Abbildungen der Seite
PDF
EPUB

ALLGEMEINE LITERATUR-ZEITUNG

Monat Februar.

Medicin.

1849.

Atlas der pathologischen Anatomie, oder bildliche Darstellung und Erläuterung der vorzüglichsten krankhaften Veränderungen der Organe und Gewebe des menschlichen Körpers. Zum Gebrauch für Aerzte und Studirende, von Dr. Gottlieb Gluge, Arzt u. ordentl. Prof. d. Physiologie in Brüssel. Lief. 8-11. Fol. Jena, Mauke. 1845. 1846. (à Lief. 1 Thlr. 25 Sgr.)

Dass das vorliegende Werk aus einer Anzahl

Abhandlungen besteht, deren jede für sich selbstständig abgeschlossen genannt werden kann, und fast durchgehends auch einen andern Gegenstand der pathologischen Anatomie betrifft, und somit auch nicht mit Recht auf die Geltung eines in sich abgeschlossenen und in seinen einzelnen Theilen durchaus abgerundeten Werkes Anspruch zu machen hat, weshalb es auch nur mit Unrecht den Titel cines Atlasses, mit vollkommenem Rechte aber den zweiten Titel führt, ist bereits in den früheren Anzeigen dieses Werkes dargethan. Als eine Sammlung verschiedenartiger Abhandlungen verdient aber das Werk unsere volle Aufmerksamkeit. Die vorliegenden Abhandlungen, deren Erscheinen dem Jahre 1846 angehört, enthalten wieder eine so grosse Fülle selbstständiger Bemerkungen und Beobachtungen, dass wir mehr und mehr genöthigt werden, mit wissenschaftlichem Interesse der Fortsetzung dieses in 20 Lieferungen geschlossenen Werkes zu folgen. Nicht der pathologisch-diagnostische Gesichtspunkt, den der Albers'sche Atlas verfolgt, sondern die pathologisch - genetische Richtung ist es, welche fast einzig in dem Glugeschen Werke verfolgt wird. Auch in diesem ist noch so viel zu leisten, dass wir wünschen müssen, dass mehr und mehr rüstige Arbeiter die pathologische Anatomie in dieser Richtung fördern. Die achte Lieferung beginnt mit einer Abhandlung über die Fettgeschwülste, die sich durch ihre unscheinbar abgerundete Form, durch ihre Beweglichkeit und Verschiebbarkeit nach den Theilen, auf

Halle, in der Expedition der Allg. Lit. Zeitung.

denen sie sich ausbilden, so wie durch ihre Schmerzhaftigkeit sich auszeichnen. Sitzen sie im Hautzellgewebe, so sind sie von der unveränderten Haut überzogen. Das Lipom kann mehrfache Veränderungen während des Wachsens erfahren: 1) das Zellgewebe vermehrt sich in einem reichlichern Grade als die Fettkysten. Die nun entstehende fcstere, weissbläuliche, mit sehnenartigen Streifen durchzogene Geschwulst enthält ein Maschennetz, welches für die Ablagerung der Fettkysten zu enge ist. Diese Form ist das Steatom. Das Fett in den Kysten dieser Geschwülste besteht aus kleinen blassen Kügelchen, wie sie im Speck vorkommen. Ausser den Zellen verändern sich auch die Fasern, welche statt der cylindrischen Fasern des Zellgewebes Zellfasern, d. h. sich in Faden verlängernde, meist mit Kernen versehene Zellen sind, die der Geschwulst ein sehr festes Gefüge geben. Es wird sodann besprochen:

2) Die Erweichung der Fettgeschwulst, der Verhärtung oder Umwandlung in Steatom geradezu entgegengesetzt. Eine grosse Anzahl Capillargefässe entwickelt sich, das Blut stockt, die Gefässe zerreissen; die jetzt eintretende Blutung gewährt ein Gefühl der Schwappung, welches über die Natur der Geschwulst täuschen kann. Oder aber es tritt cine farblose Ergiessung ein, die sich nur unvollkommen organisirend dem Gewebe eine weichere Beschaffenheit giebt. Das Lipom wird gelb, weich, zitternd, ganz gallertartig, die Kysten, welche das Fett enthalten, zerreissen, und man unterscheidet nur vereinzelte Fettkügelchen und rundliche Zellen, wie sie dem Calloid eigen sind; die Fasern werden weich und zerreissen beim geringsten Druck. Wo hier Gallertmasse und Fett zugleich auftritt, nennt Gluge die Geschwulst Lipoma calloides.

3) Combinirt sich das Lipom mit fibrösem Gewebe aus spindelförmig sich ausbuchtenden und dicht an einander sich legenden Fasern.

4) Sind die Meliceris, Honig- und Grützgeschwulst, und das Atheroma auch nur als cine Modification der einfachen Fettgeschwulst anzuschen.

findet mich und wird sicherlich den Aufenthalt unsterblicher Glückseligkeit bewohnen.

Andere Stellen aus diesem Gedichte, die der Vf. in der Uebersetzung giebt, sind eben so anziehend durch die lebhaften Farben der Schilderung, als für die Kenntniss des indischen Lebens belehrend.

Als eine Probe des neuern indischen Epos dient der vom Vf. in der Uebersetzung mitgetheilte fünfte Gesang aus dem Ramayana des Tulci - das, der, wie wir im ersten Theile des vorliegenden Werks sehen (S. 507), gegen Ende des 16ten und Anfang des 17ten Jahrhunderts unserer Zeitrechnung lebte und seinen Ramayana im östlichen Hindudialecte (purbi bhaka) schrieb. Der fünfte Gesang (Sundara kanda, d. i. der schöne Abschnitt) schildert die Tugenden des Rama und seiner Gattin Sita. Das Gedicht des Tulci-das, eine Nachahmung des alten Ramayana von Valmiki, hat sieben Gesänge (Kanda). Der erste Gesang Balakanda, Gesang der, Kindheit, enthält die Einleitung, wo die Ursachen der Incarnation Wischnu's erklärt werden, der zweite Gesang Ayodhyakanda handelt von den Thaten Rama's in Ayodhya (Oude), der dritte Gesang Aranyakanda erzählt die Thaten Rama's in den Wüsten und Wäldern, der vierte Gesang Kischkindakanda, die Begebenheiten in Golkonda, und Ravanas Entführung der Sita nach Lanka (Ceilon), der sechste Gesang die Begebenheiten in Ceilon und die Zurückführung der Sita, der siebente Gesang Uttara

kanda erzählt die Thaten Ramas nach seiner Rückkehr von Lanka in das nördliche Indien.

Das Singhaçun – burtici d. i. die zwei und dreissig Erzählungen vom Throne, wovon Hr. G. eine genaue Analyse giebt, ist eine neue Bearbeitung des alten Vikrama-tscharitram, von welchem Roth im Journal asiatique Sept. u. Oct. 1845 eine Inhaltsanzeige mitgetheilt hat. Dieser Roman ist mehrfach von neuern indischen Schriftstellern bearbeitet, und von einer persischen, im Einzelnen jedoch sehr abweichenden Bearbeitung desselben Stoffes besitzen wir eine Uebersetzung von Lescallier,, Le trône enchanté." Die Bearbeitung des Lallù, Verfassers des Prem Sagar, und Jawân ist im neuern Urdudialect und zu Anfang dieses Jahrhunderts nach einer Uebersetzung des alten Romans im Braj - bakha – Dialect gemacht. Das Ganze sind 32 Erzählungen nach Art der orientalischen Romane, wie z. B. die Tausend und eine Nacht, in einen Rahmen zusammen

[ocr errors]

gefügt, welche insgesammt die Tugenden des Königs Bikram zum Gegenstande haben.

Dem Inhalte nach ungleich wichtiger und belehrender sind die Auszüge aus dem Araisch-i-mahfil (Zierde der Versammlung), dem grossen historischstatistischen Werke des Mir Scher-i Ali Afsos, eines der bedeutendsten indischen Schriftsteller der neueren Zeit, wovon leider nur der erste Theil in Calcutta gedruckt ist, weil der Vf. während des Druckes starb. Es ist eigentlich eine Bearbeitung des persischen Werkes Khulaçat - uttavarikh und enthält 1) allgemeine Bemerkungen über Indien und die Sitten und Gebräuche seiner Bewohner; 2) topographische Beschreibung der einzelnen Provinzen Indiens; 3) Geschichte der Herrscher von Delhi von Yudischtir bis Prithvi - rai. Die hier übersetzten Stücke finden sich zum Theil in Sha

kespear's Muntakhabati Hindi gedruckt.

Die kleineren Gedichte, Oden, Mesnewi's, Romane in Versen u. s. w., die Hr. G. zum Schlusse des vorliegenden Bandes theils in Uebersetzung, theils im Auszuge mittheilt, können allerdings nicht durchgängig den Anforderungen des europäischen Geschmackes genügen. Die Masse der Dichter und Dichterlinge in Indien ist gross und die Auswahl schwer; einige der mitgetheilten Stücke werden jedoch auch in der Uebersetzung nicht ohne Interesse gelesen werden, z. B. die vier Jahreszeiten von Jawân (S. 473 ff.). Die Auszüge aus dem Gedichte Joseph und Zalikha (S. 507 ff.) von Amin zeigen die indische Behandlung des bei den vorderasiatischen Muhammedanern beliebten Stoffes. Die Lie

besflamme (as L.). von Mir Taqui behandelt eine von indischen Dichtern mehrfach bearbeitete Legende von dem unglücklichen Ende zweier Liebenden und erinnert an Hero und Leander oder Pyramus und Thisbe. Den Text hat Hr. William Carmichael Smyth gegeben in den Lutaifi-hindee.

Nach dem ursprünglichen Plane des Vf.'s sollte das Werk mit dem vorliegenden 2ten Bande beendigt seyn, aber die Masse des Stoffes, welche diesen Theil schon zu einem ziemlich starken Bande anschwellen liess und der für die Biographie und Bibliographie dem Vf. unter den Händen wächst, machen noch einen dritten Theil nöthig, dessen Erscheinen wir mit Verlangen entgegenschen und der namentlich eine vollständige Uebersicht aller auf die mittlere und neuere Litteratur Indiens bezüglichen Werke enthalten soll.

Zenker.

[merged small][merged small][merged small][merged small][ocr errors]

ALLGEMEINE LITERATUR-ZEITUNG

Monat Februar.

Medicin.

Atlas der pathologischen Anatomie
Gottlieb Gluge u. s. w.

(Fortsetzung von Nr. 38.)

1849.

von Dr.

Die hier gegebene Darstellung Gluge's ist in sofern

von besonderem Interesse, als er sie so gehalten hat, dass er die Calloidmasse nicht als eine in nothwendiger Beziehung zu dem Krebse dastehende Geschwulst aufführt. Es ist freilich in der Untersu chung Gl.'s eine grosse Lücke, indem er nur die Geschwulst untersucht, wo sie am meisten ausgebildet ist, und nicht ihre nächsten festen Umgebungen; wenigstens

stellung nicht, dass ergiebt sich aus seiner Dar

er dieses gethan hat. In der festen Umgebung aber beobachtet man weniger ausgebildet das Maschengewebe, sondern ein mehr oder weniger festes Lager, welches nach den Untersuchungen Lebert's und Anderer dieselben Fasern und Gebilde liefert, welche man am Skirrhus oder am Markschwamme findet. Es wäre nach diesen Untersuchungen der Gallertgeschwulst ein Skirrhus oder Markschwamm mit Ablagerung von vieler Gallerte. Es lässt sich aber gegen diese Ansicht nicht Unerhebliches einwenden, wie 1) dass die Gallertgeschwulst gewöhnlich örtlich bleibt. So weit und ausgebreitet auch die Gallertgeschwulst des Magens ist, man findet keine secundären Geschwülste, wie dieses beim Skirrhus und Markschwamm der gewöhnliche Fall ist, wenn sie dieses Organ einnehmen und bis zur Erweichung bestanden haben. Gallertgeschwulst und Markschwamm können somit nicht derselben Natur seyn. 2) Die Gallertmasse findet sich in manchen Geschwülsten abgelagert, von denen einige gutartig, andere bösartig sind. Es lässt sich somit nicht einsehen, warum die Gallert masse sich noch nicht einer gutartigen Geschwulst hinzugesellen und wirklich gutartig seyn könne. Nach der obigen Ansicht wäre sie stets ein Krebs, der aus zufälligen Ursachen die Gallertmasse in sein Gewebe aufgenommen hätte. Eine andere Ansicht Gl.'s betrifft die Natur der

Halle, in der Expedition der Allg. Lit. Zeitung.

vorhandenen Gallerte, von dieser hält er, dass sie nur eine krankhafter Weise umgebildete Fettmasse sey. Es ist anerkannt, dass sich die Gallertmasse des Calloids nicht so verhält, wie die Gallerte der Knochen; aber hierin ist auch noch keineswegs der Beweis gegeben, dass sie nur verändertes Fett sey. Dass man Uebergänge von der Fettgeschwulst zu der Gallertgeschwulst findet, dass man als einen solchen Uebergang das Lipoma calloides selbst ansehen kann, ist noch kein Beweis für die Richtigkeit der Gluge'schen Ansicht, indem zwischen Fett und Gallerte eine grosse Verschiedenheit ist, und man nicht einsehen kann, wie die Elemente des einen die Elemente des andern darstellen können. Am Schlusse dieser Darstellung findet man eine Uebersicht der Organe, in denen bis jetzt das Calloid gefunden ward, mit dem Nachweis der Art und Weise, wie es in diesen erscheint. In der zehnten Lieferung giebt Gl. noch eine Abbildung des Cancer arcolaris des Magens, auf der man aber nichts anderes erkennt, als eine mit gelber Farbe überzogene Papierfläche. Solche Abbildungen können der Wissenschaft nicht dienen. Erkennt man auch gerne dankbar jeden Beitrag an, durch welchen irgend ein Beobachter die bisher noch dunkle Natur und Entstehungsweise einer Krankheit zu erhellen sich bemüht, so muss man doch gestehen, dass man in diesen Gluge'schen Beobachtungen nicht recht finden kann, zu welchem Zwecke sie da ist, und was man mehr aus ihr lernen kann, als aus andern frühern Beobachtungen microscopisch untersuchender Vorgänger.

In der dritten Abhandlung dieser achten Licferung finden wir das Atherom der Arterien betrachtet, welches weissliche, weissgelbliche, zuerst halbflüssige, dem Brei aus trockenen Erbsen vergleichbare, dann festere, wie Käsegerinsel ausschende Masseu darstellt, welche ursprünglich stets unter der innern Haut der Arterien lagern. Fettablagerungen bestehen Jahre lang, und gehen dann durch Zerreissen der innern Arterienhaut in Verschwörung über, was aber so selten der Fall

Diese

ist, dass Gluge, bei zahlreichen Untersuchungen dieser Entartung, nie ein Geschwür der Arterien fand. Doch stört das Atherom den Kreislauf, verursacht Riss der Arterien und Blutung und Aneurysmen. Es steht in Beziehung zur Fettablagerung in Leber und Nieren.

Die vierte Abhandlung dieser Lieferung handelt vom Herzriss, ein Thema, welches wir anderswo genauer und belehrender dargestellt gefunden haben.

Ueber das Neuroma berichtet diese Lieferung unter Beifügung der bekannten Cruveilhier'schen Abbildung des Neuroma im Halstheile des Nerv. sympath., dass diese Geschwülste zu den Fasergeden Fasergeschwülsten zu rechnen seyen, wie dieses bereits von Rokitansky geschehen. Die Neurome kommen am häufigsten an den vom Rückenmark ausgehenden Nerven vor, weniger häufig an den symphatischen und Sinnes - Nerven. Gluge giebt zu, dass diese Geschwülste in manchen Fällen auch Hypertrophien oder auch Fettgeschwülste seyn könnten. Der Bericht über verschiedene Beobachtungen dieser Geschwülste, welche in französischen Werken niedergelegt sind, ist für Deutsche von Interesse.

Eine kurze Mittheilung belehrt uns über die Knochenfasergeschwülste, welche Gluge Osteosarcome nennt. Lebert nennt Sarcome aus kernlosen Zellen gebildete Geschwülste; es ist somit immer noch eine grosse Verschiedenheit vorhanden zwischen dem, was man bei den Schriftstellern, selbst bei denen, welche die Geschwülste nach den microscopischen Elementen benennen, Sarcom nennen darf. Als Knochenfasergeschwulst führt Gluge drei Arten auf, nach der Verschiedenheit des Sitzes, von welchem sich die Geschwulst entwickelt:

1) Fasergeschwülste von dem Periost. ausgehend; 2) Fasergeschwülste von dem Innern der Knochen entstehend;

3) die Knochensubstanz verschwindet in ihrer ganzen Dicke und wird von der faserigen Masse vollständig ersetzt. Diese Form ist dem Unterkiefer vorzugsweise eigenthümlich. Die Abbildungen der Tafeln beziehen sich auf einzelne Fälle, deren Krankengeschichte speziell mitgetheilt wird.

Die neunte Lieferung wird eröffnet mit einer Darstellung der Entzündung der serösen Häute. Es beschäftigt sich dieselbe vorzugsweise mit den Ausschwitzungsarten, welche in der Pleuritis vorkommen: Ueber diese finden wir nichts Neues, und

[ocr errors]

viel weniger als darüber bekannt ist, namentlich über das Verhalten der organisirbaren Ausschwitzungen zu den nicht organisirbaren, oder der resorbirbaren zu jenen, welche nicht aufgesaugt werden. Der zweite Gegenstand betrifft das Haematonoma, eine Geschwulst, welche Blut- oder Blutsbestandtheile, die belebungsfähig sind, enthalten. Namentlich kommen die während des Lebens sich bildenden Coagula und einige Faserstoffergiessungen hier zur näheren Untersuchung. Gluge behauptet das wirkliche Vorkommen der Faser- und Gefässbil

dung in den während des Lebens innerhalb der Gefässe entstandenen Faserstoffpolypen. Speciell wird Bezug genommen auf zwei derartige Beobachtungen an Pferden und Menschen, von welchen die Präparate auch abgebildet und wirklich belehrend sind.

Dass die

In einem fernern Aufsatze über Puerperalfieber finden wir den Vf. beschäftigt, die Unrichtigkeit einiger über das Wesen dieser Krankheit aufgestellten Ansichten darzuthun. Er verwirft in seiner bekannten gründlichen Weise mit Recht die Ansicht, dass die Phlebitis uterina die Ursache dieses Leidens sey, aus dem Grunde, welchen jeder Arzt kennt, der sich mit Leichenöffnungen befasst, weil diese Phlebitis häufig ganz fehlt. Krankheit nicht von einer örtlichen Entzündung der Gebärmutter, besonders jener Stelle, auf welcher die Placenta sass, bedingt werden könne, ist klar, da auch ohne diese das Puerperalfieber vorkommt. Dagegen meint er, dass die Stelle gerade die Veranlassung zur Aufsaugung der Gebärmutter - AbDass aber die Aufsonderungen werden könne. saugungen der Gebärmutter-Absonderungen, und selbst der Placenta, nicht die Ursache der Metroperitonaeitis sind, glaubt Ref. mit Sicherheit aus den Vorgängen dieser Aufsaugung schliessen zu können. Er beobachtete die Aufsaugung einer zurückgebliebenen Placenta (die Ursache des Zurückblei– bens konnte nicht genau ermittelt werden). erschien ein sehr heftiges Fieber, welches einige Zeit hindurch wahrhaft typhöse Zufälle entwickelte, aber ein Kindbett fieber mit seinen bezeichnenden Zufällen kam dadurch nicht zu Stande. Wäre die Aufsaugung der Gebärmutter an der Stelle, wo die Placenta aufsass, überhaupt die Ursache dieser Krankheit, so müsste wohl jede Wöchnerin von dem Kindbettfieber befallen werden, weil jede diese Wunde, und somit auch die an dieser Stelle vor sich gehende Aufsaugung besitzt. Ref. kann somit,

Hier

[merged small][merged small][merged small][merged small][ocr errors]

da dieses nun nicht der Fall ist, auch hierin nicht die Ursache der Krankheit anerkennen. Wenn also Gluge die Aussonderungen der Gebärmutter einer am Kindbettfieber Verstorbenen in die Venen eines Hundes spritzte, und das Thier 8 Tage nach dieser Einspritzung starb, nachdem es unter Zufällen der Blutszersetzung den Appetit verloren hatte und eine heftige Augenentzündung entstanden war, so kann man aus diesem Versuche wenig herleiten zur Erklärung der Entstehung des Kindbettfiebers. Es wäre aber zu verwundern, wenn der Hund nicht in Folge der Einspritzung gestorben wäre, da jede derartige Einspritzung Blutzersetzung und Lungenentzündung verursacht.

Dass aber die Beobachtung Scherer's in Würzburg, welcher eine grosse Masse von Milchsäure in dem Blute der Kindbettfieber - Kranken erkannte, nicht viel zur Erkenntniss des Wesens dieser Krankheit beitragen kann, darin ist Ref. mit Gluge ganz einverstanden. Das Daseyn freier Milchsäure im Blute und in einigen Exsudaten dieser Kranken ist eine Erscheinung, aber nicht das Wesen der Krankheit. In der hierauf dargelegten Beschreibung der pathologisch-anatomischen Veränderungen in der Leiche, und namentlich in der Gebärmutter und im Blute dieser Kranken, bestätigt der Vf. theils Bekanntes, theils hebt er Einzelnes, was bisher we niger beachtet war, mehr hervor. Man wird gern diese kurze und bündige Darstellung der LeichenVeränderungen durchlesen, selbst wenn man mit dem Gegenstande genau bekannt ist. Nach Rokitansky ist die schwarze Erweichung der Schleimhaut des Magenblindsackes oder der Oesophagus, oder beides zugleich nebst Durchbohrung derselben, eine häufige Erscheinung. Gluge bemerkt, dass er sie nicht gesehen habe. Ref. hat diese in vielen Fällen des Kindbettfiebers, das im Jahre 1831 – 35 öfter hier vorkam, nicht gefunden. Dagegen hat er Abscesse in verschiedenen Theilen, in der Leber, in der Milz und in den Lungen gesehen. Auch Exsudate im Brustfellsack und Gehirn kommen neben dem in der Leber vor. Ebenso Abscesse im Zellgewebe der Gliedmaassen. Wenn das Puerperalfieber rasch verläuft, z. B. schon am dritten Krankheitstage tödtlich wird, so findet man kein Exsudat im Bauchfellsack. Daraus schliesst Gluge, dass dieses Exsudat eben so wenig nothwendig sey, für die Erkenntniss, das Daseyn des Puerperalfiebers, als die Darmgeschwüre erfordert wurden zur Erkenntniss des Typhus abd. Auch die

ser kommt nach Gluge's Beobachtungen ohne Geschwüre vor.

Am Schlusse der Darstellung finden wir die Analysen des Bluts, wie sie Scherer, Heller, Roker und Becquerel geliefert haben, neben einander gestellt. Gluge bemerkt aber mit vollem Rechte, dass diese Analysen an sich, so lange sie nicht mit den Blutanalysen der gesunden Schwangern und Wöchnerinnen zusammengestellt würden, wenig Werth haben; denn selbst, wenn die Analyse ein Ergebniss liefert, welches von dem normalen Blute eine Verschiedenheit ergebe, so könne dieses nur erkannt werden nach Beantwortung der Frage, ob das Gefundene nicht überhaupt als eine Eigenthümlichkeit des Bluts der Schwangern angesehen werden müsse: ob z. B. die freie Milchsäure nicht überhaupt dem Blute und einigen Ausschwitzungen der gesunden Wöchnerinnen angehöre. Mehrere gut erzählte Beobachtungen, von denen die Präparate abgebildet sind, schliessen diese Darstellung. Den Schluss dieser Lief. bildet eine kurze Darstellung der Hypertrophie der

Prostata.

Die zehnte Lieferung wird eröffnet mit einer guten Darstellung der Nierenentzündung. Die Entzündung wird ihrem Sitze nach in der Weise unschieden, wie dieses Rayer bereits in seiner Schrift über die Nierenkrankheiten gethan hat.

a) Die Entzündung der Rindensubstanz wird in folgende Stadien getrennt, in das der Congestion, der Anschoppung oder ausgebildeten Entzündung, in das der Ausschwitzung und in das der Eiterbildung. Nach dieser verschiedenen Entwickelung zeigt die Entzündung des Organes ein verschiedenes Ansehen, und deshalb nennt Gluge diese Stadien Formen der Entzündung. In so weit als dieser Ausdruck der Anlass werden konnte, bestimmte Varietäten der Krankheit darin zu sehen, ist er vielleicht unpassend. Dagegen ist die Darstellung der Entwickelung dieser Formen aus einander, und des Erscheinens der einzelnen Form selbst ganz vortrefflich; so dass sie an Klarheit und Deutlichkeit kaum etwas zu wünschen übrig lässt. Sehr gut ist das Verhalten des Malpighischen Körper in dieser Entzündung beobachtet und gezeichnet. Auch in dieser Entzündung der Rindensubstanz ist der Harn eiweisshaltig, bald roth bald gelb, und im ersten Falle Blut und Entzündungskugeln oder gar kleinere blassere Kügelchen (ausgeschwitzten Faserstoff? Ref.) enthaltend. Im Stadium der fa

« ZurückWeiter »