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tet wurde. Sein Freund und Schüler Banda suchte ihn zu rächen und drang anfangs siegreich vor, wurde aber nachher gänzlich geschlagen und die Sikhs in den Ebenen fast ganz ausgerottet. Einige Haufen verschanzten sich in den Gebirgen und lebten von Plünderung und Erpressung. Die Vicekönige von Lahor drängten sie von Zeit zu Zeit zurück, aber die Zerrissenheit des Landes während der wiederholten Einfälle Ahmed Schâh's von Kàbul gab ihnen Raum, sich auszubreiten und festzusetzen, bis sie endlich während der folgenden Wirren in Afghanistan und nach dem völligen Sturze der Regierung von Delhi die Herrschaft des Landes an sich rissen und eine Art von nationaler Organisation zu Stande brachten, einen Föderativstaat von einer Anzahl kleiner unabhängiger Fürsten, unter welchen dann der berühmte Rendschit Sing sich als Despot und Eroberer erhob. Seine Thaten und sein Schicksal sind bekannt. Weder die Uebersicht der Geschichte der Sikhs, welche Hr. W. in diesem Artikel uns bietet, noch die Beschreibung ihrer religiösen Grundsätze und Gebräuche macht Anspruch auf Originalität, Hr. W. sagt selbst, dass er sie auf Bitten einiger Mitglieder der Gesellschaft aus andern Werken zusammenstellte; aber der Aufsatz ist trotz der sehr gedrängten Darstellung frisch und lebendig geschrieben, er enthält ein ebenso unterhaltendes als belehrendes Gemälde. In seinen Religionsübungen gleicht ein Sikh ungefähr einem Hindu von der Wischnu Secte. Rindfleisch zu essen und Tabak zu rauchen ist ihm verboten, desto mehr schwelgt er in Opium und berauschenden Getränken. Die eigentliche Glaubenslehre besteht in wenig mehr als einem vagen und oberflächlichen Deismus. Die Kastenunterschiede sind unter ihnen aufgehoben. Den heiligen Teich in Amritsar mit seinem Tempel beschreibt Hr. W. nach Baron v. Hügel's Reise. Eine grössere Ausführlichkeit hat der Artikel

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IV. The Religious Festivals of the Hindus, von demselben S. 60-110 (noch nicht vollendet). Die eigne Erfahrung des Vf.'s geht nicht über Bengalen hinaus, aber er hat über andere Theile Indiens wenigstens alle fremden Berichte benutzt, und fordert zu weiterer Vervollständigung seiner Data auf. Die Festtage der Hindu's sind in ihren Kalendern angegeben, und von der Art, wie sie zu feiern sind, handeln, ausser einzelnen Stellen in einigen der Purânas, mehrere besondere Werke. Das in Bengalen gangbarste der letzteren ist das

Tithi Tatwa von Raghunandana, auf welchem auch die etwas magere Abhandlung von W. Jones im 3. Bande der Asiat. Researches ruht. Hr. Wilson stützt sich auf ein ausgebreiteteres Studium, er vergleicht auch die verwandten und überhaupt ähnlichen Feste anderer Nationen. Viele Festtage in Indien knüpfen sich an bestimmte Mondphasen, aber gerade die gefeiertsten an den Sonnenlauf. Hr. W. beginnt mit dem Feste, welches sich an das Wintersolstitium knüpft, dessen Feier ursprünglich und im Allgemeinen die Freude über die Umkehr der Sonne und über die anfangende oder zu hoffende Wiederbelebung der Natur ausdrückt. Die dort an dieses Fest gebundenen Gebräuche haben zum Theil Analogie mit den strenae und étrennes, sowie mit unserer Weihnacht- und Neujahrsfeier; man beschenkt sich mit Reis, Kuchen und Confect; die religiösen Gebräuche sind in verschiedenen Gegenden verschieden. Ein Fest, an welchem der Sonne zu Ehren gefastet wird und wo man der Sonne weisse Blumen und andre Gaben darbringt, ist der siebente Tag in der hellen Hälfte jedes Monats. Am 14. des Mondmonats Phâlguna (27. Febr.) wird das grösste Fest der SivaVerehrer gefeiert mit einem sehr complicirten Ritual und Darbringungen für den Linga; besonders pflegen an diesem Tage eine grosse Menge Hindu's auf der Insel Elephanta in dem Höhlentempel zusammenzukommen, wo das berühmte Bild des Siva mit drei Köpfen ist. Der Aufsatz bricht ab mit der ausführlichen Beschreibung des am 16. März gefeierten Dola Yatra oder Holi, welches Fest Hr. W. mit dem Carneval zusammenstellt.

V. On the earliest Persian Biography of Poets, by Muhammad 'Aufi, and on some other Works of the class called Tazkirat ul Shuara. By N. Bland, S. 111-176. Der Vf. dieser lehrreichen Abhandlung ist mit einer Geschichte der persischen Poesie beschäftigt. Von seinen fleissigen Vorarbeiten da zu gab uns bereits ein früherer Aufsatz (,,Account on the Atesh Kedah, a biographical work on the Persian Poets, by Lutf Ali Beg", Bd. VII. S. 345 ff.) sowie die Herausgabe des Atesch Kedah Zeugniss. Er lässt uns jetzt einen Blick thun in den Reichthum der biographisch - anthologischen Litteratur bei den Persern, von welchem wir und auch Hr. B. selbstfrüher keine Ahnung hatten. Hrn. von Hammer's verdienstliches Werk, " die schönen Redekünste Persiens", war allein auf Grund der vielgenannten Werke von Daulatschah und Sâm

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von Azad Husaini 1176 H., und die beiden jüngsten Nr. 11 von dem durch seine Reisen in Europa bekannten Mirza Abu Talib Khan und Nr. 12

Freund von Warren Hastings war und im J. 1794
in Benares starb. Von letzterem besitzt Elliott den
geschriebenen Seiten, nur die biographischen No-
ersten Theil, einen gr. Octav - Band von 694 eng

tizen enthaltend von 3263 Dichtern. Ausser dem
zweiten Theil, welcher Specimina aus den Dich-
tungen derselben enthält, gehört als Ergänzung
dazu noch ein andres Werk desselben Verfassers,
worin Vieles aus alten höchst seltenen Poesien ge-
sammelt ist. Man stösst in diesem vortreffli-
chen Artikel auf einige störende Druckfehler. Das
S. 171 erwähnte o ist allerdings das Tarikh
ulom
des Muhammad Ssâdik Isfahani, s. Frähn's Indica-
tions Nr. 219. Für Hasan Sabah" S. 115 l. Hạ-
san ibn Ssabbah.

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Mirza mit Hinzunahme des biographischen Theils des Bahâristân gearbeitet, das Âtasch Kadah konnte er damals nicht erlangen. De Sacy hatte bereits über Inhalt und Umfang der beiden erstern berichtet, v. Hammer gab später noch eine Analyse des von Ibrahim genannt Khalil, der ein Werkes von 'Ali Schîr, welches Nr. 240 der von ihm gesammelten Handschriften enthielt. Hr. Bland führt uns nun eine Reihe von einigen und vierzig Werken dieser Art vor, worunter allerdings manches, das an sich unbedeutend oder nur Copie seiner Vorgänger ist, einige aber auch, die an Alter oder Umfang oder innerem Werth das Buch des Daulatschâh weit überragen. Dreizehn von den zu den bisher gekannten neu hinzukommenden Tazkirah's (8,3 ist die gewöhnliche Benennung solcher Werke) hat der Vf. selbst untersucht, die übrigen kennt er bis jetzt nur aus Anführungen. Unter jenen steht als das älteste und schon deshalb sehr werthvolle, aber auch höchst seltene voran das Lubabu'l- Albâb lvon Muhammad 'Aufi, welches um das J. 600 H. d. i. 1202 oder 1203 n. Chr. geschrieben ist, also ungefähr 300 Jahre früher als Daulatschâh. Dieses Musterwerk besteht aus 12 Capiteln, wovon die 4 ersten allgemeineren Inhalts sind, über die ersten Anfänge der Poesie u. s. w. Cap. 5: von den Königen und Prinzen, die Dichter waren, Cap. 6: Vezire, Kâtib's und andere höhere Beamte, Cap. 7: Kadhi's, Mulla's, Imame u. s. w. So weit der erste Theil. Nun erst folgen die Dichter von Profession von den ältesten bis auf die Zeitgenossen des Vf.'s, zu welchen letzteren z. B. Farìdu -'ddìn 'Attâr und Nizâmì gehören. Die biographischen Notizen sind eben nicht reichhaltig, aber die mitgetheilten Proben zum Theil von grossem Werth, wenn sie ganze Kafsiden oder Ghazelen von den älteren uns sonst kaum mehr zugänglichen Dichtern enthalten. Die einzige bekannte Hdschr. die

ses Werkes besitzt John Bardoe Elliott in Calcutta, von welchem Hru. B. nicht nur sehr gelehrte Notizen, sondern auch die Hdschrift selbst mitgetheilt wurde. Die übrigen Werke sind zwar alle von jüngerem Datum (vom 11. Jahrh. der Hidschra bis auf die neueste Zeit), aber es sind darunter sehr brauchbare Schriften, besonders Nr. 2, 3, 7, 10, 11 und 12. Den meisten literarhistorischen Stoff liefern Nr. 3 (b) von Taki Auhadi um 1050 H., Nr. 7 (sem!,) von 'Ali Kuli Khan (mit dem Dichternamen Wâlik ',) 1161 H., Nr. 10

VI. On the Coins of the Dynasty of the Hindu Kings of Kabul, von Edward Thomas. Diese Untersuchung knüpft sich an eine Stelle des Al-Biruni in Reinaud's fragments relatifs à l'Inde (p. 134). Schon Reinaud p. 153 und Longpérier (lettre à M. Reinaud im Anhange der genannten Schrift) beziehen auf die dort von Biruni erwähnte Brahmanen - Dynastie von Kâbul eine Classe von Münzen mit dem Stier des Siva (Nandi) und dem Reiterbild, denen man früher eine irrige Bestimmung gegeben hatte. Hr. Thomas sucht dies Resultat fester zu stellen und vermuthet namentlich, dass Samanta, dessen Name auf den meisten in Dewanagari-Schrift erscheint, nicht nur als der Stifter der Dynastie angesehen worden, sondern dass ihm

zugleich eine Art geistlicher Würde beigelegt sey, weshalb die folgenden Regenten seinen Namen auf ihren Münzen beibehielten. In einem Nachtrage wird die fehlerhafte Stelle des Biruni durch Ver

gleichung einiger anderen historischen Werke, be

.mendirt جامع التواريخ sonders des

VII. On a Catalogue of Chinese Buddhistical Works, von Colonel Sykes. Der Vf. dieses Artikels hatte im J. 1818 die Felsentempel von Ellora besucht und dieselben im 3. Bde. der Trausactions of the Literary Society of Bombay beschrieben. Er war einer der ersten, der den buddhistischen Ursprung derselben behauptete, welche Behauptung seitdem durch die Untersuchungen von Erskine, H. H. Wilson, Hodgson u. A., besonders aber durch

Es

J. Prinsep's glückliche Entzifferung der Pali-Inschriften, durch Turnour's Herausgabe des Mabawanso und durch Bekanntwerden der Reiseberichte chinesischer Buddhisten aus dem 6. und fgg. Jahrhunderten u. Chr. glänzend bestätigt wurde. ergab sich, dass der Buddhismus nicht vor dem 11. Jahrh. aus Indien verschwunden ist, und es war daher keine in die Luft gebaute Vermuthung des Vf.'s, dass vielleicht jetzt noch buddhistische Werke in der Pali-Sprache in China vorhanden seyn möchten. Eine dahin gestellte Nachfrage

hatte das Ergebniss, dass sich auch in den grössten Tempelbibliotheken keine Bücher in Pali - Schrift finden, noch sonst etwas der Art, ausser einigen wenigen Inschriften, die auch die Priester nicht verstehen; dagegen gebe es in Siam einen Ueberfluss von Büchern in der Pali - Sprache, aber sie sind fast alle mit chinesischer Schrift geschrieben, wodurch die Texte sehr entstellt werden. Meistens von dieser Art sind die buddhistischen Werke, 156 an der Zahl, deren Catalog hier mitgetheilt wird. Er rührt, wie die ganze Notiz über den Befund der Sache, von Gützlaff her, durch Vermittelung des Governor von Hong Kong, Sir John Davis. Schon die nackten Büchertitel dieses Catalogs haben ein gewisses Interesse, wie Hr. S. mit Recht behauptet; doch möchten wir nicht alle Folgerungen unterschreiben, die er daraus zieht. Es sind darunter zwei Schriften, die die Geschichte des Buddhismus behandeln; die meisten betreffen Lehre und Cultus der Buddhisten; eine handelt von der richtigen Aussprache der Pali-Wörter in einem zuvor aufgeführten Buche, cinem Tractatus de pocnitentia.

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IX. On the Coins of the Kings of Ghazni, von Edward Thomas, S. 267-386, mit drei lithograph. Tafeln und einigen in den Text eingedruckten Abbildungen von Münzen. Die Münzen, welche Hr. Th. hier behandelt, gehören zu der grossen Sammlung, welche Masson in Afghanistan zusammenbrachte, und die im Museum des Indischen Hauses aufbewahrt wird. Diese Sammlung ist in Wilson's Ariana antiqua benutzt, doch gerade auf jene Münzen dort wenig Rücksicht genommen worden, weil sie unter der grossen Masse wichtigerer Dinge zurücktraten. Nirgends indess möchten sich Münzen dieser Gattung in so ansehnlicher Zahl beisammen finden, weshalb wir es Hrn. Th. Dank wissen, dass er sie zu beschreiben unternommen hat, zumal ihm in London auch noch andere öffentliche und Privatsammlungen zur Benutzung offen standen. Zwar ist die Geschichte der Ghaznawiden - Dynastie und insbesondere die glorreiche Regierung des Mahmud vielfach und zum Theil ausführlich von den arabischen und persischen Historikern beschrieben worden, aber die Münzen bringen immer noch eine monumentale Bestätigung oder Entscheidung zu den unter sich bisweilen abweichenden Berichten hinzu. Der Vf. zählt S. 277 (vgl. 376) sechzehn von ihm benutzte historische Werke in arabischer und persischer Sprache nach der Zeitfolge auf, fast alle noch ungedruckt, von Baihaki's Biographie des Mas'ùd, Sohnes des Mahmud, an (um 451 H. verfasst) bis auf Ferischtah herab, darunter

VIII. The Narrative of Sidi Ibrahim ben Muhammed el Messi el Sisi, in the Berber language, Text und Interlinear - Version nebst einigen Anmerkungen, von F. W. Newman, S. 215-266. Eine Notiz von diesem Reisebericht in der Berbersprache und Uebertragung desselben ins Englische, jedoch nur nach einer arabischen Uebersetzung, gab Hodgson im 4. Bande dieses Journals. Das Originalmanuscript wurde damals zurückgelegt, bis Hr., Mirkhond, Khondemir, Abu

N. die vorliegende Bearbeitung unternahm: gewiss ein mühsames Unternehmen, helfend zur Sammlung und Sichtung des Materials für ein Sprachstudium, welches anfängt wichtig zu werden, aber auch allem Anscheine nach eine grosse Ausdehnung gewinnen

-Mirkhond, تاريخ تزيده والتواريخ

T-Mahasin u. a. Aus der sehr vollständigen Reihe der Münzen ergiebt sich einiges Neue in Betreff des Souverainetäts-Verhältnisses der Ghaznawiden Fürsten.

(Der Beschluss folgt.)

a

ALLGEMEINE LITERATUR-ZEITUNG

Monat Januar.

1849.

Zur neuesten kirchengeschichtlichen

Literatur.

Lehrbuch der christlichen Kirchengeschichte mit besonderer Berücksichtigung der dogmatischen Entwickelung, von W. Bruno Lindner, Doctor d. Philosophie u. ausserord. Prof. der Theologie, Frühprediger zu St. Pauli in Leipzig, Mitglied der historisch-theol. u. deutschen Gesellschaft zu Leipzig, der statistischen zu Berlin, der oberlausitzer Gesellsch. d. Wissensch. zu Görlitz. Erste Abtheilung. Geschichte der alten Kirche. gr. 8. VIII u. 311 S. Leipzig, Schwickert. 1848. (12 Thlr.)

Der

er Vf. beginnt schon das Vorwort zu diesem Lehrbuch mit einem Ausfall auf die moderne Weltanschauung, nach welcher das Gesetz des geistigen Lebens der Fortschritt sey. Mit einem so rein mechanischen Worte und Begriffe könne sich die wahre Wissenschaft, die ihrer Würde eingedenk sey, nicht befassen. Ihm ist dagegen das Gesetz des geistigen Lebens die Entwickelung. Rec. muss dies für einen blossen Wortstreit ansehen, so lange man noch z. B. von den (geistigen) Fortschritten eines Kindes spricht, worin ja eben dessen Entwickelung besteht, oder von Rückschritten auf dem wissenschaftlichen Gebiet, z. B. der Theologie sprechen kann, welche in unserer Zeit gerade nichts seltenes sind. Hiemit hängt zusammen, dass der Vf. für seinen theologischen und wissenschaftlichen Standpunkt den der evangelisch-luther. Kirche erklärt. Nachdem er lange auf die verschiedenste Weise die Wahrheit gesucht, hat er in ihr volle Befriedigung für sein Herz wie für sein wissenschaftliches Streben gefunden, und erkannt, dass ihre Lehre die biblisch reinste, logisch klarste, speculativ tiefste ist. Zur Ehre des Vf.'s wollen wir glauben, dass derselbe die Formula concordiae" der Lutherischen Kirche nicht in extenso kennt, wie Rec., der sie zweimal durchgelesen hat, und über den scholastischen Wust und Aberwitz nicht ge

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Halle, in der Expedition der Allg. Lit. Zeitung.

nug staunen konnte, der darin zu Tage liegt und dem Unsinn mittelalterlicher kathol. Kirchen- und theolog. Schriftsteller wenig nachgiebt.

Jedenfalls ist der Standpunkt des Vf.'s eben durch jene Aeusserung als ein parteiischer bezeichnet, und wenn derselbe beifügt, er habe sich bestrebt, jedem Andersdenkenden die gebührende Anerkennung nicht zu versagen: so stimmt hiemit das nicht überein, dass er z. B. auf S. 9, beim Ueberblick auf die früheren Bearbeiter der Kirchengeschichte, eines der reichhaltigsten, brauchbarsten Handbücher aus der neuern Zeit, voll Pragmatismus, Freimüthigkeit und Kritik, durch kräftigen Stil ausgezeichnet, nämlich das von Henke unter der Rubrik ", entschieden rationalistisch, dürr und pelagianisch" aufführt, desgl. das des sehr fleissigen und unabhängigen Forschers Schmidt in Giessen, der die Wissenschaft mit manchen neuen Ansichten und Entdeckungen bereichert hat; ebenso Spittlers Grundriss, der sich ausser der anziehenden Darstellung durch höchst lehrreiche Ueberblicke auszeichnet. Zu weiterer Bezeichnung der theolog. Richtung des Vf.'s diene seine Aeusserung auf S. 19:,, von jeher hat der Unglaube an dem Erlösungstode des Herrn herumgerüttelt, durch Zweifel an der Wirklichkeit desselben, so wie an seiner Auferstehung, die an sich des Christen unwürdig, auch sämmtlich leicht (!!) zu widerlegen sind." Ob dies eine wissenschaftliche Sprache führen heisst, oder ob solche Ausfälle überhaupt mitten in dem Text der Erzählung vom Leben Jesu sich schicken?? lässt sich nach solchen Erklärungen aber von dem Vf. eine unparteiische Darstellung, eine billige Würdigung der Häresien, in Bezug auf welche wir ohnehin meist auf die Berichte der Gegner beschränkt sind, z. B. des Pelagianismus erwarten, dessen Urheber nach dem Vf.,, zwar von einem tüchtigen sittlichen Ernste beseelt, aber durchaus ohne alle mystische und speculative Tiefe war."

Die Forderung, dass der Kirchenschriftsteller über den Parteien stehen soll, erklärt er für unwürdig, abgesehen davon, dass sie Unmögliches

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denn

denn

wird

verlange. Da der Vf. der sogenannten gläubigen Wissenschaft huldigt, lässt sich diese Aeusserung wohl begreifen; nur würde, wenn sie Wahrheit enthielte, daraus folgen, dass ein Christ keine Geschichte des Judenthums, des Muhamedanismus, der buddhistischen Religion, ein Verwandter der augsburgischen Confession keine unparteiische Geschichte der Päbste u. s. w. schreiben könnte. Wärme für Religion, Interesse an derjenigen Form, unter welcher dieselbe bis jezt am vollkommensten in die Erscheinung getreten, für das Christenthum, wird der Kirchenhistoriker freilich haben müssen. Wenn er aber einem gewissen dogmatischen System huldigt, wird er zwar nicht gerade die Perfidie begehen, Thatsachen zu entstellen, aber sie doch in dem helleren oder trüberen Lichte seiner Dogmatik erblicken; seinem Pragmatismus er soll ja nicht trockne Annalen schreiben er mehr oder weniger das Gepräge seiner subjectiven Theologie aufdrücken; sein Urtheil wird die Leser, zumal Anfänger im Studium, wenn auch nicht irreleiten, doch zu Gunsten einer bestimmten Sache bestechen. Die Gründe für diese Behauptung liegen in unserm Lehrbuche selbst zu Tage, wovon nur einige Beispiele. S. 6 heisst es: „Das ist die Bedeutung der Häresie, dass sie, wie jedes Böse (!) in Gottes Hand zum Guten dient, die reine Entwickelung der Kirche, die sie auf der einen Seite hemmte und trübte, auf der andern fördern und helfen musste." An der Art, wie S. 142 fg. das Lob der Orthodoxie, als der gesunden Lehre, verkündigt, der Lehrbegriff der Kirche als der allein lebenskräftige vertheidigt wird u. s. w., glaubt man eher einen römisch-katholischen als einen vom Princip des Protestantismus durchdrungenen und bewegten Theologen zu erkennen. Im Grunde kommt der Streit zwischen Häresie und Kirche zuletzt auf dieselbe Frage zurück, welche bei jenem geschichtlichen Akte, dem der Protestantismus seinen Namen verdankt, sich erhob, ob sich nämlich in Sachen des Glaubens und des Gewissens die Minderheit der Mehrheit zu unterwerfen habe; wie auch auf die weitere Frage, ob absolute Wahrheit bei der Mehrheit sey; dem Vf. aber möchten wir die bescheidene Frage entgegenhalten, ob die Lehre des Athanasius vornehmlich durch ihre innere Lebenskräftigkeit und Wahrheit dem Arianismus gegenüber triumphirt habe; und ob er nicht mit gutem Gewissen und mit Ueberzeugung Arianer seyn würde, gleichwie er jetzt orthodox ist: im Fall dass

das entgegengesetzte Bekenntniss zu bleibender Geltung in der Kirche gelangt wäre, und das, was zu Nicäa festgesetzt ward, heut zu Tage in der Kirchengeschichte als „, Ketzerei des Athanasius" aufgeführt würde.

"

Der Verf. theilt die Kirchengeschichte folgendermassen ein: I. Abschnitt (= Zeitalter): Kirche der alten Zeit, 18. Jahrhundert; Entwickelung des Christenthums in der Form griech. - römischer Bildung. II. Abschnitt: Kirche der mittleren Zeit, 9 15. Jahrh.; Kampf der römisch-griech. mit der germanischen Bildung. III. Abschnitt: Kirche der neuern Zeit; Sieg der germanischen Bildung in der Reformation. Der erste Abschnitt, welchen der vorliegende erste Theil beschliesst, zerfällt in folgende Unterabtheilungen (über welche jedoch kein Conspectus demselben beigefügt ist; was als Mangel zu bezeichnen ist, es müsste denn seyn, dass am Schlusse des ganzen Werks noch das Fehlende gegeben würde): 1. Periode geben würde): 1. Periode-311 n. Chr. Politisch: die Kirche unter dem Druck des heidnischen Staats; dogmatisch: Abweisung des Synkretismus mit Heiden- und Judenthum; Ausscheidung des genuin Christlichen. Der Stoff ist in vier Abschnitte zertheilt, bei deren zweitem auf S. 25. §. 8 die Bezeichnung der Ziffern und auch die gewählten unterschiedlichen Schriftsorten für die Ueberschriften unrichtig sind, was auf einem Versäumniss bei der Correctur beruht. Gelegentlich mag hier auch das Citat 1 Petr. 6. auf S. 48 erwähnt werden. Im Abschnitt IV, welcher die Lehrgeschichte enthält und mehr Seiten einnimmt als die drei ersten Abschnitte zusammengenommen, findet sich S. 78 die Ueberschrift, Cap. II. Entwickelung des kirchl. Lehrbegriffs den Gegnern gegenüber"; es geht aber kein Cap. I. oder eine entsprechende Inhalts - Angabe

voraus.

Zweite Periode 4 8. Jahrh. Die Kirche in ihrer Verbindung mit dem Staate. Politisch: äusserlich günstige Stellung der Kirche im christlichen Staate; Ausbildung der Hierarchie und Versuch einer Feststellung des Verhältnisses zwischen Staat und Kirche mit vorwiegender Macht des erstern; dogmatisch: speculative Ausbildung der einzelnen Dogmen den Häresien gegenüber. Hier findet sich wieder S. 105 ein Abschnitt II. Verfassung und Cultus, ohne dass ein Abschnitt I. mit entsprechender Ueberschrift oder Inhalts-Angabe zu finden ist; S. 141 heisst es Abschnitt VI. statt IV. Lehrgeschichte, und S. 265: Cap. VI. statt V. Der

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