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Schriften höchst schädlichen Erscheinung ist später ausführlicher die Rede.

Das überhaupt einfache Zusammenschmelzen von Blei und Antimon zu Schriftzeug, verlangt nur dann eine Vorarbeit, wenn, nach älterer Art, dasselbe absichtlich, nach den obangege beren oder ähnlichen Verhältnissen, Kupfer oder Eisen enthalten soll. Die beiden lehten, strengflüssigen Metalle werden in diesem Falle vorher mit einer passenden Quantität des zur Mischung be: stimmten Antimons zusammengeschmolzen. Man bringt nämlich in einem Graphit-Tiegel Kupfer in Spänen, oder eiserne in kleine Stücke zertheilte Nägel zur starken Glühbize, seht dann das Antimon in Stücken zu, und erhält alles einige Zeit im Fluß. Diefe Legirung wird nach dem Ausgießen und Zerschlagen sammt dem noch übrigen Antimon im gehörigen Verhältnisse mit dem nöthigen Antheil Blei zum fertigen Schriftzeug verbunden. Die Legirung aus Eisen und Antimon führt bei den Schriftgie ßern den Namen: Hårte.

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Zur Bereitung des Schriftzeuges selbst, dient ein Kessel von gegossenem Eisen, Schmelz Pfanne genannt, der drei bis vier Zentner Metall auf einmal zu faffen im Stande, und in einem gewöhnlichen Windofen mit gutem Zug eingemauert ist. In ihm wird zuerst eine Portion des zur ganzen Mischung bestimmten Bleies, nicht nur geschmolzen, sondern bis zum anfan, genden Rothglühen gebracht, dann das Antimon in nußgroße Stücke zerschlagen zugefeßt, wornach, bei fortgeseßter Hiße, dasselbe bald mit dem Blei zusammenschmelzt, und sich mit ihm vereinigt. Man seßt nun das noch übrige Blei zu, und rührt von Zeit zu Zeit die Mischung mit einer eisernen Stange gut durch, um eine gleichförmige Verbindung zu bewirken. Das so gewonnene und im dünnen vollständigen Flusse befindliche Schriftzeug kann jest, zum weiteren Verbrauch, in die Ausschöpf-Pfanne übertragen werden, wozu man einen großen eisernen Löffel mit langem hölzernen Stiel gebraucht. Die besagte Pfanne, ebenfalls aus Gußeisen, kommt in verschiedenen Abänderungen vor, deren man zwei unter die Abbildungen aufgenommen hat. Tafel 409, Figur 17 ist die obere, Figur 16 die Seitenansicht, Figur 18 der Durchschnitt nach der Linie a b oder cd von Figur 17; Figur

19 nach derselben Richtung ein anderer Durchschnitt des eingegoffenen Metalls sammt dem punktirten Umriß einer solchen größeren Pfanne. Etwas unter dem Rande ee befindet sich im Innern ein mitgegossenes Leistenwerk, welches den ganzen hohlen Raum in zwöif gleichgroße Fächer, sämmtlich mit schräg gegen einander laufenden Wänden, abtheilt. Eben so viele einzelne Körper, von der Form niedriger abgestußter Pyramiden, bildet dann auch das eingeschöpfte Metall, vorausgeseßt, daß man, was eben nicht nöthig ist, die ganze Pfanne gefüllt hat. Die Metallstücke hängen dann sämmtlich unter einander, nach Ausweis der Figur 19 zusammen, und zwar dadurch, daß man noch mehr Metall eingießt, als zum Füllen der Abtheilungen allein erfor= derlich wäre. Damit dieß möglich werde, und der ganze Guß nach dem Erstarren des Zeuges und dem Umkehren der Pfanne so lange beisammen und ein Ganzes bleibt, als man es nöthig und bequem findet, sind die vier Außenwände über die Abtheilungen etwas erhöht. Durch Zerschlagen, wobei ein Brechen der Verbindungsstellen erfolgt, kann man die Masse iu einzelne Stücke von der erstbemerkten Gestalt theilen, welche sehr bequem nach Bedürfniß in die Pfanne des eigentlichen Schriftgießer-Ofens gebracht, daselbst geschmolzen zum wirklichen Letternguß sich verbrauchen lassen. Die andere Pfanne, Tafel 407, Figur 19 im Grundrisse, Figur 20 von der Seite, Figur 21 im Längen-Durchschnitte, unterschei det sich von der vorigen durch Zugabe eines mitgegossenen, beim Umstürzen und Aufheben sehr bequemen Handgriffes a, durch die längliche Form der Fächer und den Umstand, daß ihre Wände mit dem Boden nicht in scharfen Ecken, sondern schwach abgerun= det zusammenstoßen, wodurch das Metall sich nicht so sehr und scharf anlegt, und leichter herausfällt. Die in einzelne getrennten Metallkörper wiegen nach der Größe der Pfanne 3 bis 5 Pfund; obwohl man bis zu einem gewissen Grade dieses Gewicht dadurch ändern kann, daß man den Raum über den Abtheilungs-Leisten mehr oder weniger füllt. Statt der Pfannen kann man sich auch der bekannten, bei andern Metall- und Schmelzarbeiten üblichen sehr wohlfeilen Schalen aus Graphit-Masse bedienen, in denen man das durch Abkühlen erstarrte festgewordene Schriftzeug als flachrunde, nach dem Umfange der Schale größere oder kleinere

Kuchen erhält, welche sich freilich nicht so bequem wieder verschmelzen laffen, als die viereckigen gleichförmig-dicken Platten der Pfannen.

Das Schriftzeug, so lange es sehr heiß und im Fluffe_befindlich ist, muß man gegen Wasser und Nässe sehr sorgfältig in Acht nehmen, weil es, im Augenblicke der Berührung damit explodirt, sprißt, theilweise umber geschleudert wird, und bedeutende Beschädigungen veranlassen kann. Selbst ein Beschlag von Feuchtigkeit, den ein kaltes, solches Stück durch Temperatur-Wechsel erhält, würde, wenn man dasselbe, um es zn schmelzen, in flieBendes Schriftzeug tauchte oder einlegte, ähnliche üble Wirkungen hervorbringen. Kalte Metallstücke sowohl, als auch die Pfannen selbst, müssen daher jedes Mal, ehe man sie mit dem fließenden Schriftzeug in Berührung bringt, sorgfältig, um sie zu trocknen, bedeutend erwärmt werden.

Das Blei, als ein, besonders im geschmolznen Zustande und in Berührung mit der Luft, sehr leicht orydirbares Metall, zeigt diese Eigenschaft auch in seiner Verbindung mit andern Metallen, und also auch als Schriftzeug. Es entsteht auf ihm fortwährend ein grauer Ueberzug, welcher während des Lettern-Gießens von dem flüssigen Metall zeitweise abgenommen werden muß. Dieser Abfall, so wie andere noch ganz metallische, besonders kleinere Stückchen, die man nicht wieder in die Gießpfanne zurückbringen kann, alte abgenüßte Lettern u. s. w., begreift der Schriftgießer unter der Benennung Krá ße. Außer dem Oryd und den Schlacken enthält sie noch einen beträchtlichen Theil sowohl metallisches Blei als auch Antimon, und es verlohnt sich daher der Mühe, sie wie der zu Gute zu machen. Man thut dieß, sobald eine größere Menge beisammen ist, abermals in der Schmelzpfanne, wo die Masse einige Zeit stark, aber nicht bis zum Glühen, erhißt wird. Ein beträchtlicher Theil des noch metallisch gebliebenen Gemenges, seigert sich dabei im geschmolzenen Zustande aus, und findet sich am Boden der Pfanne. Fleißiges Umrühren, und der Zufah einer geringen Menge von Zinn, welche die Leichtflüssigkeit erhöht, trägt mit zur Beschleunigung der Arbeit bei.

Dieses aus der Kráße gewonnene Schriftzeug ist weit besser und härter als das, welchem der Abfall seinen Ursprung verdankt hatte; es enthält nämlich Antimon in weit größerem Ver

hältnisse, weil dieses, nicht so schnell als das Blei, also in ge ringer Quantität in Orydation übergegangen ist. Bei einer neuen Bereitung von Schriftzeug gibt es daher einen sehr schäßbaren Zusaß, der ohne Nachtheil die Beimischung einer größern Menge von Blei als gewöhnlich verträgt. Aus dem Ueberrest, der im Vergleich mit der ganzen oder fetten Kräße, mager genannt wird, läßt sich zwar nicht durch Ausschmelzen, wohl aber in grö Berer und anhaltenderer Hiße und durch Zusaß von Kohlenstaub, Fett und Pech, also durch eine wirkliche Reduktion, noch ein Antheil von obwohl geringerem Schriftzeug gewinnen. Es ist gut, die Kräße von beiderlei Art, auch die zweite, welche einem aschs grauen Pulver gleicht, vor der angedeuteten Behandlung mit Wasser gut auszuwaschen, weil hierdurch salzige und andere, Stoffe auf eine leichte Weise entfernt werden, welche sonst nur ohne Wirkung das Volum vermehren würden.

Aufmerksamkeit verdient die, wie es scheint erst in der neuern Zeit beobachtete, an alten Schriften oder Typen, vielleicht gar nicht vorgekommene Orydation, welche manchmal, und unter bisher noch nicht klar ermittelten Umständen, und eben so wenig aus mit Gewißheit anzugebenden Gründen eintritt, wenn sie längere Zeit, einige Monate B., ruhig und außer Gebrauch bleiben. Es entsteht an ihnen ein weißgrauer schwächerer oder stärkerer, manchmal ein brauner Ueberzug, welcher ihnen Glanz und Glätte nimmt, endlich seine Züge ganz zerstört, vertiefte Unebenheiten und Gruben hervorbringt, diese Schriften endlich für den Ges brauch gänzlich untauglich macht, und mithin großen Schaden verursachen kann. Es zeigt sich dieses Oryd unter noch nicht ganz bekannten Verhältnissen, die man jedoch genau wissen sollte, um das Uebel zu vermeiden oder Hülfe dagegen zu finden. Vermuthungen über die Ursache sind bereits mehrere aufgestellt; sie befriedigen aber nicht vollkommen, und höchst wahrscheinlich wirken mehrere und von einander verschiedene zu gleicher Zeit.

Das Blei in feinem metallischen Zustande und den Legirune gen, wo es den Hauptbestandtheil ausmacht oder in größerer Menge vorhanden ist, verliert sehr bald den Glanz und erhält den weißgrauen Beschlag unter der Einwirkung von Nässe, feuchter Euft, scharfer Flüssigkeiten und Dünste. Das Antimon ist zwar Technol. Encyklop. XVI. Bd.

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unter ähnlichen Umständen ziemlich unempfindlich, desto mehr aber wieder der in demselben als Verunreinigung sehr oft enthaltene Arsenik, welcher der Orydation nach ungleich mehr als Blei uns terliegt. Daher wird Blei, der Ersparniß wegen, wie es in neue rer Zeit häufig geschieht, im Uebermaß dem Schriftzeug zugeseßt, fo wie unreines arsenikhaltiges Ant mon wohl jene nachtheilige Umanderung der Lettern in vielen Fällen hervorrufen. Aber selbst bei gutem Schriftzeug ist Aufbewahrung der Lettern im Trocknen und Ausschluß aller Feuchtigkeit dabei, sorgfältig zu empfehlen. Lettern, welche man nach dem Waschen einer im Gebrauch gewesenen Form, welches mit Hülfe scharfer Lauge vorgenommen wird, nicht fleißig mit reinem Wasser abspült, auswäscht und vollkom men trocknet, mússen sich bei der Aufbewahrung nothwendig orydiren. Ferner ist, und zwar mit Recht, gegen längere Berüh rung mit Eichenholz (etwa in Schriftkästen, oder auf Brettern aus demselben, besonders so lange sie noch frisch und nicht völlig ausgetrocknet sind) gewarnt, weil die Gallussäure in demselben auf alle leicht orydirbaren Metalle nachtheilig in der gedachten Beziehung einwirkt. Alle diese Umstände siad gewiß höchst schädlich, und mit Vorsicht so viel als möglich zu vermeiden. Allein sie erklären die Sache doch noch nicht zur Genüge, denn es stehen noch andere Thatsachen im Wege und erregen beachtenswerthe Zweifel. Profeffor Dr. Heeren in Hannover hat zwei Arten von Typen untersucht, welche durch längere Zeit an einerlei Ort gelegen, die eine oxydirt, die andere aber gut geblieben war, und on denen die chemische Analyse sehr nahe dieselben Verhältnisse ihrer Bestandtheile auswies. Aehnliche Erfahrungen an Schriften aus derselben Masse gegossen, aber von verschiedenem Verhalten beim Enstehen der Oxyd-Kruste, kennt man noch mehrere. So wenig sich demnach der Grund der Orydation von dem Verhältnisse der Bestandtheile allein ableiten, sich aber eine derartige Einwirkung nicht ganz abläugnen läßt, und besonders Arsenik and Bleiübermaß oft die Schuld tragen wird: eben so wenig aber kommt eine Vernachlässigung bei und nach dem Waschen und die Art der Aufbewahrung allein in Betrachtung, obwohl auch die hierdurch entstehende Gefahr und schädliche Folge kaum ausbleiben kann. Über es zeigen sich oft unter derselben Portion, auf gleiche

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