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die Ursache der Sumpfkrankheiten seyn können. Ref. hätte gewünscht an diese Stelle die Untersuchung über eine bekannte Thatsache ins Einzelne verfolgt zu sehen, nämlich über jene, welche lehrt, dass die bösartigen Fieber am häufigsten vorkom

Dass es dem Vf. nicht an Scharfsinn, Gelehrsamkeit, men, wo die grossen Ströme des Festlandes sich

besonders an physiologischer und pathologischer Kenntniss fehlt, um seinen Gegenstand von allen Seiten zu erfassen und zu erhellen, hat er bereits in frühern geschätzten Arbeiten hinreichend dargethan, und in der vorliegenden Schrift in der schönsten Weise bewährt. Es liegt in derselben die sich in den medizinischen Erforschungen überall bewährende Anschauung zu Grunde, dass der zu erforschende Gegenstand zuerst in seiner Eigenschaft vollständig erforscht werden müsse, um ihn selbst zu kennen, dass er aber nur dann seine Bedeutung erhält, wenn man ihn auf das gesammte Leben und namentlich das kranke zurückführt; in ihm seine Beziehungen aufklärt, und ihn so als Theile des Ganzen erscheinen lässt, in dem er allein lebt, webt und ist. Es wird sich aus der inhaltlichen Uebersicht der Schrift ergeben, das der Vf. in diesem allein zum Ziele führenden Streben des Naturforschers für die Erkenntniss der Malaria höchst Werthvolles geleistet hat.

In dem ersten Abschnitte wird das Luftmedium und sein Verhältniss zu dem Boden behandelt. Wir finden hier klar und einfach die bekannten Thatsachen zusammengestellt, und nachgewiesen wie sich die Sumpfluft durch die Einwirkung des sumpfigen Bodens in den Sümpfen gestaltet. Dieses führt ganz natürlich zu den Eigenthümlichkeiten der Sümpfe. Die chemischen Vorgänge, welche in den Sümpfen stattfinden, die Luftarten, welche dabei gebildet werden, sind nach den bekannten Thatsachen und nach jenen, welche Liebig und G. Bischoff in der neuern Zeit darüber mitgetheilt haben, dargestellt. Es wird gezeigt, dass das Kohlenwasserstoffgas und das Schwefelwasserstoffgas, von welchem letzteren man in neuester Zeit die in Africa herrschenden Fieber abgeleitet hat, nicht

in die See ergiessen, wo sich somit das Salzwasser mit dem Süsswasser mischt. Ferner die hiermit wohl zusammenfallende Thatsache, dass da, wo die See durch Ueberfluthen oder Ueberwogen in Landseen oder Sümpfe ihr Wasser ergiesst, ebenfalls solche bösartige Sumpfkrankheiten entstehen, was wohl nur aus der Vermischung des Seewassers mit dem Süsswasser des Landes herzuleiten ist. Auf diese Thatsache ist Ref. bereits im zweiten Theile seiner allgemeinen Pathologie näher eingegangen.

Steifensand kann in den beiden genannten Gasarten nicht die Ursache der Sumpfkrankheiten erkennen. Mit grosser Consequenz thut er dar, dass die Sumpfluft nicht bedingt sey in den bei der Fäulniss sich entwickelnden Gasen und Stoffen. Indem er sich auf Payer's Beobachtung beruft, sucht er darzuthun, dass die Fäulniss oft der Gesundheit vortheilhaft werden könne: denn seit in Grenelle Salmiak-Fabriken errichtet sind, schwanden die sonst an diesem Orte herrschenden Wechselfieber.

Dass die Feuchtigkeit der Luft, der Wassergehalt der letztern nicht die Ursache der Malaria seyn können, geht aus vielen beigebrachten Thatsachen hervor. Die Eisenmann'sche Annahme, dass Miasmen in einer gewissen Beschaffenheit der Luftelectricität beständen, welche mittels der durch grosse Wasserflächen und eigenthümliche Erdfläche gebildeten galvanischen Batterien entwickelt werde, weil die Wechselfieber auf Thonboden, und nicht auf Sand- und Moorflächen gediehen, findet Steifensund nicht richtig. Er prüft sodann die Frage, ob nicht sowohl durch positive Aufnahme und Einverleibung eines besondern schädlichen Stoffes, als vielmehr durch eine Störung oder Missverhältniss

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in der normalen Verbindung und Wechselwirkung Eigenschaften, welche in neuerer Zeit Cornay der die Respiration unterhaltenden Bestandtheile der atmosphärischen Luft, namentlich in Bezug auf Sauerstoff gehabt, die Erzeugung des Wechselfiebers geschehe. Auch die Richtigkeit dieser Ansicht muss in Abrede gestellt werden. Sehr belehrend ist die Zusammenstellung der verschiedenen organischen Bestandtheile, welche sich in dem Sumpfboden vorfinden, wobei denn auch Ehrenbergs bekannte Entdeckungen über den Gehalt desselben an organischen Wesen zur Betrachtung kommen.

Dass die Wechselfieber nach Thuessinks Beobachtung vorzugsweise auf Kleyboden vorkommen, findet, wie auch Steifensund bemerkt, darin seine Erklärung, dass diese Bodenart das Wasser nicht durchlässt, und zur Bildung von Sümpfen und Landseen die Veranlassung wird.

Dass die Sumpfkrankheiten dann vorzugsweise schnell ausbrechen, wenn nach grosser Trockenheit warmer Regen fällt, erklärt Steifensand nicht aus dem Umstande, dass der Regen eine grössere Masse der in der Luft aufgenommenen Bestandtheile irdischer, pflanzlicher und thierische Fäulniss niederschlage, sondern weil der Regen eben das Mittel wird die Malaria in den Erdschichten nach oben zu treiben, und sie zu entwickeln, wo sie fehlt, indem durch die Feuchtigkeit die gährenden in der Trockenheit stillgestandenen chemischen Vorgänge möglich werden. Schr treffend ist die Wirkung geschildert, welche die erste wärmende Sonne auf die Ausbildung der Malaria im Frühjahr haben muss, nachdem während des Winters so mancherlei Vorgänge im Erdenleben durch die Einwirkung der Kälte, durch Schnee und Eis, und den hohen Grad der Trockenheit der Luft, die bekanntlich im Winter herrscht, zurückgehalten werden. In solcher Weise untersucht Steifensand sämmtliche auf die Entstehung der Malaria vorhandenen Thatsachen, welche dieselbe als ein Effluvium des Bodens erscheinen lassen sollen, und gelangt zu dem Schlusse, dass man in den bekannten physikalisch-chemischen oder bloss geologischen Verhältnissen nicht die Ursache der eigenthümlichen Ungesundheit der Sumpfgegenden suchen dürfe. Man ist nach ihm genöthigt:,, das Princip der Malaria als ein besonderes, als ein von den bekannten äussern Agentien verschiedenes Wesen zu betrachten."

Doch gehört die Malaria zu den den Gesetzen der Schwere unterworfenen transportabeln Körpern, somit nicht zu den Imponderabilien. Die sinnlichen

(Oppenheims Zeitschrift f. d. ges. Med. 1847. Bd. 2. S. 231.) und Tschudi, über die geographische Verbreitung der Krankheiten in Peru, (Oesterreich. med. Wochenschrift. 1847) mitgetheilt haben, kommen zur Sprache. Dass man das Miasma wohl nicht an einem giftigen Sumpfgeruch erkennen kann, wie Cornay will, lehren zahlreiche Erfahrungen von riechenden stinkenden Luftarten, welche nicht als Ursache der Sumpfkrankheit angesehen werden können. Tschudi will sogar in einem eigenthümlichen Nebel, welcher sich 11⁄2 Fuss über der Erde erhebt und schwebend bleibt, das die Sumpfkrankheiten Perus ganz specifisch erregende Agens erkennen. Der, welcher in diese Atmosphäre kommt, die sich von dem darüber stehenden Nebel an Farbe unterscheidet, erkrankt ziemlich gewiss. Die übrigen Sumpfmiasmen sind von dieser Malaria ziemlich deutlich, sagt Tschudi, aber von der Atmosphäre nicht deutlich abgegränzt.

Die Frage ob dieses materiell bedingte Sumpfmiasma stets eins und dasselbe ist, lässt der Vf. mit Recht unbeantwortet, weil dafür weder bejahende noch verneinende Thatsachen vorliegen, meint aber es könne bald aus einem einfachen bald aus einem zusammengesetzten Stoffe gebildet werden. Die Malaria ist bis jetzt nicht in ihren sinnlichen Eigenschaften, weder in den physischen noch in den chemischen zu erkennen, sondern allein in ihren Wirkungen auf den Lebenden, in den Krankheiten, die sie erzeugt. Welche Wirkung dieselbe auf die Gesundheit ausübe, meint Steifensand, lasse sich am besten aus einem Vergleich der Wirkung, welche andere ähnliche Agentien, wie das Contagium, auf die Gesundheit der Menschen ausübe, erkennen. Hier bezieht sich der Vf. auf die Lehre Henle's, nach welcher das inficirende Princip beim Miasma flüchtig, beim Contagium fix ist; dort ist es frei der Luft beigemischt, hier an einen fixen oder flüssigen Stoff des kranken Körpers gebunden. Contagium sey gleichsam Miasma in der zweiten Generation, ein Miasma, welches die zweite Entwikkelung innerhalb des Körpers durchlaufen hat. Er stimmt der Henle'schen Ansicht bei, welcher in dem Miasma, das er identisch mit dem Contagium hält, ein parasitisches Agens erkennt. Diese Ansicht unterstützt er mit den Thatsachen, welche Ehrenberg, Heusinger für dieselbe angegeben haben, und wiederlegt die betreffende Ansicht Liebigs, welcher bekanntlich als Gegner des Parasi

tismus aufgetreten ist. Nach solchen Thatsachen, meint Steifensand, werde sich nichts gegen die Annahme einwenden lassen, dass sich wie überhaupt in der Luft, so auch, in der mit Wasserdunst sehr geschwängerten Luft der Malaria-Gegenden organische oder unorganische Stoffe schwebend erhalten, sich anhäufen und als Infectionsstoffe auf dem Wege der Respiration dem menschlichen Körper einverleibt werden können. Man werde dabei zugeben können, dass diese MalariaMiasmen sehr verschiedenartiger Natur seyn, dass sie bald aus flüchtigen oder festen organischen oder unorganischen Körpern, bald aus Pilzen bald aus Infusorien gebildet seyn können. Dass letztere sich im Körper nicht wieder erzeugen und so von diesem durch Ansteckung weiter verbreiten, kein eigenthümliches Excret als Ansteckungsstoff erzeugen, sondern in dem Krankheitsvorgange zu Grunde zu gehen scheinen, lasse zwar eine merkbare Verschiedenheit von dem Verhalten der gewöhnlichen Parasiten annehmen, hindere aber dennoch nicht darin etwas mehr als eine blosse Aehnlichkeit zu erkennen. Dieses Zugeständniss erhält offenbar nur eine weitere Begründung der Henle'schen Lehre von der Identität des Miasma's und des Contagii. Wie gern auch Ref. die Richtigkeit der dafür beigebrachten Thatsachen zugesteht, so kann er nicht umhin, die Folgerungen, welche sowohl Henle, als unser Vf. daraus herleitet, als entschieden unrichtig anzuerkennen. Was jene Thatsachen lehren, beschränkt sich auf Möglichkeiten, aber nicht kann man darin Beweise für die Richtigkeit der aufgestellten Ansicht anerkennen, wie sie der jetzige Stand der Medizin als Naturwissenschaft verlangt. Ref. giebt zu, dass sich in jener Luft, welche das Miasma enthält, pflanzliche oder thierische InfusionsParasiten vorfinden; muss aber deshalb das Miasma an diese Parasiten gebunden, und die Krankheit von diesen verursacht werden? Es kann ja die Luft zugleich jene Parasiten, und unahängig von denselben die miasmatische Krankheit erzeugen. Sie sind gleichzeitig ohne sich gegenseitig zu bedingen. Dass dieses nicht sol sey, hat weder Henle noch Steifensand irgendwie dargethan; Beide umgehen vielmehr dieses Verhältniss. Ferner dringen die Miasmen, weil sie pflanzliche oder thierische infusorielle Geschöpfe sind durch die Athmungswege, und erregen hier auf diesem Wege durch Eindringen in das Blut die Krankheit, wobei sic denn zu Grunde gehen können oder nicht.

Gehen sie zu Grunde, indem sie die Krankheit erregen, so müsste man doch irgend einen solchen Parasiten bei den miasmatischen Krankheiten antreffen, wie er im Begriff ist, einzudringen. Man müsste solche Parasiten in den Luftwegen und in den Lungenzellen, oder doch an der Oberfläche des Körpers in solchen Krankheiten antreffen. Dieses ist aber Dieses ist aber von Niemanden bisher gesehen. Ich selbst habe den Auswurf der Luftwege an Wechselfieberkranken microscopisch untersucht, aber ausser den gewöhnlichen microscopischen Bestandtheilen an ihnen nichts gefunden.. Rayer und andre, und ich selbst, haben Parasiten im Auswurf gefunden, aber diese gehörten nicht den miasmatischen Krankheiten an. Es fehlt auch in dieser Hinsicht an einem bindenden Beweise. Sollte aber überhaupt etwas durch die Analogie, von der Beschaffenheit der Contagien geschlossen werden, so müsste man die parasitische Eigenschaft derselben doch vorher nachweisen. Aber man untersuche das Contagium der Syphilis, des Pocken, des Hospitalbrandes nur recht sorgfältig mit dem Microscop, und das Ergebniss ist, dass in diesen Stoffen keine Bildung vorhanden, welche so beständig und organisch geformt ist, dass man sie als das Ens des Contagii ansehen könne. Wäre aber für Contagium und Miasma ein Parasit vorhanden, so kann man, da er wahrscheinlich die Grösse eines kleinen Blutkörperchens haben werde, nicht einsehen, wie er im Stande sey, in die Luftwege einzudringen; denn wären sie so weit offen, einen dieser Parasiten einzunehmen, so werde Blutung entstehen. Diese hat man aber bei der Ansteckung noch nie beobachtet. Die Fortpflanzung nach Art der Audouin'schen Botrytis anzunehmen, ist ganz unpassend, da wir von keinem Contagium bis jetzt erfahren haben, dass es sich so in der Continuität fortpflanzt, wie dieses bei dieser Botrytis der Fall Man kann somit in dieser Ansicht, welche Steifensand von der Natur der Miasmen aufstellt, keine naturgemässe und begründete Annahme anerkennen.

ist.

Der Vf. macht mit Recht aufmerksam auf die Wichtigkeit für die Entstehung des Miasmas, was wohl allgemein anerkannt wird, und wer dieselbe noch nicht kennt, findet in den Beobachtungen, welche Steifensand hier zusammenstellt, die überzeugendsten Beweise. Den Antheil, welchen die Feuchtigkeit an der Entstehung der miasmatischen Krankheiten auch dadurch hat, dass die Feuchtig

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keit selbst in das Blut hinüber dringt, wird hier mit besonderer Sorgfalt erwogen. Durch Athmungsweg kann durch die feuchte Luft mehr Wasser in den Organismus gelangen, als alle Secretionen entfernen. Steifensand führt, um die Wahrheit dieser Thatsachen zu beglaubigen, den Fall des englischen Jokei's an, welcher in einer feuchten Luft lebend und hungernd doch 8 Pfund an Gewicht zunahm. Wenn man bedenkt, dass die feuchte Luft im allgemeinen ärmer an Sauerstoff ist, und mehr geschwängert mit allerlei Effluvien als die trockene, so kann man auch nicht verkennen, dass sie auch in qualitativer Hinsicht nachtheilig auf den Athmenden einzuwirken im Stande ist. Sie ist daher vorzüglich geeignet, die Miasmen in den Organismus einzuführen. Hiernach finden wir eine reiche Mittheilung von Thatsachen, welche lehren, dass der Genuss der Sumpfluft als Getränk nachtheilig auf den Trinkenden einwirkt. Diesen gegenüber stehen freilich die Beobachtungen von Parent du Chatelet und Magnus, nach denen das Wasser, welches in Berlin und Paris täglich aus den durch diese Städte gehenden grossen Flüssen genossen wird, das mit so vielen animalischen und vegetabilischen Abfällen und dem Unrathe aus den Cloaken verunreinigt wird, im Allgemeinen auf die Gesundheit nicht nachtheilig einwirkt. Doch kommt wohl in Betrachtung, dass in diesen fliessenden. Wassern keine Stagnation des Schädlichen stattfinden kann, wie dieses in den Sümpfen der Fall ist.

Sehr belehrend ist die Untersuchung über den Einfluss des Grundwassers auf die Sümpfe. Dieses trägt wesentlich zur Erforschung alles Wassers bei, da es keiner Zersetzung ausgesetzt ist. Nachdem der Vf. die grosse Schädlichkeit des Genusses des Sumpfwassers nachgewiesen hat, welches stehend den schädlichen Stoff stets behalte, während die über dem Sumpf stehende Luft einem Wechsel unterworfen sey, schliesst er: dass man geneigt seyn könne, die Malaria - Krankheit ihrem Ursprunge nach mehr aus dem Genusse des Sumpfwassers herzuleiten, dass aber zu deren fernerm Fortbestehen, so wie zu den, bei der lange zurückbleibenden Anlage, so leicht wiederkehrenden Rückfällen schon der blosse Aufenthalt in der Sumpfluft, sammt deren Einathmung genüge. Leider wirkt offenbar die Sumpfluft und das Sumpfwasser meist gleichzeitig ein, und die Bewohner einer solchen Gegend können sich dem einen Einflusse so wenig als dem andern entziehen. Dass der Vf. hier auf die so häufig übersehene Schäd

lichkeit, auf das Trinken des Sumpfwassers, aufmerksam macht, ist ein wirkliches Verdienst desselben.

Die Untersuchung wendet sich nun zu dem Nachweis, welche Krankheiten durch die Sumpfluft veranlasst würden; die wesentlichen Zufälle beziehen sich auf das Blut und die blutbereitenden Organe. Die gelbliche Hautfarbe, die Aufgedunsenheit des ganzen Körpers, sind Beweise davon. Diese Dyscrasie geht dem Wechselfieber voran, und bleibt nach demselben zurück, wodurch die Rückfälle so leicht möglich werden. Der Wechselfieber-Anfall bildet in dieser Krankheit nur ein, wenn auch hervorragendes Zwischenspiel, kann auch ganz fehlen. Er ist aber so gewöhnlich, dass er in unserm gemässigten Klima die das MalariaSiegthum bezeichnende Krankheitsform ist. Die Herbstgallenfieber, welche auch aus dem Sumpfmiasma entstehen, bilden den Uebergang zu den remittirenden und anhaltenden Sumpffiebern, in denen sich das Malaria - Siechthum in den heissen Klimaten kund giebt. Das die Sumpfkrankheit von Norden nach dem Aequator zu heftiger wird, liegt in der verschiedenartig kräftigen Ausbildung der Malaria. Im höchsten Norden, erscheinen bei schwächerer Entwickelung der Miasmen die dreitägigen Fieber; in südlichen Gegenden bei stärkerer Ausbildung der Miasmen zeigen sich die alltäglichen vorherrschend, und in den Tropengegenden bei Ausbildung der stärksten Itensität der Miasmen erscheinen anhaltende, als deren höchste Entwickelung das gelbe Fieber anzusehen ist. Dieselbe Steigerung findet in heissen Gegenden in den einzelnen Jahreszeiten statt, so dass die Winterfieber dreitägige, die des Sommers alltägliche und anhaltende sind. Bei uns kommt Aehnliches in dem Gegensatze von Frühjahrs- und Herbstfiebern vor. Es kann dabei freilich auch die verschiedenartige Reizbarkeit des Organismus in den verschiedenen Jahreszeiten ihren Antheil haben. Das Wechselfieber ist aber überall nicht als essentielles, in einer veränderten Reizbarkeit des Rückenmarks (Henle) anzusehen, sondern ist nur ein Symptom, oder wenn man will, eine gewisse Entwickelung des Malaria-Siechthums. Dieses entsteht aus einem spezifischen Miasma, welches in den Körper aufgenommen, erst, nachdem es auf dem Wege des Saftumlaufes in demselben verbreitet, auf das Nervensystem fiebererregend

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einwirkt.

(Der Beschluss folgt.)

ALLGEMEINE LITERATUR-ZEITUNG

Monat April.

1849.

Die Unterwelt der Hebräer. De inferis rebusque post mortem futuris ex Hebraeorum et Graecorum opinionibus libri duo. Libri I, grammatici, in quo de verbis locisque ad inferos etc. pertinentibus explicatur, Volumen I, Hebraica complectens. Scripsit Frider. Boettcher, Dresdensis, theol. et phil. doct., schol. cruc. coll. III. societ. hist, theol. Lips. sodalis. gr. 8. 320 S. Dresden, Gottschalck. 1846.

Wohl kein Theil der alttestamentlichen Theo

logie hat sich in neuerer Zeit so zahlreicher Bearbeitungen zu erfreuen gehabt, als' derjenige, welcher auch den Inhalt der obigen Schrift bildet. Und je interessanter und wichtiger in der That dieser Gegenstand ist, und je mehr seine seitherigen Bearbeiter, zum Theil nur in Gelegenheitsschriften, von diesem oder jenem Gesichtspunkte aus ihn mehr berührten, als erschöpfend behandelten, desto erwünschter ist es, dass Hr. Boettcher mit der ihm eignen erschöpfenden Gründlichkeit die Behandlung desselben unternommen hat. Wie wir ihn sonst kennen gelernt haben, so tritt der Vf. auch hier auf: umgürtet die Lenden mit ehrlicher Wahrheitsliebe, angezogen mit dem Krebs grammatischer und logischer Gründlichkeit und Consequenz, an den Beinen gestiefelt, um mit enormer Belesenheit den ganzen Apparat zusammenzuschaffen, der nur irgend zum Zweck dienen kann, das scharfe Schwert in der kampfbereiten Rechten, in der Linken die sicher treffenden kritischen oßeλoi, so schen wir ihn gerüstet, nicht blos etymologisirende Freibeuter oder exegetische Projectmacher in die Pfanne zu hauen, sondern auch den Meistern der Kämpfer dic Blössen abzugewinnen; und wenn auch ein oder das andere Mal die tapfere Klinge aus. zu grosser Schärfe schartig werden, und die schwere, fast schwerfällige Rüstung die freie Bewegung des Streiters hemmen sollte: er geht, wenn auch nicht immer siegreich, doch als so wackerer Streiter aus dem Kampfe, dass man auch dann von ihm lernen kann, wenn man anderer Ansicht ist. Kurz und

ohne Bild,

Halle, in der Expedition der Allg. Lit. Zeitung.

dass eine Schrift dieses Vf.'s ihren

Gegenstand gründlich und erschöpfend behandeln werde, das erwarten wir nicht anders, und da auf der andern Seite eine so in's Einzelste eingehende

Schrift, wie die vorliegende, im Einzelnen immer auf mannigfache abweichende Ansichten bei den Lesern stossen muss, diese darzulegen aber in einer allgemeinen Literaturzeitung kein Raum ist, so dürfen wir uns in der Hauptsache wohl darauf beschränken, die Art anzugeben, auf welche der Vf. die Lösung seiner Aufgabe versucht, auf seine neuen Ansichten über die hauptsächlichsten classischen Stellen von strittiger Auslegung aufmerksam zu machen und das Hauptresultat der Schrift kurz darzulegen.

Seine umfassende Aufgabe bestimmt der Vf. selbst in der Vorrede also:,, non acquiescamus in Hebraeorum vel hebraice aramaiceque vel graece passim de inferno futuroque post mortem statu dictis; sed posthac, quum vacabimus, etiam Graecorum quicquid illa de re vel in libris monumentisque scriptum, vel in artis operibus pictum sculptumve exstat, congeremus quantum licebit; atque utrisque, quoad usus erit, explicatis, emendatis et examinatis, postremo utriusque gentis eadem de re dogmatum, quam vocant, historiam per aetates descriptam, collatis breviter, quae de ceteris Orientalibus disci poterunt, ad tempora superatae Christiana disciplina Graecae Judaicaeque i. e. ad IV. p. C. saeculum aut ipsi perducemus, aut aliis conscribendam certe praeparabimus." certe praeparabimus." Daran reiht sich eine sehr vollständige Uebersicht über die seitherigen Versuche jene Aufgabe ganz oder theilweise zu lösen. Was die Frage, ob der Glaube an eine Fortdauer des Menschen nach dem Tode im Alten Testamente vorkomme, so sehr verwirrt hat, das ist hauptsächlich der Umstand, dass man meist mit dem christlichen Begriffe von Unsterblichkeit an das A. T. herantrat und alle alttestamentlichen Stellen, die entfernt auf die Vorstellung von einer Fortdauer nach dem Tode hindeuteten, im Sinne jenes Begriffes erklärte. Hätte man den Begriff von Unsterb

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