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liche Ausgleichung einzuleiten, es wäre dieß unvereinbar mit der offenen redlichen Handlungsweise, welche sich die Commission mit Beseitigung aller Doppelsinnigkeit zur Aufgabe macht. Die Commission habe übrigens für den äußersten Fall Sorge getragen, und kann die Beweise aufrichtiger Theilnahme der Provinzen berichten. Aus Salzburg sind 36 Studierende mit 2 Professoren angelangt, aus Steiermark 500 Studierende, Nationalgarden und Arbeiter, welche nur unter bedeutender Gefahr auf der Südbahn anher gelangten, und die Versicherung ertheilten, daß weitere Schaaren nachzukommen, in Wien zu flegen und zu sterben bereit seyen. Eine Deputation der Nationalgarde der Stadt Olmuß überreichte der Commission eine an den hohen Reichstag gerichtete Adresse, dd. OF müş 11. October 1848, welche die Uebereinstimmung mit den erlassenen Aufforderungen des hohen Reichstages, das volle Vertrauen und das Einstehen mit Gut und Blut für die Beschlüsse des hohen Reichstages ausdrückt.

„Hoher Reichstag! Abermals hat Wiens todesmuthige Begeisterung für den Sieg wahrer Volksfreiheit über ihre mit Schlauheit und Macht gewaffneten Feinde erfolgreich gestritten und von dem gesammten Staate die drohende Schmälerung aller Errungenschaften des glorreichen März und Mai abgewendet.

Der gesammte Staat blickt nur vertrauensvoll auf Diejenigen von Euch, Vertreter des souverainen Volkes, welche den großen Augenblick richtig erfaßten und mit Klugheit und Kraft handelten, wo jedes Zögern namenloses Unglück im Gefolge haben mußte.

Neuerdings hat eine freiheitsfeindliche Umgebung den Monarchen aus Euerer Nähe hinweggeführt, um den Bürgerkrieg, der in Wiens Mauern wüthete, auf ein noch ausgedehnteres Schlachtfeld zu verpflanzen.

Wie in den Tagen des Mai, wird es an Versuchen nicht fehlen, alle Brüder Desterreichs mit Wien, ja noch mehr, mit dem selbstgewählten Reichstage zu entzweien.

Alles geht dem unabwendbaren Verderben entgegen, wenn nicht um Euch, seine Vertreter, das ganze Volk sich schaart. Auch wir wollen treu ausharren bei Euch und darum richten wir diese Worte an Euere Versammlung.

Euer Aufruf stellt das Wohl und die Freiheit des Vaterlandes, die Unver leglichkeit des constitutionellen Thrones und Euerer Beschlüsse unter den Schut der Volkswehr.

Die Volkswehr von Olmüş, die sich seit sieben Monaten mit Wien aufrichtig verbrüdert fühlt, und freiheitsfeindliche Lockungen zurückzuweisen entschlossen ist, nimmt auch jegt keinen Augenblick Anstand, ihre aufrichtige Uebereinstimmung mit Eueren Aufforderungen zu erklären.

Auch Olmüß wird nicht zurückbleiben, wenn es gilt dem Siege des Geistes, der Oesterreich frei gemacht, Vorschuß zu leisten.

An Euch ist es nun, daß dieser Geist unbeirrt sein großes Werk dem heißersehnten Ziele zuführen könne.

Wenn Ihr, versammelte Volksvertreter, mit der jüngst bewiesenen raschen Entschlossenheit den staatlichen Neubau, von welchem Millionen Heil und Segen erwarten, schleunigst fördert, und auf die unerschütterliche Grundlage echter Demokratie feststellt, könnt Ihr die sicherste Ueberzeugung hegen, daß nicht nur wir, sondern alle jene Millionen mit uns für Euch und Euere Beschlüsse mit Gut und Blut einzustehen bereit sind. Olmüß, den 11. October 1848.

Der Nationalgarden-Berwaltungsrath."

Diese Adresse wurde vom Abgeordneten Schufelka verlesen, und gleich den vorausgegangenen Mittheilungen, mit großem Beifalle aufgenommen.

Die Deputation der Stadt Olmüß hatte eine gedruckte Kundmachung des Olmüßer Kreisamtes, ddo 11. October 1818, und eine im Namen des tomman direnden Generalen in Böhmen, Fürsten Windischgräß, vom Festungs - Commando in Olmüß erlassene gedruckte Proklamation, dd. Olmüß, 11. Oct. 1848 mitgetheilt, welche beide vom Abgeordneten Schuselka vorgelesen wurden.

„Kundmachung. Nach einem so eben eingelangten Schreiben des k. t. Mährisch - Schlesischen Landes - Präsidiums vom 10. d. M., 3. 6256 werden Se. Majestät der Kaiser auf einige Zeit das Hoflager nach Olmüz verlegen.

,,Hievon beeilt man sich die Bewohner dieser Hauptstadt in die Kenntniß zu seßen." Olmüßer f. k. Kreisamt am 11. October 1848.

"

Mercandin, m. p., t. f. Hofrath."

Proklamation.

Die leßten Ereignisse in Wien beweisen leider einen Zustand böswillig hervorgebrachter Aufregung, welche alle Ordnung stört, den Geseßen Troß bietet, und es unmöglich macht, Verfassung und Geseße angemessen auszuarbeiten und das Eigenthum zu sichern. Dieser Zustand erfordert im Interesse eines jeden Staatsbürgers eine baldige Beendigung, die nur durch kräftige Maßregeln herbeigeführt werden kann. Die zu diesem Zwecke getroffenen militärischen Borlehrungen sollen daher keineswegs die von Sr. Majestät unserem allergnädigsten Kaiser verliehenen Rechte schmälern oder rückgängig machen, sondern im Gegentheile jeden Einzelnen im Genusse derselben, und den Staat vor Anarchie schüßen.

Ich fordere daher alle rechtlich Denkenden auf, jedes hier so unbegründete Mißtrauen zu beseitigen, und durch ruhiges Verhalten die zur Förderung des allgemeinen Wohles unumgänglichen Maßregeln nicht zu stören.

Olmüş, am 11. October 1848."

,,Im Auftrage Sr. Durchlaucht des commandirenden Herrn Generalen in Böhmen, Fürsten Windischgräß.

Sunstenau, m. p.

F. M. L. und Festungs-Commandant.

v. Wysz, m. p.

General-Major."

Zwei telegraphische Depeschen sind eingelangt folgenden Inhalts :

,,Se. Majestät der Kaiser werden am 14. dieses in Olmüş eintreffen.', Bon Dr. Löhner aus Brünn:,,Brünn ist nach meiner leberzeugung völlig ruhig. Lazanski hat 200 Garden sammt Musik als Ehrenwache zum Kaiser nach Sellowiß geschickt; er hat also ihrer offenbar genug. Mayer und die andern Mährer sind zum Kaiser."

Die dritte eingelangte telegraphische Depesche enthielt die Anfrage Dr. Löhner's: „Ist der Reichstag noch vollzählig ?" — welche entsprechend beantwortet wurde.

In Berfolg der mit dem commandirenden Generalen, Grafen Auersperg, eingeleiteten Correspondenz, und die an Lezteren ergangene Aufforderung als Commandirenden, den Ban Jella čič zum Abzuge aufzufordern, verliest der Abgeordnete Schufelka die mit Schreiben dd. Inzersdorf, 12. October 1848, des Grafen Auersperg mitgetheilte Antwort dd. Roth-Neusiedl, 12.October 1848, des Ban Jellačič.

,,An Se. des f. f. Herrn Finanzministers Baron Krauß, Excellenz!

Im Nachhange meiner gestrigen Erwiederung habe ich die Ehre, Euer Excellenz in der Nebenlage die so eben erhaltene Antwort des F. M. L. und Banus von Kroatien, Baron Jellačič, hinsichtlich des demselben bekannt gegebenen Anfinnens Euer Excellenz zum Abzuge mit seiner Armee, ergebenst zu übermitteln. Inzersdorf, am 12. October 1848. Graf Auersperg, m. p. F. M. L."

,,Seiner des Herrn commandirenden Generalen in Nieder-Oesterreich, Feldmarschall-Lieutenants Grafen von Auersperg, Excellenz.

Hauptquartier Roth-Neuftedel am 12. October 1848.

In Erwiederung der geschäßten Mittheilung vom 11. dieses habe ich die Ehre, Eurer Excellenz Folgendes zu eröffnen:

In meinem mir gewordenen Auftrage handelnd brachten es die Rücksichten auf rein militärische Operationen mit sich, daß ich mich mit den mir anvertrauten f. f. Truppen den Gränzen des Erzherzogthums näherte.

Dort erfuhr ich die unseligen Ereignisse des 6. Octobers zu Wien. Daß selbe auf meine weitere Marschrichtung Einfluß nehmen, und meine jezige Stellung verursachen mußten, werden Euer Excellenz selbst nicht verkennen, und dieß um so weniger, als ich als kaiserlich österreichischer General eine k. k. österreichische Armee commandire, und in f. t. Ländern kein Fremdling seyn kann. Jellačič, m. p. F. M. L. und Ban."

Schließlich theilte der Abgeordnete Schu selka Namens der Commission mit, daß vor einer halben Stunde eine Deputation aus dem ungarischen Lager die Commission um einen Geleitschein in das Lager des Commandirenden, Grafen

Auersperg, zur Uebergabe einer Depesche des Commandirenden der ungarischen Armee ersucht, und daß dieser Geleitschein ertheilt, wie auch die nöthige Bedeckung dieser Deputation mitgegeben wurde. Die Mittags - Sigung des Reichstages dauerte von 11 bis 1 Uhr.

Um halb 1 Uhr Mittags erschien auf der Hauptwache im bürgerlichen Zeughause Franz Kruttner, und produzirte eine vom Reichstags-Ausschuße vidimirte, vom ungarischen Ministerium ausgestellte Legitimation, daß die sämmtlichen aufgegriffenen und ins bürgerliche Zeughaus eingelieferten Gewehre Eigenthum des ungarischen Ministeriums sehen. Hievon wurde sogleich die Meldung an den Verwaltungsrath der Nationalgarde mit der Bitte gemacht, Weiteres über die Gewehre zu erstatten. Zugleich wurde mit der Vertheilung der Gewehre eingehalten, dann aber des übermäßigen Andranges wegen und über Erklärung des Franz Kruttner, daß das ungarische Ministerium gegen die weitere Vertheilung der Gewehre keinen Anstand nehme, und sich seinerseits den Ersaß suchen werde, mit der Vertheilung fortgefahren.

1 Uhr. Garde Guschonik vom 6. Bezirk, 9. Comp. kam von Baden und berichtete dem Ober-Commando, daß auf der Gloggnißer-Bahn die Schienen aufgerissen, und die Bahn nur theilweise fahrbar ist. In Liesing haben 1000 Kroaten mit 4 Kanonen gelagert. An ihrer Spiße ein General. In Speifing find 1500 Mann. Die Armee zieht sich von Roth-Neusiedl nach Schönbrunn. Inzersdorf am Wienerberge ist entwaffnet. Baden hat 1000 Laib Brod, 200 Eimer Wein, 60 Megen Hafer und 50 Stück Vieh an die Kroaten geliefert, und die Einwohner haben die Kroaten als ihre Befreier mit Jubel empfangen.

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11⁄2 Uhr. Commandant F... bei St. Mary berichtete an das StudentenComitee: Wir sind rings von Kanonen und Militär umrungen. — Links an der Donau Grenadiere. Auf der Simmeringer Haide 10 Kanonen. — In den Häusern in Simmering Alles voll Kroaten. Weiter hinauf mehrere Geschüße, und um den Kirchhof Tirailleurs. Wir haben nur 4 Kanonen, wenig Mannschaft, und noch weniger Munition, sind aber Alle entschlossen, uns bis aufs Aeußerste zu vertheidigen. Soeben reitet ein Parlamentär hinaus. Bis zur Rückkehr desselben ist das Kleingewehr-Feuer eingestellt.

Ein zweites, den Angriff des Militärs abrathendes Plakat:

‚Mitbürger! Es verlautet, daß von Seite der Garden ein Angriff auf die vor den Linien stehenden Truppen beabsichtiget werde. Mitbürger! Bedenket die Folgen eines solchen Unternehmens. In unserer gefährlichen Lage ist Vorsicht, Einigkeit und Einheit in allen Maßregeln eine Lebensbedingung für jeden Erfolg. Vereinzelte unvorbereitete Angriffe können kaum einen günstigen Erfolg haben, fie müssen von einem Punkte angeordnet und geleitet werden. Wir müssen Alles vermeiden, den Truppen einen vielleicht erwünschten Anlaß zu einem Angriff zu

bieten, und uns demnach so lange als möglich defensiv verhalten. Nochmals, Mitbürger! Vorsicht und Mäßigung! Hört den Rath Jener, die gewiß nur von ihrer Pflicht und von dem Wunsche für das Wohl ihrer Mitbürger geleitet werden. Wien, am 13. October 1848.

Vom Gemeinderathe der Stadt Wien." Die kampfluftigen Typographen und andere Personen des Ghelen'schen Etablissements wurden durch nachstehendes Plakat von der Wehrpflicht enthoben: ,,Das Personale im Redactions-Bureau und in der Druckerei der Wiener Zeitung ist vom Nationalgarden-Dienste befreit. Wien, am 13. October 1848. Vom Reichstags-Ausschusse.

Dr. Fischhof, m. p. Obmann. Bacano, m. p. Schriftführer. Messenhauser, prov. Ober-Commandant."

Ein Plakat wegen Heiligkeit des Eigenthums :

„Kundmachung. Alle öffentlichen Kassen, alle Wohlthätigkeitsfonde und Institute, überhaupt alles öffentliche und Privat-Eigenthum ist mit völliger Beruhigung dem in den schwierigsten Verhältnissen so glänzend bewährten Edelfinn des Wiener Volkes anvertraut, dessen schöner Wahlspruch ist und bleiben wird: "Heilig ist das Eigenthum!" Wien, den 13. October 1848.

Bom Reichstags-Ausschusse. Dr. Fischhof, m. p., Obmann.

Franz Schufelka, m. p., Schriftführer." Am 13. October erhielt der Plaß Hauptmann Baron du Beine nachfol genden schriftlichen Befehl:

Sie werden hiermit beauftragt, ein Kriegsgericht, an welchem Sie sich zu betheiligen haben, zusammenzuseßen, und nah Vollzug desselben die Anzeige an meinen Feldadjutanten Fenneberg zu machen. Dieser Auftrag ist unverzüglich zu vollziehen. Wien, am 13. October 1848.

Messenhauser, m. p."

Diesem Befehl gab jedoch der Plaz-Hauptmann nicht nur keine Folge, sondern erklärte schriftlich dem Ober-Commando, daß, nachdem er gleichzeitig auch Secretär im großen Verwaltungsrathe sey, von diesem schon früher mit dem Auftrage beehrt wurde, gemeinschaftlich mit neun anderen VerwaltungsrathsMitgliedern ein Geseß für die Nationalgarde zu berathen, welches auch dem Ministerium unterbreitet worden, und in diesem genau die Art und Weise der Gerichtsbarkeit für die Nationalgarde bezeichnet ist, so erscheine ihm eine derartige willkührliche Zusammenseßung eines Kriegsgerichtes als unconstitutionell und als ein Eingriff in die Rechte der Nationalgarde.

Da aber das Ministerium aus diesem Nationalgarde-Geseß-Entwurf die darin bezeichnete Zusammenseßung eines Gerichtes für die Nationalgarde und dessen Verfahren provisorisch genehmigte, und unterm 12. October durch den

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