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nem in Swinemünde ansässigen Meklenburger S. 28 29, ist zwar S. 472-473 eine ausführliche lehrreiche Anmerkung, aber die betreffende Sage würde noch verständlicher werden durch die Vergleichung derselben mit der Sage von der Einäuigkeit Odhin's, aus welchem in der Christenzeit der Teufel gemacht ist. Odhin als Teufel ist in der Sage vom einäugigen Borch der Führer der Schweine. In der Anmerkung zu,, Nr. 57 Balo's Grab" S. 475 ist wohl zu stark mythologisirt, wenn bemerkt wird: „Käse und Brot sind offenbar an die Stelle ehemaliger Götter getreten und jenes Name wird Balo gewesen seyn." Aber nach der Sage lässt ja der Kuhjunge Balo den Käse den Berg hinunterrollen. Der angebliche Gott Balo hätte Nr. 11 also nach der erzwungenen Deutung sich selbst den Berg hinuntergerollt, oder mit andern Worten, sich selbst verschmähet. Wie konnte er, wenn er sich voraus herabrollte, sich das Brot, nach der forcirten Deutung den andern Gott, werfen? Zur Vergleichung mit der Erzählung in,, Nr. 104 Die Hebeamme beim Nicker. Mündlich aus Kemnitz" S. 93: Wie sie nun gehen will, da schaut sie um sich, und da liegen Gold und Silber in gewaltigen Haufen, und ist ein Glanz, dass es ihr die Augen blendet", kann angeführt werden aus der Aegisdrekka (grosse Asgb. der Edda Saemundar Bd. I. S. 149),, Thar war lysigull haft eldzliôs", daselbst ward lichtes Gold gehabt für Feuerslicht, d. h. daselbst wurde glänzendes Gold statt des Lichtes durch Feuer gebraucht. Hegir und der Nicker sind verwandte Wesen, da beide Wassergeister sind. Eine der skaldischen Umschreibungen des Goldes ist Licht des Wassers. Zu Nr. 124,,Herr von Kahlebutz verwest nicht. Mündlich" S. 108, kann aus der Sage af Ragnari Lodhbrôk ok somna hans Kap. 19 (in den Fornaldar Sögur Nordhrlanda I. Bd. S. 294) in Vergleichung gestellt werden, wo erzählt wird, dass Wilhelm der Bastard Iwar's Grabhügel erbrochen habe, und es weiter heisst: ok sa Iwar ôfuinn, und sah Iwar'n unverweset. ,,Nr. 190 Die Hinnemutterstube." Mündlich S. 165, bemerkt Hr. K. S. 489, der Name Hinnemutter erinnere an die Hanlemutter, Harrys S. II. 6 und diese sey wohl keine andre, als Frau Holle. Aber Hinnemutter soll wahrscheinlicher so viel, als Hünenmutter d. h. Riesenmutter seyn: In ,,Nr. 212 Kaiser Heinrich und Eva von Trott. Mündlich vom Postrath Oesterreich in Seesen", ist die Angabe: Mit ihr hat der Kaiser drei Söhne gezeugt, die

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Dank, Theuerdank und Immerdank geheissen", wohl aus Erinnerung an Thankmar, Heinrich's I. und Hatheburgs Sohn, geflossen, oder mit andern Worten, der Name Thankmar hat wohl zu dieser saglichen Dichtung die Veranlassung gegeben. Eben so wie Eigennamen, oder noch mehr als diese, werden die Ortsnamen in den Sagen mit dichterischer Willkühr behandelt. So z B. wird,,Nr. 226 Hünensteine. Mündlich. Der Ülenstein" gesagt: „, die Hünen, die vormals hier am Stein gewohnt, hätten wegziehen müssen, und als die Vertreiber schon ganz nahe gewesen, hätten sie gesagt, nun müssten sie ilen (eilen), und davon habe der Stein den Namen Ilenstein oder Ülenstein. Aber dieses ist aller Wahrscheinlichkeit nach so viel als Eulenstein. Zu sehr sehen die Herausgeber überall Göttersagen, wenn sie zu "Nr. 262 Die Knüppelbuche auf dem Ochsenberg. Mündlich aus Ochsenfeld und der ganzen Umgegend", S. 498-499 das plattdeutsch lautende Ossenberg, Ossenfeld und die Ossensteine (in der Sage in den Markischen S. N. 20) durch Osen - (Asen-) oder Götter - Berg, Götter - Feld, Götter - Steine erklären. Die Sage,,262 der Name von Ochsenfeld. Mündlich aus der Umgegend", erzählt, Ochsenfeld habe früher Schöndorf geheissen, der durchreisende Landesherr habe ihm wegen der Grobheit der Bauern den Namen Ochsenfeld gegeben. Vornehmlich unglücklich sind die Sagen in Erklärung der Benennungen der Kirchen, seitdem der Heiligendienst in protestantischen Ländern verschwunden ist. So z. B. ,, Nr. 183 Die Martinskirche in Halberstadt". Mündlich: Die Martinskirche in Halberstadt hat ein frommer Mann bauen lassen, der hat Martin geheissen u. s. w." Solche und ähnliche Sagen sind auch lehrreich, indem sie veranschaulichen, wie die Sagendichtung nimmer ruht, und man nicht alles, was die Sage enthält, ins Mittelalter und noch weniger alles ins Heidenthum zurückführen dürfe. So z. B. ist die Sage,,354 Der Kirchthurm von Ankum. Mündlich aus Basum", nach der biblischen Sage von der Sprachverwirrung bei dem babylonischen Thurmbau gebildet. Wenn die Herausgeber zu Nr. 64 der Gebräuche S. 384 sagen, es sey bemerkenswerth, dass der Bär in der ganzen Gegend von Molmerswende fast nie zu Weihnachten auftrete, so ist dieser Nichtgebrauch wahrscheinlich aus der natürlichen Beobachtung der Natur des Bāren, welcher um diese Zeit schläft, entstanden. (Der Beschluss folgt.)

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Im Vorworte erklärt der Vf., dass dieses Werk ein Theil eines grössern Werkes über chemische Industrie sey, gleichsam eine Einleitung desselben, bearbeitet aus den wissenschaftlichen Zeitschriften. und andern Quellen in pragmatischer Form. Derselbe hat sich befleissigt, mit möglichster Wissenschaftlichkeit eine ungezwungene Behandlung, eine populäre Fassung zu verbinden, welche nicht nur erklärt und definirt, sondern auch veranschaulicht. I. Allgemeine Grundsätze der Ernährung. Begriff der Nahrungsmittel.

Die einfachen Stoffe, aus welchen der Leib der Thiere, also auch des Menschen, in seinen verschiedenen Gliedern gebildet ist, finden sich eben so gut in den Pflanzen und ausserhalb des Organismus in den Mineralien. Vornehmlich bilden der Kohlenstoff, der Wasserstoff, Stickstoff, Sauerstoff; der Phosphor, Schwefel und Kalk die Masse des thierischen Leibes, aber auch des Körpers der Pflanzen und selbst des Erdkörpers in zahlreichen Felsarten. Es findet ein Stoffwechsel statt. Sämmtliche von einem Organismus aufgenommene Stoffe sind als Nahrungsmittel anzusehen, welche nach Ursprung, Beschaffenheit und Bestimmung verschieden sind.

(Luft) Wasser, thierische und pflanzliche Nahrungsmittel. Der Vf. giebt eine Erklärung über die Zusammensetzung der näheren Bestandtheile der Organismen.

Neben dem Wasser findet sich keine andere stickstofffreie Substanz, als Fett, im thierischen Körper.

Einige nähere stickstoffhaltige Bestandtheile haben eine Hauptrolle im thierischen Organismus, indem die verschiedenen Organe daraus entstehen,

Halle, in der Expedition der Allg. Lit. Zeitung.

und sind natürlich auch in der Ernährung wichtig. Bei den Pflanzen sind es besonders; Pflanzeneiweiss, Pflanzenfaserstoff (Fibrin), Legumin, Pflanzenleim. Im thierischen Körper: thierisches Eiweiss, Thierfaserstoff, Käsestoff. Einige Stoffe dienen zur Nahrung des Körpers, andere zum Athmungsprocesse oder zur Wärmeerzeugung. Eine richtig gemischte Nahrung soll die Substanzen, die zur Unterhaltung des Athmungsprocesses dienen und die, welche für den Ersatz der Körpertheile in Folge des Stoffswechsels nöthig sind, in demjenigen Verhältnisse enthalten, wie es beiden Verrichtungen entspricht.

Es folgt eine Zusammenstellung der Ernährungswerthe der verschiedenen Nahrungsmittel. II. Beschreibung u. Characteristik der Nahrungsmittel. Das Wasser. Der Körper des Menschen und der höhern Säugethiere ist zu 3/4 seines Gewichts Wasser; in ähnlicher Weise der niederen Thierklassen und der Pflanzen. Die Gemüsearten enthalten bis zu 4, eben so die Rüben; selbst die Holzmasse der baumartigen Gewächse enthält 1/3 und mehr Wasser. Die Wichtigkeit des Wassers für den thierischen Haushalt beruht nicht blos darin, dass es an sich ein bedeutender Bestandtheil des Körpers ist, sondern es führt auch demselben eine Masse anderer wichtiger Stoffe zu, die es während seiner Ansammlung zu Quell- und Flusswasser aufnimmt. Der Artikel Wasser ist nun aus den verschiedenen Gesichtspunkten behandelt, rücksichtlich seiner chemischen Beschaffenheit, seinem Verhalten beim Gebrauche in Küchen, Dampfkesseln, als Getränk, Reinigung desselben, Gebrauch des Eises, Aufbewahrung desselben, Thierische Nahrungsmittel. Die Milch und deren chemische Beschaffenheit. Milchertrag und Abhängigkeit desselben vom Futter. Blaue Milch. Butter und deren BereiKäse und dessen verschiedene Arten und tung. Darstellung der Molken. Aufbewahrung der Milch. Fälschung. Milchprobe. Fleisch. Chemische Bestandtheile, mineralische Bestandtheile. Hier wird

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Vom Thee. Seit 1200 Jahren in China, seit noch nicht 200 Jahren in Europa bekannt und gebraucht. Nach des Vf.'s Ansicht verhält sich schwarzer Thee zum grünen wie Darrmalz zu Luftmalz. Zu den Verfälschungsmitteln dürften nach Ludwig die Blätter von Epilobium gehören, welche in Russland fabrikmässig dazu dienen sollen. - Vom Kaffee. Derselbe ist in Europa noch nicht völlig 200 Jahre lang bekannt und in Anwendung gebracht. Es ist eine interessante Zusammenstellung gegeben, in der man indess nähere Angaben über die Menge des jährlich verbrauchten vermisst. - Von der Chocolate. Vom Taback. Derselbe ward in Europa zuerst den Portugiesen vor fast 3 Jahrhunderten bekannt. Im Zollvereine betrug der Verbrauch im Jahre 1842. 760,870 Centn. oder 23/ Pfd. auf den Kopf.

Vom Einmachen und Conserviren der Lebensmittel. Es ist in diesem Abschnitte die Rede von der Aufbewahrung der Früchte, Gemüse und des Fleisches.

Das Aufbewahren durch Abhalten der Luft wird als die rationellste, einfachste, wohlfeilste und si

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cherste Methode, namentlich in der von Appert empfohlenen Form, gerühmt, worüber Conferenzrath Dr. Pfaff in Kiel schätzbare Mittheilungen bei Gelegenheit der Versammlung der Naturforscher und Aerzte in Kiel im September 1846 gemacht hat, welche denen des Capitains Ross, die hier angezogen sind, zur Seite stehen.

Aufbewahren durch antiseptische Mittel ist für Nahrungsmittel wohl kaum anwendbar; denn wenn auch das Kreosot ein der Gesundheit nicht gerade nachtheiliges Mittel seyn dürfte, so möchte doch

der Geruch und Geschmack damit behandelter Nahrungsstoffe wohl nichts weniger als einladend seyn. Von dem Mühlwesen. Dieser Abschnitt geht sehr ins Detail der Mühleneinrichtungen und ist durch in den Text eingedruckte Abbildungen sehr erläuternd.

Vom Brod. Es sind dabei alle neueren Vorschläge der Teigbereitung, so wie der Backofeneinrichtung zur Sprache gebracht. Die Existenz des von v. Reichenbach aufgestellten Stoffes Assamar wird in Zweifel gezogen. Die angebliche Ersparniss am Preise des Brodes durch Zusatz von Rüben, Kartoffeln, wird sachverständig gewürdigt und bewiesen, dass die Täuschung meistentheils auf dem Wassergehalte der Zusätze beruhe. Der Vorschlag des Zusatzes von Oelkuchen verwirft der Vf. mit vollkommnem Rechte wegen des widrigen Geschmacks.

Der Zusatz von Kupfervitriol zur Verbesserung des Teiges, dessen sich die Bäcker in Belgien bedienen, nennt der Vf. bedenklich; er ist aber nicht allein bedenklich, sondern vollkommen verwerflich, als eine direct giftige Substanz.

Von dem Stürkemehle. Es ist dabei die Rede von den verschiedenen Vegetabilien, welche Stärkemehl liefern, der Bereitungsweise, Einrichtung der Anstalten, dem chemischen Verhalten der Stärke, der Zucker- und Gummi-Bildung, der Zersetzung. Auch der practische Gesichtspunkt ist dabei ins Auge gefasst.

Vom Zucker. Bereits im Jahre 1597 ist in Dresden eine Zuckerraffinerie im Gange gewesen. Dass die ersten Versuche von Achard zur Darstellung von Zucker und Runkelrüben, so wie jene von Hermbstädt ohne sonderlichen Erfolg blieben, lag vorzüglich mit in dem Umstande, dass sie den Zuckergehalt durch Auskochen der Rüben zu gewinnen suchten.

Wenn hier erwähnt wird, dass der Verlust der Eigenschaft zu krystallisiren beim Rohrzucher noch nicht gehörig aufgeklärt sey, so ist auch die vorwaltende Neigung beim Rübenzucker durch schwächere Säuren, z. B. Fruchtsäfte, in Traubenzucker übergeführt zu werden (weshalb er sich z. B. minder zum Gebrauche in der pharmaceutischen Praxis eignet), ebenfalls von der Chemie noch nicht aufgeklärt.

Vom Stärkezucker. Seine Anwendung zur Bierbrauerei wird nicht gut geheissen. Es ist aber sehr wahrscheinlich, dass bei der Art der Besteuerung der Bierbrauereien der Stärkezucker dennoch vielfach Anwendung zu gedachter Darstellung finden werde.

Rohrzucker.

Dieser Abschnitt ist sehr kurz behandelt. Rübenzucker. Wenn hier gesagt ist, dass die sibirische, oberirdisch wachsende Rübe 1/8-16 mehr Saft als die schlesische Rübe liefere und dass der Zuckergehalt fast derselbe sey, so ist das nicht allein den Versuchen von Hermann widersprechend, sondern auch der allgemeinen Annahme entgegen, welche die oberirdisch wachsenden Rüben für weniger zuckerreich hält, als die unterirdisch wachsenden, wie ich diese Annahme durch zahlreiche Untersuchungen mit Runkelrüben auf deren Zuckergehalt bestätigt gefunden habe. Es ist gar nicht in Abrede zu stellen, dass die inländische Zuckerfabrication, welche in Deutschland auf's Neue erwacht, kaum erst etwas über ein Jahrzehend alt ist, in dieser kurzen Zeit ansehnliche Fortschritte gemacht hat, dass derselben aber die Fortschritte der Naturwissenschaften noch sehr zu gute kommen können, was nur der Fall seyn wird bei einer Verbindung rationeller Landwirthe, Fabrikanten und gründlich gebildeter Naturforscher.

Das vorliegende Buch betrachtet die Nahrungsmittel mehr nur gruppenweise, ohne sehr ins Detail zu gehen, ist aber ein deshalb nicht minder schätzbares Werk, welches alle Empfehlung verdient. Dr. L. J. Bley.

Norddeutsche Sagen.

Norddeutsche Sagen, Mährchen und Gebräuche von A. Kuhn u. W. Schwarz u. s. w. (Beschluss von Nr. 117.)

Zu Nr. 68 der Gebräuche S. 386, wo gesagt wird, dass in Halberstadt an dem dritten Pfingsttage die jungen Bursche um die Wette nach dem

Maibusch laufen, und der, welcher der letzte sey, den Namen Lambôm oder Lumbô bekomme, wird versucht, diese Benennung als eine Verstümmelung aus Lahmbein zu erklären. Sollte aber das bô nicht vielmehr eine Zusammenziehung aus Bube, also Lahmbube, und die Form bôm aus dem n der schwachen Beugung entstanden seyn, so dass der Nominativ ursprünglich Lâmbô, und die übrigen Casus Lambon gelautet haben, und dafür des Wohlklanges wegen Limbom gesprochen worden? Nach VIII. Aerntegebräuche" Nr. 97 S. 395 liess man in Hageburg und in der Umgegend am Steinhuder See früher bei der Aernte auf dem Acker einen Busch stehen, tanzte herum, warf dabei die Kappen in die Höhe und rief: Waul, Waul, Waul, oder Wôl, Wol, Wol, und in den Anmerkungen S.514 ist bemerkt: Die hier stehenden Formen erklären sich am besten aus Waud und Wôd." Aber Waul oder Wôl ist schwerlich als Namensform für Wôd (Wôdan) zu nehmen, sondern die Sache so zu fassen: Als man die Bedeutung von Wôd nicht mehr verstand, verwandelte man es in wôl! wôl! wôl! oder waul! waul! waul! d. h. wohl! (gut).

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In Beziehung auf Donar's Hammer theilen die Herausgeber S. 515 eine bei Halliwell, Dictionary of arch. a. prov. words s. v. Mell befindliche Stelle aus einem alten Manuscript mit: In Yorkshire, at carrying in of the last corn, the labourers and servants by way of triumph cry: Mel, Mel, and 'tis a proverbial question among them: When do you get mel, i. e. when do you bring harvest home. Hier ist schwerlich an Mell, welches im schottischen Dialect einen hölzernen Hammer bedeutet, zu denken, sondern mel (sprich mihl) steht für meal (sprich mihl) d. h. Mehl. Mit der 116. Nummer S. 400: „Wenn der Roggen eingebracht ist, ziehen die Störche fort, und zwar sagt man, dass sie dann alle auf dem Blocksberg zusammenkommen und da einen todt beissen. Es sollen eigentlich verwiesene Menschen seyn" u. s. w. hätte aus Gervasius Tilberiensis, Ot. Imp. Decisio III. c. 63 et c. 96-96 (bei Leibniz, Scriptt. Brunsvic. T. I p. 981 et p.993) Folgendes in Vergleichung gestellt werden können. Man versichert, dass die Störche in entfernten Gegenden des Erdkreises Menschen sind, und bei uns in Gestalt von Menschen leben. In Arles, welches reich an Störchen war, die auf seinen Mauern und Thürmen nisteten, galt zur Zeit des zuletzt genannten Schriftstellers, nämlich im 12ten Jahrhun

derte, folgende Sage als eine dem Volke ganz bekannte Sache. Ein leichtsinniger Mensch hatte in ein Nest unter die Storcheier ein Rabenei gelegt. Der daraus entspriessende junge Rabe deutete auf Verletzung der ehelichen Treue. Auf einer Storchversammlung ward die vermeintlich Schuldige vorgeführt. Das Geklapper der Schnäbel diente bei der Anklage als Sprache, der junge Rabe als lebender Beweis ward vorgezeigt, die vermeintliche Schuldige verurtheilt, nebst dem jungen Raben entfiedert und vom Thurme gestürzt. Nach demselben Schriftsteller schauten die Ritter des königlichen Richters, Richard's von Luki, auf dem Schlosse Angra in der Grafschaft Essek, die Entfiederung eines Schwanes durch seines Gleichen. Eine Menge Schwäne versammelten sich auf der Wiese unter der Burg. Sie hielten Berathung und sprachen lange mit einander. Endlich trat einer nach Brauch eines Anklägers oder des Anwaltes desselben hervor, legte durch langes Geschwätz die Klage vor, einige machten sich zu Richtern, und die Schwäninn ward endlich vorgeführt; denn die Schwäninnen, welche die eheliche Treue verletzen, werden vor Gericht gestellt. Zwei von den Richtern Abgeordnete stellten die Schuldige in die Mitte, und nach langem Geplauder, durch welches die Entschuldigungen und Beweise vorgebracht wurden, fällten endlich die Richter das Urtheil und überliessen der Versammlung die des Ehebruchs Schuldige zu bestrafen. Der Schwänehaufe fiel über sie her, entfiederte de Verurtheilte, und setzte sie so der Kälte zur Todesstrafe aus. Lehrreich zur Vergleichung sind diese Sagen, um zu veranschaulichen, wie der Sinn der Sage sich mit der Zeit verändern oder vermindern kann. Nach dem in vorliegender Sammlung benutzten Erzähler geschieht, dass die auf dem Blocksberge versammelten Störche eines ihres Gleichen todt beissen, wie bei den Freimaurern, wo auch alle Jahre einer ,,dran" müsse. Zur Vergleichung mit dem Nr. 399 S. 453 aus der Gegend von Crossen angeführten:,, Elstern darf man nicht schiessen, das bringt Unglück", kann dienen, dass man überall in Norwegen und Schweden viel auf diesen Vogel hält, in der Meinung, dass er dem Hause Glück bringe. Wegen dieser Schonung und Hegung ist in Norwegen die Elster halbes Hausthier, und eben so keck ist sie in Schweden, wo sie bis an den Eingang der Hau

ser dringt und mit ihrer hohnlachenden Stimme der Leichtgläubigkeit der Menschen zu spotten scheint. (Vgl. Boje, Reise in Norwegen S. 86. S. 325; Zetterstedt bei Boje, Ornithologische Beiträge I. Lief. in Brehm's Ornis II. H. S. 118.) Die Elster musste nämlich durch ihr auffallendes, aus den Gegensätzen Schwarz und Weiss bestehendes Kleid, wesshalb sie auch Wolfram v. Eschenbach im Parzival (Z.5 -16) zu einem Gegenstande religiöser Betrachtung machte, durch ihre gesprächartige Geschwätzigkeit, durch ihre Fähigkeit oft gehörte Worte ziemlich deutlich nachzusprechen, durch ihre Klugheit, durch ihre mit Vorsicht gepaarte Zudringlichkeit, und durch ihren steten Aufenthalt in der Nähe der Städte und Dörfer im Volksglauben eine grosse Rolle spielen. Nach Arndt, Reise in Schweden I. Th. S. 49, hält das Volk der nordischen Reiche, noch jetzt die Elster für zauberkräftig und wunderbar viel wissend. Sie wird von ihm verehrt und auch gefürchtet, da man glaubt, dass sie vorzüglich den Zaubereru und Hexen eigen sey und dass letztere in der Walpurgisnacht die Gestalt von Elstern annähmen. Man muss schliessen, dass die Hexe, welche man jetzt in der Gestalt einer Elster verborgen glaubt, in der Heidenzeit eine Göttinn war. Der dänische Name der Elster ist Skude, der schwedische Skata und Shadi, Skade ist der Name der Göttinn der Schneeschrittschuhfahrt und Thierjagd (S. Snorra - Edda Asgb. v. Rask. S. 27-28), und beides ist für den Nordländer Vortheil bringend. Daraus kann man mit der grössten Wahrscheinlichkeit schliessen, dass man vormals in der Gestalt der Glück bringenden, wunderbar vielwissenden Elster die Göttinn Skadi als über die Thierjagd Orakel ertheilend verborgen glaubte. Zu Nr. 146 S. 408 aus Harzburg: ,, Wenn am Neujahrsabend die Umgeher recht schmutzig werden, so gedeiht im nächsten Jahr der Flachs gut", kann bemerkt werden, dass durch solche Witterung recht viele Winterfeuchtigkeit, welche der Flachs sehr liebt, in den Boden kommt. Endlich das Suchregister 529-560, wenn auch nicht ganz vollständig, erhöhet den Werth dieser schätzbaren Sammlung sehr, da in den Anmerkungen auf viele Sagen in andern Sammlungen, welche kein Sachregister haben, verwiesen ist, und hierdurch auch diese mit grösserer Leichtigkeit wissenschaftlich benutzt werden können.

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