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ALLGEMEINE LITERATUR-ZEITUNG

Monat März.

Römische Litteratur.

1849.

1) De C. Valgi Rufi poematis commentatio. Scrip sit Robertus Unger. gr. 8. XVIII u. 510 S. Halis, impensis orphanotrophei. 1848. (3 Thlr.) 2) Carmina Valerii Catonis cum Augusti Ferdinandi Naekii annotationibus. Accedunt eiusdem Naekii de Virgilii libello iuvenalis ludi, de Valerio Catone eiusque vita et poesi, de libris tam scriptis quam editis, qui carmina Catonis continent, dissertationes IV. Cura Ludovici Schopeni. gr. 8. X u. 437 S. Bonnae, König, 1847. (2/3 Thlr.)

Für die Kenntniss der verlorenen Dichter der au

gusteischen und der zunächst vorhergehenden Periode ist in neuerer Zeit das eifrige Studium des Horaz vielfach fruchtbringend gewesen, fruchtbringender darf man sagen, als für diesen selbst. Denn während die Kritik und Erklärung des Letzteren keineswegs in dem Maasse gefördert worden ist, wie man es bei so viel Aufwand von Arbeit hätte vermuthen sollen, ist dagegen das ihm zugewen dete Studium Anlass geworden, sich mit den gleichartigen Dichtern seiner und der zunächst vor ihm liegenden Zeit genauer zu beschäftigen und den Resten ihrer Gedichte sowohl, als den wenigen Nachrichten, die uns über ihr Leben erhalten sind, nachzuspüren. Aber der Stoff ist dadurch in eine Anzahl einzelner Abhandlungen zersplittert, viele Kleinigkeiten, die dem Gegenstande mehr oder weniger fern liegen, sind in die Untersuchung mit hineingezogen und die Behandlung des Ganzen ist durch den Mangel richtiger Methode sehr häufig gestört. Nur mit Mühe kann man aus diesen Arbeiten ein deutliches Bild der einzelnen Dichter, geschweige denn einen Ueberblick über die ganze Zeit gewinnen. Am meisten gilt dies Alles von den sonst verdienstlichen Schriften Weicherts. Was nach solchen Vorgängen besonders noth thut, ist eine das Ganze umfassende Darstellung, eine Bearbeitung alles dessen, was uns von Lebensnachrichten und Fragmenten der hierher gehörigen

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Halle, in der Expedition der Allg. Lit. Zeitung.

Dichter bekannt ist. Anfangend mit den letzten Tod des Augustus, mit Kenntniss der gleichzeitiJahren der Republik und hinabgehend bis auf den

renden Beiwerk, würde eine Arbeit dieser Art nicht gen Litteratur ausgeführt, aber frei von allem stönur ein wesentliches Hülfsmittel zum Verständniss der uns erhaltenen Dichter abgeben, sondern auch auf eine selbsständige litterar-historische Bedeutung Anspruch machen dürfen. Der ungeheure Reichthum der bezeichneten Periode, das Charakteristische der ganzen Zeit und wiederum die Eigenthümlichkeit der einzelnen Dichter, soweit letztere noch aus den spärlichen Resten zu erkennen ist, kann erst dadurch recht ins Licht treten. Wir wollen hier nicht entscheiden, ob die Untersuchungen im Einzelnen bereits so weit geführt sind, dass eine Arbeit, wie wir sie verlangen, schon jetzt mit Erfolg unternommen werden kann. Auf jeden Fall thut es noth, an das Ziel, auf das die Arbeit hinausgeht, zu erinnern, und Bücher wie die beiden vorliegenden, welche das mit einander gemein haben, dass sie einen einzelnen Dichter der bezeichneten Periode behandeln und Alles, was ihn irgend berührt, mit der grösten Genauigkeit bis ins Kleinste zu erschöpfen suchen, sind wohl geeignet, das Verlangen nach einer solchen das Ganze umfassenden Arbeit rege zu machen.

1) Das zuerst genannte der beiden Bücher, welche wir zu besprechen haben, beschäftigt sich mit Valgius, dem bekannten Dichter und Freund des Horaz. Wie es möglich war, über einen Dichter wie Valgius, von dessen Leben so wenig bekannt, von dessen Gedichten so wenig erhalten ist, den schon Weichert mit gewohnter Breite behandelt hatte, ein Buch von zwei und dreissig Bogen zu schreiben, scheint auf den ersten Blick unbegreiflich; sollte man doch fast denken, ebensoviel Seiten müssten hinreichen, das Wenige, was wir über ihn wissen, abzuthun. Aber freilich bei dem Vf. der Thebana paradoxa darf man über die Seitenzahl sich nicht mehr wundern, bei ihm erwartet man schon von vornherein eine Menge ganz anderer

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Dinge als der Titel des Buches verheisst. Hier ist, noch die allmälige und unregelmässige Entstehung des Buches, von welcher der Hr. Vf. in der Vorrede spricht, hinzugekommen, um dasselbe mit einer Plan- und Formlosigkeit zu behaften, die dem Leser das Verständniss sehr erschwert. Die Arbeit, anfangs zu einer Gelegenheitsschrift, wie es scheint, von mässigem Umfange bestimmt, zu der wohl die an Valgius gerichtete Ode des Horaz (II, 9) den ersten Anlass gegeben hat, ist während des durch mehrere Jahre hingezogenen Druckes dem Vf. zu einer Masse angeschwollen, die er nicht im Stande gewesen ist, zu bewältigen. Er hat es nicht vermocht, den Stoff, der ihm unter der Feder gewachsen ist, auf das gehörige Maass zu beschränken, vielmehr eine Menge besonderer Untersuchungen, die er entweder im Verfolge der Arbeit zu machen Gelegenheit gehabt oder auch schon längere Zeit bei sich herum getragen hat, theils als längere Digressionen in die Abhandlung selbst eingereiht, theils als Excurse hinter dem Text hinzugefügt, und dabei aus der Fülle weitschichtiger Collectancen überall ausgeschüttet, was nur irgend die Gelegenheit an die Hand gab. Daher sowohl der Umfang des Buches, der in keinem Verhältniss zu dem eigentlichen Gegenstande desselben steht, als auch die Schwerfälligkeit, mit der die ganze Untersuchung sich bewegt. Bei solcher Art der Arbeit ist es vor allen Dingen nothwendig, den Gang, den der Hr. Vf. genommen hat, nachzuweisen, um den mannigfaltigen Inhalt des Buches darzulegen und zugleich den Faden, der sich durch dies Labyrinth bunt in einander geschlungener Einzelheiten hinzieht, aufzudecken. Ueber die Sache selbst werden wir uns dabei nur selten eine Bemerkung erlauben. - Hr. U. geht aus von dem, bedeutendsten von Weichert seltsamer Weise übersehenen Fragment des Valgius, das in einem Citat der Veroneser Scholien zu Verg. Eclog. 7, 22 erhalten ist: Codrum plerique Vergilium accipiunt, alii Cornificium, nonnulli Helvium Cinnam putant, de quo bene sentit. Similiter autem hunc Codrum in elegiis Valgius honorifice appellat et quadam in ecloga de eo ait

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Indem er näher auf den Inhalt dieser Verse und namentlich auf den Sinn der darin enthaltenen Vergleiche eingeht, setzt er das Gedicht, dem sie entnommen sind, in Beziehung zu der oben genannten Ode des Horaz, in welcher dieser den Valgius auffordert, von der Trauer über den Tod seines Lieblings Mystes abzulassen und mit ihm ein Siegeslied zu Ehren des Augustus zu singen. Hieraus folgert er, das Valgius in der von dem Scholiasten citirten Ekloge das Ansinnen des Horaz mit der Antwort zurückgewiesen habe, dass er die Lust zu so freudigem Werke bei ihm nicht suchen dürfe, und sucht von dieser Ansicht aus die Lücken in dem Fragment durch verschiedene Vermuthungen auszufüllen. Durch die falsche Lesart, die er nach Mai's Angabe dabei befolgte, und die er erst in den Zusätzen (S. 453) durch die oben angegebene ersetzen konnte, ist dies Geschäft ihm schr erschwert, und manches, was sich nachher als unhaltbar bewies, dabei vorgebracht worden. Das Horazische Gedicht aber und die darin enthaltene Aufforderung giebt Anlass zu untersuchen, ob Valgius zu einem epischen Gedicht aufgefordert werde, und ob er überhaupt, wie behauptet worden, Epiker gewesen sey. Dies führt zu dem dem Tibull zugeschriebenen Panegyricus ad Messallam, in dem die den Valgius betreffenden Verse V. 179 ff., die ihn als Dichter zum Ruhm Messalla's erscheinen lassen, mit grosser Ausführlichkeit besprochen und durch Aenderung der Lesart beseitigt werden, damit sie nicht als Beweis für ein episches Gedicht angeführt werden können. Bis hierher (S. 62) hatte Alles noch so ziemlich den Valgius selbst berührt. Jetzt aber lernt Hr. U. Bergks Programm über den Dichter Cornificius (Marburg 1843) kennen, in welchem die Stelle der Veroneser Scholien von anderer Seite her besprochen war, und fühlt sich dadurch veranlasst, nicht nur die Restitutionsversuche Bergks in dem Fragment des Valgius zurükzuweisen, sondern auch über die zweifelhafte Person des Codrus, in dem Bergk nach Weicherts Vorgange nur einen poetischen Namen geschn hatte, unter dem Virgil in der siebenten Ekloge seinen Gegner Cornificius durchgehechelt habe, sich weitläufig auszulassen. Diese Untersuchung führt von selbst zu dem Juvenalischen vexatus toties rauci Theseide Codri, zumal da auch der hier erwähnte Codrus für einen fingirten Namen erklärt worden war, indem dieser Name, seit sich Virgil desselben mit Glück bedient habe, zur Bezeichnung eines schreihalsigen und

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streitsüchtigen Poeten stereotyp geworden sey. Aber auch der vielbesprochene Vers des Horaz epist. I, 19, 15 Rupit Jarbitam Timagenis aemula coena denn so schreibt Hr. U. statt des gewöhnlichen aemula lingua konnte nicht umgangen werden. Denn auch hier hatte Weichert nach einer Notiz der Scholiasten in dem Namen Jarbita eine Bezeichnung desselben Codrus gesucht. Das Resultat dieser Untersuchungen ist, dass Hr. U. zwei Dichter mit dem wirklichen Namen Codrus anerkennt. Beide, wie schon der Name zeige, seyen Griechen gewesen, die in Rom gelebt und in griechischer Sprache gedichtet hätten, der ältere zur Zeit des Virgil und von diesem sowohl, als von Valgius hoch gefeiert, der jüngere ein Zeitgenosse Juvenals, derselbe, der aus Martial als ein armer graeculus bekannt sey. In dem von Horaz verspotteten Jarbita endlich erkennt Hr. U. ebenfalls eine wirklich mit diesem Namen genannte Person, einen in Rom lebenden Afrikaner, dem die verkehrte Nachäfferei, wodurch er dem gelehrten Timagenes ähnlich zu werden trachtete, das Leben gekostet habe. Wie nämlich dieser von dem niedrigen Stande eines Sklaven und Koches (Senec. controv. V, 34) zu hohen Ehren emporgestiegen sey, so habe auch jener in der Einbildung, dadurch ein Gleiches erreichen zu können, sich auf's Essen gelegt (ut ad coenas incumberet, wie der Hr. Vf. sagt) und dabei seinen Tod gefunden. Mit dem Valgius konnten diese Auseinandersetzungen freilich insofern in Verbindung gebracht werden,

als des Codrus in den Gedichten desselben Erwähnung geschehn seyn soll. Zum Valgius aber zurückkehrend (S. 119) bespricht Hr. U. zunächst dessen Verhältniss zu Tibull auf Veranlassung von Tib. I, 10, 11 Tunc mihi vita foret vulgi nec tristia nossem Arma, wo Heyne Valgi geschrieben hatte; Hr. U. verlangt frugi. Wenn er sodann die Erwähnung des Valgius in dem Panegyricus ad Messallam für dessen Bekanntschaft mit Tibull anführt, so möchten ihm darin nicht Alle ohne Weiteres beistimmen. Erst nach diesen Vorbereitungen gelangen wir (S. 130) zu den Nachrichten über die Familienverhältnisse des Valgius. Ueber diese ist nichts weiter zu ermitteln, als dass er C. Valgius Rufus liess und 742 Consul suffectus war. Denn die Person dieses Consuls von der des Dichters zu treunen, wie man früher zu thun pflegte, wobei der Dichter ohne alle handschriftliche Autorität den Vornamen Titus erhielt, ist durchaus kein

Grund vorhanden.

So weit der erste Theil des

Buches, der bestimmt war, die Lebensverhältnisse des Valgius zu behandel der zweite (S. 142—332) führt die Ueberschrift Valgii operum reliquiae. Als das erste Werk tritt uns hier die ars rhetorica entgegen, eine lateinische Bearbeitung der rézyn des Apollonius von Pergamum, des Lehrers des Valgius. Unter den wenigen Fragmenten, die davon vorhanden sind, ist es auffallend auch die in der vita des Terenz citirten Verse aufgeführt zu finden, die Hr. U. so schreibt: Scipionis fabulas edidisse Terentium Valgius in actione ait:

Hae quae vocantur fabulae huius, nonir' eas,
qui iura populis, reges gentibus dabat,
honore summo affectus fecit fabulas?

In actione nämlich, wie Hr. U. statt in Actaeono schreibt, soll heissen, in dem Theile der Rhetorik, der über die Figur der translatio oder μετάστασις, welche auch quaestio actionis genannt wird, handelt. Hier wären die Verse als Beispiel einer solchen translatio, wodurch eine Sache oder Aussage von einer Person auf eine andere übertragen wird, angeführt und könnten daher auch von einem anderen Vf., als Valgius selbst, Hr. U. denkt an Varro herrühren. Wir bezweifeln, dass auf diese Weise die Schwierigkeit gehoben wird; schon das möchte wenig Glauben finden, dass ein Abschnitt, welcher de actionis quaestione handelte, mit den Worten in actione bezeichnet seyn soll. Wenn das Citat

Valgius in Actacone, wie es die alten Ausgaben geben, wirklich handschriftliche Gewähr haben sollte, was bei dem jetzigen Zustande des Textes nicht zu entscheiden ist, so würde man dem Valgius in der That eine Tragödie Actaeon zuschreiben müssen. Die Lesart, Valegius natione, welche Hr. U. S. 443 aus einer von C. Barth benutzten Handschrift anführt, könnte veranlassen, an Valerius Soranus zu denken. Die Verse selbst sind vielleicht so zu schreiben:

Tuae quae vocantur fabulae non sunt tuae:
nonne has, qui iura regibus et populis dabat,
honore summo affectus fecit fabulas?

Ein zweites prosaisches Werk führt den Titel: res per epistulam quaesitae und ist besonders aus Citaten des Charisius bekannt, aus denen ersichtlich ist, dass es grammatisch - antiquarischen Inhaltes Diese beiden Werke zeigen uns den Valgius als einen nicht nur durch die Schule der Rhetorik gebildeten, sondern auch in der grammatischen und antiquarischen Gelehrsamkeit bewanderten Mann.

war.

(Die Fortsetzung folgt.)

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Medicin. Jonathan Pereira's Handbuch der Heilmittellehre bearbeitet v.udolf Buchheim u. s. w. (Beschluss von Nr. 58.) Was die Anwendung der einzelnen Arzneimittel betrifft, so könnte man wünschen, dass Hr. B. hier etwas vollständiger gewesen wäre als das Original. Man muss indessen den Gründen, welche er in der Vorrede zu seiner Entschuldigung anführt, beipflichten. Das ganze Werk würde einen grossen Theil seiner Eigenthümlichkeiten eingebüsst haben, wenn Hr. B., seinem Standpunkte getreu, die Anwendung nur für solche Zustände oder Fälle bestimmt hätte, in welchen die angegebene Wirkung der Arzneimittel wünschenswerth erscheint. Nach den Symptomen pathologischer Zustände die Anwendung zu bestimmen, gebühret eigentlich nur der mit der Pathologie eng verknüpften speziellen Therapie, mit welcher hier in den innigsten Zusammenhang tretend die Pharmakologie eine rationellere Stellung anstrebt. Wie sehr auch Rf. sich mit dieser Ansicht einverstanden erklärt, so ist er doch der Meinung, dass die im Buche unter der Rubrik ,,Anwendung" mitgetheilte Uebersicht der Krankheitsformen ohne weitere Vervollständigung in vielen Fällen durch die ordnende Hand des Herausgebers etwas systematischer oder nosologischer hätte erfolgen können.

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Was die einzelnen Arzneimittel betrifft, so hat Hr. B. auch von solchen in neuerer Zeit empfohlenen eine grosse Anzahl" aufgenommen, welche im Original nur kurz oder gar nicht erwähnt sind. Weggelassen sollen nur solche seyn, welche gar kein besonderes Interesse darzubieten schienen. Ref. zweifelt, dass dies von allen gelte, die er vermisst hat, z. B. Alcohol sulphuris, Bebeeru, Monesia, Cainca u. v. a. Wenigstens kann man sie gewiss nicht unwirksam nennen, wenn sie auch von der andern Seite entbehrlich scheinen. Aber wie viele hätten dann nach dieser Ansicht noch gestrichen werden müssen, die das Buch sehr ausführlich bespricht.

Der speciellen Pharmakologie schickt der Vf. eine allgemeine Therapie voran, welche Benennung in der That nicht glücklich gewählt ist, da dieser Abschnitt sich mit Gegenständen beschäftigt, die nicht unmittelbar der allgemeinen Therapie angehōren. Aber auch die Bezeichnung als allgemeine Pharmakologie würde nicht passend seyn, indem hier nicht nur vieles aus der speciellen Arzneimittel

lehre, sondern vorzugsweise ganze Kapitel aus der Heilmittellehre (Jamatologie) abgehandelt werden. Sehen wir indessen von dem Unpassenden des Titels und den heterogenen Bestandtheilen des Inhalts ab, so enthält dieser Theil viel Schätzbares. Voran geht ihm eine kurze Geschichte der Arzneimittellehre, welche Hrn. Dr. Seidenschnur zum Vf. hat. Hierauf folgt eine Darstellung sämmtlicher Heilmittel, welche in die psychischen (nur kurz abgehandelten) und somatischen getheilt und letztere ziemlich ausführlich besprochen werden. Unter diesen zuerst die physikalischen, imponderablen (Licht, Wärme, Kälte, Elektricität, Magnetismus), die diätetischen (Nahrungsmittel, Klima), die mechanischen und chirurgischen, denen aber nur ihre Stelle angewiesen wird, da ihre Betrachtung,, ausser dem Bereiche des Werkes" liegt, und zuletzt die pharmakologischen Mittel oder Arzneien. Hier erhalten. wir aber nur eine Einleitung zur speciellen Arzneimittellehre und namentlich eine vollständige Pharmakodynamik, in welcher man schwerlich irgend ein Resultat der neuesten Forschungen vermissen wird. In dem Kapitel, welches die verschiedenen Eintheilungen der Arzneimittel abhandelt, wird auch eine physiologische von Pereira sehr sorgfältig ententworfene mitgetheilt, welcher er im speciellen Theile jedoch nicht gefolgt ist, wo die Mittel bekanntlich nach den Naturreichen geordnet sind.

Durch die glückliche Einigung, in welcher wir hier die gesunde Auffassung und solide Arbeit des Engländers mit der Wissenschaftlichkeit des Deutschen erscheinen sehen, haben wir ein Werk erhalten, welches angehenden und gereifteren Aerzten nicht angelegentlich genug empfohlen werden kann. Die ganze Heilmittellehre ziemlich vollständig umfassend, bietet es ihnen einen grossen Reichthum an neuen Thatsachen dar und verbreitet auch über das Alte und Bekannte ein reineres und helleres, den neuesten Entdeckungen oder Ansichten abgewonnenes Licht. Alles darin ist klar und fasslich dargestellt und häufig durch Abbildungen versinnlicht, welche theils Apparate zu chemischen und pharmaceutischen Arbeiten, theils Arzneipflanzen darstellen, an welchen trotz der kleinen Dimensionen das Charakteristische stets deutlich hervortritt. Dass die äussere Ausstattung des Werkes so trefflich ist, wie wir sie von dem würdigen Verleger gewohnt sind, bedarf nicht erst der Versicherung.

Dr. Herm. Friedländer.

ALLGEMEINE LITERATUR-ZEITUNG

Monat März.

Römische Litteratur.

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Inhalt unverkennbar auf ein Hirtengedicht hinwei

1) De C. Valgii Rufi poematis commentatio. Scri- sen, beigelegt. Zu einer längeren Erörterung aber

psit Robertus Unger etc.

2) Carmina Valerii Catonis cum Augusti Ferdinandi Nackii annotationibus Cura Ludovici Schopeni etc.

(Fortsetzung von Nr. 59.)

Von den Gedichten des Valgius führt das erste den vorgekommen sey.

Titel de herbarum viribus nach dem Zeugniss des
Plinius N. H. XXV, 1 dass er imperfecto volumine
ad divum Augustum über die Heilkraft der Kräuter
gehandelt habe. Auch die wiederholten Anfüh-
rungen des Valgius unter den von Plinius benutz-
ten Quellen beziehn sich hierauf. Dass aber ein
Gedicht darunter zu verstehen sey, bringt Hr. U.
erst aus den Worten des Quintilian X, I, 56 heraus:
Quid? Nicandrum frustra secuti Macer atque Vir-
gilius? Da nämlich Virgil, wie er aus einer Ver-
gleichung aller in Betracht kommenden Stellen nach-
weist, als Nachahmer des Nikander nicht genannt
werden könne, so schliesst er, dass Valgius statt
Virgilius zu schreiben und eine Nachahmung der
Alexipharmaca zu verstehn sey. Als Epigrammen-
dichter ist Valgius nur aus einem Citat des Cha-
risius bekannt. Die Behandlung der elegiae, welche
Valgius, wie schon aus Horaz ersichtlich ist, dich-
tete, eröffnet eine Erörterung über den darin be-
sungenen Knaben Mystes, in der nachgewiesen
wird, was wohl kaum des Nachweises bedurft
hätte, was unter einem puer delicatus zu verste-
hen sey.
Von Fragmenten sind ausser dem lan-
geren oben angeführten nur zwei Distichen vorhan-
den. Da diese beide von einer Wasserfahrt, das
eine mit Erwähnung des Po, reden, so verbindet
Hr. U. dieselben und schliesst daraus, dass Valgius
in dem Gedichte, dem sie entnommen sind, eine
Reise von Ravenna in die oberen Pogegenden be-
schrieben habe; also ein Reisegedicht, wie die Sa-
tiren des Lucilius und Horaz. Bukolische Gedichte
hat man dem Valgius schon längst auf Anlass ei-
nes Fragmentes von zwei Versen, die durch ihren

führt eine Erwähnung bei Seneca ep. 51 Tu istic habes Aetnam, illum nobilissimum Siciliae montem, quem quare dixerit Messalla unicum sive Valgius, apud utrumque enim legi, non reperio; nicht sowohl über den Sinn des Beiwortes unicus, als um das Gedicht ausfindig zu machen, in welchem es So gleichgültig dies scheint, so hat der Hr. Vf. daraus doch ein zu überraschendes Resultat zu gewinnen gewusst, als dass wir ihm dabei nicht folgen müssten. Indem er sich zunächst in eine Untersuchung über die bukolischen Dichter der Römer überhaupt einlässt (S. 285) stellt er als den ersten, von dem bukolische Gedichte nachzuweisen seyen, den Calvus hin. Die Beweise dafür stehn auf schwachen Füssen. Das Zeugniss des Plinius nämlich N. H. XXVIII, 4 Hinc Theocriti apud Graecos, Catulli apud nos proximeque Virgilii incantamentorum amatoria imitatio weise wie für Theokrit und Virgil, so auch für den dritten der genannten Dichter auf ein Hirtengedicht. Aber der Name des Catull ist ihm verdächtig, da von einem solchen Gedichte desselben nichts bekannt ist. Er schreibt daher Calvi statt Catulli, weil Calvus sich in verschiedenartigen Gedichten versucht habe. Dass Catulls Name mit dem anderer Dichter verwechselt worden sey, wird Niemand bezweifeln; auch, dass er mit dem des Calvus leicht vertauscht werden könne, wird dem Vf. jeder glauben und keine palãographische Beweise weiter dafür verlangen; sind doch nicht selten viel mehr verschiedene Namen von den lateinischen Grammatikern verwechselt. Aber sollte Hr. U. wirklich glauben, dass Catull jene incantamenta amatoria, für die denn doch nicht einmal das Hirtengedicht eine so ganz stehende Form war, nicht habe schreiben können? Oder meint er, dass Catulls Gedichte in unserer Sammlung, die doch ohne Zweifel sehr in Unordnung ist, alle erhalten seyen? Die Versuche wenigstens, die er hier und im Index v. Catullus an einigen Fragmenten macht, sie andern

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