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auch das folgende ist ziemlich ungewöhnlich ausgedrückt, Poluar wird sonst vom Sturm oder der Welle selbst gesagt, hier wird es auf die Küste übertragen, an der Wind und Welle sich bricht; indess so gut wie Virgil ripae frementes oder Statius Undae montesque fremunt sagt, so lässt sich auch ἀκταὶ βρέμουσι rechtfertigen. Dagegen ἀντιnλ passt zwar gut zur Bezeichnung des Sturmes oder der Welle (in activem Sinne), aber nicht für die Wüste selbst, ich lese:

κυλίνδει βυσσόθεν κελαινάν

θῖνα, καὶ δις άνεμοι

Στόνῳ βρέμουσιν ἀμφιπλῆγες ἀκταὶ, wo ganz anschaulich geschildert wird, wie die felsige Küste, an der Sturm und Brandung sich bricht, laut seufzt. Es ist ganz dasselbe Bild, welches der Dichter uns im Oedipus Col. v. 1240 vorführt: núvτοθεν βόρειος ὥστις ἀκτὰ κυματοπλής χειμερία κλονεῖται. Eine andere Vermuthung, die vielleicht Mancher für einfacher halten möchte, xui Suçáveuov (als adverbium) oróvoi Boéuovov avtinhnyes azt, ist doch weit weniger angemessen.

Indem wir auch an dieser Stelle dem Corrector des Cod. La keinen Glauben schenken, sondern vielmehr ouoov als Glossem streichen, sind wir von selbst auf einen andern Punkt geführt, auf die zahlreichen unechten Zusätze, welche den Text des Dichters entstellen, und die zum Theil nicht etwa von byzantinischen Grammatikern herrühren, sondern auf alter Ueberlieferung beruhen, schon in den Handschriften der Alexandriner sich vorfanden, die überhaupt, während sie ihre Studien im Homer concentrirten, die Kritik der Tragiker so ziemlich als ein zúgov behandelt zu haben scheinen. Hrn. Dindorf gebührt das unbestrittene Verdienst, vorzugsweise auf diese Verderbnisse aufmerksam gemacht zu haben: derselbe hat auch in der Vorrede zu seinen Adnotationes ad Sophoclis tragoedias (Oxford 1836) eine Zusammenstellung dieser Interpolationen geliefert, aber man kann Hrn. Dindorf weder im Einzelnen überall beistimmen, indem er auch ohne zwingende Gründe Athetesen vornimmt, oder er einen Fehler wahrgenommen hat, doch nicht das wirklich Unechte ausscheidet, noch auch hat er durchgreifend den Text des Dichters von solchen Emblemen gereinigt.

wenn

Diese Interpolationen sind aber sehr verschiedenen Ursprungs. Rec. begnügt sich hier nur einige Hauptarten anzuführen und mit Bezug auf die vorliegenden beiden Tragödien zu erhärten. Die

unschuldigste Art ist die, dass erläuternde Randbemerkungen, Lemmata in den Text eindrangen; und diess rief denn meist neue, willkührliche Aenderungen hervor. Indess sind gerade diese Zusätze noch am leichtesten zu erkennen, auch wird man hier bei jedem Unbefangenen, der nicht einer falschen hyperconservativen Kritik huldigt, am ersten auf Zustimmung rechnen können. Besonders haben sich solche Zusätze in die Chorgesänge eingeschlichen, wo die Schwierigkeit des Verständnisses frühzeitig solche Randbemerkungen hervorrief. Wie solche Interpolationen zu immer weiteren Verderbnissen des ächten Textes führten, zeigt am deutlichsten Antigon. v. 155:

̓Αλλ' ὅδε γὰρ δὴ βασιλεὺς χώρας
Κρέων ὁ Μενοικέως νεοχμὸς
νεαραῖσι θεῶν ἐπὶ συντυχίαις

χωρεῖ, τινὰ δὴ μῆτιν ἐρέσσων.

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ساشا

die auch von Hrn. W. nicht richtig behandelt worden ist. Die Bemühungen, diese Worte in richtige anapästische Dimeter zu bringen, sind als misslungen zu betrachten. Die Worte Κρέων ὁ Μενοικέως mit einer zwiefachen Synizese anapästisch zu leist unglaublich hart. An sich zwar sind diese Synizesen zulässig, denn so gut wie Sophokles Ayhλéws dreisylbig gebraucht (Philoctet v. 57. 361. 578 und öfter) oder Onoéws Oed. Col. 1007. 1105), eben so gut konnte er sich dieselbe Freiheit in Mevoixéws gestatten. Mit der Synizese

sen

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in Kotwv konnte man vergleichen Hermesianax v. 51 καὶ γὰρ τὴν ὁ μελιχρὸς ἐφημιλλήσατ' Ανακρέων, wie ich wohl richtig verbessert habe, oder Timocreon Fr. I. v. 5 ψεύστων, ἄδικον, προδόταν ὃς Τιμοκρέοντα. und Fr. III. v. 1 wo mit Ahrens zu schreiben: Ovx ἆρα Τιμοκρέων μόνος Μήδοισιν ὁρκιατομεῖ: denn abgesehen von der gewisseren Freiheit, die dem satyrischen Lyriker gestattet ist, darf man nicht übersehen, dass die Synizese solcher Namen der heimischen Mundart des Dichters zusagte: Beweis dafür sind die Inschriften der benachbarten Insel Telos, welche die Zusammenziehung sogar durch die Schrift bezeichnen, so in der Inschrift bei Ross Hellenika I. 1. S. 61 Toxov Evogurτos, Equoxonov Tuaozidu, 'Equozosuv Nixúvazτos: dagegen S. 65 Τιμαρχίδα, Ερμοκρεῦν Νικάνακτος: Equoxportos, und zwar war diess die allgemein recipirte Form, vergl. Herodian neoi uov. hés. p. 9. 31, wo auch das ähnliche Ağızov angeführt wird: die Contraction v aus for, die eigentlich nur dem Nominativ zukommt, behauptete sich auch in den Casibus obliquis: auf entgegengesetzte Weise ist

die andere Form Tiμozonov, Equozoŋõv zu erklären; nämlich in den Casibus obliquis entstand bei der Neigung der Dorier in diesen Landschaften für den Diphthongen εν Τιμοκρεῦντος, Ἑρμοκρεῦντος u. S. W. für Tiuoxglovτoç u. s. w. und dieser Diphthong drang nun auch in den Nominativ ein, nur dass man hier der Natur dieses Casus gemäss mit potentirter Form Τιμοκρην sprach. Uebrigens darf man nicht übersehen, dass alle diese Synizesen in längeren, zusammengesetzten Namen besonders zulässig sind. Immer aber behalten solche Synizesen etwas Hartes, werden von eleganten Dichtern möglichst gemieden: dass daher Sophokles in zwei Worten hintereinander diese Freiheit sich genommen und zwar ohne alle Noth, ist höchst unwahrscheinlich; denn der Dichter konnte παῖς ὁ Μενοικέως schreiben, er konnte, um auch diese Synizese zu meiden, & Mενοικείδης sagen. Allein die Worte Κρέων ὁ Μενοι & zwę sind nichts weiter als ein erklärender Zusatz, ein Lemma, was früh in den Text eindrang. Der Scholiast findet zwar in diesem Zusatze eine besondere Tugend des Dichters wieder, der alles klar und bestimmt bezeichne: Παρατήρει δὲ, ὅτι πάντη ἐπιμελῶς διαγίνεται δηλῶν ἡμῖν τὰ πράγματα ὁ ποιητὴς, ὥστε ἐσπάρθαι μὲν αὐτὰ καὶ παρακεῖσθαι ἑτέροις προςώποις, πάντα δὲ δηλοῦσθαι. καὶ τὸ τοῦ βασιλέως ὄνομα εὐθὺς παρατήρει, Κρέων ὁ Μενοικέως. Aber schon Brunck hat mit dem richtigen Gefühl, was ihm in der Regel eigen ist, diesen Zusatz für überflüssig gehalten: und man bedarf nicht im geringsten einer solchen Erläuterung, da das vorangehende Zwiegespräch zwischen Antigone und Ismene hinlänglich gezeigt hatte, dass Creon jetzt das Regiment in Theben führe. Streichen wir aber diesen Zusatz, so muss in dem übrig bleibenden:

stehen. Gerade bei Sophocles aber ist vaapos auch anderwärts aus Interpolation hervorgegangen. Einen ganz anderen Text hatte der Scholiast vor Augen, nämlich:

νεοχμὸς νεοχμῶς νεαραῖσι θεῶν ἐπὶ συντυχίαις. oder auch vous vous, diess zeigt deutlich die νεοχμῶς νεοχμός, Paraphrase: άλλ' ἰδοὺ γὰρ Κρέων ὁ νεωστὶ καινὸς βασιλεὺς τῆς χώρας γενόμενος, τῇ προςφάτῳ παρὰ θεῶν αὐτῷ δεδομένῃ ἐπιτυχίᾳ τοῦτο κατορθώσας. Aber man kann diese Lesart, die eben nur um die Lücke im Metrum auszufüllen, entstanden ist, unmöglich billigen, wie dies Wolf in seiner schätzbaren Schrift über die Scholien des Sophokles S. 97 thut. Schon die lästige Häufung desselben Begriffes ohne allen Grund ist bedenklich; aber auch das Adverbium VEOXuas selbst entbehrt jeder genügenden Autorität: endlich aber pflegt man bei solchen Wiederholungen den Ausdruck nicht ohne Noth zu variiren, und dies ist es, was auch die Vulgate vεozμòs vεaqua verdächtig macht. Der Dichter kann nur geschrie

ben haben

Νεοχμὸς νεοχμοῖς ἐπὶ συντυχίαις. Hier ward nun νεκροῖς als Glosse über den Text geschrieben, indem dieses nun gerade so wie das Lemma Κρέων ὁ Μενοικέως in den Text drang, entstand natürlich daraus νεοχμός νεοχμῶς νεκραῖς ἐπὶ συντυχίαις: indem man Aber ovvtrius: indem man aber den metrischen Fehler wahrnahm, fügte man, wie man gewöhnlich lieber zu Ergänzungen als zu Athetesen seine Zuflucht nahm, 9v hinzu, und so entstand die Gestalt des Textes, welche jener Scholiast vor Augen hatte. Endlich fiel vɛozuos, entweder wegen des Gleichklanges, oder weil man das Ueberlästige fühlte, und um die Richtigkeit des Metrums wenig bekümmert war, wieder aus, und so entstand die Vulgata. Wir sehen aus diesem Beispiele recht deutlich, wie viele Stadien bei einem vielgelesenen und viel abgeschriebenen Werke die Verderbniss zurückzulegen pflegt, und wie schwierig es eben daher in einzelnen Fällen bei Sophokles ist, die ursprüngliche und echte

Νεοχμὺς νεαραῖσι θεῶν ἐπὶ συντυχίαις immer noch ein Fehler liegen, da ein Fuss entweder zu viel oder zu wenig ist; auch sind die Worte an sich bedenklich. Dindorf, dem Hr. W. gefolgt ist, schreibt Neoyμoło 9ewv ini ovvτvyías. Allein, dass der neue Landesfürst sich nahe, war klar und bestimmt zu sagen: vozuos ist nothwendig, wird durch einen Zusatz, wie reaguio 9rwv ini ovvτvyías, nicht entbehrlich; auch ist νεοχμός βασιλεὺς an sich so wenig bedenklich, als veozuòs "Aors bei Ion (Sextus Empir. p. 679 cd. Bekker.): viel auffallender ist νεαραὶ συντυχίαι, da νεαρός bei den eigentlichen Clas sikern nicht ohne weiteres für vos steht, sondern mehr das jugendlich frische bezeichnet; denn auch Pindar Nem. VIII. 21 ist in diesem Sinne zu ver

Lesart zu ermitteln.

Eine andere ganz grobe Interpolation, die aber gleichwohl dem Scharfblick auch des neuesten Herausgebers entgangen ist, findet sich Antigone v. 966 in einem Chorgesange, wo freilich die Kritik und Exegese noch eine Menge Probleme lösen muss. Hr. W. schreibt

Πὰρ δὲ Κυανέων πελαγέων διδύμας ἁλός.
Dass der Dichter das Meer am Bosporus, wo der
Pontus mit der Propontis sich vereinigt, disúpa üns

σιν.

Dass der Dichter aber die Felsen, nicht das Meer, διδύμας nannte, davon findet sich noch eine deutliche Spur in der freilich oft ganz unverstandig excerpirten Scholiensammlung: Διδύμας δὲ ἁλὸς, ἢ διὰ τὸ διαχωρίζεσθαι ὑπ' αὐτῶν τὴν θάλασσαν ἢ διὰ τὸ συνιέναι αὐτὸς καὶ ἐνοῦσθαι, διδύμας αὐτὸς εἶπεν. Wie wenig auch sonst diese Erklärung den einfachen klaren Sinn der Stelle traf, der Grammatiker, aus dem diese Notiz geschöpft ist, nahm didvμas als Accusativ pluralis, und bezog es auf die Felsen selbst, sey es nun, dass er Kravéas, oder wie ich hergestellt habe, Κυανεαν σπιλάδας las. Dies Scholion war aber bei der fortschreitenden Verderbniss des Textes, wo jenes Substantiv ausgefallen war, der Vulgata angepasst worden, indem man los hinzufügte; denn ursprünglich kann nur geschrieben seyn διδύμας δὲ ἢ διὰ — διδύμας αὐτάς φησιν: doch befremdet ausserdem die unnütze Wiederholung von diduuus: ich glaube daher, dass eigentlich dies Scholion lautete Aidvuos de y diù διδύμας αὐτάς grow, so dass wir ein Excerpt aus Didymus Commentar vor uns haben, der, wie ich schon früher einmal erinnert habe, die Hauptquelle für die besseren Scholien ist. Wie der Name Aidvuos in diesem Zusammenhange in diduuas überging, und daraus weiter diduuas álòs entstand, liegt auf der Hand. Dass die Abschreiber mit solchen Scholien nicht eben respectvoll umgingen, wird uns nicht verwundern, machen es doch die neueren Herausgeber nicht besser: Brunck z. B. strich an dieser Stelle de und avràs und verwischte so glücklich jede Spur der echten Lesart, die uns noch gerettet war.

nennen konnte, gebe ich aber wenn man auch on zu: ἁλὸς ἐν πελάγεσσιν sagte (soriel als ἐν βένθεσιν ἁλὸς, in den Tiefen des Meeres), so ist doch Kvavéшv nελαγέων διδύμας ἁλος eine zu geschmacklose Wendung, als dass man sie einem Dichter wie Sophokles zutrauen dürfte, zumal da der Name Κυάνεον néhayos für den Bosporus ganz unerhört ist, und um so weniger zulässig erscheint, da man jedes Meer so nennen könnte. Man müsste daher nothwendig Κυανεῶν oder vielmehr Κυανεάν schreiben (vergl. Eurip. Med. v. 1230: Kvavεav hinovou Zvu πληγάδων πετρῶν ἀξενωτάταν εἰςβολάν), aber die Häufung von drei Genitiven, von denen einer den andern regiert, ist ebenfalls unschön, wenn auch nicht ganz ungewöhnlich. Dass aber hier eine tiefer liegende Verderbniss vorhanden ist, zeigt schon die handschriftliche Ueberlieferung, die eine ganz andere ist: παρὰ δὲ Κυανέων πελαγέων πετρῶν διδύμας álós, woraus Triclinius, indem er nehayev strich, πετραίων machte. Der Scholiast scheint allerdings der Paraphrase nach zu schliessen, neτρav nicht gelesen zu haben, aber es genügt nicht, dies Wort zu entfernen, sondern man muss eben so auch nεhaylov streichen; es ist dies nämlich nichts weiter als eine leichte Verderbniss aus Πλαγκτῶν πετρῶν, ein Lemma, wodurch das allein richtige Kruveav erklärt ward: der Glossator wollte an die ältere und ebendaher bekanntere Benennung, unter der bei Homer jene Felsen erscheinen, erinnern (vergl. Od. XXIII. 327 ὡς θ ̓ ἵκετο Πλαγκτάς πέτρας. ΧΙ. 59 ἔνθεν μὲν γὰρ πέτραι ἐπηρεσίες Πλαγκτὰς δή τοι τάςγε θεοὶ μακάρες καλέουσιν). Dieses Lemma, nachdem es, wie so viele andere, Eingang in den Text gefunden hatte, verdrängte ein anderes unentbehrliches Wort, wie schon die Vergleichung mit dem antistrophischen Verse, der tadellos ist, zeigt. Man könnte mit Vergleichung jenes Euripideischen Ver- Τὶς ἄρα νέατος ἐς πότε λήξει πολυπλάγκτων ἐτέων ἀριθμὸς,

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ses vermuthen:

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Eine ähnliche Verderbniss findet sich im Ajax v. 1162, nur dass hier mit grösster Sicherheit die Hand des Dichters sich herstellen lässt:

τὰν ἄπαυστον αἰὲν ἐμοὶ
δορυσσοήτων
óywv úτav inúуwv
ἀνὰ τὴν εὐρώδη Τροίαν.

Dies ist die handschriftliche Ueberlieferung im letzten Verse, die Hr. W. jetzt unberührt gelassen hat, während er früher die Conjectur von Dindorf aufgenommen hatte: ἀν ̓ εὐρώδη Τροΐαν. Hr. W. bemerkt dazu ganz richtig:,,Accedit, quod ipsum vocabulum εὐρώδης vitii suspicionem movere potest.

(Der Beschluss folgt.)

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Dass

(Beschluss von Nr. 135.)

ass man von ɛvodę ɛvywông bilden konnte, wie von βραχὺς βραχώδης, von τραχὺς τραχώδης, gebe ich zu, allein weder sind solche Ableitungen ohne weiteres gleichbedeutend mit dem Stammworte (Toaxwdns wird ohngefähr dem vлóτqayç entsprechen), noch sind solche Bildungen der classischen Poesie angemessen. Bekker hat selbst bei Aristoteles Hist. Anim. V. c. 15 ἐν τοῖς σκληροῖς καὶ τραχέσι und c. 17. ἐν τοῖς τραχέσι καὶ πετρώδεσιν statt τραχώδεσι geschrieben. Es ist vielmehr auch hier Toolav, was ein offenbares Glossem ist, herauszuwerfen, und zu schreiben:

ἂν ἀκτὴν εὐρυεδῆ,

wie denn auf ɛvouεd auch schon Musgrave gekommen ist, vergl. Simonides Fr. VIII. v. 17 ɛvovεdous dooi xaonòv alvóueda zovós. Die Ebene von Troas ὅσοι καρπὸν αἰνύμεθα χθονός. bezeichnet der Dichter ganz passend als ȧxtǹ εvovεδής, gerade wie Homer sagt ἐνὶ Τροίῃ εὐρείῃ. So bald man dieses Glossem in den Text aufnahm, war dic weitere Verderbniss ἀνὰ τὴν für ἂν ἀκταν fast nothwendig. Noch weiter geht die Interpolation in einer Moskauer und einer Florentiner Handschrift (4) so wie im Cod. Ienens., die Tooíav veμóεooav (der Cod. Mosq. ausserdem mit der Glosse Tǹv ávépois nitizηv) darbieten: man leitete also das verdorbene vodŋ nicht etwa, wie die Scholiasten thun, von vows, sondern von Evgos ab, und erklärte das Ganze durch Tooíuv veμóεoσav. Vielleicht ist uns sogar in dieser Lesart das ursprüngliche Lemma erhalten: denn wenn evρved in vowdy verderbt war, so konnte man

nun

ἀν ̓ ἀκτὴν εὐρώδη durch Τροίαν ηνεμόεσσαν erklären, was dann als ἀνὰ τὴν εὐρώδη Τροίαν ἠνε

μóεoour in den Text drang, bis ein Grammatiker, dem die grobe Interpolatiou nicht gänzlich entgehen konnte, wenigstens veuótoσav herauswarf. In der Antistrophe aber hat schon Dindorf ganz richtig für iὼ πόνοι πρόπονοι πόνων

Ἰὼ πόνοι πρόπονοι

geschrieben, wenn man nicht in demselben Sinne vorzieht ιώ πόνοι πρὸ πόνων, Leid über Leid, wie man γῆν πρὸ γῆς ἐλαύνεσθαι und ähnliches sagte.

Leichter noch als in antistrophischen Gesängen entziehen sich dergleichen Interpolationen in anapästischen Strophen der Aufmerksamkeit. So im Ajax v. 167:

'Αλλ' ὅτε γὰρ δὴ τὸ σὸν ὄμμ' ἀπέδραν,
παταγοῦσιν ἅτε πτηνῶν ἀγέλαι,
μέγαν αἰγυπιὸν δ ̓ ὑποδείσαντες
τάχ' ἂν, ἐξαίφνης εἰ σὺ φανείης,
σιγῇ πτήξειαν ἄφωνοι,

Der Ausdruck ist hart und ungewöhnlich, was auch
Hr. W. sagen mag, der mit Hermann sogar eine
besondere Schönheit darin zu finden glaubt, „,quod
Ajax non comparatur cum magno vulture, sed ipse
magnus vultur appelletur." Was der Gedanke ei-
gentlich erfordert, ist auch Hrn. W. nicht entgan-
gen, der hinzusetzt:,,Denique illud facile intelligi-
tur, non opus fuisse, ut ad verba änɛo ntηvāv ảythai
poeta hoc adjungeret uéɣav aiyvniòv úпodgãoα." Aber
nicht richtig weist er dies wieder ab mit den Wor-
ten:,,Quod cum posset facere, tamen majore cum
vi vulturis mentionem in sequentibus injecit." In
den Handschriften werden diese Worte péyav aiyó-
πιον ὑποδείσαντες mit dem Vorhergehenden verbun-
den, es fehlt ferner de, was erst Conjectur von
Brunck ist. Schon der metrische Fehler muss Ver-
dacht erwecken. Ich glaube, Sophokles schrieb nur:
Αλλ' ὅτε γὰρ δὴ τὸ σὸν ὄμμ ̓ ἀπέδραν
παταγοῦσιν, ἅτε πτηνῶν ἀγέλαι
μέγαν αἰγυπιόν.

Nach einer gar nicht ungewöhnlichen Brachylogie muss man aus inédoav das Participium ergänzen ánodoãoa. Um die Stelle zu erläutern ward noἀποδρᾶσαι. Selouvres am Rande beigeschrieben, ein Wort, was aus der Lectüre der Epiker jedem geläufig war. Dass der Glossator nicht vnodionou schrieb, hat wohl darin seinen Grund, dass er mehr den Hauptgedanken (die ανοητοί) als das Gleichniss (πτηνῶν aytha) ins Auge fasste. Dass das Folgende:

Τάχο ἂν, ἐξαίφνης εἰ σὺ φανείης,

σιγῇ πτήξειαν άφωνοι

sich asyndetisch anschliesst, ist nach vorausgegangenem állà yàp ganz in der Ordnung. Uebrigens irrt Cobet, wenn er in dieser Stelle ohne allen genügenden Grund die Worte & où gaveins herauswerfen will. Gegen solche Aenderung schützt schon die Vergleichung von Alcaeus Fr. 27 meiner Ausgabe: Ἔπταζον ὥστ ̓ ὄρνιθες ὦκυν αἴετον ἐξαπίνας φάVEVTα, eine Stelle, die zugleich zeigt, dass Hermann νεντα, Unrecht hat, wenn er uíqvns von den Worten ἐξαίφνης εἰ σὺ φανείης trennen wollte.

Doch genug der Beispiele, denen sich noch zahlreiche andere hinzufügen liessen: es sind dies, wie ich schon bemerkt habe, ursprünglich absichtslose Interpolationen, die, wenn nicht ältere wie neuere Kritiker bemüht gewesen wären, die daraus entstehenden Inconvenienzen auf halbem Wege zu beseitigen, sich sofort verrathen würden. Aber sie sind zum Theil gewiss alt, befanden sich schon in den Exemplaren der Alexandriner.

Anders verhält es sich mit einer zweiten Classe von Interpolationen, die einer bestimmten Absicht ihre Entstehung verdanken, indem man wahrgenommene Lücken ausfüllen, wirkliche oder vermeintliche Schwierigkeiten zu heben bemüht war. So habe ich in der Antigone v. 841:

Οὔτ ̓ ἐν βροτοῖς οὔτ ̓ ἐν νεκροῖσιν μέτοικος, οὐ ζῶσιν, οὐ θανούσιν schon vor vielen Jahren den ersten Vers als einen ganz verunglückten Ergänzungsversuch eines ausgefallenen Verses bezeichnet, und sowohl Dindorf als Hr. W. haben mir beigestimmt. Es scheint dies aber eine ziemlich junge Interpolation zu seyn: die Scholiasten (d. h. die Quellen, aus denen unsere Scholien geschöpft sind) haben den Vers wohl nicht gekannt. Freilich steht in unsern Scholien: Out' v βροτοῖς: οὔτε ἐν ζῶσι, διὰ τὸ εἶναι ἐν εἱρκτῇ, οὔτε ἐν v dià

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so dass das Ende des zweiten Verses verloren gegangen sey; indess einer solchen Restitution stehen metrische Bedenken entgegen, und gewonnen wird dadurch überhaupt nichts. Das οὔτε ἐν – οὔτε ἐν ist daher nur als Paraphrase des Scholiasten zu

betrachten.

Dagegen finden sich andere Interpolationen, die entschieden bis in die älteste Zeit hinaufreichen, wahrscheinlich zum guten Theil von den Schauspielern herrühren. Ich begnüge mich hier nur ein Beispiel anzuführen. Antigone v. 1152:

ΑΓ. Τεθνᾶσιν· οἱ δὲ ζῶντες αἴτιοι θανεῖν. ΧΟ. Καὶ τίς φονεύει; τίς δ ̓ ὁ κείμενος, λέγε. ΑΓ. Αἵμων ὄλωλεν, αὐτόχειρ δ' αἱμάσσεται. ΧΟ. Πότερα πατρῴας ἢ πρὸς οἰκείας χερός; ΑΓ. Αὐτὸς πρὸς αὐτοῦ, πατρὶ μηνίσας φόνου. Die alten Grammatiker haben das Widersinnige der Frage πότερα πατρώας ἢ πρὸς οἰκείας χερός wall gefühlt, aber sich mit einem kritischen Notabene beruhigt. To X, öt Owτ пÓτEQα Το ὅτι ἐρωτᾷ πότερα π. ἢ π. οι. χ· ἀκούσας ἤδη, ὅτι αὐτόχειρ ἀπέθανεν. Die neueren Erklärer suchen durch künstliche Erklärungen die Stelle zu rechtfertigen: ich denke aber es wird erlaubt seyn, solcher Kühnheit der Exegese die mindestens gleiche Berechtigung der Kritik entgegenzusetzen. Sophokles ist durchaus nicht frei von Fehlern, wie sehr auch unsere moderne Exegese, die gern in abstracter Bewunderung der Koryphäen der griechischen Poesie verharrt, das Gegentheil behauptet; vielmehr hat der geistreiche Vf. der Schrift nepi povs, die man endlich einmal aufhören sollte dem nüchternen Longinus beizulegen, vollkommen recht, wenn er behauptet, gerade die ausgezeichnetsten Dichter seyen trotz mannigfacher

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