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Art gewaschener Lettern, eine Partie unangeriffen, eine andere Dagegen oxydirt. Man hat die Vermuthung aufgestellt, daß die beim Schmelzen und Gießen des Zeuges angewendete Hiße, welche besonders bei den sogenannten,,schwer fallenden“ oder schwer sich rein ausgießenden Buchstaben, wie i‚ˆã, ó, ú, u. f. w. oft bis nahe zum Glühen gesteigert wird, wobei ein Theil des Antimons sich verflüchtigt und das Verhältniß der Bestandtheile sich ändert, die Oxydation begünstige. Professor Heeren theilt diese Meinung, aber auf Grundlage anderer Erklärung, weil der Verlust an Antimon durch Ueberhigung nicht so bedeutend sein kann, um eine so entschieden auffallende Wirkung hervorzubringen. Er deutet darauf hin, daß das sehr erhißte Metall in der längeren Zeit, die es zur Abkühlung braucht, auch bessere Gelegenheit fin. det in seinen kleinsten Theilchen zu krystallisirén, daß sich aber krystallisirtes Blei leichter oxydirt, als anderes, weßwegen man in der Bleiweißfabrikation nur gegossene, nicht aber gewalzte Platten anwende. Freilich läßt sich gegen diese leßtere, aus der Analogie hergeleitete Erklärung noch das Bedenken erheben, daß im angeführten Beispiele nicht das Krystallgefüge, sondern der Mangel der glattgedrückten Oberfläche den Vorzug der gegossenen Platten begründen möchte.

So viel ist klar, daß zur Aufhellung dieses, für den praktischen Buchdrucker sehr wichtigen Gegenstandes, noch weitere Beobachtungen und Versuche nöthig sein werden. Den oben angegebenen muthmaßlichen Ursachen des besprochenen, mitunter fast zufällig eintretenden unangenehmen Ereignisses, glaube ich überdieß noch eine ganz verschiedene beifügen zu müssen. Es ist zur Genüge bekannt, daß manche Personen fast immer feuchte Finger und einen so scharfen Schweiß haben, daß von ihnen be rührte blanke Stahl- und Eisenstücke schnell rosten, leicht orys dirbare Metallé aber Flecken erhalten. Das Blei und Legirungen in denen es vorwaltet, sind offenbar für die Oxydation sehr empfänglich, und die Lettern gehen sowohl bei der Verfertigung, als auch beim Seßen und beim Ablegen (dem Auseinandernehmen des gebrauchten Saßes) einzeln und oft, unmittelbar darch die Hände. Es könnte hierdurch sehr wohl die baldige Oxydation vermittelt werden, und diese Annahme würde auch den Umstand

völlig erklären, daß die Orydation oft wie durch Zufall, ohne ges nau auszumittelnde Ursache erscheint; sehr natürlich, weil nicht die Hände aller Personen die obangedeutete üble Eigenschaft haben.

Ein sicheres Mittel zur Verhinderung der Lettern-Orydation ist zwar bisher nicht bekannt; doch würde ich rathen, die gut gereinigten und getrockneten Lettern, wenigstens auf der Bildfläche, mit feinem Olivenöl zu überziehen. Das Del müßte mit einem weichen Bürstchen aus Ziegenhaar und zwar sehr dünn cingerieben werden, würde so beim künftigen Gebrauch der Lettern selbst ohne vorhergehende Reinigung gar keinen Nachtheil bringen, dagegen aber die Einwirkung von Feuchtigkeit und allen schädlichen Dúns sten gewiß abhalten. Nur nach langer Zeit, einem Jahre oder darüben müßte man das Del wieder wegschaffen und durch neues ersehen, weil sonst allerdings zu besorgen wäre, daß das alte, ranzig geworden und zerseßt, selbst die Lettern angreifen könnte. Die in der Werkzeugsammlung des k. k. pol. Institutes vorhan. denen Typen, Einfassungen, Stereotyp-Platten u. f. w. (auch Gegenstände aus blankem Stahl, Eisen, Messing u. s. w.) sind mit diesem Mittel durch viele Jahre unverändert erhalten worden. Da bisher vom Material zu den Lettern und dessen Zusam menseßung die Rede war, so folgt schon hieraus, in Verbindung mit der Bezeichnung,,Schriftgießerei“ die Nothwendigkeit, auch jener, theilweise nur Versuche gebliebenen Verfahrungsweisen zu gedenken, durch welche man Lettern, wenn auch nicht immer zum Dienste der Typographie, aus anderen metallischen Stoffen, und mit vom Gewöhnlichen verschiedenen Mitteln angefertigt hat.

Eine andere, härtere, dauerhaftere und nicht zu theure Mischung statt der aus Blei und Antimon für Druck-Lettern aufzufinden, wäre allerdings ein wichtiger - Fortschritt, und man kennt einige Versuche hierzu. Ein Herr Colson zu Clermont in Frankreich hat Lettern geliefert von solcher Härte, daß sie ohne Schaden zu leiden sich in Kupfer einschlagen lassen. Sie bestehen wahrscheinlich aus Zinn und Zink, haben aber keine glatten Fläs chen, und sollen beim Gusse dem Gießinstrumente sehr nachtheilig werden. Es ist nicht bekannt, ob der Erfinder sein Vorhaben,

sie zu verbessern, mit Erfolg ausgeführt hat. Eines besser gelungenen Versuches wird weiter unten gedacht.

Zahlen und Buchstaben aus Messing, zunächst zum Gebrauch für Buchbinder, deren im III. Bde. dieses Werkes S. 240 gedacht wurde, hat man schon längst; es ist jedoch nur der Körper gegoss sen, die Zeichen auf ihm aber aus freier Hand geschnitten oder gravirt. Sie können nicht völlig durch die Zeuglettern erseßt werden, weil diese, besonders da sie zum Vergolden heiß sein müssen, zu bald sich abstumpfen und unbrauchbar werden. Früher hat man nur größere aus Messing angewendet, ihr Gebrauch hat sich aber in neuerer Zeit sehr vermehrt, und erstreckt sich auch auf die kleineren, welchen man dieselbe stäbchenartige Gestalt gibt, wie denen aus Schriftzeug, um sie in gleicher Art, nämlich im Buch: binder-Schriftkasten (Bd. III. S. 240) zu brauchen. Bei häufiger Nachfrage um solche kleinere Messinglettern, werden sie jeßt (fammt den Schriftzeichen) nach recht scharfen Modellen in Sand gegossen und durch Nachschneiden vollendet. Wenn man die Kosten der Vorarbeiten nicht scheut, so lassen sich mit den bekannten Mitteln die Stäbchen aus Messing oder Kupfer so wie Draht ziehen; denn man hat zu anderem, obwohl seltenem Gebrauch, bereits vierkantigen Draht sogar aus Stahl (zu vergleichen mehrere Stellen im Artikel Draht, Bd. IV. S. 141 u. f.) Die Zeichen auf die so erhaltenen Stäbchen können, besonders leicht wenn sie aus Messing sind, gravirt, auf den kupfernen aber, nach einem Projekte neuester Zeit, unter Vorausjeßung, daß man die Auslas gen für die vertieften Stahlstanzen nicht zu scheuen hat, sogar ohne große Schwierigkeit ausgeprägt werden.

Wichtig und sehr empfehlenswerth sind die Schriften, welche G. Zeller in Wien liefert. Sie bestehen aus einer röthlichen, wahrscheinlich dem Glocken- oder Kanonenmetall ähnlichen MetallKomposition, und sind, wie der Augenschein lehrt, gegossen. · Sie haben eine außerordentliche und so große Härte, daß sie sich nicht nur in jede Holzgattung ohne allen Schaden, sondern auch in Messing, Kupfer, ja sogar in Eisen, ohne stumpf zu werden, meh: rere Mahle einschlagen lassen. Die schwächsten springen freilich dabei öfters ab. Sie haben daher einen hohen Grad der Brauchbarkeit für Scalen, Maßstäbe und dergleichen, wo sie die

ungemein theureren Stahlstempel vollkommen erseßen. Für die Typographie, einzelne feltene Fälle etwa ausgenommen, kommen fie, wenigstens gegenwärtig noch, zu hoch. Bei den Buchbindern aber haben sie durch Schärfe, Reinheit und Dauerhaftigkeit den verdienten Beifall, und schon eine ausgebreitete Verwendung erhalten.

Die Benennung Schriftgießerei gestattet ferner die beiläufige Erwähnung jener Metall - Buchstaben, welche ohne eigentlichen hohen Körper jezt zu Aufschriften, Firmenschildern u. s. w. von Boll bis 2 Fuß Länge und noch darüber häufig vorkommen. Sie sind meistens und zwar hohl aus Schriftzeug, bleihältigen Zinn, Zink, Messing gegossen, und werden vergoldet, versilbert, bronzirt, in verschiedenen Farben lakirt. Das Gießen geschieht in feinem Sand nach hölzernen oder metallenen Modellen; die Befestigung auf den hölzernen Tafeln, durch dop. pelte, auf deren Hinterseite umgebogene Eisendrähte oder, ebendaselbst, mit vorgelegten Muttern versehenen Spindeln. Diese so wie die Drähte werden vor dem Gusse in die Form eingelegt, wo sie mit Metall umflossen, dann von selbst festhalten, oder aber auch auf der inneren hohlen Fläche der Buchstaben angelöthet. Man hat sie auch aus Messing. oder Zink- ja sogar Eisenblech gepreßt, überdieß aus Porzellan oder Steingut, welche aber sämmtlich gar nicht mehr hieher gehören.

Die Schrif zießerei, über welche der vorhergehende Artikel »Stempelschneidekunst« schon übersichtlich manche schäßbare Andeutung enthält, kann, wie schon gesagt, als ein Theil, oder wenn man lieber will, als nöthige Vorarbeit zur eigentlichen Typographie betrachtet werden. Sie gehört, allgemein genoms men, zu jener Art des Metallgusses, bei welcher man sich bleibender oder solcher Formen bedient, in welchen eine sehr große Anzahl von Güssen gemacht werden können, und sie steht hierin der Zinngießerei am nächsten. Das Schriftzeug, welches lange vor dem Glühen, also mit Messing, Silber, Zink, Gold u. f. w. verglichen, bei geringer Hiße in Fluß kommt, eignet sich für Formen der erstbezeichneten Urt vollkommen, weil dabei keine Gefahr eintritt, daß sie durch die ofte Berührung mit dem geschmol. zenen Metall Schaden leiden, oder gar zerstört werden könnten.

Vor der weiteren Auseinanderseßung erscheint es jedoch unerläßlich, einige Betrachtungen über das Wesentliche oder das Prinzip dieser Formen (Gießinstrumente genannt) vorauszu schicken, ohne einstweilen in's. Einzelne und die spezielle wirk liche Beschaffenheit und praktische Ausführung einzugehen, und sogar ohne Rücksicht auf die Kunstausdrücke, welche für die Theile einer solchen Form üblich sind; nur wird als bekannt vor ausgefeßt, daß die zu gießenden Typen oder Lettern rechtwinklige Stäbchen sind, auf deren (beim Adruck oberen, beim Gusse unteren) Fläche das Zeichen (Buchstabe, Zahl u. s. w.) erhöht und verkehrt sich befindet.

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Man denke sich die zwei, Figur 49, Tafel 887 von oben erscheinenden Winkelstücke A, B so hoch, als das Stäbcherr der fünftigen Letter, den erhöhten Buchstab abgerechnet, werden soll: so stellt der innere Abstand oder die rechtwinklig viereckige Deffnung zwischen AB den Gießraum oder die Höhlung für das Stäbchen vor, und A B die beiden Haupttheile oder Hälften der Form (oder des Gießinstrumentes). Da das Stäbchen die ganze Höhe von A B erhalten muß, so ist noch oben ein trichterartiger Aufsaß, um das Metall in den erwähnten Raum zu leiten, oder der Einguß nothwendig, der jest wohl erwähnt werden mußte, aber sonst nicht weiter beachtet werden soll. Die Form bedarf aber auch noch eines Bodens, oder des Stückes, welches unten die Vertiefung mit dem Letternbilde enthält. Nach dieser seiner Bestimmung erscheint der Boden, in der Kunstsprache die Mater oder Matrize genannt, als der unentbehrlichste und wichtigste Bestandtheil der ganzen Form. Die Matrize ist ein überall rechtwinklig abgerichtetes Metallstäbchen, damit es sich durch die Hiße nicht wirft, von hinreichender Dicke; sie liegt in der Form nach der Richtung von A nach B, und das in ihr vertiefte (nicht aber verkehrte) Bild steht gegen die vier Wände des Gießraumes so, daß dasselbe auf dem Stäbchen nach dem Guß die richtige Lage erhält. Alle Matrizen der nämlichen Schrift müssen für dieselbe Form (dasselbe Gießinstrument) sich eignen, obwohl sie, nach der Natur der Buchstaben, nicht einerlei Breite haben können. A und B, Fig. 49 lassen sich eben deßhalb weiter aus einander oder näher zusammenschieben, wodurch sich die Breite, aber nicht

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