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Derlei statt der Daumen eingefeßte Rollen können jedoch eben so wenig Vortheile gewähr n, als wenn solche statt der He belatte angebracht sind. Denn bezüglich des auf Reibung zwischen Daumen und Hebelatte zu verwendenden Kraftmomentes, zu wel chem Zwecke dieselben zuerst von Lazak in böhmischen Pochwerken angewendet wurden, kann kein erheblicher Vortheil erwachsen, da, um die Einrichtung nur einigermaßen dauerhaft zu machen, die Pfadeisen von ziemlicher Stärke seyn müssen, also keine gar bedeutende Differenz zwischen Rollen und Pfadeisendurchmesser Statt finden kann. Ferner wird die Rolle auf das Pfadeisen nach ihrer ganzen Länge mit dem ganzen Gewichte des Stampfes sammt seinem Stoßmomente in einer um so schmälern Fläche gedrückt, je mehr sich die Rolle und das Pfadeisen abgelaufen haben. Es vertheilt sich demnach der bedeutende Druck auf eine kleine Fläche, mithin wird die Einheit dieser Berührungsfläche immer stärker gepreßt, was eine nm so schnellere Abnügung zur Folge haben muß. Ferner ertheilen solche Rollen dem Stampf eine un: gleichförmige Geschwindigkeit beim Aufsteigen, und zwar gerade in der nachtheiligsten Art, indem diese bei Beginn des Hebens am größten, am Ende desselben aber am kleinsten ist; es muß dem. nach dem Stampfe im Stoße eine größere Geschwindigkeit gegeben werden, als die mittlere ist, mit welcher derfelbe austeigt, mithin wird das Kraftmoment, welches zur Mittheilung der Geschwindigkeit im Aufsteigen des Stampfes, wie oben gezeigt, erforderlich ist, größer, und die wenig geringere Reibung ausgeglichen. End. lich im Augenblicke, als der Stampf seine höchste Stellung erreicht hat, wird er von der Rolle noch nicht losgelassen; er fällt bereits, während sich die Rolle von der Hebelatte zurückzieht. Bei diesem Abgleiten der Hebelatte am Umfange der Rolle preßt sie keilartig die Rolle an ihr Pfadeisen mit noch weit höherem Drucke, als das Gewicht des Stampfes beträgt. Abgesehen von der dadurch herbeigeführten größeren Abnüßung muß dieser kniehebelartig an der Rolle wirkende Seitendruck, der um so schädlicher wird, je größer die Rollen gemacht wurden, und der somit größere Rollen gänzlich ausschließt, auch der Welle mitgetheilt werden, welche dann einer um so stärkern rüttelnden Bewegung nicht entgehen kann.

Zur Bestimmung der Gestalt der Daumen nehme man

die Darstellung in Fig. 14 Taf. 380 zu Hilfe. In derselben stellt I den Stampf, v seine Hebelatte in der tiefsten Stellung desselben, z den Daumen in jener Stellung, in welcher eben der Stampf zu heben beginnt, z1 den Ort, wohin zuleßt derselbe Stampf gehoben war, K die Daumenwelle, I. die Verstärkung dieser Welle, allenfalls ein Korb, in welchen die Daumen eingesezt sind, um diese in jene Entfernung ao von der Drehungsare o zu bringen, welche die Hubhöhe, die Geschwindigkeit der Welle K und die gegebene Anzahl Schläge fordert, die der Stampf in jeder Minute machen soll. Der Winkel doaa sei jener, um welchen sich die Welle dreht, während der Stampf gehoben wird. Um den Winkel e od=ß soll die Drehung weiter geschehen, während der Stampf abfällt, und endlich während noch die weitere Drehung um den Winkel e o f=y Start hat, soll die Ruhezeit des Stampfes vorübergehen. Die Zeiten, welche verfließen, während die Winkel «, ß und 7 durchlaufen werden, sollen wieder wie oben beziehungsweise mit t' tt, als die Hubzeit, Abfallszeit und Ruhe. zeit, und ihre Summe t'+t"+t", also die Zeit zwischen dem einen Angriff bis zum folgenden desselben Stampfes mitt, bes zeichnet werden. Zu der Figur ist noch der Winkel a in 3 gleiche Theile getheilt, und der Daumen in den entsprechenden Stellungen z'z'z mit den zugehörigen Stellungen der Hebelatte v v und v gezeichnet, welche daher bei Drehung der Welle mit gleichförmiger Geschwindigkeit den Endmomenten der Zeiten 1⁄41⁄2t',

t' und 3/tzukommen. Lestere ist demnach jene Stellung, welche unmittelbar vor dem Abfalle des Stampfes und am Ende des Hubes Statt findet, welcher Zeitmoment nur sehr klein seyn wird, wenn die Geschwindigkeit des aufsteigenden Stampfes auch klein ist, widrigen Falles derselbe wie ein senkrecht in die Höhe geworfener Körpe noch weiter aufsteigen würde, bevor er zum Abfalle gelangte. Wäre nämlich die Geschwindigkeit des Aufsteigens nur 4'/ Fuß, d. h. müßte der Stampf in 11⁄2 Sek. auf die Höhe von 18“ gehoben werden, sv würde der Weg, um welchen der Stampf noch höher steigen müßte, nachdem ihn der Daumen ausgelassen hat,

h ==

48

=

4.52

62

3

0.33', d. i. nahe /, Fuß oder 4 Zoll be

tragen, wobei er allerdings durch die Reibung an den Scheide

latten etwas mehr, als durch das eigene Gewicht verzögert wird, wozu er 0·13 Sek. brauchte, und wodurch die Hubeszeit sich um 013 Sef. vermehren würde, also schon um eben so viel, als in der Regel die Ruhezeit beträgt, wenn nämlich 46 Hube pr. Minute erfolgen. Da nun auch die Abfallszeit für die Höhe von 22 statt 18 Zollen sich um o'03 Sek. vermehrt, so kann dann leicht troß der zur Sicherheit gegebenen Ruhezeit von o it der Stampf auf den nächstfolgenden Daumen fallen, besonders, wenn noch, m.hr Hube in der Minute Statt finden sollten. Bei einem gut ein. gerichteten Stampfwerke beträgt jedoch die Hubeßgeschwindigkeit selten mehr als 12 bis 2 Fuß, und selbst für eine Geschwindig keit von 2 Fuß würde das weitere gewissermaßen im Wurfe er. folgende Ansteigen selbst ohne Rücksicht auf die Reibung in den Scheidelatten nur 3/4 Zoll betragen, weßhalb auf diesen Umstand bei der Einrichtung der Stampfwerke nie Rücksicht genommen wird.

Aus der vorliegenden Zeichnung schon ist ersichtlich, daß bei gleichförmiger Drehung der Welle K auch der Stampf mit gleichförmiger Geschwindigkeit ansteigen wird, wenn man die obere Fläche d 23 des Daumens so formt, auch die Wege a 7. a 6 und a 3 mit den Bogenlängen ab, ac un ad beziehungsweise gleich gemacht werden. Dieß wird man erreichen, wenn man am Umfange einer Scheibe fdcba mit dem Halbmesser ao in a einen Faden befestiget, ihn gespannt an den Bogen ad anlegt, und den Begd123 bezeichnet, welchen der Punkt d dieses Fadens beschreibt, wenn er von der Scheibe abgewickelt wird. Wenn der Faden zur Langente in c wird, so kommt der beschreibende Punkt nach 1, wenn die Berührung in b Statt findet nach 2, und endlich bei der Berührung in a nach 3. Die gekrümmte Fläche der Daumen ist daher nach der Abwickelungslinie des Kreises zu arbeiten, dessen Halbmesser oa ist; dieß geschieht auch in der Art, daß man sich auf die bezeichnete Weise eine Schablone verfertiget, und nach dieser die bereits eingefeßten Daumen rein bearbeitet. Jede andere Form des Daumens würde für die vortheilhafte Verwendung des Kraftmomentes weniger geeignet seyn. Um vortheilhaftesten wäre die Einrichtung, durch welche dem Stampfe feine Hubesgeschwin digker nicht im Stoße, sondern in der Art mitgetheilt werden Technol Enchflop. XVI. Bd.

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könnte, daß diese Geschwindigkeit beim Beginn des Hubes sehr klein, am Ende desselben aber so groß wäre, daß seine mittlere Geschwindigkeit jener oben angegebenen c' gleich würde, wobei der Hub gleichfalls in der Zeit t' erfolgen könnte. Diese Einrich. tung hätte den Vortheil, daß man die Anzahl Schläge pr. Minute weit mehr erhöhen, also mit wenigen Stampfen die gleiche Arbeit und mit gleicher Kraft verrichten könnte, ohne den Nuzeffekt in Prozenten des Kraftmomentes dadurch wesentlich zu vermindern.

Allein bei der gebräuchlichen Anordnung hat der Angriffe: punkt a des Daumens z eine Geschwindigkeit c', welche er dem Stampfe mittheilen muß, und die während des ganzen Hubes im Daumen, nach der Kreis-Evolvente geformt, nicht mehr geändert wird. Durch mehr konvere Daumen wird aber dem Stampfe im Anfange des hubes nach und nach eine noch größere Geschwin. digkeit mitgetheilt, die er am Ende des Hubes vor dem Abfalle in gleicher Weise wieder verliert. Bei weniger konveren entweder eben oder konkav geformten aber wird die im Momente des Angriffs erlangte Geschwindigkeit nach und nach kleiner und gegen das Ende des Hubes wieder größer. Im ersten Falle wird eine größere Geschwindigkeit c' der Masse des Stampfes mitgetheilt, als zum Heben in der bestimmten Zeit t erforderlich ist, die aber nicht nußbringend werden kann, während doch die Geschwindigkeit c' gleich bei Beginn der Bewegung Statt finden muß. Im zweiten Falle wird die mitgetheilte Geschwindigkeit c vermindert, und muß gegen das Ende des Hubes durch neue Kraftanwendung wieder hergestellt, ja sogar noch höher gesteigert werden. Überdieß tritt bei der Form nach der Evolvente, da die untere Fläche der Hebelatte stets tangirende Ebene ist, noch der Umstand ein, daß kein anderer Seitendruck auf die Scheidelatten dem Stampf mit getheilt wird, als jener, welcher aus der Länge der Hebelatte folgt, während die anderen Formen stets solchen Seitendruck erzeugen, die Reibung am Stampf und daher auch an der Hebelatte vergrößern, mithin zur schnellern Abnüßung beitragen. Da aber a 4 die Hubhöhe ist, diese der Bogenlänge ad gleich wird, und diese wieder von dem Winkel a und dem Halbmesser a o=r, d. i. der

Entfernung des äußersten Standes der Hebelatte von den Wellenare oder dem mechanischen Halbmesser abhängt, so sind noch und r auszumitteln, wobei jedoch wiederholt zu bemerken ist, daß die tiefste bei regelmäßiger Arbeit statt findende Stellung der Hebelatte so vorausgesezt wird, daß die verlängerte untere horizontale Ebene der Hebelatte auch die Are o der Welle in sich enthalte. Es sei die Umdrehungszeit der Welle K=T in Sekuns den, und die Anzahl der Hube, welche jeder einzelne Stampf in der Minute machen soll m, also t= (1), und die Anzahl der Hebedaumen, welche für jeden einzelnen Stampf am Umfange

60

m

T

der Welle stehen müssen=N. Dabei ist N. Denn wenn z. B. die Welle sich in 10 Sekunden einmal, mithin in 1 Minute 6mal, umdreht, also T10 ist, und jeder Stampf 48 Schläge in der Minute machen soll, also t==; Sekunden beträgt, so kann dieß nur in der Weise geschehen, daß für jeden Stampf am Um fange der Welle 8 Daumen angebracht werden, wodurch dann bei jeder Wellenumdrehung 8mal, also in einer Minute, d. i. bei 6 Wellenumdrehungen 6, 8 48mal gehoben wird. Hier ist N= = ==8. Da N immer eine ganze Zahl seyn muß,

T 10"

T

so wird, wenn —diese nicht gäbe, die zunächst liegende ganze Zahl genommen, und darnach mittelst der Gleichung TNt der Werth von T bestimmt. Bei neuen Einrichtungen kann man jederzeit Die Anordnung so treffen, daß man die so gefundene Umdrehungszeit der Stampfwerkswelle gibt. Hat man jedoch bereits eine bestimmte Umdrehungszeit für diese, also eine unveränderliche Geschwindig Feit derselben, dann wird man die Zeit t=- so ändern, daß N

T

N

jener nächsten ganzen Zahl gleich wird, also den Stampfen etwa statt 47, 48 oder 481⁄2 Schläge pr. Minute geben.

Da die Zahl N die Anzahl Hube bestimmt, welche bei einer Wellenumdrehung an einem jeden Stampfe geschehen, so nennt man eine solche Welle ein, zwei, drei- oder ach thubig u. s. w., wenn N=1, 2, 3 ... 8 u. s. w. ist.

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