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für angemessen, im Folgenden einige Gesichtspunkte, die bei der Kritik des Sophokles vorzugsweise in Betracht kommen, etwas genauer zu erörtern.

Dass unter den Handschriften des Sophokles der Laurentianus A den ersten Rang einnimmt, ist von den Herausgebern längst anerkannt worden; aber wir müssen in dieser Handschrift sehr wohl die erste und zweite Hand unterscheiden. Die zahlreichen Ver

Die Bearbeitung des Sophokles von Hrn. Wunder änderungen, welche wenigstens in den meisten Tra

gehört zu den werthvollsten Ausgaben griechischer Classiker, welche die bekannte Gothaer Sammlung enthält, und der Herausgeber ist fortwährend bemüht, bei den neuen Auflagen, welche dies weit verbreitete Bedürfniss einer Handausgabe, die in verständiger Auswahl das Wesentlichste für Kritik und Exegese des Dichters darbietet, hervorgerufen hat, seine Arbeit immer mehr zu vervollkommnen. Der Ajax liegt uns jetzt in zweiter, die Antigone schon in dritter Auflage vor: es wäre daher ganz überflüssig, die Einrichtung und Behandlungsweise, die allgemein bekannt und anerkannt sind, näher zu charakterisiren; ebenso wenig würde es angemessen und dem Zwecke dieser Blätter entsprechend seyn, wollte der Rec. etwa alle einzelnen Punkte hervorheben, wo er mit dem Herausgeber nicht einverstanden ist; denn Sophokles bietet auch nach den zahlreichen schätzbaren Leistungen, die ihm in neuerer Zeit zu Theil geworden sind, noch eine Menge schwieriger Probleme für Kritik sowohl als Exegese dar. Gebührt doch Hrn. Wunder selbst das Verdienst, vielfach zuerst auf die grossen Schwierigkeiten, mit denen das richtige Verständniss des Dichters verknüpft ist, aufmerksam gemacht zu haben. Ich erinnere hier nur an scine Schrift über die Trachinierinnen, welche nicht gehörig gewürdigt worden ist: denn mag man auch im Einzelnen zu ganz abweichenden Resultaten gelangen, (und Hr. Wunder selbst ist vielleicht jetzt über Manches selbst anderer Ansicht,) immer gebührt Hrn. W. das Verdienst, mit grossem Scharfsinn und Gründlichkeit die tiefliegende Verderbniss des Textes aufgedeckt zu haben, Dagegen hält es Rec.

gödien (denn einige, namentlich die Trachinierinnen, bieten weniger Beispiele dar) sich finden, sind nur zum geringeren Theil als Verbesserungen zu betrachten, welche der Abschreiber mit seiner Copie vornahm, indem er entweder nochmals sein Original verglich, oder wahrgenommene Irrthümer selbständig berichtigte, sondern sie rühren her aus der Vergleichung mit einer anderen Handschrift: und zwar werden diese Lesarten nicht etwa als Varianten mit einem yoúpera angeführt, sondern als Verbesserungen des früheren Textes darübergeschrieben. Ob der Abschreiber selbst diese Collation veranstaltete, oder ein Anderer die Abschrift mit Hülfe jener zweiten Handschrift revidirte, ist von keinem grossen Belang: jedoch ist das letztere wahrscheinlich, da Elmslei bei mehreren Aenderungen ausdrücklich bemerkt, sie rührten von dem ursprünglichen Schreiber her. Jedenfalls hat der Cod. La für uns die Bedeutung von zwei Handschriften. Bestätigt wird das eben Bemerkte insbesondere noch durch die Vergleichung mit dem Cod. Laur. B. Denn diese Hdschr., wenn gleich dem La nachstehend, zeigt doch die grösste Verwandtschaft mit dem ursprünglichen Texte desselben. So z. B. Trachin. v. 730 hat Lb dgun, ebenso La pr., was dann in boy verwandelt ward, Electra. v. 783 Lb áanlλáyny, wie La pr., der Corrector schrieb μa darüber. Ebendas. v. 1449 Lb und La pr. žuwv te pihtútwv, während der Corrector im La ἐμῆς τε φιλτάτης anderte. Ajax v. 80 Lb. La. pr. is dóuovs, der Corrector v Súpois. und so an zahlreichen andern Stellen. Dies ist nicht unwichtig für solche Stellen, wo sich nicht mit Sicherheit die Lesart der ersten

Hand von La ermitteln lässt: nur kann man nicht mit absoluter Gewissheit auf Uebereinstimmung schliessen, da der Lb zwar mit dem La pr. aus gleicher Quelle herstammt, aber Abweichungen genug darbietet. Dagegen sind die Fälle sehr selten, wo der Lb die Lesart hat, welche erst der Corrector in den La einführte, z. B. Antigon. v. 715 Lb. La sec. dotis tyxouτn La pr. tis lyzoate, oder Electra v. 1175 La pr. yiwoone. La sec. Lb γνώμης. Denn man darf nicht etwa ohne Weiteres alle Fälle hierher ziehen, wo aus dem Lb keine Variante erwähnt ist, da überhaupt dieser Codex nicht mit der nöthigen Sorgfalt verglichen ist. Wenn z. B. Electra v. 961 zu πάρεστι δ' ἀλγεῖν bemerkt ist La pг. nάoεotiv dhyev, und aus dem Lb keine Variante angeführt wird, so folgt aus diesem Stillschweigen noch nicht sofort, dass er mit La sec. übereinstimmt.

Liegen uns nun in der Collation des La die Lesarten von zwei Handschriften vor, so fragt es sich, welche den Vorzug verdient. Es ist gewiss,

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dass durch die zweite Hand im La eine bedeutende Anzahl Fehler, namentlich in grammatischer und metrischer Hinsicht gehoben sind: die Handschr., nach welcher der Cod. La verbessert ward, war offenbar eine sehr sorgfältig von einem Grammatiker veranstaltete Recension des Dichters; aber so werthvoll auf der einen Seite alle solche Arbeiten waren, so wenig vermochten jene späteren Grammatiker sich von Willkühr frei zu halten: daher verdient denn auch die erste Hand im La die grösste Beachtung, sey es dass sie überhaupt das Richtige darbietet, oder doch zur Grundlage der Verbesserung dient. In den Fällen aber, wo nicht sowohl innere Gründe, sondern die Autorität der Hdschr. den Ausschlag giebt bei der Wahl der Lesart, möchte ich mich in der Regel für die ursprüngliche Lesart der La entscheiden. Hr. W. hat dies auch an vielen Stellen schon gethan, z. B. Antigon. p. 614 hat derselbe πρὶν πυρὶ θερμῷ πόδα τις προςavon aus La pr. aufgenommen, während La sec. noоçuíça hat. Hr. W. hätte aber nicht den Scholiasten ausführen sollen, denn dieser hat nicht zoosπροςαύσῃ, προςάρῃ, wie Hr. W. citirt, sondern προς.... лoоç¶éou, was sich also gerade auf die Lesart noosaioa bezicht. Ich kann es aber auch nicht billigen, dass Hr. W. sich Lobecks Erklärung anschliesst, wonach προςαύσῃ soviel sey als προςφέρῃ, προςάρῃ: denn selbst zugegeben, dass uvozne, zatavou oder xadavouι und ähnliches von Lobeck richtig erkannt

scy; so hat dies doch nichts mit dem posuvw an dieser Stelle zu thun, was, wie der ganze Zusammenhang zeigt, nur als Compositum von avw= xaiw betrachtet werden kann: denn der Sinn ist, bevor einer nicht am heissen Feuer den Fuss verbrannt hat, wird er nicht klug: ein so wahres und einfaches Bild, dass wir wohl annehmen können, es sey dies eine volksthümliche, sprichwörtliche Wendung gewesen, eine von den zahlreichen Variationen des πάθος μύθος.

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An anderen Stellen dagegen ist die Lesart der ersten Hand nicht zur Anerkennung gelangt. Antigon. v. 404 schreibt Hr. W. xui nos óρãτα xùπίληπτος ᾑρέθη; wie Schaefer für εὑρέθη vermuthet hatte, und dasselbe wollte vielleicht auch der Corrector im La, der n darüber schrieb. Allein ich sehe durchaus keinen genügenden Grund, um vin aufzugeben, was ganz dem Sprachgebrauche des Sophokles entspricht; vergl. Ajax v. 1114: xhénτns γὰρ αὐτοῖς ψηφοποιός εὑρέθης. Trachin. v. 410 ἢν εύ pens is tyde un dizains av und so öfter. Ebenso zweifle ich, ob man Recht thut, Antigon. v. 385 zu schreiben Τί δ ̓ ἔστι· ποίᾳ ξύμμετρος προὔβην τύχῃ. denn La pr. hat ény, so dass rooйß nur als die Correctur eines Grammatikers, der das Metrum herstellen wollte, erscheint. Ich möchte vielmehr lesen: τί δ' ἔστι· ποίᾳ ξύμμετρ ̓ ἐξέβην τύχῃ. ξύμμε Tou, ganz dem lateinischen commodo entsprechend, ist adverbialisch gebraucht; ganz ähnlich sagt Eurip. Alcest. v. 26: ovuuέrows d'apizeto goоvour Tod' ἦμαρ, ᾧ θανεῖν αὐτὴν χρεών.

(Die Fortsetzung folgt.)

Biblische Theologie.

Dr. Heinr. Andr. Christ. Hävernick's u. s. w. Vorlesungen über die Theologie des Alten Testaments, herausg. von Dr. H. A. Hahn u. s. w. (Beschluss von Nr. 133.)

Hävernick erklärt sich (S. 72) gegen die ,,alte orthodoxe Theologie, welche die Trinitätslehre im A. T. ausgesprochen finden wollte, eine Lehre, welche ihrer Natur nach erst dem Christenthum und der Entwicklung des christlichen Lehrbegriffs angehören kann," weist aber in sinniger Weise nach, dass das A. T., wie für andere christliche Lehren, allerdings auch für dieses specifisch christliche Dogma die Anknüpfungspunkte darbietet. Mit vollkommenem Rechte wird (S. 105 ff.) gezeigt, wie im A. T. nach dessen eigenstem Wesen Vorstellun

gen von Unsterblichkeit in christlichem Sinne nicht vorkommen können, und dem Bestreben der alten. Orthodoxie, überall im A. T. bestimmte Beziehungen auf den persönlichen Messias aufzufinden, wird öfters mit Entschiedenheit entgegengetreten, selbst in Bezug auf Ps. 22 (S. 143) u. Deut. 18, 15 ff. Neben diesen nur beispielsweise angeführten deutlichen Anzeigen einer Richtung, welche von den Fesseln des Dogma's sich frei gemacht hat, finden sich aber freilich auch Aeusserungen, welche auf einen unfreien Standpunkt zurückweisen und mit jenen Ansichten unverträglich sind. Wir rechnen dahin, wenn (S. 117 f.), obgleich die Schlange für Hüvernick aufgehört hat der Satan zu seyn, Gen. 3, 15 doch mit der Orthodoxic als Protevangelium festgehalten und die bezügliche ziemlich unklare Erörterung mit der Bemerkung geschlossen wird: „es ist eine Absurdität, dass der Mensch zuletzt Sieger über das Schlangengeschlecht seyn werde. Dies gilt von allen Thieren; man sicht gar nicht ein, wie der Vf. dazu kam, gerade die Schlange zu nennen"; wenn ferner (nach S. 64) in der ,,Schöpfungssage", die doch in ihren einzelnen Zügen nur die unbefangene volksmässige Darstellung allgemeiner religiöser Grundanschauungen seyn soll, die Tage nicht,,Tage im eigentlichen ordinären Sinne" seyn, sondern nur die regelmässige Succession der Zeit, welche mit der Schöpfung eintrat ", bezeichnen sollen; wenn endlich trotz der freien und tüchtigen Ansicht über die Unsterblichkeitslehre im A. T. und die darauf bezogenen Stellen, Ps. 16 in ciner Weise gedeutet wird, wie sie nur aus Rücksicht auf die Benutzung des Psalms Act. 2, 25 ff. entstanden seyn kann. Besonders treten unhistorische Ansichten über Fragen der alttestamentlichen Einleitung oft noch störend hervor. Es sey hier nur daran erinnert, wie der Pentateuch, in dessen verschiedenen Bestandtheilen allein eine lange Entwicklungsreihe des alttestamentlichen Lehrgehaltes vorliegt, stets nur über Bausch und Bogen als ein Ganzes benutzt wird. Wenn ferner Obadja und Joel als Zeitgenossen von Micha und Jesaja und die 14 Capp. des Sacharja'schen Buchs als ursprünglich zusammengehörig angesehen werden, so mag das in einer absonderlichen kritischen Ansicht seinen Grund haben; dass aber Daniel als ein exilischer Prophet aufgeführt und der zweite Theil des jesajanischen Buches als Werk des vorexilischen Jesaja betrachtet wird, das ist doch wohl nur aus dogmatischer Befangenheit zu erklären.

Gehen wir von diesen Einzelheiten zur Betrachtung der Gesammtanlage [der Schrift über, so finden wir auch hier die Spuren des Mangels einer klaren und consequenten Durchführung eines bestimmten Princips. Wo es um Darlegung einer geschichtlichen Entwicklung sich handelt, und darum handelt es sich ja auch nach des Vf.'s eigner Ansicht bei der biblischen Theologic des A. T., da kommt es auf ein Doppeltes an: einmal auf die bestimmte Erkenntniss des einheitlichen Princips, welches durch die verschiedenen Phasen seiner Entwicklung hindurch zu verfolgen ist, daun auf eine scharfe Unterscheidung und auf klare Charakteristik der Eigenthümlichkeit der verschiedenen Perioden dieser Entwicklung. Wie sehr wir in manchem Einzelnen anderer Ansicht seyn müssen, so bereitwillig erkennen wir an, dass Hävernick in ersterer Beziehung Tüchtiges geleistet hat. Bestimmter, als es bis jetzt in irgend einer biblischen Theologie geschehen ist, hat er (wir denken hierbei nicht gerade an die S. 17 gegebene Definition des ATlichen Princips, die allerdings bestimmter seyn könnte) die Eigenthümlichkeit des religiösen Princips des Israelitismus, gegenüber den übrigen vorchristlichen Religionen, den Ausartungen des spätern Judenthums und neueren Missverständnissen und Verdrehungen, hervorgehoben; er hat nachgewiesen, wie,, keine Religion des Alterthums den Begriff der Sünde so scharf und eigenthümlich aufgefasst hat, wie die hebräische", weil keine, wie sie, den Gottesbegriff aus den Banden des Natürlichen befreite und darum so erhaben und ernst von der Heiligkeit Gottes und seines Gesetzes dachte, und hat gezeigt, wie auf dem Grunde jener Auffassung innerhalb des Israelitismus jene ihm allein eigenthümliche ethische Energie entstand, welche nicht in müssiger Sehnsucht das verlorene Paradies beklagt, sondern in unablässigem Eifer die cigne Seligkeit zu schaffen sucht und darum, in stätigem Fortschritte zu einer grösseren Bestimmtheit und Klarheit, dem kommenden Heile entgegengeht. Dagegen hat der Vf. die Darlegung des stufenweisen Fortschrittes in der Entwicklung jenes Princips viel zu sehr vernachlässigt, und dass er ihr im Abschnitte von der Heilslehre, an die geschichtliche Aufeinanderfolgeder prophetischen Verkündigungen sich auschliessend, etwas grössere Aufmerksamkeit schenkt, kann diesen allgemeinen Mangel nicht gut machen. Schon bei Bestimmung des Begriffes der Wissenschaft tritt diese Vernachlässigung des historischen Fac

tors hervor. Nach einer verworrenen und von mehr als einem Missverständnisse entstellten einleitenden Erörterung heisst es nämlich S. 2:,, Die Aufgabe der biblischen Theologie ist also, den biblischen Lehrgehalt organisch wissenschaftlich darzustellen." Nun könnte man allerdings sagen, dass, zumal da die Bedeutung des A. T. nicht blos auf bestimmten Lehren, sondern wesentlich auf Thatsachen beruhe, durch den Begriff eines seinem Objecte entsprechenden wahrhaft wissenschaftlichen Organismus der biblischen Theologie schon die Berücksichtigung der historischen Entwicklung gefordert werde; aber bei dem factisch noch oft vorkommenden Schwanken des Begriffes der biblischen Theologie wäre es doch zweckmässiger gewesen, bestimmter, als es in der angegebenen Definition geschehen ist, den Unterschied zwischen dieser Wissenschaft und dem, was man biblische Dogmatik nennt, hervorzuheben. Allerdings fordert Hävernick gleich nachher (S. 3), dass die biblische Theologie,,im gesunden historischen Sinne und Interesse behandelt" und ", die verschiedenen Perioden der Entwicklung unterschieden werden", ja er giebt (S. 15 f.) diese Perioden als ,, die ATliche Urreligion",,, die Stufe des Gesetzes und,, die Stufe des Prophetismus" bestimmt an, eine Eintheilung, der wir nur eine Periode des Verfalles, oder der Auflösung, als viertes Glied, noch beifügen möchten; leider aber ist die Darstellung selbst von dem Princip der historischen Entwicklung nicht beherrscht und nach jenen Perioden nicht gegliedert, ein Mangel, den das vorliegende Werk freilich mit allen bis jetzt erschienenen biblischen Theologieen theilt. Gegen die Haupteintheilung Hävernick's in einen allgemeinen (S. 11-33) und einen besonderen Theil (S. 34-175) hätten wir nichts einzuwenden. Jener hat dann die Aufgabe, eben die Eigenthümlichkeit des religiösen Princips des Israelitismus darzustellen, und die Frage über das A. T. als Erkenntnissquelle des ATlichen Glaubens" wäre daher aus diesem Theile in die Ein

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leitung zu verweisen, dagegen neben der Darstellung der „Stellung und des Verhältnisses der ATlichen Religion zu heidnischen Religionen" auch die als Darstellung des Verhältnisses des Israelitismus, der vorbereitenden, zum Christenthum, als der vorlendeten Offenbarung, aufzunehmen gewesen. Der besondere Theil aber muss sich die Aufgabe setzen, die geschichtliche Entwicklung jenes Princips darzustellen. Hier kann daher die von der Dogmatik

erborgte Eintheilung: 1. Lehre von Gott (S. 3180), 2. Lehre vom Menschen (S. 81-111), 3. Heilslehre (S. 112-175) nicht genügen, sondern eine nach geschichtlichen Eintheilungsgründen vorgenommene Gliederung ist hier die einzig sachgemässe. Nach der oben angegebenen Periodirung war der gesammte Stoff zu vertheilen und bei jeder Periode darzustellen, wie in ihr die Vorstellungen von Gott und seinen Gesetzen, von der Gerechtigkeit und der Sünde, von dem Heile und der Strafe u. s. w. sich eigenthümlich bestimmten, ohne dabei den auf der Einheit des sich entwickelnden Princips ruhenden Zusammenhang zwischen den einzelnen Perioden zu vernachlässigen und in die äusserliche Weise zu verfallen, mit welcher z. B. Gramberg die,,Religionsideen des A. T." zusammengestellt hat. Dass dann an der Spitze jeder Periode einleitend die Schriften angegeben werden, welche einem Bearbeiter der biblischen Theologie des A. T. als Quelle für diese Periode gelten, ist bei dem gegenwärtigen Standpunkte der ATlichen Einleitung nothwendig.

Ref. glaubt sich der Polemik gegen einzelne, insbesondere exegetische Ansichten des verstorbenen Vf.'s enthalten zu müssen und beschränkt sich darauf, sein Urtheil über die Schrift schliesslich noch dahin zusammenzufassen: Eine in sich vollendete und den Anforderungen der Wissenschaft allseitig entsprechende Darstellung der ATlichen biblischen Theologie geben die Hävernick'schen Vorlesungen nicht, und am wenigsten dürfte bei ihrer sehr individuellen Färbung die Hoffnung des Vorredners in Erfüllung gehen, dass sie als „, Leitfaden oder Compendium für Vorlesungen über diese Disciplin" würden dienen können; würden dienen können; dagegen liefern sie zur Förderung dieser noch in erster Jugend begriffenen Disciplin viele schätzenswerthe Beiträge und anregende Bemerkungen. Der Dank des theologischen Publicums für diese Förderung würde dem Verfasser, dem Herausgeber und dem Vorredner der Schrift auch dann nicht entgangen seyn, wenn die beiden letzteren ihre Empfehlungen etwas ermässigt hätten; gewiss hätten sie dann auch mehr im Sinne des Verewigten gehandelt, welcher dadurch, dass er seine Arbeiten über die biblische Theologie des A. T. selbst nicht zum Drucke befördert, oder für die Veröffentlichung vorbereitet, den Beweis geliefert hat, dass er selbst über seine Leistungen bescheidener dachte. G. Baur.

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Sophokles.

Homer sagt Od. XX. 357: ήέλιος δὲ Οὐρανοῦ ἐξα

Sophoclis Tragoediae. Recensuit et explanavit Ed. πόλωλε, κακὴ δ ̓ ἐπιδέδρομεν ἀχλύς. Aber abgesehen

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Θυῄσσῃσιν ἔρεβος ὕφαλον ἐπιδράμῃ πνοαῖς. Hr. W. bemerkt zu dieser Stelle: Libri novτíus ἁλὸς οἶδμα, nisi quod La sec. ποντίαις pro ποντίας habet." Allein wenn ich Elmslei richtig verstehe, so ist auch dλos von der zweiten Hand gestrichen, womit auch die Erklärung des Scholiasten stimmt, obwohl das Lemma οίδμα ποντίας ἁλος bewahrt hat. Es scheinen nämlich auch die Scholien hauptsächlich aus zwei Quellen geflossen zu seyn, die einen aus dem Antigraphon, dessen Copie der Codex La ist, die andern aus dem Codex, nach welchem diese Abschrift revidirt ward. Die Stelle selbst erklärt Hr. W.: similiter atque fluctus, quum vehementibus acutis Thraciis, qui mari incubuerunt, excitatus tenebras marinas percurrerit, evolvit ex fundo nigras arenas et turbulentas, ut littora fragoribus resonent". Hr. W. betrachtet also oldua als Subject, peßos als Object; allein zu dieser Erklärung passt schon das Verbum ἐπιτρέχειν nicht, es mässte διαδράμῃ heisseu; dagegen ist es ganz angemessen, wenn wir auch poc als Subject nehmen, das Dunkel verbreitet, lagert sich auf der Meerfluth, wie schon

davon befremdet der absolute Gebrauch von oldua, denn Antigon. v. 337 ist nepißoνyίOIS пEQшv vn' oidμασιν unmittelbar nach der Erwähnung des πόντος gesagt, dagegen im Oenomaus Fr. 423 heisst es γλαυκᾶς ἐπ ̓ οἶδμα λίμνας. Und so erscheint οίδμα novτías aos vollkommen gerechtfertigt. Der La sec. enthält auch hier nur die Conjectur eines Grammatikers, der das Metrum herstellen wollte, aber nicht erkannte, dass man vielmehr ὁμοῖον Streichen müsse, was auch schon Seidler vermuthet hat. Hinter oldua muss man aber interpungiren, denn es ist das Subject zu κυλίνδει, und die Worte δυςπνόοις ötav лvoάis bilden einen Zwischensatz: in diesen Worten ist nur qaλlov anstössig. Hr. W. scheint die Erklärung von Jacobs zu billigen: tù μέλας τῆς θαλάσσης βάθος, nur stimmt damit seine eigne Uebersetzung tenebras marinas nicht recht, die übrigens dem Wahren schon näher kommt. Der Dichter schildert mit wenigen Zügen, aber ganz naturgemäss, das grossartige Schauspiel der durch Sturm aufgeregten See: ein heftiger Nordwind hat sich erhoben: dichte, schwarze Wolken verdecken den Himmel und lagern sich gleichsam auf dem empörten Meere: dies ist das opos, dies kann aber nicht ϋφαλον genannt werden, sondern nur ἔφαλον: dies Epitheton ist aber durchaus nicht überflüssig, es ist, wie auch die Stellung zeigt, mit dem Verbum ridoάun enger zu verbinden, so dass man gar nicht einmal nöthig hat, οίδμα ποντιὰς ἁλὸς im Gedanken zu wiederholen. Allein auch die folgenden Worte bedürfen der nachbessernden Hand:

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