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ALLGEMEINE LITERATURZEITUNG

Monat April.

Neueste zootomische Literatur.

1849.

1) Bijdragen tot de Dierkunde, utgegeven door het Genootschap etc.

(Fortsetzung von Nr. 88.)

In Harmonie mit dieser Abnahme steht die Zahl der Verbindungsäste zwischen ihnen und der Vena basilica oder dem Gefässgeflecht; je stärker das Gefässnetz, desto grösser die Menge der Communicationswege. Die Elster ohne eigentliches Gefässnetz und bloss mit einer Vene neben der Arterie versehen, hat zwischen ihr und der Vena basilica im Ellenbogengelenk nur noch zwei kleine Verbindungsäste; der Truthahn mit zwei Venen neben der Arteria brachialis und ohne eigentliches Gefässnetz, hat noch gegen ein Dutzend Queräste zwischen beiden Venen, aber keine andere Verbindung zwischen ihnen und der vena basilica, als die Einsenkung derselben in letztere am Anfang und Ende des Oberarms. Dagegen ist das Gefässgeflecht sowohl am Arm, als auch am Unterschenkel des Schwans sehr ausgebildet. Am letzteren umgiebt es die arteria tibialis antica und verbindet sich mit der vena tibialis postica durch Queräste. Ueber das Hakkengelenk geht das Geflecht nicht hinaus. Alle Angaben sind durch gute Abbildungen auf vier Tafeln erläutert. In der zweiten Abhandlung beschreibt Herr H. Schlegel eine neue Taube aus Guinea als Columba (Peristera) puella. Sie gehört zu der kleinen Gruppe, welche C. afra Linn. chalcospilos Swains. und C. tympanistriga Temm. bilden. Eine vollständige Beschreibung und schöne Abbildung weist ihre Unterschiede von den drei Die dritte genannten Arten ausführlich nach. Abhandlung desselben Autors bestimmt in französischer Sprache die bekannten Sylvien aus der Untergattung Ficedula Koch's genauer, und unterscheidet neun sichere Spezies, nämlich: Fic. hypolais, F. polyglotta, F. olivetorum, F. elacica, F. trochilus, F. rufa, F. sibilatrix, F. Bonellii, F. coronata. Von allen sind die Köpfe, die Flügel und die Schnäbel, von einigen auch die Schwänze und

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C.

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Beine abgebildet; nur die zweite ist in einer hübschen Figur vollständig wiedergegeben. Eine tabellarische Uebersicht ihrer charakteristischen Unterschiede dient statt ausführlicher Beschreibungen, die um so weniger nöthig waren, als das Allgemeine der Färbung, des Habitus und der einzelnen Körpertheile ziemlich ähnlich ist. Von der zuletzt genannten Art fehlen hier alle bildlichen Darstellungen gänzlich, weil sie schon früher in der Fauna japonica abgebildet worden ist.

2) Berichte von der königlichen zootomischen Anstalt zu Würzburg, von Dr. A. Kölliker. 21. Ber. 4. 95 S. m. 2 Taf. Leipzig, W. Engelmann. 1849. Seitdem Heusinger, der Gründer des zootomischen Instituts zu Würzburg, seinen ersten Bericht über die Entstehung und den Fortgang desselben gegeben hatte (Erster Bericht v. d. kön. zoot. Anst. zu Würzburg etc. Würzb. 1826. 4.); war wenig über den Betrieb der Zootomie auf jener Hochschule verlautbar geworden. Hier erhalten wir nun eine neue Mittheilung, welche zeigt, dass das kräftig angegriffene Werk mit Nachdruck fortgeführt ist und eben jetzt in Kölliker's Händen sich der sorgfältigsten Pflege erfreut. Die erste Abhandlung beweist das durch Angabe der gegenwärtig vorhandenen und aufgestellten Präparate, unter denen die wichtigsten besonders namhaft gemacht sind. In der zweiten beschreibt der Herausg. die electrischen Organe bei Mormyrus longipinnis, cinem von Rüppel im Nil entdeckten und beschriebenen Fisch, dessen Eigenthümlichkeit ihm nicht entgangen war. Später hatten Gemminger und Erdl in München ein ähnliches Organ bei Mormyrus oxyrhynchus und dorsalis aufgefunden (Münchn. gelehrte Anzeig. Bd. 23. S. 405. 1846). Das Organ befindet sich bei M. longipinnis im Schwanze und besteht aus 4 beiderseits zugespitzten Streifen, welche neben der Wirbelsäule an jeder Seite liegen, und fast bis zur Afterflosse reichen. Jeder Streifen besteht aus einer länglichen fibrosen Kapsel, welche durch innere Scheidewände in zahlreiche (140-150) kleine Kammern abgetheilt ist.

89

An

der Innenseite begleitet die Kapsel ein Nerv, der zu jeder Scheidewand einen Ast abgiebt; dieser Nerv rührt vom Stamm des Seitennerven her; Zweige von den Spinalnerven erhält das electrische Organ nicht. Die Wände desselben bestehen aus Bindegewebe, das auf der inneren Oberfläche gegen die Höhlen der Kapsel zu mit einer dünnen Schicht Epithelialzellen bekleidet ist. In den Wänden selbst bemerkte Kölliker eigenthümliche Röhren, stärker als die primitiven Nervenfasern, deren Inhalt, eine gelbliche Substanz, in viereckige Klümpchen sich abtheilte. Darin waren kleine runde Kerne mit punktförmigen Kernkörperchen sichtbar. Die stärksten dieser Röhren hingen mit Nervenzweigen zusammen, in welcher Beziehung aber zu ihnen die primitiven Nervenfasern stehen, das liess sich nicht ermitteln. Indess ist um SO mehr auf diese Röhren Gewicht zu legen, als auch Erdl ähnliche bei Gymnarchus niloticus in dessen electrischen Organ wahrnahm und versichert (a. a. O. 1847. Nr. 43), feine Röhrchen derselben Art auch im Organ des electrischen Rochen gefunden zu haben. Vier Figuren auf Taf. I. erläutern die geschilderten Formen. Die dritte Abhandlung vom Prosector Dr. Fr. Leydig erörtert das Gefässsystem von Nephelis und Clepsine. Vf. zeigt, dass die seitlichen, an den unteren Queranostomosen haftenden Blutblasen, welche v. Siebold mit den respiratorischen Gefässknäulen in Verbindung bringt, nicht mit ihnen in Zusammenhang stehen, an letzteren vielmehr je eine eigene contractile Blase wahrgenommen wird, von deren Pulsationen der respiratorische Wasserstrom bedingt wird. Jene anderen Blut führenden Blasen pulsiren ebenfalls in Gemeinschaft mit den Blutgefässen, was v. Siebold mit Unrecht in Abrede stellte; sie enthalten das rosettenförmige, stark flimmernde Organ, welches wohl als Agens für die Fortsetzung des Blutstromes in der Blase angesprochen werden darf. Der sonderbare Bau dieses merkwürdigen Organes ist ausführlich beschrieben und abgebildet. contractilen Gefässe bestehen aus Ring- und Längsmuskelfasern, welche von einem kleinen Bindegewebe eingehüllt werden, ein besonderes Epithelium liess sich nicht erkennen; die nicht contractilen Gefässe haben einfache klare Wände mit Spuren von Kernen; zu jenen gehören die Seitengefässe, das Bauchgefäss und die Queranastomosen zwischen beiden. Bei Clepsine behandelt Vf. das Gefässsystem mehr im Ganzen. Es besteht

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Die

aus zwei Hauptabtheilungen, einem engeren System mit starren Wandungen, und einem anderen weiteren, sinusartigen aber durchweg contractilen System, das nichts desto weniger,, nicht überall deutlich gesonderte Wandungen" besitzen soll. Das erstere engere festwandige System besteht aus einem contractilen Rückengefäss, welches in der hinteren Hälfte des Körpers aus dem grossen, den Darmkanal umgebenden, Centralsinus des zweiten Systems seinen Ursprung nimmt, und in der vorderen Hälfte des Körpers jeder Seits 2 Aeste abgiebt, welche an den Seiten des Körpers nach hinten verlaufen, um daselbst in das nicht contractile Bauchgefäss unter dem Centralsinus überzugehen. Auch die beiden Seitengefässe sind nicht contractil. Das Bauchgefäss eutsendet am Hinterende ein System in sich bogig geschlossener Radien durch die grosse Saugscheibe und geht, nachdem es die Seitengefässe aufgenommen hat, ungetheilt bis zum vordersten Viertel des Körpers, woselbst es 3 Paar Aeste abgiebt, die wieder in geschlossenen Bogen durch das äusserste Kopfende sich verbreiten; nur ein Ast bleibt frei. Derselbe nimmt das aus der Schlundröhre zurückkommende vordere Endgefäss des dorsalen Stammes auf. Das Blut gelangt dadurch aus dem Rückengefäss, welches es von hinten nach vorn treibt, in das Bauchgefäss; das Rückengefass aber erhält sein Blut aus dem grossen Centralsinus, welcher den Darm umgiebt, und 11 Paar Seitenäste hat, die wieder mit einem engeren Randsinus an jeder Seite in Verbindung stehen und nicht bloss vorn wie hinten unter Bogen in den Centralsinus übergehen, sondern auch mittelst 11 anderer bogenförmiger Quergefässe, die an der Rückenfläche des Körpers verlaufen, mit einander in Verbindung stehen. In diesem Sinussystem findet kein eigentlicher Kreislauf, sondern bloss eine wogende Bewegung des Blutes statt, was um so merkwürdiger ist, als nur das in ihm befindliche Blut Molekularkörper enthält. Die Seitenäste des grossen Centralsinus sind es nur, welche sich in ihrer Mitte zu Blutblasen, ähnlich denen von Nephelis erweitern, und in diesen Blasen befindet sich wahrscheinlich das zweihörnige, mit Flimmern bekleidete Organ, welches Vf. bei der Zerlegung des Thieres auffand, ohne seine Verbindung mit bestimmten Theilen ermitteln zu können. Die Structur der Gefässwandungen ist ähnlich wie bei Nephelis, doch liess sich am Rückengefäss cin inneres Epithelium mit leicht abreissen

den Klappen, welche das Lumen des Gefässes verschliessen können, unterscheiden. Das sinuöse System scheint in ganz jungen Thieren in den Seitenstämmen wandungslos zu seyn, später aber und am Centralsinus immer sind Wandungen sichtbar. Die vierte Abhandlung ist wieder von Kölliker; sie beschreibt den gesammten inneren Bau vom Tristomum papillosum höchst sorgfältig, und enthält nicht nur in Bezug auf die Art, sondern auch für die ganze Gruppe der Tenmatoden neue Thatsachen, über welche ich indess einen weiteren, doch ohne Ausführlichkeit unverständlichen Bericht unterlassen möchte. Nur die Bemerkung sey mir erlaubt, dass eine vom Vf. vermuthete Verwandtschaft zwischen Tristomum und Myzostoma schwerlich begründet werden kann, indem letztere Gattung vielmehr zu den Tardigraden gehören dürfte. (Vgl. Allg. Lit. Zeit. 1846. I. S. 398). Ferner ist die Anwesenheit eines drüsigen Apparates im Schlundkopf und die doppelte Mündung des bekannten respiratorischen Gefässsystemes an der Bauchseite des Körpers, vorn zu beiden Seiten der Genitalienöffnung, besonders hervorzuheben. Die Distomen und Monostomen haben nur eine einzige am hinteren Körperende. Verschieden davon ist ein andres Gefässsystem mit einem centralen pulsirenden Längsstamm, und dies hält Vf. wohl mit Recht für ein Blut führendes, obgleich er keine Blutkörperchen darin entdecken konnte. In der fünften Abhandlung beschreiben N. Friedreich und C. Gegenbaur den Schädel vom Axolotl (Siredon pisciformis) ausführlich und erläutern ihre Schilderung durch eine schematisch colorirte Abbildung, an welcher die Unterschiede des knorpeligen Primordialcraniums, seiner ossificirten Stellen (Hinterhaupt, os en ceinture und quadrato-jugale), und der peripherischen Belegknochen klar hervortreten. Die Beschreibung ist keines Auszuges fähig. - Desto mehr bedarf aber die sechste Abhandlung von Kölliker, welche allgemeine Betrachtungen über die Entstehung des knöchernen Schädels der Wirbelthiere anstellt, einer ausführlichen Berücksichtigung, indem sie eine eben so bündige, wie lehrreiche Uebersicht über diesen interressanten und höchst wichtigen Gegenstand giebt. Gewiss hat keine Lehre, nachdem die Wirbeltheorie des Schädels aufgestellt worden war, so wesentlich die genauere Einsicht in den Bildungsgang des Kopfes der Rückgratthiere gefördert, als die hier allgemein behandelte Theorie des Primordialcraniums. Seit geraumer Zeit kannte man die

knorpeligen Stellen im Schädelgerüst mancher Fische und nackten Amphibien, namentlich nachdem sie durch v. Bär und Dugês bestimmter beschrieben worden waren; allein die allgemeine Ansicht drang noch nicht durch, dass diese Knorpelstücke Reste eines bei allen Wirbelthieren vorhandenen knorpeligen Urschädels seyen. Selbst Reichert, der so viel zur Kenntniss von der Entwickelung der Schädeltheile im Einzelnen beigetragen hat, wurde durch die bei ihm vorwiegende Neigung zum Theoretisiren, von der klaren Einsicht in das ganze Gerüst abgelenkt, und namentlich dadurch an der richtigen Auffassung gehindert, dass er den Unterschied zwischen primären, aus knorpeliger Grundlage entstandenen Urknochen und den späteren, nicht aus präformirten Knorpeln sich bildenden Belegknochen verkannte. Die Verschiedenheit dieser beiden heterogenen Schädelelemente hatte Dugês bei den Batrachinen, v. Bär bei den Fischen kennen gelehrt, Rathke stellte sie an beschuppten Amphibien fest, und Vogt nebst Agassiz wiesen sie weiter bei den zuerst genannten Gruppen nach. Endlich trat Jacobsen mit dem gleichen Nachweis beim Menschen und den Säugethieren hervor, und befestigte diese ganze Lehre durch eine glückliche Nomenclatur, indem er zuerst das knorpelige Grundgerüst mit dem Namen Primordialeranium belegte. Seitdem haben die verschiedensten Schriftsteller die neue Auffassung des Schädels besprochen und Beweise für deren Richtigkeit geliefert, und wenngleich Reichert im Bunde mit Bidder sie kürzlich wieder angegriffen hat, so ist doch der Kampf zu ihrem Nachtheil entschieden, worden. Den Beweis davon führt Kölliker im vorliegenden Aufsatz und erläutert in ihm die ganze Theoric erfahrungsgemäss ebenso klar, wie vollständig. Das Resultat seiner Untersuchungen ist im Kurzen folgendes: Es existirt bei allen Rückgratthieren ein ursprünglich ganz knorpeliges Schädelgerüst, welches aus der äusseren Scheide der chorda dorsulis entsteht und stets unvollständiger (lückenhaft) ist, als das spätere knöcherne cranium. Zur Zeit der Verknöcherung bilden sich die Knochenkerne theils in diesem Knorpelgerüst, theils auf seiner Oberfläche, ohne hier als Knorpel präformirt gewesen zu seyn. Die Kopfknochen der ersten Kategorie entstehen also, wie die übrigen Skelettheile, aus Knorpeln und durch die Ossification von Knorpeln; die der zweiten entstehen aber gar nicht aus Knorpeln, sondern aus Bindegewebe mit regellos eingestreuten Zellen,

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welches sich zu Membranen gestaltet und sofort
ossificirt. Indem sie nun als äussere Belege des
knorpeligen Urschädels auftreten, mögen sie Beleg-
knochen im Gegensatz gegen die durch Ossification von
knorpeliger Grundlage entstandenen Urschädelkno-
chen genannt werden. Die Belegknochen, welche
also aus Membranen entstehen, sind aber darum
doch keine Hautknochen, sondern durchaus eigen-
thümliche Gebilde, weil sie unter der Haut und
von allen ihren Schichten bedekt im Zellgewebe
über dem knorpeligen Urschädel entstehen. Sie las-
sen sich keineswegs mit den Schildern und Schup-
pen der Haut parallelisiren, sondern müssen davon
als System getrennt werden. Kommen nämlich am
Schädel noch Haut knochen vor, wie bei manchen
Fischen und Amphibien, so liegen sie über den
Belegknochen und sind ursprünglich durch eine
Zellgewebsschicht von ihnen getrennt, wenn sie
auch später mit ihnen verwachsen sollten, was ge-
schehen kann. In Hinsicht auf ihr Wachsthum
zeigen beide Knochenarten auch Verschiedenheiten;
denn alle aus präformirter Knorpelsubstanz gebil-
deten Knochen wachsen in doppelter Art, d. h. theils
durch Ossification des Knorpels im Innern, theils
durch neue Schichten an der Peripherie unter dem
Periostium. Diese Schichten entstehen auf dieselbe
Art, wie die Belegknochen, aus membranöser Grund-
lage, welche durchaus keinen Unterschied von den
Membranen der Belegknochen darbietet; das Bla-
stem beider ist völlig identisch. Ueberall, wo Pe-
riostium am Knochen sich findet, findet dies Wachs-
thum Statt, also auch an den Wänden der Mark-
kanäle und Gefässkanäle, welche die Knochensubstanz
durchziehen. Nach unserer Ansicht hat Vf. auf dies
bedeutungsvolle Factum nicht genug Gewicht gelegt.
Denn wenn sich nachweisen liesse, dass auch der
knorpelige Urschädel überall eine dem Periostium
analoge Hautbedeckung hat, welche selbst über die
offenen Stellen desselben wegsetzte, so würde sich
die Bildung der Belegknochen an solchen Stellen
von selbst als nothwendig ergeben. Dann wäre
der knöcherne Schädel nicht mehr ein Compositum
zweier, verschiedener Knochenkategorien, sondern

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dass der Schädel für Modification einer Anzahl von Wirbeln zu halten sey, noch ferner Geltung haben könne, oder nicht. Unseres Erachtens würde sie völlig gerechtfertigt erscheinen, wenn die Bestandtheile des Schädelgerüstes als nur relativ verschieden, nicht aber als absolut verschieden zu betrachten wären. Nach Erörterung dieses allgemeinen Theiles der Bildung der Kopfknochen gruppirt dann Vf. die einzelnen je nach ihrer Entwikkelung. Primäre, durch die Ossification von Knorpel gebildete Urschädelknochen sind: 1. das Hinterhauptsbein, mit Ausnahme der ganzen oder oberen Hälfte der Schuppe, 2. das hintere Keilbein mit seinen Flügeln, 3. der vordere Keilbeinkörper, 4. das Siebbein, 5. die unteren Nasenmuscheln, 6. die Gehörknöchelchen, 7. der Zitzen und Felsentheil des Schläfenbeins. Alle andern Knochen des Schädels sind Belegknochen. So verhält es sich wenigstens bei den Säugethieren. Bei den Vögeln ist auch der Körper des vorderen Keilbeins ein Belegknochen, dagegen entsteht bei ihnen das Quadratbein und das Gelenkstück des Unterkiefers aus Knorpel, beide sind also primär. Die beschuppten Amphibien verhalten sich ganz ebenso, die nackten dagegen behalten viele Theile des knorpeligen Primordialcraniums lebenslänglich, namentlich den Basal- und Schuppentheil des Hinterhauptsbeines, die grossen Flügel des Keilbeines, das Siebbein, einen Theil der Nasengegend, des Quadratbeines und das Gelenkstück am Unterkiefer. Dadurch reducirt sich die Anzahl der Urschädelknochen auf die Seitentheile des Hinterhauptes, die vorderen Keilbeinflügel (os en ceinture) und das os quadrato -jugale, was von dem knorpeligen os tympanicum und dem als Belegknochen gebildeten os, mastoideum über ihm wohl unterschieden werden muss. Bei den Fischen endlich treten mehr primäre Knochen auf, als anderswo, insofern nicht blos sämmtliche Theile des Hinterhauptes, die beiden Keilbeinflügel und die übrigen bisher als primär aufgeführten Knochen dahin gehören, sondern auch noch die ossa frontalia anteriora, posteriora, palatina pterygoidea, transversa nebst dem ganzen Kiefertragegerüst. Dagegen ist vorn herein ein einheitliches Gebilde, dessen das Basalbein und Pflugscharbein, wie bei den Fröverschiedne Bestandtheile genetisch nur graduell schen, ein Belegknochen; auch die Kinndeckelplatdifferirten. Ref. hält die Entscheidung hierüber für ten und Schleimröhrenknochen rechnet Vf. dahin. wichtig in Bezug auf die Frage, ob die von Kölli- Der Oberkiefer ist ganz, der Unterkiefer nur in ker schon als ganz irrig zurückgewiesene Ansicht, seiner vorderen Hälfte desselben Ursprungs.

von

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(Der Beschluss folgt.)

ALLGEMEINE LITERATUR-ZEITUNG

Monat April.

1849.

Neueste zootomische Literatur. 2) Berichte von der königlichen zootomischen Anstalt zu Würzburg, von Dr. A. Kölliker u. s. w. (Beschluss von Nr. 89.)

Die Knorpelfische verhalten sich verschieden. Bei

den Cyclostomen, Plagiostomen u. Chimären findet sich blos ein Primordialcranium in verschiedenen Graden der Ossification, die Störe dagegen und Lepidosiren haben zugleich einzelne Belegknochen (z. B. das os basilare sphenoideum). Ihr Unterkiefer entspricht blos dem Antikularstück der Vögel und Amphibien, zu welchem erst bei den Stören noch 2 Belegknochen kommen; der Oberkiefer der Plagiostomen ist gar nicht als Maxilla, sondern als os palatinum zu deuten. Vf. vertheidigt schliesslich die Ansicht, dass nur die Knochen von identischer Genese zu parallelisiren seyen, welcher Meinung Ref. nicht beistimmen kann. Schon das früher über die Relation von Beleg- und Urschädelknochen muthmasslich Ausgesprochene möchte eine Identität von genetisch heterogenen Schädelknochen annehmlich erscheinen lassen. Und wenn wir nun sehen, dass gar Knochen, wie die frontalia anteriora und posteriora der Fische, primär entstehen, obwohl sie entschieden peripherische Schädeltheile sind, so bleibt keine andere Annahme übrig, als dass die Genesis nicht über die Identität der Schädelknochen entscheiden kann. Wie wäre das auch möglich, wenn sich ergiebt, dass z. B. die squama ossis occipitis der Säugethiere bald Urknochen, bald ganz oder zum Theil Belegknochen ist. Und mit welchem Rechte will man die genetische Differenz hoch anschlagen, wenn man wahrnimmt, dass genetisch heterogene Theile, wie pars petrosa et mastoidea ossis temporum einer Seits und pars squamosa desselben Knochen anderer Seits in ein später ungetheiltes Ganzes zusammenwachsen. Eben dieser Umstand zeugt wohl entscheidend dafür, dass die Belegknochen und die Urknochen nicht heterogene Gebilde, sondern nur relativ verschiedene Stufen eines Urtypus sind. In der siebenten Abhandlung werden von Kölliker 2 neue Distomen ausführlich be

Halle, in der Expedition der Allg. Lit. Zeitung.

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schrieben. Das eine D. Pelagiae lebt in den Körperhöhlen von Pelagia noctiluca und zeichnet sich durch seine Darmform aus. Derselbe geht hinter dem Schlundkopfe bis zur Mitte des Körpers als einfacher Ocsophagus fort und erweitert sich dann in eine Höhle, die 4 Schenkel, 2 nach vorn, 2 andere nach hinten aussendet, das andere D. Okenii, lebt in Blasen an der Kiemenhöhle von Brama Raji, und zwar paarweis, ein Männchen und ein Weibchen in jeder Cyste. Das ist höchst sonderbar, da alle übrigen Trematoden Zwitter sind. Beide sind haardünn, am Vorderende etwas verdickt und daselbst mit zwei Sauggruben versehen; das etwas längere Männchen misst 6-19 Linien und endet spitz, das kürzere 4-12 Linien lange Weibchen geht in einen grossen unregelmässig gestalteten Sack über. Sie haben einen gabligen Darm von gewöhnlicher Bildung und sehr entwickelte Genitalien, aber die Männchen blos männliche, die Weibchen blos weibliche, welche letztere in dem grossen Anhange scines Körpers sich befinden. Auch die folgende achte Abhandlung ist einem Parasiten an den Venenanhängen der Cephalopoden gewidmet, den Kölliker als Dicyema paradoxum beschreibt. Es bildet dies. Geschöpf die sogenannten beweglichen Fäden der Venenanhänge und ist ohne alle Frage kein fertiges Thier, sondern gewiss nur der Entwickelungszustand einer andern Form, eine Amme in Steenstrups Sinn. Der Körper ist ein wurmförmiger mit Wimpern bekleideter Schlauch von 0,2-0,6 Linien Länge, dessen eines Ende sich kopfartig verdickt hat, während das andere spitz oder kolbig ausgeht, und dessen Seite alternirende (2-12) knopfförmige Anhänge (Knospen) tragen. Die Körperwand zeigt keine histologischen Elemente gesondert, sie ist ein einfaches Gewebe, in dem stellenweis, besonders in den Knospen, scharf conturirte Kügelchen wie Fetttropfen auftreten, woraus sich nach und nach ein bestimmt geformter ovaler Körper bildet. Die Leibeshöhle ist voll klarer Flüssigkeit, aber enthält durchaus gar keine Organe. Nichtsdestoweniger bilden sich darin Eier, aus welchen schon im Innern der Mütter zweierlei Embryonen, wurmförmige

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