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Schriftsteller immer wörtlich citiren, der subjectiven Fassung gar keinen Einfluss auf die Anfährungen gestatten soll. Aber um so mehr muss ich darauf bestehen, dass sehr wesentlich von den kanonischen Evangelien abweichende Lehrsprüche Christi entschieden den Charakter einer möglichst wörtlichen Anführung an sich tragen, dass diese Wörtlichkeit durch die vorwiegende Gleichförmigkeit der an verschiedenen Stellen wiederkehrenden Citate, zum Theil in der auffallendsten Weise, bestätigt wird, ja dass selbst diejenigen Citate, welche schon an sich einen freieren Charakter haben, meistentheils auf einen von unseren Evangelien verschiedenen Text zurückweisen. Namentlich muss ich die eigentlümlichen Erzählungen und Lehrsprüche auf einen solchen Text zurückführen. - Von der grössesten Wichtigkeit ist der Unterschied einer wörtlicheren und einer freieren Anführung. Den entschiedensten Charakter der Wörtlichkeit haben schon an sich diejenigen Anführungen, bei denen eine freie, subjective Verarbeitung des Textes nach seinem Inhalt vorhergeht, und dann gleichwohl das Citat selbst als authentischer Beleg noch einmal angeführt wird, in welchen also, abgesehen von dem Citate selbst der subjectiven Fassung schon vollkommen Genüge geschehen ist. Man vgl. folgende Stellen: Ap. I, c. 15 p. 168 der 1sten Ausgabe Otto's: οὐ γὰρ τοὺς σώφρονας εἰς μετάνοιαν ἐκάλεσεν ὁ Χριστός, ἀλλὰ τοὺς ἀσεβεῖς καὶ ἀκολάστους καὶ ἀδί

παρ

κους, εἶπε δὲ οὕτως· Οὐκ ἦλθον καλέσαι δικαίους, ἀλλὰ ἁμαρτωλοὺς εἰς μετάνοιαν (Mt. 9, 13, auch de resurr. c. 8). Ap. I, c. 16, p. 172: οὐ γὰρ τοὺς μός νον λέγοντας, ἀλλὰ τοὺς καὶ τὰ ἔργα πράττοντας σωθήσεσθαι ἔφη· εἶπε γὰρ οὕτως. Οὐχὶ πᾶς ὁ λέγων μοι, κύριε, κύριε κτλ Dial. c. 51, p. 166: εἰρήκει δὲ περὶ τοῦ μηκέτι γενήσεσθαι ἐν τῷ γένει ὑμῶν προφήτην καὶ περὶ τοῦ ἐπιγνῶναι, ὅτι ἡ πάλαι κηρυσσομένη ὑπὸ τοῦ θεοῦ καινὴ διαθήκη διαταχθήσεσθαι ἤδη τότε ἦν, τουτέστιν αὐτὸς ὢν ὁ Χριστός, οὕτως. Ὁ νόμος καὶ οἱ προφῆται μέχρι Ἰωάννου κτλ. Dial. c. 76, p. 258: εἰ γὰρ διὰ τῶν προφητῶν παρακεκαλυμμένως κεκήρυκτο παθητὸς γενησόμενος ὁ Χριστὸς καὶ μετὰ ταῦτα πάντων κυριεύσων, ἀλλ ̓ οὖν γε ὑπ ̓ οὐδενὸς νοεῖ σθαι ἐδύνατο, μέχρις αὐτὸς ἔπεισε τοὺς ἀποστόλους ἐν ταῖς γραφαῖς ταῦτα κεκηρύχθαι διαρρήδην. ἐβόα γὰρ πρὸ τοῦ σταυρωθῆναι. Δεῖ τὸν υἱὸν τοῦ ἀνθρώπου πολλὰ παθεῖν κτλ. (vgl. Dial. c. 100, p. 336. Dial. c. S2, p. 280: ὅνπερ δὲ τρόπον καὶ ψευδοπροφῆ ται ἐπὶ τῶν παρ' ὑμῖν γενομένων ἁγίων προφητῶν ἦσαν,

καὶ παρ ̓ ἡμῖν νῦν πολλοί εισι καὶ ψευδοδιδάσκαλοι, οὓς φυλάσσεσθαι προεῖπεν ἡμῖν ὁ ἡμέτερος κύριος, ὡς ἐν μηδενὶ ὑστερεῖσθαι ἡμᾶς, ἐπισταμένους, ὅτι προγνώστης ἦν τῶν μετὰ τὴν ἀνάστασιν αὐτοῦ τὴν ἀπὸ τῶν νεκρῶν καὶ ἄνοδον τὴν εἰς οὐρανὸν μελλόντων γίνεσθαι ἡμῖν. εἶπε γὰρ, ὅτι φονεύεσθαι καὶ μισεῖσθαι διὰ τὸ ὄνομα αὐτοῦ μέλλομεν κτλ. Der Ausspruch ist zwar, wie schon das μέλλομεν zeigt, in der Form nicht ganz wörtlich, soll aber gleichwohl zu der vorangestellten freieren Ausführung den authentischen Beleg geben, und die Abweichung erstreckt sich, wie aus Wiederholungen derselben Citate an anderen Stellen hervorgeht, eben nur auf die Form. Dial. c. 105, p. 354: καὶ γὰρ πρὸς τὸ ὑπερβάλλειν τὴν φαρισαίων πολιτείαν τοὺς μαθητὰς αὑτοῦ συνωθῶν, εἰ δὲ μή γε, ἐπίστασθαι, ὅτι οὐ σωθήσονται, ταῦτα εἰρηκέναι ἐν τοῖς ἀπομνημονεύμασι γέγραπται· Ἐὰν μὴ περιστ σεύσῃ ὑμῶν ἡ δικαιοσύνη κτλ. In diesen Stellen, die noch vermehrt werden können, findet ein so bestimmter Unterschied zwischen der subjectiven Auffassung und Verarbeitung und andererseits der Objectivität der Texte statt; jene freieren Ausführungen sind zum Theil ausführlicher, als das Citat selbst, und würden, auch wenn dieses nicht nachfolgte, schon als freiere Citate angesehen werden müssen. Die ausdrückliche Beifügung des Citats, mit Formeln, wie εἶπε γὰρ οὕτως, kann daher schlechterdings nur den Zweck eines authentischen Belegs, wörtlicher Genauigkeit haben. Etwas Aehnliches bietet, schon äusserlich betrachtet, die Anführungsweise Justin's Ap. I, c. 15 f. dar, wo er die bedeutendsten evangelischen Lehrsprüche anführt, aus denen der hohe sittliche Ernst, die ethische Vortreflichkeit der christlichen Religion hervorgebt. Justin befolgt hier im Allgemeinen eine Sachordnung; er zählt zunächst diejenigen Sprüche auf, die sich auf die Keuschheit beziehen, geht dann zu der allgemeinen Menschenliebe (στέργειν ἅπαν τας), zu der Wohlthätigkeit, c. 16 zu der Sanftmüthigkeit und Dienstfertigkeit (περὶ δὲ τοῦ ἀνεξι κάκους εἶναι καὶ ὑπηρετικοὺς πᾶσι καὶ ἀοργήτους ἃ ἔφη, ταῦτά ἐστι über u. s. w. Es sind also gewissermassen Titel und Ueberschriften, unter welche Justin die betreffenden Sprüche, namentlich aus der Bergpredigt, bringt, und mit unverkennbarer Genauigkeit sucht er alles Wesentliche in ihnen zusammenzufassen. (Die Fortsetzung folgt.)

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ALLGEMEINE LITERATUR ZEITUNG

Monat Mai.

Zur Evangelienkritik.

1849.

Die apostolischen Denkwürdigkeiten des Märtyrers zan Justinus — — yon L. Semisch u. s. w. (Fortsetzung von Nr. 107.) noiisik

So

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o wird c. 15 dem eis tò xoivwvɛv tois Sequévois nur mit Rücksicht auf die letzte Stelle dieser Gruppe (vgl. Mt. 6, 1) noch ausdrücklich hinzugefugt: καὶ μηδὲν πρὸς δόξαν ποιεῖν. Auch hier finden wir demnach die subjective Auffassung der Stellen und ihre Anführung selbst bestimmt auseinandergehalten. Man vgl. z. B. eine Anführung, wie Ap. I, c. 16, p. 172: nepì dè toỡ μý duróra öλws, táhnen de περὶ τοῦ μὴ ὀμνύναι ὅλως, τἀληθῆ λέγειν ἀεὶ οὕτως παρεκελεύσατο. Μὴ ἀμύσητε ὅλως· ἔστω δὲ ὑμῶν τὸ ναὶ καὶ τὸ οὐ οὔ· τὸ δὲ περισσὸν τού Twv tx Tov пovnou. Diejenigen Stellen, welche in dem Evangelium, aus welchem Justin schöpfte, nicht unmittelbar verbunden waren, werden durch das eingefügte zui, als an einem andern Orte befindlich, bezeichnet, wie auch in der sehr wichtigen Stellengruppe über die christlichen Häresien, Dial. c. 35, p. 114, welche uns noch einen schlagenden Beweis für die Mehrheit der von Justin benutzten Evangelien und für die Wörtlichkeit seiner so gestalteten Anführungen geben wird. Ueber den wahren Sinn und Zweck dieses zu geben uns ja die ganz gleichbedeutenden Formeln Dial. c. 76, p. 258 Aufschluss: καὶ ἐν ἄλλοις λόγοις ἔφη, καὶ πάλιν ἐν ἑτέροις λόγοις ἔφη. Aus dieser Anführungsweise geht mindestens das Streben nach wörtlicher Genauigkeit hervor. Selbst, wenn dem Justin dessen ungeachtet kleine Ungenauigkeiten, wie sie Hr. S. S. 256 in den A.Tlichen Citaten nachweist, hier und da begeguet seyn sollten, so steht doch schon dieses Streben im Widerspruch mit der ungeheuren Sorglosigkeit, welche ihm gerade die cifrigsten Apologeten aufbürden wollen. Denn will man diese Stellengruppen auf die kanonischen Evangelien zuso muss man bei jeder ohne Ausnahme Textesmischungen, Trennungen des Zusammengehörigen und andere Abweichungen annehmen. Justin müsste die entlegensten Stellen unsrer Evan

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Halle, in der Expedition der Allg. Lit. Zeitung,

gelien zusammengeworfen haben, während doch gerade die Verbindung, in welcher er die grösseren Lehrsprüche anführt, so durchaus das Gepräge eines eigenthümlichen, passenden Zusammenhangs trägt. Man beachte besonders die Stelle Ap. I, c. 15 p. 168 f, für die Mildthätigkeit angeführten Stellen, von denen die erste aus Mt. 5, 42. Luk. 6, 34. Mt. 6, 19 f 16, 26, die zweite aus Luk. 6, 35 f. Mt. 5, 45. 6, 25 f. 31-33. 21 (vgl. Luk. 12, 22-24. 34) gebildet seyn müsste. - Hr. S. sucht zwar §. 33, S. 273 f. den Nachweis zu führen, dass Justin sich in seinen Evangeliencitaten keineswegs gleich bleibe. Derselbe Gelehrte, welcher da, wo es sich um die Frage handelt, ob die justinischen Citate auf die kanonischen Evangelien zurückzuführen sind oder nicht, jede Abweichung als unbedeutend oder weJakker wenigstens nichts beweisend zu beseitigen weiss, kann hier selbst eine so geringfügige Abweichung, wie wenn Justin denselben Ausspruch, der sich in unseren gegenwärtigen Evangelien nicht mehr findet, einmal (Ap. I, c. 16, p. 172) vollständiger: s rào ἀκούει μου καὶ ποιεῖ ἃ λέγω, ἀκούει τοῦ ἀποστείλαντός uɛ, und an einer andern Stelle (Ap. I, c. 63, p. 262) kürzer anführt: ὁ κύριος ἡμῶν εἶπεν· Ὁ ἐμοῦ ἀκούων ἀκούει τοῦ ἀποστείλαντός με, geltend machen, da doch die letztere Form nur eben jenes Hervorheben des für einen baTURINTED Zweck Wesentlichen dar

sucht hat Ch

stellt, fur welches wir bereits hinreichende Belege gefunden haben. Die Die übrigen von ihm angeführten Stellen beweisen schon desshalb nicht, was sie sollen, weil Hr. D. S. theils eben den Unterschied einer getreueren und einer freieren Anführung völlig übersehen, theils die Frage nicht gehörig unterob die etwas abweichenden Citate sich auch vollständig decken und nicht etwa aus der Verschiedenheit der von Justin gebrauchten Evangelien zu erklären sind. Was das Erste betrifft, so darf es uns wahrlich nicht befremden, wenn wir den Unterschied einer subjectiven Verarbeitung und einer wörtlichen Anführung, den wir oben in denselben Stellen erkannten, nun auch an verschiedenen Stellen wahrnehmen. Diese Vergleichung der

justinischen Evangeliencitate unter einander ist für die ganze Untersuchung von entscheidender Bedeutung; gerade hier ist der Punkt, wo wir dem Justin noch nachfolgen können, von welchem das allgemeine Urtheil über die Beschaffenheit seiner Anführungen ausgehen muss. Ich lasse daher eine Aufzählung aller mehr als einmal bei Justin vorkommenden, aus Evangelien entnommenen Reden folgen, in welcher ich mir keine nicht völlig unbedeutende übergangen zu haben bewusst bin. 1) Die Botschaft des Engels Gabriel an die Maria, die im Allgemeinen mit Luk. 1, 35 übereinstimmt (Ap. I, c. 33, p. 208. Dial. c. 100, p. 338), wiederholt, freilich an derselben ersten Stelle, die wieder an Mt. 1, 21 erinnernden, hier aber nicht an die Maria, sondern an Joseph gerichteten Worte: xai xxλέσεις τὸ ὄνομα αὐτοῦ Ἰησοῦν· αὐτὸς γὰρ σώσει τὸν λadv avtov and Twv úμaptiv avtuv. 2) Die eigenλαὸν ἀπὸ τῶν ἁμαρτιῶν thümlichen Worte des Täufers über sein Verhältniss zu dem künftigen Messias (vgl. Mt. 3, 11, aber auch Luk. 3, 16. 17) werden zweimal Dial. c. 49, p. 158. c. 88, p. 304) so angeführt, dass die erstere Hälfte, weil sie nicht dasselbe aus der Stelle hervorhebt, incommensurabel ist, wohl aber der Schluss eine eigenthämliche, sowohl von Mt. 3, 11 als von Mrk. 1, 7. Luk. 3, 16 abweichende Form beibehält. 3) Die himmlische Stimme bei der Taufe Jesu wird zweimal (Dial. c. 88, p. 306 und c. 103, p. 338) so, wie sie auch in dem HebräerEvangelium nach Epiphanius H. XXX, 13 lautete, angegeben: Υἱός μου εἶ σύ, ἐγὼ σήμερον γεγέννηκά σε. 4) Die Worte Jesu an den Versucher zweimal, (Dial. c. 103, p. 348. c. 125, p. 418 vgl. Mt. 4, 9), ebenfalls zum Theil incommensurabel, da die eine Form das unaye dniow μov, ouτavu, die andere das ύπαγε μου, σατανᾶ, yéyqantaι allein heraushebt. Die citirte Stelle Deut. 6, 13 ist an beiden Stellen gleichlautend, wie auch bei Matthäus. 5) Das Gebot der Feindesliebe (vgl. Mt. 5, 44. Luk. 6, 27. 28) in einer eigenthümlichen Form, die selbst in einer etwas freieren Anführung in ihren Grundzügen erhalten ist. Ap. I, c. 15, p. 168: περὶ δὲ τοῦ στέργειν ἅπαντας ταῦτα ἐδίδαξεν· Εἰ ἀγαπᾶτε τοὺς ἀγαπῶντας ὑμᾶς, τί καινὸν ποιεῖτε; καὶ γὰρ οἱ πόρνοι τοῦτο ποιοῦσιν· ἐγὼ δὲ ὑμῖν λέγω· Εὔχεσθε ὑπὲρ τῶν ἐχθρῶν ὑμῶν καὶ ἀγαπᾶτε τοὺς μισοῦντας ὑμᾶς καὶ εὐλογεῖτε τοὺς καταρωμένους ὑμῖν καὶ εὔχεσθε ὑπὲρ τῶν ἐπηρεαζόντων ὑμᾶς. Freier, wie schon die Form zeigt, Dial. c. 133, p. 440: πάντων ἡμῶν εὐχομένων ὑπὲρ ὑμῶν καὶ ὑπὲρ πάν των ἁπλῶς ἀνθρώπων, ὡς ὑπὸ τοῦ χριστοῦ ἡμῶν καὶ

spruches bestätigt. Nur als Anklänge

κυρίου ποιεῖν ἐδιδάχθημεν, παραγγείλαντος ἡμῖν εὔχεσθαι καὶ ὑπὲρ τῶν ἐχθρῶν καὶ ἀγαπᾶν τοὺς μισοῦντας καὶ vλoyev тovs xaτaowuévovs. In unseren Evangelien τοὺς καταρωμένους. fehlt nicht nur die Einleitung dieses Gebots, welche die erstere Stelle darlegt, sondern auch die Ausführung desselben ist eine andere; an beiden Stellen steht namentlich aux. vnèo T. ¿x90. vu. statt des dyanate Toys 9o. vu. bei Matth. und Lukas. Dass die zweite der angeführten Stellen nur das Gebot selbst, ohne die Einleitung und den Schluss enthält, darf nicht befremden, da die Erwartung, die Stellen sollten immer gleich vollständig angeführt werden, eine ganz unberechtigte ist. Es genügt vollkommen, dass auch sie, trotz ihres freieren Charakters, den eigentlichen Kern des Ausund ganz kurze Anführungen desselben Gebots sind die Stel len Ap. I, c. 14, p. 166. de resurr. c. 8, p. 534 zu betrachten. 6) Die verwandte Stelle Ap. I, c. 15, p.170: καί· Γίνεσθε δὲ χρηστοὶ καὶ οἰκτίρμονες, ὡς καὶ ὁ ὑμῶν χρηστός ἐστι καὶ οἰκτίρμων, καὶ τὸν ἥλιον πατήρ αὐτοῦ ἀνατέλλει ἐπὶ ἁμαρτωλοὺς καὶ δικαίους καὶ που vnoous (vgl. Mt. 5, 45. Luk. 6, 35 f.). Dial. c. 96, p. 328: outos yàp didašev huūs zaì vnèg twv your οὗτος γὰρ ἐδίδαξεν ἡμᾶς καὶ ἐχθρῶν εὔχεσθαι εἰπών· Γίνεσθε δὲ χρηστοὶ καὶ οἰκτίρμονες ὡς xai o naτno vμuv o ovo̟ávos xai yoo tov navтоzoάτоou πατὴρ ὑμῶν οὐράνιος· γὰρ τὸν παντοκράτορα θεὸν χρηστὸν καὶ οἰκτίρμονα ὁρῶμεν καὶ τὸν ἥλιον αὐ τοῦ ἀνατέλλοντα ἐπὶ ἀχαρίστους καὶ βρέχοντα ἐπὶ ὁσίους καὶ πονηρούς, οὓς πάντας κρίνειν μέλλει ἐδίδαξε. Wie kann Hr. S. gerade auf die Vergleichung dieser beiden Stellen seine Behauptung von der Regellosigkeit der justinischen Anführungen stützen! Es ist gewiss richtig, dass sich Justin in seinen Citaten nicht immer gleich bleibt; aber wie kann man dieses nur verlangen, wenn doch, wie hier, schon in der Form eben der Unterschied einer wörtlicheren und einer freieren Anführung dargelegt ist! Die zweite Stelle, die übrigens sowohl die Verbindung zweier in unseren Evangelien getrennter Sprüche, als auch das eigenthümliche zonoroi bestätigt, läuft ja eben wie schon das oo@uer zeigt, in ein eigenes Räsonnement des Justin aus, das sich an die Textesworte nur noch anschliesst. Bei diesem Sachverhalt werden Unbefangene auch ferner die Ueberzeugung gewinnen, dass Justin den angeführten Spruch in dem von ihm vorwiegend gebrauchten Evangelium wirklich in dieser Verbindung vorfand (s. Credner Beiträge I, S. 241). 7) Höchst beachtenswerth sind die Worte Jesu über die künftigen Irrlehrer, vor denen zugleich die schon berührte Stelle: ὃς γὰρ ἀκούει μου κτλ.

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stand. Ap. I, c. 16, p. 172: no22ol de govoí por Kóριε, κύριε, οὐ τῷ σῷ ὀνόματι ἐφάγομεν καὶ ἐπίομεν καὶ δυνάμεις ἐποιήσαμεν; καὶ τότε ἐρῶ αὐτοῖς· Αποχωρεῖτε ἀπ' ἐμοῦ, ἐργάται τῆς ἀνομίας.

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Dial.

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zwei verschiedene Aussprüche aufgeführt werden, ist das schlagendste Zeugniss zunächst für die Mehrheit der von Justin benutzten Evangelien und für seine Sorgfalt und Genauigkeit in solchen Anführungen. Es erhellt ferner aus ihr, dass die meistens, wie in der Bergpredigt, so eigenthümli→ chen Reden Christi, trotz ihrer materiellen Verwandtschaft, aus einem von unsern kanonischen verschiedenen Evangelium entnommen sind, und dass Justin ein mit dem kanonischen Matthäus im Wesentlichen identisches Evangelium zwar kannte, aber doch nur einen subsidiären Gebrauch von ihm machte *). 9) Die Worte Jesu über den Zutritt der Heiden zum Gottesreiche (Mt. 8, 11. 12) werden dreimal (Dial. c. 76, p. 256. c. 120, p. 400. c. 140, p. 458), wenn man von ganz unwesentlichen Abweichungen, wie die Umstaltung von ávarohov zai dvouav absieht, wörtlich mit Matthäus und unter einander übereinstimmend angeführt. 10) Die bereits angeführten Worte Jesu Mt. 9, 13 zweimal, nur Ap. I, c. 15, p. 168 mit dem Zusatz eiç μɛtávolav, der de resurr. c. 8 fehlt. 11) Die namentlich von den Gnostikern vielgebrauchten Worte Jesu M. 11, 27. Luk. 10. 22. Ap. I, c. 63, p. 262: εine. Ovdεis ἔγνω τὸν πατέρα, εἰ μὴ ὁ υἱὸς, οὐδὲ τὸν υἱὸν, εἰ μη ὁ πατὴρ, καὶ οἷς ἂν ἀποκαλύψῃ ὁ υἱός. An dersel ben Stelle wird das Citat noch einmal (p. 264) nur mit der unbedeutenden Umstellung: x. ois v. ó viòs inox. wiederholt. Wenigstens diese, von unseren Evangelien abweichende Ordnung der Satzglieder wird auch durch Dial. c. 100, p. 334 bestätigt, nur dass hier das Präsens yvwoza statt des Aorists ἔγνω steht: καὶ ἐν τῷ εὐαγγελίῳ δὲ γέγραπται εἰπών· Πάντα μοι παραδέδοται ὑπὸ τοῦ πατρός, καὶ οὐδεὶς γινώσκει τὸν πατέρα, εἰ μὴ ὁ υἱὸς, οὐδὲ τὸν υἱόν, εἰ μὴ ὁ πατὴρ καὶ οἷς ἂν ὁ υἱός ἀποκαλύψῃ. Abgesehen von dem Präsens der letzten Stelle, ist es gerade diese Textform, in welcher die Markosier den Ausspruch kannten (vgl. Iren. adv. haer. I, 20. 3), welche wir bei Marcion, in den clementinischen Rekognitionen und Homilien (Rec. II, 47. Hom. XVII,

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c. 76, p. 258: πολλοὶ ἐροῦσί μοι τῇ ἡμέρᾳ ἐκείνῃ· Κύpie, xúpie, où tậ og óvóμati ¿páɣoμɛv xai iníoμεν καὶ προεφητεύσαμεν καὶ δαιμόνια εξεβάλομεν; καὶ ἐρῶ αὐτοῖς· Αποχωρεῖτε ἀπ' ἐμοῦ. Beide Stellen stimmen in allem Wesentlichen mit einander gegen Mt. 7, 22, 23. Luk. 13, 25—27 überein; namentlich darf dieses Essen und Trinken im Namen des Herrn, aus welchem die Scheinchristen schon ihre wirkliche Gemeinschaft mit Christo beweisen wollen, nur von der Eucharistie verstanden werden. Gegen die Annahme, dass Justin sich an Lukas gehalten habe, spricht schon der Umstand, dass dieses ursprünglich antinomistische Evangelium auch hier das Wort dvouía, welches Justin hat, vermeidet, und durch ddixías ersetzt. 8) Aus derselben Rede Ap. I a. a. O.: пokhoì yào hŝovoi ènì tự ỏvóμatí μου, ἔξωθεν μὲν ἐνδεδυμένοι δέρματα προβάτων, ἔσωDEV de őνTES húzoi apnayes. Dial. c. 35, p. 114: ne θεν ὄντες λύκοι άρπαγες. εἶπε γὰρ Πολλοὶ ἐλεύσονται ἐπὶ τῷ ὀνόματι μου, ἔξωθεν ἐνδεδυμένοι δέρματα προβάτων, ἔσωθεν δέ εἰσι λύκοι ἅρπαγες. Beide Stellen weichen in der Form, mit welcher übrigens auch das Citat der clement. Hom. XI, 35 im Wesentlichen übereinstimmt, gleich sehr von Mt. 7, 15 ab. Gleichwohl war der Spruch in der Form des Matthäus, als Warnung dem Justin bekannt und wird so an der zweiten Stelle fast unmittelbar nach Anführung des dem Inhalte nach ganz identischen Ausspruches, als ein neues Dictum angeführt. Zwischen beiden ist nur der kurze, auch in den clementinischen Schriften angeführte Ausspruch eingeschoben: καί· Ἔσονται σχίσματα καὶ αἱρέσεις. Dann fährt Justin fort: καί προςέχετε ἀπὸ τῶν ψευδοπροφητῶν, οἵτινες ἐλεύσονται πρὸς ἡμᾶς, ἔξωθεν ἐνδεδυμένοι δέρματα προβάτων, ἔσωθεν δέ εἰσι λúxo йpпayes. Diese auffallende Erscheinung, dass zwei, dem Inhalte nach so identische Aussprüche in derselben Stelle fast unmittelbar verbunden, als *) Selbst Hr. Dr. Semisch gesteht S. 340 zu, dass wir hier anbestreitbar eine der selteneren Gedächtnissabirrungen haben. Es soll jedoch unverfänglich seyn, bei einem Manne, wie Justin, anzunehmen, dass, nachdem sich das Herrenwort von den Irrlehrern im Schaafskleid einmal seinem Gedächtniss in jener Textmischung (die freilich an zwei verschiedenen Stellen und im Wesentlichen bei zwei ganz verschiedenen Schriftstellern wiederkehrt) eingeprägt hatte, sich inzwischen der Ausspruch in der Textform des Matthäus wieder auffrischte, und dem Kirchenvater sich nun beide Textformen als unabhängige, verschiedene Schriftstellen darstellten. Welche Vorstellung muss man sich von Justin's Sorgfalt machen, wenn man meint, er werde in diesem Falle seine gedächtnissmässige Anführung nicht einfach nach der genaueren Erinnerung corrigirt haben! Aber freilich, man kann sich ja dieselben Kirchenväter, deren Glaubwürdigkeit man sonst, wo man sie nämlich braucht, nicht hoch genug anpreisen kann, da, wo ihre Zeugnisse unbequem werden, wieder nicht

4) finden, auf welche die Gnostiker ihre Lehre von dem höchsten, vor Christo völlig unbekannten Gott stützten (s. Credner a. a. O. S. 248 f.) — 12) Die Rede Christi über das Zeichen des Propheten Jonas (vgl. Mt. 12, 38 f. 16, 1 f.) wird ausser Dial. c. 107 p. 358 zwar auch noch c. 108, p. 360, aber hier so kurz angeführt, dass diese Widerholung für unsere Frage gar kein entscheidendes Datum giebt. 13) Die Vorherverkündigung des Todes und der Auferstehung (vgl. Mt. 16, 21. Luk. 9, 12. Mrk. 8, 31). Dial. c. 76, p. 258: ἐβόα γὰρ πρὸ τοῦ σταυρω θῆναι: Δεῖ τὸν υἱὸν τοῦ ἀνθρώπου πολλὰ παθεῖν καὶ ἀποδοκιμασθῆναι ὑπὸ τῶν γραμματέων καὶ Φαρισαίων καὶ σταυρωθῆναι καὶ τῇ τρίτῃ ἡμέρᾳ ἀναστῆναι. Dial. c. 100, μ.336; ὅθεν καὶ ἐν τοῖς λόγοις αὐτοῦ ἔφη, ὅτι· Δεῖ τὸν υἱ. τ. ἀνθρ. π. παθ. κ. ἀποδοκ. ὑπὸ τ. Φαρ. κ. γραμμ. καὶ σταυρωθῆκαι κ. τῇ τρίτῃ ἡμ. ἀναστῆναι. von unseren kanonischen Evangelien abweichende Textform bleibt sich also bis auf die unbedeutende Umstellung von γραμμ. κ. Φαρ, ganz gleich und wird auch durch eine, wenngleich freiere Anführung Dial. c. 51, p. 164: καὶ ὅτι δεῖ αὐτὸν πολλὰ παθεῖν ἀπὸ τῶν γραμμ. κ. Φαρ. κ. σταυρ. κ. τ. τρ. ἡμ. ἀναστῆναι,. c. 106, p. 354: πρὸ τοῦ παθεῖν ἔλεγεν αὐτοῖς, ὅτι ταῦτα αὐτὸν δεῖ παθεῖν κτλ. bestätigt. 14) Worte Jesu an den reichen Jüngling (Mt. 19, 16 f. parall.), Ap. I, c. 16, p. 172: καὶ προςελθόντος αὐτῷ τινὸς καὶ εἰπόντος Διδάσκαλε ἀγαθέ, ἀπεκρίνατο λέγων· Οὐδεὶς ἀγαθὸς, εἰ μὴ μόνος ὁ θεὸς ὁ ποιήσας τὰ πάνω τα. Dial. c. 101, p. 338: λέγοντος αὐτῷ τινός· Διδάσω καλε αγαθέ, ἀπεκρίνατο· Τί με λέγεις ἀγαθύν; εἷς ἐστὶν ἀγαθός, ὁ πατήρ μου ὁ ἐν τοῖς οὐρανοῖς, Hier haben wir allerdings zwei verschiedene Formen der Antwort Jesu bei Justin selbst. Was die Textform des Dialogs betrifft, so wird sie durch den Bericht des Irenäus I, 20, 2 über die Markosier auffallend bestätigt: τῷ εἰπόντι αὐτῷ. Διδάσκαλε αγαθέ, τὸν ἀληθῶς ἀγαθὸν ὠμολογηκέναι εἰπόντα· Τί με λέγεις ἀγαθόν; εἷς ἐστιν ἀγαθός, ὁ πατὴρ ἐν τοῖς οὐρανοῖς. Die erstere Stelle möchte sich schon desshalb als eine freiere, wie Credner S. 243 meint nach Lukas

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gestaltete, erweisen, weil sie den für die antignostische Richtung des Justin so angemessenen Zusatz: ὁ ποιήσας τὰ πάντα, der auch sonst bei Justin wie derkehrt, enthält *). Es ist bekannt, dass der Text des Matthäus hier in Verwirrung ist, und Hr. Semisch hat nicht unterlassen, S. 372 f. reichhaltige Belege aus den Kirchenvätern für diese Schwankungen anzuführen. Wenn er aber bemerkt, bei Irenäus sey das markosische Citat völlig von seinem Zusammenhang abgelöst, und so sey leider in keiner Art mehr nachweisbar, durch welchen Gedankenanstoss zunächst die Markosier auf dieselbe freie Bildungsform geführt seyn mochten: so zeigt dieses wohl nur die Verlegenheit, in welche er durch die Uebereinstimmung beider Citate versetzt ist. Es ist ja zumal nicht ein Individuum, sondern eine ganze Secte, welche diese Stelle den Katholikern entgegenhält, um ihre Lehre von dem allein guten, absoluten Urwesen zu rechtfertigen und schon deshalb den Ausspruch in einer schriftlich fixirten Gestalt angeführt haben muss **). 15) Die Rede Jesu an die Sadducäer über die Auferstehung (Mt. 22, 23 f. parall.) in einer doppelten Form, Dial. c. 81, p. 280 sich mehr an Lukas, 20, 34 f. de resurr. c. 3, p. 517, auch c. 2, p. 510 sich mehr an Mt. 22, 30. Mrk. 12, 25 annähernden Form. 16) In der doppelten Anführung der Worte über das grosseste Gebot (Mt. 22, 44 f. par.) findet allerdings bei Justin selbst eine beachtenswerthe Vers schiedenheit statt. Αp. I, c. 16, p. 172: ὡς δὲ καὶ τὸν θεὸν μόνον δεῖ προςκυνεῖν, οὕτως ἔπεισεν εἰπών· Με γίστη ἐντολή ἐστι· Κύριον τὸν θεόν σου προςκυνήσεις καὶ αὐτῷ μόνῳ λατρεύσεις ἐξ ὅλης τῆς καρδίας σου καὶ ἐξ ὅλης τῆς ἰσχύος σου, κύριον τὸν θεὸν τὸν ποιή σαντά σε Dial. c. 93, p. 320: ὅθεν μοι δοκεῖ καλῶς εἰρῆσθαι ὑπὸ τοῦ ἡμετέρου κυρίου καὶ σωτῆρος Ἰησοῦ Χριστοῦ ἐν δυσὶν ἐντολαῖς πᾶσαν δικαιοσύνην καὶ εὐσέ βειαν πληροῦσθαι, ἐισὶ δὲ αὗται· ̓Αγαπήσεις κύριον τὸν Θεόν σου ἐξ ὅλης τῆς καρδίας σου καὶ ἐξ ὅλης τῆς ἰσχύος σου καὶ τὸν πλησίον σου ὡς σεαυτόν.

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and (Der Beschluss folgt.) nodiserah un

*) Vgl. Ap. I, c, 16, p. 172. Dial. c. 55, p. 174 c. 56, p. 182. c. 11, p. 38. c. 68, p. 223. c. 102, p. 344. **) Wie kann man die Evangelien der Markosier mit den kanonischen identificiren, da sie doch bei Irenäus auch einen Ausspruch Christi anführen, der sich in diesen gar nicht findet: πολλάκις ἐπεθύμησα ἀκοῦσαι ἕνα τῶν λόγων τούτων καὶ οὐκ ἔσχον τὸν ἐροῦντα! Hr. S. muss dieses, ihm nach S. 355 Anm. nicht unbekannte Citat ganz vergessen haben, wenn er nach einem weitläuftigen Bäsonnement S. 364 zu dem Resultat kommen kann, jedenfalls stehe der Gebrauch der kanonischen Evangelien bei den Markosiern, wie in den Clementinen ausser Zweifel! Auch das ist nicht so undenkbar, wie er S. 344 f. meint, dass solche Extreme, wie Gnostiker und Ebioniten in dem Gebrauch desselben Evangeliums zusammengetroffen seyen. Denn die Gnostiker bezogen solche Stellen, welche den Erlöser in menschlicher Endlichkeit darstellten, eben auf den psychischen Jesus, mit dem sich der höhere Christus verband (s. m. clement. Recens. u. Hom. S. 129 ff. 273 f.), und waren auch sonst in Umdeutungen u. dergl. nicht ungeübt,

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