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er später der Versammlung mittheilen werde. Er erklärte, von der lleberzeugung ausgegangen zu seyn, daß wir nie dulden sollen, daß unsere Freiheit und Rechte, von welcher Seite immer unterdrückt werden, und sehe in Jellačič und Auersperg offene Feinde dagegen; andererseits wolle er den Rechtsboden nicht verlassen, und zeigte an, daß seine Maßregeln nur dazu dienen, das Heiligste zu schüßen. Das Heranrücken der Ungarn jedoch, und ihr Zusammenstoß mit den Kroaten mache es strategisch nothwendig, im Belvedere und Schwarzenberggarten ein Lager von 15,000 Mann mobiler Colonnen und Nationalgarde zu bilden. Er ersuchte nun die Versammlung, ihn sowohl in allen Maßregeln überhaupt, als auch besonders in der Beischaffung aller zum Hauptquartier nöthigen Hülfsmittel schnell und kräftig zu unterstüßen, und machte folgende Eintheilung bekannt:

1. Das Hauptquartier des Ober- Commandanten mit dem General Bem, Chef des ersten Treffens.

2. Der General-Quartiermeister stab mit dem Director der Artillerie und Befestigung.

3. Die Feldadjutantur sammt allen Ordonanz-Offizieren und der Bedeckung des Hauptquartiers.

4. Die Intendantur in folgenden Zweigen:

a. Comitee des Hauptzahlamtes. b. für Brod, Fleisch, Wein und Limito - Rauchtabak. c. für Holz und Stroh. d. für Vorspann. e. für Geschüß- und Zugpferde. f. für Reitpferde. g. für Ausrüstung.

5. Ausrüstungs-Departement, wobei der Ober- Commandant anzeigte, daß von den Ungarn zwanzig Zentner Pulver zugesichert, und er um 2,000,000 scharfe Patronen angesucht habe.

6. Departement zur Erzeugung von Kriegsmateriale. 7. Feld-Haupt- Spital.

8. Oberstes Kriegsgericht.
9. Quartier - Amt.

Schließlich wünschte der Ober-Commandant noch eine Anstellung von drei gewandten Publicisten bei seiner Person. Der Vorsitzende des Gemeinderathes drückte hierüber dem Ober-Commandanten den Dank für seine Mittheilung aus, und gab ihm die Versicherung, daß ihn der Gemeinderath in allen Maßregeln mit vollem Vertrauen, und allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln kräftig unter stüßen werde.

Dr. Beer wollte den Grundsag vom Gemeinderathe ausgesprochen wissen, daß derselbe sich in ökonomischer und finanzieller Beziehung nur mit der Beischaffung der nöthigen Mittel zur Vertheidigung zu befassen habe, daß aber weder strategische, noch politische Berathungen in sein Bereich gehören; Bern

brunn hingegen beantragte, alle Wünsche des Ober-Commando bereitwillig zu erfüllen, leßteres aber aufzufordern, eine gemischte Commission aus einem Theile des Ober-Commando und des Gemeinderathes zur Berathung darüber zu bilden, welche Gegenstände und in welcher Zeit sie als nothwendig beigeschafft werden müssen.

Wessely sah aus dem ganzen Ansuchen des Ober-Commandanten nichts, was zu einer politischen Berathung veranlassen könnte, und wünschte schnelles Handeln. Kubenik erklärte die Zuziehung von Mitgliedern des Ober-Commando für unnöthig. Gräff wollte über diese Forderungen den Reichstag befragt wissen. Stifft sprach seine innige lleberzeugung aus, daß er bisher an der Nothwendigkeit einer friedlichen Ausgleichung der Wirren geglaubt habe, und vom Reichstage sich nicht erklären könne, wie er dem Führer einer Bürgerwehr, der doch fein General sey, eine so ungeheuer wichtige Maßregel ganz allein habe übertragen können. Er sah in diesem ganzen Verfahren Provocirung zum Bürgerkriege, und gibt sein Votum zu Protokoll. Hierauf verlangte Martyrt, daß der Reichstags-Ausschuß schriftlich bestätige, daß der Ober-Commandant im Auftrage des Reichstages handle. Worauf Bernbrunn's Antrag angenommen wurde, und die Herren Stifft, Bernbrunn, Martyrt, Brants, Freund und Beer begaben sich zum Ober-Commando.

Knol, Regierungsrath und Protomedicus, erschien im Gemeinderathe über Einladung des Ober-Commandanten, und theilte seine Ansichten über die Errichtung der neuen Spitäler und Verband pläße mit.

Ueber Auftrag des Reichstags-Ausschusses, daß die Auszahlung der Unterstüßungs-Beiträge für die mittellosen Garden in Reindorf verfügt werde, wünschte Würth eine Commission, welche sich ausschließlich mit Auszahlung dieser Beträge befassen soll, Brodhuber hingegen bemerkte, daß die Beträge für die Nationalgarden bei dem Ober-Commando, und nur in einigen Fällen hierorts ausgezahlt werden sollten, worüber auf Dr. Winter's Antrag beschlossen wurde, fich mit dem Ober-Commando in das Einvernehmen zu sehen, wozu Brodhuber und Waßdorf bestimmt wurden. Schierer frug an, ob das Bureau den am 12. October gefaßten Beschluß, bezüglich der Abmahnung des Publikums von Feindseligkeiten gegen das Militär, zur Ausführung gebracht habe, worauf Würth auf das Plakat vom 12. October hinwies, Freund hingegen die Meinung aussprach, vom Ausschusse könne, als in einer rein strategischen Angelegenheit, kein Befehl über Angriff oder nicht, erlassen werden. Deßhalb habe er es nur in die Hände des Ober- Commando gelegt, und leßteres habe den Gemeinderath nur von seinen Maßregeln verständiget. Kubenik machte auf die ungeheuren Folgen eines Angriffes aufmerksam, und beantragte, der Gemeinderath spreche die Ansicht aus, daß dem Nationalgarde-Ober-Commando für sich nicht das Recht zustehen könne, die Offensive zu ergreifen. Folwarzny sah

nicht ein, warum nur der Ober-Commandant der Nationalgarde das Recht habe, Krieg und Frieden zu diktiren, und protestirt gegen die Kühnheit, ein Lager zu beziehen, che der Reichstag es ausgesprochen.

Gräff wollte eine Deputation in corpore in dieser Angelegenheit an die Plenarversammlung des Reichstages. Stifft glaubte, daß kein Krieg ohne Kriegsrath geführt werden könne, und wollte daher die Meinung der Bürgerschaft eingeholt wissen, und Wessely verwahrte sich nochmal gegen jede Einmischung in eine Angelegenheit, die er nur für rein strategisch ansehen kann.

Freund wunderte sich über den Umschlag der Stimmung im Gemeinderathe gerade jest, wo man immer noch in einer revolutionären Stellung begriffen, und die Umstände sich eher gebessert haben, noch marken kann; Waßdorf beharrte darauf, daß die Commune nie über Angriff entscheiden könne. Schierer sprach sich wiederholt für strenge Einhaltung von bloßen VertheidigungsMaßregeln.

Bondi erwiederte Freund, daß die Stimmung des Ge meinderaths stets dieselbe sey, und mehr Muth dazu ge höre, innerhalb seiner Gränzen konsequent zu bleiben, als dieselben zu überschreiten.

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Kubenik modificirte sodann seinen früheren Antrag dahin, der Reichstag wolle erklären, daß nur Er das Recht habe, Angriff zu befehlen, worüber sich noch eine längere Debatte über die Stellung des Reichstages und Ausschusses entspann, endlich Kubenik's Antrag angenommen, und Stifft, Kaltenbäck und Kuben ik mit der Abfassung der Adresse an den Reichstag beauftragt wurde.

Da der Reichstag die Magyaren nicht berufen wollte, that es der demokratische Verein, zu dessen Mitgliedern viele Reichstags-Deputirte gehörten.

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,,Kundmachung! Die ungarische Armee unter den Feldherren Czany i und Moga hat heute die Gränze überschritten. Oberst Ivanko und der kühne Parteiführer Per cel bilden die Flügel. Das Zusammenstoßen der gegenseiti gen Armeen wird demnächst unfehlbar unter den Mauern Wiens erfolgen. Mein mir von dem hohen Reichstage übertragener Auftrag bemüssigt mich, allsogleich ein Lager in der Stellung des Belveders aufzuschlagen und zu beseßen. Schon gestern ist der Anfang gemacht worden, alle mobilen Corps dahin zu senden. Dasselbe wird in imposanter Stärke, wie sie der Wehrkraft der großen Hauptstadt würdig, aufgestellt bleiben. Lager-Commandant ist General-Lieutenant Bem. Das Hauptquartier des Ober-Commandanten wird daselbst ungesäumt vorberei tet. Die Verpflegung der lagernden Truppen wird von Morgen an im Lager selbst bewilligt werden. Natural-Zuschuß ist vorläufig ein Seitel Wein pr. Kopf bewilliget. Bloß Limito-Rauchtabak kann erfolgt werden. Alle verschiedenen

Branchen eines lagernden Bürgerwehr-Armee-Corps werden sofort rastlos organifirt, als: Das Hauptzahlamt, die Intendantur, das Vorspannswesen, das Hauptfeldspital u. s. w. Wien, am 16. October 1848, Abends.

W. Messenhauser, m. p., prov. Ober-Commandant."

Da bei allen Verlautbarungen und Verhandlungen die Ausdrücke: die Ungarn, ungarishe Nation, ungarische Armee, angewendet werden, und die Ungarn, die ungarische Armee zu zwei Drittel aus Slawen besteht, welche gegen die Magyaren bewaffnet stehen, so muß es überall heißen: Magyaren, magharische Nation, oder Armee. Eine ungarische Sprache und Nation gibt es nicht, wohl aber ein Land, ein Königreich, einen Staat Ungarn. Es gibt ungarische Völker, das sind die Slawen, Magyaren, Wlachen, Deutsche 2c.; alle ungarischen Staatsbürger sind Ungarn, keinegwegs die Magyaren_allein. Das Land hieß Ungarn schon vor jener Zeit, als noch kein Magyar es gesehen noch weniger betreten und bewohnt hatte, und es ist daher eine freche Anmassung, wenn der Magyar ungarische Ehre, Gewalt, Nuhm, Geschichte und deren Helden als sein ausschließendes Eigenthum in Anspruch nimmt, und die Ueberzahl der Bevölferung als ein non ens betrachtet. Jedem das Seine!

Hauptmann Löffler, von Baumgarten Infanterie, einige Tage früher von Proletariern eingefangen, wurde sammt seinem Privatdiener zur Eskortirung dem Play-Offizier Untersteiner übergeben, welcher denselben, trog aller Schmähungen von einem Theile der an der Maßleinsdorfer-Linie stationirten Nationalgarde, das Geleite bis zu den ersten Vorposten der f. k. Truppen am Wiener-Berge gab.

Eben so wurden an diesem Tage drei Pferde, welche einem k. f. Generalen gehörten, von dem Proletariat eingebracht, welche der Plazoffizier Untersteiner aus dessen Händen rettete, und dem Wirthe bei der ungarischen Krone in der kleinen Schulenstraße in sicheren Gewahrsam übergab.

,,Kundmachung. Ich habe gestern die Postirung der Lagertruppen und deren Unterbringung in Augenschein genommen. Ich habe an die verschiedenen Corps und ihre Führer einige Worte gerichtet. Sie sind mit Aufmerksamkeit gehört und am Schlusse mit Hurrah begrüßt worden. Ich verstehe was der Geist dieser trefflichen Truppen ausdrücken soll. Die Truppen glühen vor Kampfbegierde. Ich erinnere nochmals, Vertheidigung und nicht ein Angriff ist unser Zweck. Wirst der Feind vollends die Maske weg, und wagt er es die Stadt angreifen zu wollen, so wird die Tapferkeit meiner jungen aber von Ruhmbegierde beseelten Truppen ihn blutig zurückweisen.

Den Herren Offizieren und Mannschaften des ausgezeichneten Wiedner Bezirkes sage ich im Namen des Vaterlandes den wärmsten Dank, deßgleichen der braven Mannschaft der Brünner Freiwilligen. Sie find in ihrer Dienstleistung unermüdlich. Alle Truppen werden ihrem schönen Beispiele folgen. Keine Unter

schiede im Geiste der Corps werden bemerkbar werden. Erlauben es meine Ge schäfte im Central-Punkte, so werde ich von jezt unausgeseßt mit den Truppen der anderen Stadttheile durch angeordnete Besichtigungen und leberraschungen mich bekannt machen. Ich wünsche überall nur loben zu können.

Dieser Tagsbefehl ist im Lager an die Bäume zu kleben.

Wien, den 16. October 1848.

Messenhauser, m. p., provisorischer Ober- Commandant." Nachts 11 Uhr wurde beim Ober-Commando die Anzeige gemacht, daß die Kroaten eine Brücke über die Donau im Prater schlagen wollen.

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Am 16. wurde der Unteroffizier Robert George Venables Esquire, und zwei Mann von Civalard-Uhlanen, welche Quartier machen wollten, und ein englisches Rennpferd mit sich führten, in Floridsdorf von Garden (und Mobilen überfallen und gefangen genommen. Die Mannschaft wurde im k. k. TransportSammelhaus übergeben; das Pferd aber im Bezirke Leopoldstadt zurückbehalten, und soll angeblich an die Feld-Adjutantur beim Ober-Commando abgegeben worden seyn. Ungeachtet einer vielfachen mündlichen sowohl als schriftlichen Verwendung und Berufung auf die Verfügung des Reichstages, welche das Privateigenthum als unter dessen Schuß stehend erklärte, betrachtete Fenneberg dieses Pferd als eine gute Beute, und solches konnte nicht wieder aufgefunden werden. Der Feldmarschall Graf Radeßky hat folgende Proklamation an die Garnison von Wien erlassen: Soldaten der Garnison von Wien! Ich bin nicht Euer commandirender General. Ihr seyd nicht gewohnt auf meine Stimme zu hören, und ihr im Kampfe zu folgen, aber als Feldmarschall und ältester Soldat der Armee steht mir das Recht zu, ein ernstes Wort an Euch zu richten. Unerhörte Dinge haben unter Eueren Augen in Wien statt gefunden. Desterreichs mackellose Fahne ist durch Verrath und Blut befleckt. Zum zweiten Male hat Euer Kaiser aus seiner Hauptstadt flüchten müssen, der Kriegsminister Graf Latour, ward grausam und schändlich ermordet, sein Leichnam entehrt. Ein tapferer General fiel, wie man sagt, durch die Hand eines Grenadiers. Ein Grenadier vergist in Orgien und schändlicher Trunkenheit seine Pflicht, verweigert den Gehorsam, und feuert, o ewige Schmach! auf seine eigenen Waffenbrüder. Soldaten der Wiener Garnison, sagt mir, im Namen der Armee von Italien, Eurer Waffenbrüder, frage ich Euch, habt Ihr Eure Pflicht gethan? Wo war die Wache, die den F. 3. M. Grafen Latour vertheidigen sollte, die eher zu seinen Füßen sterben mußte, als ihn der Wuth eines blutdürftigen aufgereizten Pöbels preis zu geben? Wo weilen die Verräther, die unsere Fahne mit Schmach bedeckten, hat sie die gerechte Strafe schon ereilt, oder schleppen fie ihr verrätherisches Daseyn noch in den Reihen der Empörung fort? Soldaten, Schmerz ergriff mich, Thränen erfüllten mein altes Auge, als ich die Kunde die

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