Abbildungen der Seite
PDF
EPUB

der Ober-Commandant Pürd er aber bewog sie zur Rückkehr, und ließ fie (die Grazer) de Wienern nicht zu Hülfe eilen!"*)

,,Viele blaße Feiglinge sind bereits von Wien geflüchtet, und haben ihre Geldkisten mitgenommen.“

,,Das ehemalige Stadt-Convikt, vis-à-vis dem Universitäts-Gebäude, ist zum Spital für die Verwundeten bestimmt worden. Es liegen eine Masse verwundeter Studenten und Garden in demselben." (Der Freimüthige von Mahler.) Folgendes Plakat erschien angeschlagen an allen Ecken:

,,Sochherziges Volk von Wien! Die Art und Weise, mit der man das freie Ungarvolk verfolgte, die Errungenschaften unserer Freiheitskämpfe zu vernichten suchte, das unconstitutionelle Verfahren der gestürzten Minister, gegenüber dem österreichischen und ungarischen Volke, hat Euch zu einer Erhebung veranlaßt, so glorreich in ihren Ursachen und Erfolgen, als nur irgend eine Revolution in der Geschichte dasteht. Unerschütterlich war der Muth des Volkes, beispiellos seine Todesverachtung. Durch die Achtung des Eigenthums, und die musterhafte Unterordnung unter militärische Führer, habt Ihr Euch als vaterlandsliebende, constitutionelle Bürger gezeigt, als die sichersten Stüßen der Demokratie. Wenn auch an diesen Tagen durch das grauenvolle und `beklagenswerthe Ende eines, wenn auch schuldbeladenen Mannes, eine trübe Erinnerung haftet, so ist es umsomehr an Euch, durch festes Zusammenhalten und unermüdliche Wachsamkeit und Ausdauer unserem gefeßlichen (?) Widerstande Kraft und Erfolg zu verleihen. Sollten daher außer der Stadt lagernde Truppen gegen alles Recht und constitutionellen Brauch einen Angriff gegen uns versuchen, so sind wir überzeugt, daß wir in Euch die Männer des 6. Octobers (!) finden, so wie Ihr Eurerseits uns stets als treue und wackere Brüder erkennen werdet. Folgt daher, sobald wir angegriffen werden, rasch dem Rufe und dem Zeichen Eurer Führer, schaart Euch fest zusammen um das Banner der Freiheit und des Rechtes, denn nur dadurch vermögen wir unsern erkauften **) Sieg zu befestigen, um deffen segensreicher Folgen (sic) theilhaftig zu werden."

,,Die souveräne Reichsversammlung allein bildet Eure geseßlichen Vertreter, ihren Befehlen seyd Ihr Achtung und Gehorsam schuldig. Darum Einheit, Wachsamkeit und Ausdauer! Nehmt unsern Handschlag und unser Wort, mit Euch für die Freiheit zu leben, zu kämpfen und zu sterben."

Wien am 9. October 1848.

Vom Studenten-Ausschusse.“

Im Laufe der letzten Woche wurden bei den öffentlichen Bauten unter Leitung der f. n. 6. Provinzial-Baudirektion noch 7700 Arbeiter verwendet, und

[blocks in formation]

¡war bei den Bauten in oder nahe bei Wien 6405, und bei den von Wien entfernteren 1295.

Diese offiziellen Daten liefern den Beweis, wie groß der Abständ hinsichtlich der früher beschäftigten Arbeiter vor der Revolution und seit Ausbruch derselben war. Im Sommer sind über 14,000 Arbeiter ausgezahlt worden.

,,leber Ansuchen der t. f. priv. Nationalbank und in Folge des am 8. d. M. gefaßten Beschlusses des Ministerrathes hat das t. t. Justiz-Ministerium, laut dessen Zuschrift vom nämlichen Tage, Zahl 3984 zu erklären befunden: „daß Wechsel, welche in Wien und in den zum Polizeibezirke von Wien gehörigen Ortschaften in dem Zeitraume vom 6. bis 10. October 1848, beide Tage einschließlich, zur Annahme der Zahlung hätten präsentirt werden sollen, auch noch am 11. d. M. mit voller Rechtswirkung präsentirt werden können." Welches hiermit zur Dars nachachtung bekannt gemacht wird.

Vom f. f. n. 6. Merkantil- und Wechselgerichte.

Wien am 9. October 1848. Berhowig m. p., Präsident.

Fried. Billet m. p., Expedits-Direktor.“

Die widersprechendsten Gerüchte durchkreuzten diesen Tag die sturmbewegte Stadt; Jella chich, hieß es, rücke heran, er wäre nur noch vier Stunden weit von hier in Bruck an der Leitha entfernt, während dem seine Vorposten sich schon in Schwadorf befinden sollen. Vom Studenten-Comitee find einige Mitglieder abgeschickt worden, um das Terrain zu refognosciren. Der Plaß-Offizier Dunder erfuhr am 9. Nachmittags von einem Bauer von Himberg, daß die kroatische Armee wirklich eingerückt sey und 30,000 Mann zähle. Der Bauer versicherte gedient zu haben, und auf seine Ehre die Wahrheit dieser Aussage. Ebenso war es den 9. schon bekannt, daß Se. Majestät Herzogenburg passirt habe. Die Straßen wimmelten von Aengstlichen, von Neugierigen, von Drohenden. Jeder ahnte Furchtbares! Man war im Begriffe, die Barikaden abzutragen, aber die Gerüchte von der Ankunft des Ban liegen neue entstehen.

In der Nacht vom 9. auf den 10. kamen einzelne Nachrichten über die kroatische Armee. Um sichere Nachrichten zu erheben, begaben sich in dieser Nacht im Auftrage der Permanenz des Reichstages, zwei hiesige, früher in der Armee gediente Männer *) in die bezeichnete Gegend, woselbst die Armee sich befinden follte. Diese überzeugten sich von der Gewißheit, daß die Armee 30 bis 35 TauSend Mann zähle. Diese beiden Abgesandten stießen auf der Schwadorfer Höhe auf die Vorposten, welche das 4. Otoczaner Gränzbataillon bildete. Von da sind sie unter Eskorte gegen Schwadorf geleitet worden, woselbst fie gegen 3000 bis 4000 Wachtfeuer in einem weiten Kreise erblickten woraus

*) Der Bataillons-Chef Leopold Moser und der Plaß-Offizier Alex. v. Sensel.

sich an und für sich die Stärke der Armee beurtheilen ließ. Weitere Erfahrungen haben obige Angabe über die Größe der Truppenzahl bestätiget.

Sie eröffneten nach ihrer Rückkehr diese Ueberzeugung dem Reichstags-Ausschuffe. Dem ungeachtet fand es der Reichstag für gut, dem Gemeinderathe die in der Proklamation vom 10. enthaltene Angabe von nur ungefähr 1000 Mann erschöpfter Truppen zu machen, und in der eigenen Proklamation von demselben Tage zu veröffentlichen, daß beiläufig 2000 Mann gemischte, ermattete, nicht im besten Zustande befindliche Truppen bei Sch w a dorf angekommen seyen. Am 9. October Nachmittag wurde dem Nationalgarde-Plaß-Commando von Seite des f. f. Militär-Plaß-Commando die ämtliche Anzeige gemacht, daß von den im Stabsstockhause und in der Salzgries-Kaserne inhaftirt gewesenen 126 Militärs, 120 Arrestanten entlassen, 6 schwere Verbrecher aber noch in der Salzgries-Kaserne sich in Haft befinden, und gleichzeitig das Ansuchen gestellt, diese Verbrecher, worunter sich 2 Mörder befinden sollen, dem Criminalgerichte einst weilen zur sichern Verwahrung zu überliefern.

Nachdem in der Salzgries-Kaserne bereits bewaffnetes Volk, und steyerische Freiwillige *) (nicht Studenten) bequartirt waren, deren Zügellosigkeit sich jüngst kund gab, und die sich der Abführung dieser Arrestanten jeden Falls widersett hätten, so mußte diese Expedition mit größter Vorsicht ausgeführt werden.

Das Nationalgarde-Plaß-Commando beorderte daher eine halbe Compagnie vom Bürger-Regiment, und eine halbe Compagnie Nationalgarde, unter Anführung der Plazoffiziere v. Eyselsberg und Player um Mitternacht zur Salzgries-Kaserne, und so vollführte man nach vorausgeschickter Verständigung der stark beseßten Thorwachen, die Abführung dieser Arrestanten in das Criminal-Gerichts-Gebäude, was mit bedeutenden Schwierigkeiten verbunden war.

so

Auf eine durch die Permanenz des Gemeinderathes übergebene Note des Reichstags-Ausschusses, der Gemeinderath möge das Nationalgarde-Ober-Commando in allen Bertheidigungs-Maßregeln unte: stüßen, wurde - nachdem Waßdorf berichtete, daß der Fleischbedarf der Stadt Wien auf eine Woche hinlänglich gedeckt sey-Stiffts Antrag angenommen, eine Commission sogleich an den Reichstags-Ausschuß und das Nationalgarde-Ober-Commando zu fenden und zu fragen, welche Gründe der Ausschuß zum Auftrage von Vertheidigungs-Maßregeln bestimmt haben, und welche Anforderungen und Wünsche das Nationalgarde-Ober-Commando an den Gemeinderath in Bezug auf seine Mitwirkung bei Bertheidigungs-Maßregeln stelle.

Der Gemeinderath bildete für den Drang des Augenblickes eine temporäre Finanz-Commission, und hierfür wurden als Mitglieder Martyrt, Brodhuber, Borkenstein, Radda, J. Mayer, Hütter, Winter, Eskeles, und Treit! bestimmt.

*) Das wackere Steyerervolk muß jene Plünderer als Fremde desavouiren.

Dr.

Auf eine Meldung des Studenten - Comitees über eine geheime Thüre aus Latours Garten in den Stadtgraben, wurde vom G:meinderathe das UnterKammeramt beauftragt, die nöthigen Werkleute zum Vermauern zu stellen. Es ist überraschend, welches Interesse die Studenten-Commitee-Mitglieder an Latour genommen, und welch' wohl organisirte Spürhunde-Polizei fie unterhielten! Vom Gemeinderathe wurde eine Commission ernannt, welche Sorge für Verwundete und ihre Familien zu tragen habe.

Gemeinderath Quâst er berichtete, daß in seiner Gegenwart Grenadiere des Bataillons Richter von Klosterneuburg über Schönbrunn eskortirt worden seyen. Hierauf wurde aus der Mitte des Gemeinderathes eine Deputation an den Reichstag geschickt, um sich dahin zu verwenden, daß die über sie zu verhängende Strafe so lange suspendirt bleibe, bis die Amnestie bewilliget seyn werde.

Im Gemeinderathe berichtete Stifft im Namen der zum Reichstage und Ober-Commando gesendeten Commission, bestehend aus den Herren Stifft, Bernbrunn, Freund, Fabisch und Gassenbauer, Folgendes:

Auersperg hat neuerdings dem Reichstags-Ausschusse erklärt, nicht abziehen zu können, jedoch die Versicherung gegeben, keine Feindseligkeiten im Sinne zu haben. Jellačič stehe mit circa 1000 Mann erschöpfter Truppen bei Schwadorf, wahrscheinlich auf dem Rückzuge nach Steyermark. Das Nationalgarde-Ober-Commando stelle an den Gemeinderath in Betreff seiner Mitwirkung zu Bertheidigungs-Maßregeln folgendes Verlangen: Bequartirung und Verpflegung der einzurückenden fremden Garden Seitens der Gemeinde; Sorge für vollständige Verproviantirung; Verpflegung der Berwundeten.

Es ist höchst auffallend, daß solche Maßregeln verlangt wurden, wenn der Ban und seine angeblich aus 1000 Mann bestehende Armee im Rückzuge waren, und Auersperg 8 Truppen, laut dessen Aussage, Wien gegenüber selbst gefährdet zu seyn glaubten.

Bernbrunn beantragte zur Beruhigung und Aufklärung des Publikums ein Plakat über den ersten Theil der Mittheilung des Reichstags-Ausschusses, welches auch sogleich vom Gemeinderathe bewilliget und entworfen wurde. Dieses Plakat erschien den andern Tag, und ist ein Beleg, wie der Gemeinderath vom Reichstags-Ausschusse getäuscht worden ist. Dem Reichstags-Ausschusse war es bekannt, daß der Ban mit circa 30,000 Mann anrücke, und dennoch erschien am 10. vom Reichstage ein Plakat, worin von 2000 Mann nur die Rede ist, und dennoch erklärte der Reichstags-Ausschuß dem Gemeinderathe, daß sogar nur beiläufig 1000 Mann eingerückt, und solche sogar wahrscheinlich im Rückzuge begriffen seyen.

[ocr errors]

Wenn Herr Abgeordneter Prato solche Nachrichten gebracht hatte, so ist der Reichstags-Ausschuß ébenfalls getäuscht worden.

Ueber eine an die Sicherheitswache geschehene Aufforderung, sich der Nationalgarde zur Vertheidigung anzuschließen, wurde vom Gemeinderathe verfügt, daß nur so viel Mannschaft als nöthig zum Schuße der Communalgebäude verwendet, der andere Theil aber dem National garde- Ober-Commando zur Verfügung gestellt werde. Beim Ober-Commando waren beiläufig 16 Sicherheitswächter und mehrere Cavalleristen als Ordonanzen im Dienste.

Nachstehende Plakate waren an diesem Tage beschlossen und an den Straßenecken Wiens angeschlagen:

,,An die akademische Legion. Brüder! Nehmet meinen innigsten Dank für die unermüdliche Ausdauer, strenge Aufrechthaltung der Disciplin und die todesverachtende Tapferkeit, die Ihr in diesen Tagen des Kampfes für die heiligsten Rechte des Volles bewiesen habt. Noch sind die Tage der Gefahr nicht vorüber, noch haben wir keine genügenden Garantien für die Aufrechthaltung unserer Errungenschaften. Darum fordere ich Euch auf, nicht nachzulassen in Eurem Eifer und Eurer Wachsamkeit, da die kleinste Vernachlässigung die unheilvollsten Folgen mit sich führen kann. Die strengste Einhaltung des Wach- und Pa= trouillendienstes ist mehr als je nothwendig, und ich erwarte von Euch, daß jeder für das Vaterland seine Pflichten erfüllen werde.

Aigner m. p., Legions-Commandant."

Dieses Plakat war nicht vermögend, die Flucht vieler Legionäre vor dem anrückenden Ban zu verhindern.

Nachstehendes Plakat begann mit einem Dankerguß- um gleich darauf durch ein anderes einen weitern Schritt mit Hinweisung auf die nahe Gefahr zu machen, und endlich sogar den Landsturm durch ein drittes aufzubieten, und zwar :

„Geehrtes Central - Comitee aller freissinnigen Vereine Wiens! Vereint mit uns seyd Ihr in den Tagen der Gefahr mit Gut und Blut für unsere Errungenschaften eingestanden, habt mitgekämpft mit allen geistigen und physischen Kräften für die heilige Freiheit. Als Mitkämpfer für das edelste Gut der Menschheit müssen wir uns gegenseitig festigen und stärken. Wir können daher nicht zurückhalten den Ausdruck des tiefgefühlten Dankes, welcher uns für Euer und aller Demokraten edles (?) und energisches Wirken durchdringt. Nehmet demnach unseren wärmsten Dank für die Opfer, welche Ihr Alle auf dem Altare des Baterlandes (?) niederlegt.

,,In der Ueberzeugung, daß Ihr gleich uns in dem begeisterten Wirken verharren werdet, entsenden wir Euch unseren Bruderkuß und Handschlag.“ Der Ausschuß der Studenten."

,,An das Volk von Wien. Die Gefahr hat die zersplitterten Kräfte der Freiheit vereint. Schon vor dem Ausbruche der neuesten glorreichen (!?) Bewegung haben jedoch die Wiener demokratischen Bereine einen Central-Ausschuß

« ZurückWeiter »