.

Herzog Heinrichs Regierungsantritt.

Nach der Beisehung des Vaters verabredeten die drei Söhne mit ihrem Oheim Herzog Balthasar und unter einander die Form der gemeinsamen Regierungsordnung in der Weise, daß Balthasar als „Elder Fürst“ mit dem älteren Neffen Heinrich gemeinschaftlich die Regierung führte, lezterer wiederum seinen Brüdern Rechenschaft ablegen sollte. Auf diese Art meinte man der Zerteilung des kleinen Ländchens vorbeugen zu können, da man ein Erstgeburtsrecht noch nicht anerkannte. Auf dem Reichstage zu Köln suchte Heinrich 1505 für sich und seine Brüder die kaiserliche Belehnung und die Verleihung der Regalien nach.

« ZurückWeiter »