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man ein kleines Schälchen, worin dasselbe sich befindet, unter den Zeiger hält, und durch Treten des Schwungrades die Spindel umlaufen läßt. Es ist schon erwähnt worden, daß man sich nur zum Schneiden in unechten Steinen (Glasflüssen) des Schmirgels, sonst regelmäßig des Diamantsłaubes bedient; beide werden mit Baumöhl angemacht. In echten Steinen wirkt Schmirgel sehr langsam, wodurch nicht nur Zeitverlust entsteht, sondern auch die Zeiger (wegen des lánger auf sie wirkenden Druckes) mehr verdorben werden, früher ihre regelmäßige Gestalt verlieren, und öfter nachgedreht werden müssen.

Um den Stein bequem und sicher regieren zu können, befes stigt man ihn mittelst eines Kittes aus weißem Pech und Ziegelmehl am Ende eines hölzernen Stäbchens (Kittstocke 8). Vor Anfang des Schneidens muß auf der Steinfläche die auszuarbeitende Zeichnung mit feinen Strichen entworfen werden; hierzu bedient man sich eines messingenen oder silbernen Stiftes (Reiß: feder genannt) von 1 Linie Dicke, welcher bis Zoll weit aus einem dünnen hölzernen Hefte hervorragt und scharf zuge. spigt ist. Man gebraucht ihn nach Urt eines Bleistifts, und nimmt, beim Ziehen gerader Linien ein kleines (z. B. 3 bis 4 Zoll langes, 1/4 bis 3 Zoll breites) stählernes Lineal zu Hülfe. Der Stift färbt aber auf dem Steine nur ab, wenn dieser eine matte, rauhe Oberfläche hat; deßhalb werden die Steine, welche der Künstler polirt empfängt, von ihm zuerst matt geschliffen, und nach voll. endeter Ausarbeitung wieder polirt: Ersteres geschieht mittelst Schmirgel und Wasser, leßteres mit Tripel und Wasser, und man wendet in beiden Fällen eine bleierne Scheibe an. Auf farb losen Steinen (Bergkrystall 2c.) wird die mit dem Stifte gemachte Zeichnung nur dann recht sichtbar, wenn man die übrigen Flächen schwärzt, was, vor dem Aufkitten, durch Berauchern an der Flamme einer Öhllampe geschieht. Nicht selten muß auch später noch die Reißfeder wiederholt gebraucht werden, theils um ver wischte Theile der Zeichnung von Neuem herzustellen, theils un auf schon bearbeiteten Stellen abermals Figuren einzuzeichnen (z. B. in der ausgeschliffenen Fläche eines Wappenschildes die einzelnen Bilder).

Der Anfang des Schneidens wird damit gemacht, daß man

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die Hauptumrisse der Zeichnung mit einem Schneidezeiger (Taf. 379, Fig. 20, F) so tief als nöthig eingräbt. Hierauf wird, sofern die Figur im Relief erscheinen soll, die Steinfläche außerhalb des Umrisses zur erforderlichen Tiefe weggeschliffen. Die Ausarbeitung des Bildes selbst gleichviel ob erhaben oder vertieft — läßt man stets in der Art fortschreiten, daß zuerst die größeren Theile oder Hauptformen an die Reihe kommen, und allmälich zu den feineren und feinsten Einzelheiten übergegangen wird, wie bei allen plastischen Kunstarbeiten. Um den Gang und Erfolg seiner Arbeit genau beobachten zu können, muß der Steinschneider dieselbe sehr oft durch ein Vergrößerungsglað (eine Loupe) besehen, oder sogar beständig unter der Loupe arbeiten, indem diese mittelst eines pasfenden beweglichen Gestells in der zweckmäßigen Lage über dem Zeiger angebracht wird.

Anhang zur Steinverarbeitung.

Künstliche Steinmassen.

Die Nachahmung verschiedener natürlicher Steingattungen durch künstliche Zusammenseßungen findet in mehr als einer Absicht Statt, und wird mit mehr oder weniger vollkommenem Erfolge ausgeführt.

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A) Was zuerst die künstlichen Edelsteine betrifft, so liegt ihrer Fabrikation ausschließlich der Zweck zum Grunde, ein Produft zu erzeugen, welches so viel möglich die schäßbaren Eigenschaften der natürlichen Edelsteine besigt, aber zu einem viel geringeren Preise dargestellt werden kann. Der einzige bisher bekannte Weg hierzu ist die Schmelzung einer höchst klaren G I a 8Masse aus sehr reinen Materialien, welcher man — zur Nach: bildung farbiger Edelsteine die erforderlichen färbenden Zusäge von Metalloryden 2c. gibt; s. den Artikel Glasflüsse im VII. Bde. S. 47-51. Die meisten Arten der Edelsteine können auf diese Weise hinsichtlich der Farbe im höchsten Grade tau. schend nachgeahmt werden; allein was den künstlichen Steinen nicht genügend gegeben werden kann, ist die große Härte, die Fähigkeit durch Schleifen und Poliren einen eben so hohen Glanz anzunehmen, und zum Theil das eigenthümliche ausge seichnete Farbenspiel (wie beim Diamant und Opal). Daher

hat man schon längst den Kunstgriff gebraucht, ein Plättchen echten Steines auf einer Unterlage von Glasfluß zu befestigen, wodurch die sogenannten halbechten Doubletten entstehen (f. Bd. IV. S. 527). Diese verfertigt man neuerlich in Frankreich äußerst täuschend durch Aufschmelzen (statt Aufkitten) des aus Glas bestehenden Untertheils auf den echten Obertheil. Bei folchen Zusammensehungen ist die Probe mit heißem Wasser (um den verbindenden Kitt aufzuweichen) wirkungslos, und nur das Probiren auf die Härte, durch Rißen, führt sicher zur Erkennung; jedoch kann dieselbe bei gefaßten Steinen in der Regel nicht angewendet werden. Es kommen Rubin-, Saphir, SmaragdDoubletten 2c. dieser Art vor, welche bei sehr geringem Preise alle Schönheit der ganz echten Steine darbieten, und zur Unterscheidung von lezteren eine sehr sorgfältige Untersuchung nöthig machen.

B) Die Darstellung künstlicher Bausteine, ferner solcher steinartiger Kompositionen, woraus Gesimse, architektonische Ornamente, Wasserröhren und Rinnen, Büsten, Statuen 2c. gemacht werden, hat wohl oft, jedoch gerade nicht immer, den Zweck, das mit bestimmte natürliche Steingattungen in allen Eigenschaften (auch den unwesentlichen, namentlich der Farbe) nachzubilden; vielmehr beabsichtigt man häufig nur ein wehr oder weniger voll. kommenes Surrogat zu erlangen, dessen Ansehen von jenem der natürlichen Steine verschieden ist, ohne Anstoß zu erwecken. Das wichtigste Beispiel dieser Art liegt in den Backsteinen (Ziegeln), Gesimsen, Ornamenten, Rauch- und Wasserröhren 2c. von gebrannter Thonmasse vor. Mit Ausschließung dieser Gegenstände, welche einem besondern Artikel der Encyklopädie anheim fallen, werden wir im Folgenden die brauchbareren der steinartigen Kompositionen kurz besprechen, von denen im Auge. meinen die Bemerkung gilt, daß sie meist weniger den Vorzug einer großen Material Wohlfeilheit, als die oft höchst schäß. bare Möglichkeit darbieten, durch Pressen oder Gießen in Formen ihnen alle beliebigen Gestalten zu geben, wodurch die bei natürlichem Steine nöthige Arbeit des Behauens 2c. wegfällt, und allerdings die fertigen Gegenstände viel wohlfeiler zu stehen kommen, selbst wenn der Rohstoff an sich theurer seyn sollte,

als der unverarbeitete natürliche Stein. Hierzu kommt in manchen Fällen noch ein Grad von Wasserdichtigkeit und Wetterbeständigkeit, wie man ihn bei vielen der geringern natürli chen Steinarten gar nicht, oder nicht so ausgezeichnet, antrifft.

1) Der gebrannte und zu Pulver gestoßene oder gemahlene Gyps erhärtet, wenn man ihn mit Wasser zu Brei anrührt, in kurzer Zeit; und es ist bekannt, wie man dieses Verhalten benust, um durch Gießen eine Menge der verschiedensten Gegen. stände zu verfertigen (f. Gyps im VII. Bde. S. 266–268, und Abgüsse im 1. Bde. S. 71–82). Ohne weitere Zubereitung sind die Gypsgüsse im Freien nicht dauerhaft, da sie stark von der Nässe leiden; überdieß ist ihre Härte gering. Durch wiederholtes Tränken mit heißem Leinöhlfirniß gewinnen sie in beiden Hinsichten sehr bedeutend, nehmen aber eine schmußige gelbe Farbe an. Wo diese unwillkommen ist, ein kleiner Verlust von Reinheit und Schärfe der Verzierungen aber nicht schadet (wie z. B. bei Basreliefs, die hoch an Gebäuden angebracht sind), gibt man nachher einen Öhlfarbe-Anstrich. Geschmolzenes weißes Wachs, in welches man die erwärmten Gypsgegenstände legt, wird von den selben eingefogen und leistet ungefähr die nämlichen Dienste wie Öhlfirniß, ohne die weiße Farbe so beträchtlich zu verändern; doch ist das Verfahren für große Stücke meist zu kostbar. Neuerlich bedient man sich in gleicher Absicht öfters der Stearinsäure (Bd. VIII. S. 330). Ein Verfahren, Gypsgüsse mit einer dem Wasser widerstehenden grünen Bronzirung zu versehen, ist im Artikel Bronziren (Bd. II. S. 174—176) beschrieben.

Werden dem Gypse Farbstoffe zugefeßt, so lassen sich damit sehr naturgetreu die verschiedenen Marmorgattungen nachahmen (Gyps marmor, Stuck, f. Bd. VII. S. 273-275), felbit der Breccien Marmor, wenn in den Gypsbrei unregelmäßige Bruchstücke von Alabaster, verschiedenfarbigem Marmor 2c. eingemengt werden. Das unlángst unter der Benennung Gußmarmor in den Handel gekommene Produkt, aus welchem man Statuetten, Konsolen u. dgl. m. in Formen bildet, und welches im Ansehen ziemlich genau einem blaßgelblichweißen Marmor gleicht, aber weit weniger Festigkeit als Marmor hat, gehört hierher, indem es wesentlich aus gröblich gepulvertem weißem Marmor,

mit starkem Gypsbrei angemengt und nach dem Trocknen mit geschmolzener Stearinsäure getränkt, zu bestehen scheint.

Nach neueren Erfahrungen kann man dem Gypse dadurch, daß man ihn mit Alaunauflösung tränkt, eine viel größere Härte ertheilen, als er in den nach gewöhnlicher Urt gefertigten Abgüssen besigt. Es gibt hierzu zwei Methoden. Nach den einen legt man die auf bekannte Weise (f. Artikel Abgüsse) durch Gießen hergestellten Gypsgegenstände, vorläufig gut ausgetrocknet, in eine gesättigte Alaunauflösung, nimmt sie nach einiger Zeit wieder heraus, trocknet sie zuerst an freier Luft, dann schließlich in einem warmen Luftstrome. Das andere Verfahren besteht darin, den gebrannten Gyps in Stücken oder als Pulver mit der launaufLösung zu schwängern, ihn hierauf in der Luft zu trocknen, nochmals zu brennen, und dann erst zu Abgüssen zu verarbeiten. Den nach lezterer Art behandelten Gyps nennt man in Frankreich Ciment anglais. Elsner hat über beide Zubereitungsarten Versuche angestellt, von welchen in Kürze Folgendes zu berichten ist:

Erstes Verfahren. Eine große, aus Gyps nach gewöhnlicher Art gegossene, völlig trockene Büste wurde in eine Auflösung gelegt, welche aus 1 Theil eifenfreiem Alaun gegen 12 bis 13 Th. Wasser von 12° R. bestand, und in einem Gefäße von Pappelholz mit hölzernen Reifen enthalten war. Nachdem sie darin einen Monat verweilt hatte, wurde sie heraus genommen, mit reinem Wasser abgespült and anfangs in der Luft, späterhin in einem warmen Luftstrome ausgetrocknet. Beim Herausnehmen aus der Alaunauflösung hatte die Büste eine rein weiße Farbe, allein durch das Trocknen wurde sie mehr graulichweiß mit weißeren Flecken. Übrigens hatte sie eine weit größere Härte gewonnen, färbte durchaus nicht mehr ab, und erlitt durch ziemlich starke Schläge mit einem eisernen Hammer keine Verlegung. Weitere Versuche zeigten, daß man so zubereitete Abgüsse ohne Gefahr mittelst einer Bürste von Staub reinigen, mit reiner in Brannt wein geneßter Leinwand abwischen und die nassen Stellen ab, trocknen kann; daß sie aber, in Wasser gelegt, binnen wenigen Stunden erweichen, und dann unter dem Drucke des Fingers tiefe Eindrücke annehmen. Sie können also nur in trockenen Räumen angebracht oder aufbewahrt werden.

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