Abbildungen der Seite
PDF
EPUB

welche in Wien, und in den zum Polizeibezirke von Wien gehörigen Ortschaften in dem Zeitraume vom 11. bis 21. October d. I. beide Tage einschließlich, zur Annahme oder Zahlung hätten präsentirt werden sollen, auch noch am 22sten October d. J. mit voller Rechtswirkung präsentirt werden können. Welches hiemit zur Darnachachtung bekannt gemacht wird. Wien am 10. October 1848." Neunzehn Deputirte Böhmens erließen von Prag aus folgende Einladung durch öffentliche Blätter.

,,Wir Gefertigten Reichstagsdeputirten ersuchen unsere parlamentarischen Meinungsgenossen aller im Reichstage vertretenen österreichischen Länder, zu einer Besprechung über die zur Sicherung der parlamentarischen Verhandlungsfreiheit, und der ungefährdeten Existenz des constituirenden Reichstags im Interesse der Gesammtmonarchie zu treffenden Maßregeln sich am 20. October d. I. zu Brünn in Mähren zuverlässig einzufinden. Prag den 10. October 1848.

[merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small]

Berichte der Verwaltungsraths-Permanenz. — Brünner Garden kommen an. — Die Verpflegung der Garnison wird schwierig.

tet.

Aufhebung der Verzehrungsßleuer

Versorgung der im Dienste

Deputation

für Lebensmittel. → Landgarden werden entwaffnet. der Stadt Verunglückten, deren Witwen und Waisen für kommende Fälle. Arre tirungen. Smolka's Bericht über Latours Abdankung und Ende. Borrosch's Beschwerde wegen Latour. Hornbostel dankt ab. und Adresse an Se. Majestät. — Nationalgarde - Generalstab ohne Wahl errich Verpflegung der Wehrmannschaft in Wien. Der Landsturm kommt nicht. Anreihung der Bewaffneten zu den Nationalgarden - Compagnien. Recsey auf der Aula gefangen. Füßter läßt Plattensteiner arretiren. Berichte der Permanenz des Verwaltungsrathes. Schönbrunn in die Heumarkt - Kaserne. hinderung.

[ocr errors]
[ocr errors]

Abzug des Militärs von Freizügigkeit. Postenabgang - VerMeffenhauser's erstes Erscheinen beim Ober-Commando. —

12. Uhr Nachts. Ein Conducteur von der Nordbahn meldete beim Ober-Commando, daß bei Stammersdorf sehr viel Militär stünde, besonders Cavallerie, und daß er von jenen, von der Stockerauerstraße kommenden Bauern erfahren habe, daß dort sehr viel Infanterie auf Befehle zum Einrücken warte. Die Sturmglocken verstummten, die Vorstädte waren jedoch erleuchtet, und die zahlreichen Nationalgarden standen auf ihren Sammelplägen unter Waffen,

12% Uhr Nachts. Bei der Mariahilfer Linie waren 2 Kanonen und 300 Sensenmänner aufgestellt.

Vom Stephansthurme wurde gemeldet, daß Auerspergische und Jellačičsche Truppen sich zu vereinigen scheinen.

[ocr errors]

1 Uhr Nachts. Eine Ordonanz aus der Leopoldstadt meldete dem OberCommando, daß 600 Brünner Garden angekommen seyen, und um Munition ansuchen. Dieselben rückten auch um 2 Uhr schon in der Stallburg ein, und wurden mit Jubel, und unter_Vivatrufen von den Wiener Garden empfangen. Nach einer spätern Angabe sollen sich dieselben durchgeschlagen haben, was zu einer Allarmirung in der Leopoldstadt Anlaß gab. Die Brünner zählten 500 Mann und ertrugen alle Gefahren in Wien, ein großer Theil kehrte aber später zurüď. 1. Uhr Nachts. Vom Stephansthurme wurde beim Ober- Commando berichtet: Es seyen vom Schwarzenbergpalais 10 Schüße gefallen, und eben so viele beim Karolinenthor. Bei den Kaisermühlen sieht man drei Schiffe. Auch scheinen im Schlepptau noch einige angehängt zu seyn, was man aber des Nebels wegen, nicht genau angeben könne.

2 Uhr Nachts. Von der Kärnthnerthor - Basteiwache, akadmischer Legion, kam zum Ober-Commando die Anzeige, daß zwei Individuen, angeblich Tyroler, erschienen sehen, und den Commandanten dort ersuchten, daß er ihnen die beiden dort stehenden Kanonen zur Bedienung überlassen solle. Da dieselben aber verdächtig schienen, wollte man sie beide festhalten. Allein einer davon ent sprang. Bei dem Verhafteten fand man sehr viel Pulver, zwölf Kugeln, und fertige schwere Patronen. Ferner hatte derselbe einen Stußen bei sich, der zur Hälfte mit Ladung voll war, nebst einem Zettel vom hohen Reichstags-Comitee, worauf ausdrücklich bemerkt war, daß man Vorzeiger passiren lassen, ihm aber keine Waffe verabfolgen solle.

2. Uhr Nachts. Der Reichstags-Deputirte Zbyszewski ersuchte das Ober-Commando um einige Garden als Begleitung zur Nordbahn, weil er mit wichtigen Depeschen und möglichst schnell dem Herrn Minister Hornbostel nachgesendet werde.

5. Uhr Morgens kam die Anzeige zum Ober-Commando, daß die Enzersdorfer, Brunner und Berchtholdsdorfer Bauern von Jellačičschen Truppen entwaffnet werden, daß sie den Bauern drohen, im Weigerungsfalle die Dörfer anzuzünden, und daß fie die abgenommenen Waffen auf Wägen fortführen.

6 Uhr Morgens. Auf dem unbewaldeten Rücken des Laaerberges war schweres Geschüß mit Munitionswägen aufgefahren.

7 Uhr Morgens. Die Vorposten standen in der Richtung des Landgutes längs der Straße, welche hinter dem Bahnhof über den Laaerberg herab geht, und über den dortigen Bach führt.

8 Uhr Morgens wurde dem Ober- Commando berichtet: Bei der Wasserstation der Bruckerbahn stand eine Escadron Cavallerie. Die Hauptmacht scheint hinter dem Berge zu liegen. Im Belvedere hat das Militär seine frühere Stellung eingenommen. So eben reitet ein General mit seinem Adjutanten herein.

8 Uhr Morgens. Hauptmann Brandecker von der Wiedner Nationalgarde berichtete: daß der commandirende General Auersperg seine sämmtliche Bagage nach Graz abgesendet habe, und seine Stelle Fürst Felix v. Schwarzenberg einnehmen werde.

9 Uhr Morgens. Se. Majestät der Kaiser befinde sich laut eingegangener Anzeige in Brünn, und Minister Hornbostel habe abgedankt.

Am 7. wurden den im Schwarzenberg'schen Garten und im Belvedere befindlichen f. f. Truppen aus dem Militär-Verpfleg8-Magazine in der Stadt 6 Proviantwagen mit Brod zugeführt, wobei es geschah, daß auf die denselben beigegebene Eskorte der Wiener Nationalgarde-Cavallerie von Seite der bewaffneten Proletarier mehrmals, wenn gleich erfolglos, geschossen wurde.

Uiber ein neuerliches an das Nationalgarde-Ober-Commando gestelltes und vom Gemeinderathe unterstüßtes Ansuchen des Militär-Verpflegs-Magazins, sollte am 9. abermals ein solcher Transport von 23 Wagen unter Assistenz der Nationalgarde in das k. f. Militär-Lager eskortirt werden, und es wurde hiezu vom Nationalgarde - Ober-Commando der Ordonanz- Offizier Schindler beordert.

Die Ausführung des Befehls war aber deshalb sehr schwierig, weil ein Haufe bewaffneter Proletarier den Abzug des Transportes ungeachtet der eingeholten schriftlichen Bewilligung der Reichstag 8-Permanenz mit Gewalt verhindern wollte, und daher sowohl die Nationalgarde als auch die akademische Legion die Beistellung einer Assistenz verweigerte.

Unter diesen Umständen erkannte es der gedachte National-Garde-OrdonanzOffizier als zweckmäßig, das Abtheilungs-Commando der Brünner Nationalgarde um Mitwirkung zu ersuchen, welches ihm auch bereitwillig 40 Garden zur Bedeckung beistellte.

Hiedurch gelang es den gedachten Transport unter Mitwirkung des Lieutenants Herrmann, troß des Widerstrebens der Proletarier und zweitägiger Verzögerung, am 11. in das k. k. Militär Lager zu bringen.

Der größte Theil der verführten Grenadiere kehrte zu ihrer Pflicht zurück, und leisteten neuerlich den Fahneneid im Auersperg'schen Lager.

Die Flucht der Bewohner dauerte fort; viele werden nie zurück kehren. Baden war überfüllt. Neustadt, Brünn, Linz, Graz nahmen viele der Flüchtlinge auf, Wien verlor dadurch unendlich viel.

Die Umsturz-Partei schleuderte Lügen massenweise unter die Bevölkerung, darunter die Bemerkenswerthesten: der Ban wäre geschlagen worden und auf

der Flucht, das siegreiche Herr der Ungarn verfolge ihn und sein vernichtetes Heer, die Ungarn zögen längstens bis Morgen in Wien ein.

Anders lauteten aber die verläßlichen Nachrichten. Der Ban führe eine große, wohldisciplinirte, kampfgeübte Armee an, habe gegen 10,000 Mann Landstürmer als entbehrlich sogar heimgeschickt.

,,Der Gemeinderath der Stadt Wien hat beschlossen, wie folgt: Die Gemeinde übernimmt die Versorgung aller im Dienste derselben erwerbsunfähig gewordenen und mittellosen Personen, so wie ihrer Hinterbliebenen, so ferne für deren anderweitige Versorgung nicht schon durch die bereits bestehenden Geseze vorgedacht ist. Diese Versorgung geschieht in folgender Weise :

1. Die mittellose Witwe eines im Dienste der Gemeinde Gefallenen erhält bis zu ihrer Wiedervercheligung oder sonstigen Versorgung eine jährliche Penfion von 200 fl. C. M., und für jedes Kind bis zum vollendeten 18 Jahre, oder bis zu der etwa früher erlangten Versorgung, einen jährlichen Erziehungsbeitrag von 50 fl.

2. Für diejenigen Mittellosen die im Dienste der Gemeinde arbeitsunfähig geworden sind, wird nach Maßgabe der eingetretenen Arbeitsunfähigkeit auf eine angemessene Weise gesorgt.

3. Ebenso für alle Jene, welche an einem im Dienste Gefallenen einen Ernährer verlieren.

4. Alle diese Bestimmungen haben Anwendung nicht nur auf die Mitglieder der Nationalgarde, Bürger - Corps und akademischen Legion, sondern auch auf die Arbeiter, ohne Rücksicht auf die Zuständigkeit der Person.

Wien, am 11. October 1848. Bom Gemeinderathe der Stadt Wien."

Wegen Aufhebung der Verzehrungssteuer für Lebensmittel erschien folgendes Dekret:,,Vom k. k. niederösterreichischen Regierungs-Präfidium.“

,,Mit Rücksicht auf die gegenwärtigen Verhältnisse, wird mit Zustimmung des hohen Reichstages gestattet, daß einstweilen, bis auf weitere Verfügung die unter den Zahlen 30, 31 und 33 des Verzehrungssteuer-Tarifes aufgeführten Lebensmittel, als: Mehl aus Getreide, Kartoffel und Hülsenfrüchte aller Art, Gries, gerollte und gebrochene Gerste, Hafergrüße, Brot und überhaupt jede Bäckerwaare, Zwieback, Brotfrüchte, als: Weizen und Spelzkörner, türkischer Weizen, Roggen, Halbfrucht in Körnern, Hülsenfrüchte, als: Hirse, Wilken, Bohnen, Erbsen, Linsen, von der Einhebung der Verzehrungssteuer in Wien frei zu lassen sind. Was zu Folge Erlasses des Finanzministeriums vom 11. d. M. Zahl 5684 hiemit zur allgemeinen Kenntniß gebracht wird.

Wien, 11. October 1848.

Lamberg, m. p."

10 Uhr Morgens. Ein Garde von Mariahilf berichtete beim Ober-Commando, daß die Kroaten bereits in Meidling plündern.

Um 10 Uhr Morgens kamen, laut den radikalen Blättern, Kouriere, welche berichteten, daß in Almersdorf und Heßendorf das Volk entwaffnet wird, sodann soll die Reihe auf Meidling, Fünf- und Sechshaus kommen. Die dortigen Garden wären auf das höchste erbittert, und bitten dringend um den Befehl zum Angriff, man möge nicht warten, bis sich ihre Verzweiflung so weit steigert, daß sie ohne Befehl das Aeußerste wagen. Ferner: Man spricht daß das Regiment Deutschmeister bereits im Marchfelde stehe, um uns zu Hilfe zu eilen.

10. Uhr Morgens wurde beim Ober-Commando berichtet, 900 Grenadiere außer Breitensee möchten nach Wien. Die Landleute welche diese Nachricht brachten, nahmen einen Aufruf an den Landsturm mit, und die Weisung, daß diese Grenadiere sich anschließen sollen. Mit i en Grenadieren hatte es einen andern Umstand.

12 Uhr Mittag. Josef R., Hofkapellenfänger wurde zum Ober- Commando als verdächtig eingebracht, aber nachdem er sich ausgewiesen, entlassen.

Gegen Mittag wurde der von der Vorstadt in die Stadt gehen wollende Krigs-Ministerial-Kommissär von Pachmann von einer Rotte auf der Straße überfallen, und als angeblicher Spion unter 4 Mann Bedeckung zum Ober-Commando gebracht. Vergebens gab sich Plaz-Hauptmann du Beine, unter Versicherung den Eingebrachten zu kennen, alle Mühe denselben alsogleich ungehindert zu entlassen, allein die Eskorte war hiezu durchaus nicht zu bewegen, sondern forderte mit Ungestüm, daß dessen Wohnung und Papiere untersucht, er selbst aber als gefangen zurückgehalten werde, und so lange verweilen zu wollen, bis sie von dem Gegentheile überzeugt seyn werde.

Um diesen Leuten nach Wunsch zu thun, wurde der Plaßoffizier · Wa ßhuber abgesendet, der es jedoch natürlich unter seiner Würde fand, in eine fremde Wohnung einzudringen, und das Hausrecht zu verlegten, daher er nach einer Weile zurückkehrte mit der Versicherung, nichts Anstößiges gefunden zu haben, worauf sich diese 4 Vorstadtgarden nicht ganz zufriedengestellt entfernten, der Kriegs-Ministerial-Kommissär freigelassen, und ihm ein Garde mit Seitengewehr zu seinem Schuße mitgegeben wurde.

Gleich darauf wurde ein alter anständiger Herr, ein pensionirter Beamter, und ein Jude, angeblicher Kornhändler, jeder einzeln unter gleicher Bedeckung nach und nach zum Ober-Commando gebracht, alle unter der Angabe, sie sehen Spione. Um diese Zeit war es zur Tagesordnung geworden, im Nächstbesten einen Spion zu finden. - Auf ähnliche Weise wie der oben erzählte Fall wurden auch diese Eingefangenen nach und nach wieder entlassen.

Beim Nationalgarde-Plaz-Commando wurde es in Folge solcher Vorfälle mit jeder Stunde für die daselbst dienstthuenden Offiziere peinlicher.

« ZurückWeiter »