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Die phil.-hist. Classe löste ihre akademische Hauptaufgabe auch dieses Jahr durch die Unterstützung und Förderung der Thätigkeit ihrer permanenten Commissionen.

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So sah sich im abgelaufenen Jahre die historische Commission in den Stand gesetzt, nicht nur die Rückstände des vorausgehenden Jahres nachzuholen, sondern auch die Aufgaben des laufenden vollständig auszuführen. Für jedes dieser beiden Jahre sind nunmehr zwei Bände „Fontes" und zwei Bände des Archives" fertig geworden. Von den „Fontes" nämlich der 6. der ersten, der 21., 23. und 24. der zweiten Abtheilung; vom "Archive" aber die Bände XXX, XXXI, XXXII und XXXIII; erstere umfassen 161, letztere 108, zusammen also 269 Druckbogen. Über den Inhalt derselben hat, wie gewöhnlich, der Referent dieser Commission Herr v. Karajan in seinem, in der Classen-Sitzung vom 10. Mai d. J. erstatteten Generalberichte eine nach den Ländern geordnete Übersicht gegeben. Er schliesst seinen Bericht mit folgenden Worten: „Aus der eben vollendeten wissenschaftlichen Durchordnung ist unschwer zu entnehmen, dass im Ganzen die Geschichte neun einzelner Kronländer und der Monarchie als solcher durch mehr als zwanzig, mitunter sehr umfangreiche Abhandlungen und Sammlungen von Quellen bereichert wurde, und zwar im vollen Sinne des Wortes, denn alles Gelieferte war bisher der Wissenschaft nocht nicht zugeführt."

„Die Commission war im Laufe der beiden Jahre sorgsam bemüht, den ihr angebotenen Stoff, sowohl für die schon erschienenen Bände zu prüfen und zu sichten, als auch für die künftigen vorzubereiten. Sie hat dadurch jetzt schon Vorrath für mehrere Bände druckfertig."

Was insbesondere die Monumenta Habsburgica betrifft, so sind auch für die lange unterbrochene Fortsetzung derselben nun durch unser Mitglied Herrn Custos Birk reiche Materialien ́gesammelt und zur Herausgabe vorbereitet worden, indem hiefür die Archive des hohen Finanzministeriums, der ungrischen Finanz-Landes-Direction in Ofen, und der Statthalterei in Innsbruck durchforscht wurden und sehr ergiebige Ausbeute lie'ferten.

Auch die Commission für Herausgabe der „Acta conciliorum saeculi XVi“ ist in der Vorbereitung neuer Bände bedeutend vorgeschritten. Sie hat für die Herausgabe von Juan's de Segovia Geschichte des Basler Concils die wichtige in der Universitätsbibliothek zu Basel aufbewahrte Handschrift derselben zur Vergleichung erhalten, welche sogleich begonnen wurde und ohne Unterbrechung nun zu Ende geführt wird.

Die Herstellung des an manchen Stellen in den Wiener Handschriften durch die Abschreiber verstümmelten Textes wird, nach den bis jetzt gemachten Erfahrungen, in erfreulicher Weise durch diesen Nachvergleich gefördert. Die Vorarbeiten für den 3. Band der Monumenta conciliorum wurden mit den verfügbaren, sehr beschränkten Arbeitskräften fortgesetzt und haben wesentliche Fortschritte gemacht.

Nicht minder haben die im Vorjahre neu ernannten permanenten Commissionen Beweise ihrer Thätigkeit bereits gegeben.

Die Commission für Herausgabe österreichischer Weisthümer begann im verflossenen Jahre ihre Sammlung.

Einem Aufrufe an den Gemeinsinn derjenigen, welche im Besitze solcher Urkunden sich befänden, wurde unter freundlicher Förderung der Landesausschüsse von vielen Seiten mit Einsendung derartiger Schriftstücke oder Lieferung von Nachweisen geantwortet. Was sich auf das Unternehmen bezog und zur Copirung überlassen wurde, ist nach bestimmten Regeln abgeschrieben worden, während gleichzeitig mehrere Archive im Auftrage der Commission ausgebeutet wurden, so dass bereits eine reiche Zahl bisher gänzlich unbekannter Thaidinge vorliegt, und in nicht allzu ferner Zeit mit der Herausgabe derjenigen eines Kronlandes begonnen werden kann.

Von der Commission für Herausgabe lateinischer Kirchenväter wurden im Laufe des ersten Jahres ihres Bestehens eine Reihe von Vorarbeiten für das genannte Unternehmen in's Werk gesetzt. So wurde der Privatdocent der Philologie an der Universität Bonn, Dr. August Reifferscheid, vorläufig auf ein Jahr, mit dem Auftrage betraut, in den Bibliotheken Italiens über die vorhandenen Handschriften lateinischer Kirchenväter Nachforschungen anzustellen und über die Ergebnisse seiner Untersuchungen von Zeit zu Zeit Bericht zu erstatten. Der von demselben eingesendete erste umfangreiche Bericht über die an alten und werthvollen Handschriften dieser Art überaus reiche Capitularbibliothek zu Verona ist bereits in dem Januarheft der Sitzungsberichte dieses Jahres gedruckt; von demselben wurden ferner von römischen Bibliotheken die von Sta. Croce in Gerusalemme (bibliotheca Sessoriana), die Capitularbibliothek von S. Peter (bibl. Basilicana) und die Barberina, so wie von den Vaticanischen die Palatina und Reginensis untersucht, über welche die Berichte noch im Laufe dieses Jahres zum Druck gelangen werden.

In ähnlicher Weise hat der Director der Hof- und StaatsBibliothek in München Professor C. Halm die Bibliotheken der

Schweiz, unter denen für patristische Litteratur besonders die Stiftsbibliothek von St. Gallen reiche Ausbeute ergeben hat, durchforscht und werden seiner Zeit auch hierüber genauere Mittheilungen veröffentlicht werden.

Ferner ward ein Verzeichniss der Anfänge aller Schriften der lateinischen Väter bis herab auf Alcuin und Beda mit Angabe ihres Fundortes meist nach Mignes Cursus Patrologiae angelegt und herausgegeben, das als ein praktisches Hilfsmittel zu dem Zwecke dienen soll, um sicher und rasch zu bestimmen, ob eine in den Handschriften sich darbietende patristische Schrift bereits gedruckt ist oder nicht.

Ausserdem wurden von mehreren Handschriften, deren Werth für die Recension der Texte durch ihr Alter oder andere Umstände verbürgt war, Collationen angefertigt: so von dem Cod. Bononiensis des Lactantius, von dem Cod. Palatinus (dem einzig vorhandenen) der Chronic des Sulpicius Severus, von dem Cod. Basilic. des Augustinus de genesi, dem Palatinus 210 und einigen anderen Vaticanischen Handschriften für Sermones und kleinere Schriften des Augustinus.

Da endlich auch eine Reihe von namhaften Mitarbeitern gewonnen und die Herausgabe mehrerer der wichtigsten Kirchenväter durch bestimmte Zusage gesichert erscheint, so darf man mit Vertrauen dem Fortgang dieses voraussichtlich der Wissenschaft nach vielen Seiten erspriesslichen Unternehmens entgegen sehen.

Auf Antrag dieser Classe hat die kaiserl. Akademie für Herausgabe von Werken und Vornahme wissenschaftlicher Reisen folgende Unterstützungen bewilligt:

1. Herrn Matthias Koch, für den Druck des zweiten Bandes seiner Geschichte des deutschen Reiches unter der Regierung Ferdinand's III.", die Summe von 400 fl. ö. W.

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2. Herrn Dr. Constantin von Wurzbach, für den Druck des 13. Bandes seines Biographischen Lexikons des österreichischen Kaiserthums", den Betrag von 315 fl. ö. W.

3. Herrn Prof. Jülg, für den Druck seiner Ausgabe der kalmükischen Märchen des Siddhi-Kür eine Subvention von 700 fl. ö. W.

4. Herrn Prof. Ritter von Miklosich, zur Bestreitung der Druckkosten des von ihm herausgegebenen Lexicon palaeoslovenico-graeco-latinum, eine Subvention von 800 fl. ö. W.

5. Herrn Dr. Ambros, um zum Behufe der Fortsetzung seiner Geschichte der Musik die italienischen Bibliotheken bereisen und benützen zu können, den Unterstützungsbeitrag von 1000 A. ö. W.

Von den akademischen Schriften der Classe sind seit dem Mai 1864 erschienen die Bände XLV., XLVI., XLVII. und XLVIII der Sitzungsberichte und Band XIV. der Denkschriften. 1)

Daran haben sich betheiliget:

I. Im Fache der Geschichte und ihrer Hilfswissenschaften.

Die wirklichen Mitglieder:

V. Meiller, Regesta archiepiscoporum Salisburgensium inde ab anno 1106 usque ad annum 1246; in Bd. XLV.

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Über die Diocesan-Grenzregulirung Königs Ludwig des
Baiern im Jahre 829 zwischen Salzburg und Passau; in
Bd. XLVII.

Pfizmaier, Die Heerführer Wei-tsing und Hö-Khiü-ping; in

Bd. XLV.

1 Der Band ohne Zusatz bezeichnet die Sitzungsberichte.

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