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erhält durch die raschere Zusammenziehung eine Menge durchgehender Sprünge, und zertheilt sich nachher in lange, dünne Stängelchen (Stangenstärke). Im Handel ist diese stänge lige Form beliebt, ohne daß sie übrigens eine bessere Qualität anzeigt*). Zugleich gibt das Trocknen durch künstliche Wärme der Stärke einen festern Zusammenhang, so daß sie beim Drücken stark knirscht und nicht leicht in Pulver zerfällt **): Eigenschaf= ten, welche ebenfalls geschäßt werden. Einige suchen diesen festern Zusammenhang durch starkes Pressen der feuchten Stärke, oder Abtreten derselben mit den Füßen, vor dem Trocknen, zu erreichen. Zur Beförderung des Erfolges soll man sogar beim Treten etwas kochendes (oder doch heißes) Wasser zusehen, wodurch eine geringe Menge Kleister gebildet wird, der die Stärkeförnchen zusammenklebt. Auch glaubt man, daß hartes Wasser, zum Abfüßen angewendet, die Stärke zusammenhängender mache, als weiches; und daß eine kleine Menge eines Salzes (namentlich Ulaun) diese Eigenschaft künstlich hervorbringe.

Gute Stärke muß sich vor Allem durch eine blendend weiße Farbe und die größte Reinheit auszeichnen; der zuweilen angewendete Zusag einer geringen Menge Schmalte, welche mit etwas Alaun im Wasser angerührt und der dickbreiigen Stärke beigemengt wird, um die Farbe ins Bläuliche zu ziehen, dient nur zur Verheimlichung einer unvollkommenen Weiße, und ist wenigstens nuglos, genau genommen sogar ein Betrug, sofern nicht etwa das Blauen der Stärke den Zusaß von Schmalte bei deren Anwendung zur Appretur der Leinwand zc. ersparen soll. Eben so wenig bedarf eine richtig bereitete Stärke

*) Leuchs (Der Stärkmehl-Fabrikant, Nürnberg 1835, S. 79-81) gibt eine Anweisung zur Darstellung der Stangenstärke, die auf ganz anderem Prinzipe beruht und wohl nur von solchen Fabri kanten benußt werden mag, denen obige einfachere Methode nicht gelingt.

**) Wenn die Wärme der Trockenstube gleich anfangs zu groß ist, so backt die noch sehr feuchte Stärke durch eine beginnende Kleisterbildung stark zusammen, oder wird auch ganz kleisterig; später, nachdem der größte Theil des Wassers verdunstet ist, schadet die Erhöhung der Temperatur nicht mehr.

des Bleichens, welches nur etwa auf die Schabestärke Unwendung finden könnte. Sofern aber bei dieser die schmutzige Farbe, wenigstens zum Theil, von eingemengtem Kleber herrührt, kann sie durch Chlor oder Chlorkalk allein nicht völlig weiß gemacht werden. Man müßte vielmehr die feuchte und klein zerbröckelte Stärke in einer Schwefelkammer (Bd. II. S. 429) dem schwefeligsauren Gase aussehen, oder die in Wasser zerrührte Stärke mit flüssiger, schwefeliger Säure (Bd. II. S. 432) vermischen; oder den Kleber durch Ägkalilauge oder sehr verdünnte Schwefelsäure ausziehen; in allen diesen Fällen dürfte nachher das sorgfältigste Auswaschen der Stärke nicht versäumt werden. Um zweckmäßigsten möchte es seyn, nach folgender von Hall angegebener Vorschrift die Wirkung des Chlors und der Schwefelsäure vereinigt zu benußen: Man bereitet eine Bleichflüssigkeit durch Auflösung von Chlorkalk in seinem bofachen. Gewichte Wasser, rührt damit die Stärke (auf jedes Pfund derselben etwa 3 Wien. Maß Flüssigkeit) an, sezt Schwefelsäure (auf Pfd. Stärke 4 Loth konzentrirte Säure mit 3 Maß Wasser verdünnt) zu, rührt Alles wieder gut durch, und schreitet endlich nach dem Absehen zum Auswaschen der Stärke.

Verfälschungen der Weizenstärke kommen im Allgemeinen wohl nicht häufig vor. Wie jene mit Kartoffelstärke (wohl noch die wahrscheinlichste von allen) entdeckt werden könne, ist bereits früher in diesem Artikel angegeben worden.

Eine Verfälschung mit Mehl würde nur bei solcher Stärke Statt finden können, welche gemahlen (als Pulver) in den Handel käme *), und wäre leicht dadurch zu entdecken, daß dann die Stärke beim Unkneten mit Wasser einen Teig bildet, der in einer größern Wassermenge nicht ganz zu Pulver zerfällt. Beimengun

*) Man kann sich zum Mahlen der Stärke eines aus zwei glatten eisernen Walzen bestehenden Quetschwerks oder einer gewöhnlichen Handmühle mit Steinen bedienen. Gemahlene Stärke war ehemals als Puder (Haar puder) gebräuchlich; man verwendete dazu hauptsächlich die Schabestärke und parfümirte sie öfters durch allerlei Zusäße. Den blonden Puder stellte man aus Stärke dar, die durch scharfes Trocknen (Rösten) in einer über + 80° R. gehen: den Hiße gelblich geworden war.

gen von Kreide, Gyps oder dergleichen würden unaufgelöst bleiben, wenn man die Stärke mit Wasser zu einem dünnèn Kleister kocht.

B. Fabrikation der Stärke aus Kartoffeln.

Die Kartoffeln enthalten keinen Kleber, dagegen alle anderen Bestandtheile, welche im Weizen (f. oben) vorkommen; also: a) Stärke, von ein Zehntel bis zu ein Viertel des Gewichtes. Im großen Durchschnitte kann man 18 Prozent annehmen. In den franzosischen Fabriken gewinnt man 16 bis 18 Pfund lufttrockenes, verkäufliches Stärkmehl aus 100 Pfd. Kartoffeln *). b) Faserstoff, nicht nur in der Haut (welche wesentlich ganz daraus besteht), sondern auch im Gewebe des Fleisches selbst, worin jedoch der Faserstoff mit einer (bei der Bestimmung des Stärkegehaltes nicht mitgerechneten) Portion Stárkmehl so innig gemengt auftritt, daß beide auf dem mechanischen Wege der Stärkebereitung sich nicht von einander trennen lassen. Die Menge dieser stark mehlhaltigen Faser beträgt im Allge= meinen zwischen 4 und 10 Prozent vom Gewichte der Kartoffeln, und besteht (nach Vauquelin) zu zwei Drittel bis drei Viertel aus Stärkmehl, welches durch Kochen mit vielem Wasser ausge zogen werden kann; so daß für den reinen Faserstoff meist nur etwa bis 3 Prozent des Kartoffelgewichts bleiben. Hiermit stimmen die Beobachtungen von Lüdersdorff, der an reinem (von Stärke ganz befreitem) Faserstoff und Eiweißstoff z us a m= men 3.5 bis 4.1 Prozent fand. Andere Chemiker sehen (offenbar minder richtig) die sogenannte står k mehlige Faser nicht als ein Gemenge von wirklicher Stärke und Faserstoff, sondern als eine eigenthümliche organische Bildung, welche zwischen Stärke und Pflanzenfaserstoff das Mittel hält, an. Das Gewicht der Schale oder Haut fand Lüdersdorff bei Kartoffeln, von denen das Stück 311⁄2 bis 4 Loth wog, = 0.045 bis 0.055 Prozent (1/2222 bis 1/1818); es fällt natürlicher Weise größer aus bei

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*) Der Wiener Mezen Kartoffeln enthält ungehäuft gemessen, 72 bis 77, gehäuft 85 bis 93 Pfund; die Stärkeausbeute von wird also zwischen 12 und 16 Pfund schwanken können.

Mezen

kleinen, und kleiner bei großen Knollen.

stens 4 Prozent.

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c) Gummi, höch

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d) 3ucker, eine sehr kleine Menge. e) Eiweißstoff, selten über 1, oft weniger als 1/2 Prozent. f) Fettes Ohl zu geringem Antheile *). g) Einige Salze, namentlich phosphorsaure, weinsaure, schwefelsaure 2c., die nicht genauer bestimmt sind, und zusammen felten den Betrag von 1 Prozent übersteigen. - h) Wasser, welches den bei weitem größten Theil von dem Gewichte der Kartoffeln ausmacht, nám. lich 65 bis 81, im Durchschnitte 75 Prozent.

Die unter c d, e, f und g genannten Bestandtheile machen zusammen 5 bis höchstens 10 Prozent des Kartoffelgewichts. Der Zucker scheint oft ganz zu fehlen und ist, wenn er sich findet, allem Vermuthen nach durch den Vegetationsprozeß aus einem Theile des Gummi gebildet worden. Das fette Öhl ist von Henry erhalten worden, als er geriebene Kartoffeln mit Äther auszog und diesen verdampfen ließ; andere Chemiker haben, wie es scheint, diesen Bestandtheil nicht gesucht, und führen ihn daher unter den Ergebnissen ihrer Analysen nicht auf.

Für die Benutzung der Kartoffeln als Nahrungsmittel sind nebst dem Stärkmehl auch die Faser, das Gummi, der Zucker und der Eiweißstoff von einiger Bedeutung. Zur Stärkebereitung und zu allen übrigen technischen Anwendungen (Branntweinbren= nerei, Bierbereitung 2c.) kommt nur das Stärkmehl in Ber trachtung.

Die Größe des Stärkegehaltes ist nicht nur in verschiedenen Sorten der Kartoffeln verschieden, sondern zeigt sich auch in den Knollen einer und der nämlichen Sorte veränderlich, je nachdem diese auf verschiedenem Boden gewachsen ist; des bedeutenden Einflusses der Jahreswitterung nicht zu gedenken. Auf schwerem, fettem, die Feuchtigkeit festhaltendem Boden fallen die Kartoffeln, besonders in nassen Jahren, sehr wässerig aus; om stärkmehleichsten gewinnt man sie von Sand oder leichtem trockenen

**) Nach Payen überdieß auch ein stark riechendes, gelbliches flüch tiges Öhl, welches (nebst fettem Gl) in den Körnchen der Kartof felstärke eingeschloffen und die Ursache von deren eigenthümlichem Geruche ist; im Betrage 0.0001 (oder 0.01 Prozent) vom Gewicht der Stärke.

gen von Kreide, Gyps oder dergleichen würden unaufgelöst bleiben, wenn man die Stärke mit Wasser zu einem dünnen. Kleister kocht.

B. Fabrikation der Stärke aus Kartoffeln.

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Die Kartoffeln enthalten keinen Kleber, dagegen alle anderen Bestandtheile, welche im Weizen (f. oben) vorkommen; also: a) Stärke, von ein Zehntel bis zu ein Viertel des Gewichtes. Im großen Durchschnitte kann man 18 Prozent annehmen. In den franzosischen Fabriken gewinnt man 16 bis 18 Pfund lufttrockenes, verkäufliches Stärkmehl aus 100 Pfd. Kartoffeln *). b) Faserstoff, nicht nur in der Haut (welche wesentlich ganz daraus besteht), sondern auch im Gewebe des Fleisches selbst, worin jedoch der Faserstoff mit einer (bei der Bestimmung des Stärkegehaltes nicht mitgerechneten) Portion Stárkmehl so innig gemengt auftritt, daß beide auf dem mechanischen Wege der Stärkebereitung sich nicht von einander trennen lassen. Die Menge dieser starkmehlhaltigen Faser beträgt im Allge= meinen zwischen 4 und 10 Prozent vom Gewichte der Kartoffeln, und besteht (nach Vauquelin) zu zwei Drittel bis drei Viertel aus Stárkmehl, welches durch Kochen mit vielem Wasser ausge zogen werden kann; so daß für den reinen Faserstoff meist nur etwa bis 3 Prozent des Kartoffelgewichts bleiben. Hiermit stimmen die Beobachtungen von Lüdersdorff, der an reinem (von Stärke ganz befreitem) Faserstoff und Eiweißstoff zusam= men 3.5 bis 4.1 Prozent fand. Andere Chemiker sehen (offenbar minder richtig) die sogenannte stårkmehlige Faser nicht als ein Gemenge von wirklicher Stärke und Faserstoff, sondern als eine eigenthümliche organische Bildung, welche zwif Stärke und Pflanzenfaserstoff das Mittel hält, an. Das icht de Schale oder Haut fand Lüdersdorff bei Ka, ver denen das Stück 3/2 bis 4 Loth wog, = 0.045 bi 159 zent (1/2222 bis 1/1818); es fállt natürlicher Weise

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