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Das abgezogene Wasser enthält, wie aus dem bereits Vorgetragenen sich ergibt, die auflöslichen Stoffe des Weizens, so wie wenn Gährung beim Quellen angewendet wurde Essig und Milchsäure, durch deren Vermittelung eine gewisse Menge Kleber aufgelöst ist. Im lestern Falle zeigt sie eine saure Beschaffenheit und heißt Sauerwaffer. Man benußt das Sauerwafer theils in Vermengung mit dem in den Tretsäcken gebliebenen Rückstande zum Viehfutter, theils als Zusaß beim Einquellen frischen Weizenschrotes, um dessen Gährung zu be: fördern (f. oben); auch wohl, nach Sättigung der freien Säure durch Kalk, als Dünger; oder, mit Branntwein vermischt, zur Fabrikation von Essig nach der Methode der Schnellessigfabrikätion (Bd. V. S. 324).

Der in den Abfüßwannen entstandene Bodensaß ist in ver. schiedener Höhe von verschiedener Beschaffenheit. Zu unterst hat sich reine Stärke gefeßt, die einen fest zusammenhängenden Kuchen bildet; weiter nach oben erscheint mehr und mehr die Stärke lockerer, mit feinen Klebertheilchen *) und Trümmern der Weizenhülsen vermengt, da diese beiden später niedergefallen sind; ganz oben endlich ist eine schlammartig flüssige Lage (Futter genannt), welche fast nur Kleber und Hülsen und wenig Stärke enthält Wenn man beim Abzapfen auf diesen graulich gefärbten Schlamm kommt, so läßt man ihn in ein besonderes Gefäß lau fen, um daraus den Rückhalt von Stärke zu gewinnen, wię nachher gezeigt werden wird. Der in der Wanne zurück bleibende festere Theil des Bodensages ist nun noch auf zweierlei Weise verunreinigt; erstens durch die in seinen Zwischenräumen eingeschlossene Flüssigkeit, und zweitens durch die schon erwähnte Bei, mengung von Kleber- und Hülsen - Resten. Von jener befreit man die Stärke durch Auswaschen (Abfüßen), von dieser

Die Einmengung des Klebers in der Stärke ist ihrer Schönheit
so wesentlich nachtheilig, daß man in manchen Fabriken, wo das
Einquellen des Weizens ohne Gährung üblich ist, um wenig
stens eine nachträgliche Auflösung von Kleber herbeizuführen
das Wasser in den Absüßwannen so lange über der Stärke stehen
läßt, bis es sauer geworden ist, und dann erst zum Abzapfen
schreitet.

durch Schlämmen: zwei Operationen, die größtentheils in eine einzige zusammenfallen, d. h. durch die folgende Behandlung gleichzeitig ausgeführt werden.

Die Abfüßwanne wird, nach vollendetem Abzapfen und Verschließung sämmtlicher Zapfenlöcher, wieder ganz mit reinem Wasser gefüllt; der Bodensah damit vollständig aufgerührt. Wenn sich die Stärke von Neuem fest an den Boden gesezt hat, zapft man abermals die darüber stehende klare Flüssigkeit ab, gießt dieselbe weg und fängt nur den obern schlammartigen Theil des Niederschlages besonders auf, welchen man zu dem ersten Schlamme schüttet. Dazu fügt man schließlich auch noch die oberste lockere und schmuhige Lage der abgefeßten Stärke, welche man zu diesem Behuse durch Aufgießen einer kleinen Menge reis nen Wassers und behutsames Fegen mit einem Federfittig abschwemmt, bis die blendend weiße Farbe der reinen, fest zusam mengesunkenen Stärke zum Vorscheine komut. Lehtere zersticht man sodann mittelst eines spatenförmigen eisernen Instrumentes in Stücke, rührt sie mit reinem Wasser wieder zu einer Milch an, und gießt diese durch ein (dabei in schüttelnde Bewegung gesettes) sehr feines Sieb von Pferdehaar oder Seidengaze (120-150 Öffnungen auf 1 3oll) in eiue andere Abfüßwanne. Das Sieb hält Hülsen- und Klebertheilchen zurück, welche daraus nach Maßgabe ihrer Anhäufung entfernt werden müssen, um das Durchlaufen der Stärke nicht zu verhindern. Zu diesem Zwecke schüttet man, sobald das Sieb sich zu verstopfen anfängt, etwas klares Wasser auf die dorin befindlichen Unreinigkeiten, um von diesen alle Stärketheilchen abzuspülen; stürzt dann das Sieb um, und begießt die äußere Seite des Bodens mit Wasser, welches die Reinigung eben so schnell als vollständig bewirkt. Die auf beschriebene Weise ganz angefüllte Wanne überläßt man, nachdem der Inhalt tüchtig durchgerührt ist, der Ruhe, bis wieder die Stärke sich abgelagert hat; worauf durch Abzapfen das obenstehende Wasser davon getrennt, der Stärkekuchen aber durch gelindes Aufdrücken reiner Leinentücher soweit abgetrocknet wird, daß er in der Mitte hart anzufühlen ist. Zeigt sich der obere Theil desselben noch unrein (schmuzigweiß), so schabt man ihn ab, ohne mehr als nöthig davon wegzunehmen. Das Abgeschabte

wirft man zu dem früher erhaltenen Schlamme, oder reinigt es für sich allein durch wiederholtes Anrühren mit Wasser und Abseßen. In einigen Fabriken trocknet man die ganz ausgewaschene Stärke nicht durch Tücher ab, sondern bringt sie in stark nassem Zustande in spizig zulaufende frei aufgehängte Zwilchbeutel (A b= tropfsäcke), oder in einen parallelepipedischen, hölzernen, im Boden durchlöcherten, mit Leinwand ausgelegten Kasten *) zum Abtropfen.

Vollkommen ausgewaschene (abgesüßte) Stärke darf, noch naß auf ein Stück blaues Lackmuspapier gebracht, dasselbe nicht im Mindesten röthen; das Gegentheil zeigt einen Rückhalt von Essigsäure (und Milchsäure), der durch erneuertes, nach der be schriebenen Art vorgenommenes Abfüßen gänzlich zu beseitigen ist. Daß diese Probe auf vollendetes Auswaschen nur alsdann Anwendung findet, wenn die Vorbereitung des Weizens durch Gährung geschah oder das Wasser in den Abfüßwannen der Säue= rung überlassen wurde (f. oben die Anmerkung), versteht sich von selbst, weil überhaupt nur in diesem Falle die Bildung von Säure Statt gefunden hat.

Aus dem oben erwähnten Schlamme oder Futter gewinnt man (wenn diese Substang nicht nebst den andern Abfällen zur Schweinmast verbraucht wird) die darin enthaltene Stärke durch einen weiteren Schlämmprozeß, wobei auf zweierlei Weise verfahren werden kann. Entweder rührt man ihn in besonderen Abfüßwannen mit reinem Wasser an, und entfernt nach erfolg tem Abseßen die klare Flüssigkeit durch Abzapfen, die lockere und unreine obere Schicht des Bodensazes durch Abspülen mit wenig Wasser, worauf man ganz unten die gute Stärke findet. Oder man rührt den Schlamm mit Wasser in einem Bottiche an, und läßt das dünnflüssige Gemisch durch Oeffnung eines Hahns in einem dünnen Strahle auf eine wenigstens 20 Fuß lange, 2 bie 3 Fuß breite, mit 6 Zoll hohen Seitenwänden

Ein solcher Kasten kann z B, 6 Fuß Länge bei 1 Fuß Breite und
Tiefe haben. Statt desselben wendet man auch wohl viereckige, mit
Leinwand ausgelegte, locker geflochtene Körbe von 111⁄2 Fuß Länge,
1 Fuß Breite, 10 Zoll Tiefe an.

eingefaßte Tafel laufen, welche so wenig geneigt liegt, daß die Flüssigkeit nur langsam von dem höhern Ende an das niedrigere gelangt. Diese Tafel ist von Holz gemacht und muß möglichst eben und glatt seyn. Auf ihr fallen die schwereren Stärkekörn chen zuerst, also in der Nähe des Bottichs nieder, während die leichteren Kleber- und Hülsentheilchen größtentheils weiter von dem Strome fortgeführt werden. Zur leßten Reinigung muß aber die so gewonnene Stärke noch in einer Abfüßwanne geschlämmt, d. h. mit Wasser aufgerührt und nach dem Absehen von der auf ihrer Oberfläche befindlichen schmußigen Schicht durch Abschaben oder Abschwemmen befreit werden.

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Zum Durchseihen der Stärkemilch wendet man neuerlich hin und wieder statt der gewöhnlichen flachen Handsiebe (f. oben) ein Zylinderfieb an, welches nach Art der, zum Wasserheben dienlichen, Archimedischen Schraube konstruirt ist. Es besteht nämlich aus einer schräg liegenden (gegen den Horizont unter einem Winkel von 20 bis 30 Grad geneigten) hölzernen Welle, auf welcher eine ununterbrochene, in Schraubengängen herumgestellte Wand befestigt ist, so daß deren Zwischenräume einen zusammenhängenden schraubenförmigen Kanal bilden. Das Ganze ist mit einem Schlauche von sehr feinem Seider oder Messing= drahtgewebe überzogen, welcher auf dem äußern Rande der Schraubengänge ruht und hierdurch in der Zylinderform aus: gespannt erhalten wird. Die Enden der Welle sind mit Zapfen versehen, welche von Lagern getragen werden. Durch eine Kurbel oder eine Riemenscheibe an dem obern Ende der Welle wird der ganzen Vorrichtung eine Drehung um ihre Achse ertheilt. Dabei fließt die Stärkemilch an der obern Öffnung des Zylin ders fortwährend ein, gelangt allmälich – die Schraubengånge des Kanals von oben nach unten durchlaufend an das untere Ende, und hat auf dem Wege Gelegenheit, alles Wasser und alle Stärketheilchen durch das Sieb austreten zu lassen; so daß nur die Unreinigkeiten (Hülsen und Kleberklümpchen) unten austreten. Ein von außen das Zylindersieb entlang laufender dünner Wasserstrahl schwemmt nicht nur die durchgedrungene und hängen gebliebene Stärke davon ab, sondern beseitigt zugleich

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alle Verstopfung durch die innen vor den Sieblöchern liegenden Unreinigkeiten.

4) Trocknen der Stärke. Die nach dem lehten Auswaschen in den Abfüßwannen gebliebene und dort sogleich mittelst aufgelegter Tücher abgetrocknete, oder in Beuteln 2c. gehörig abgetropfte Stärke bildet vermöge der in ihr noch enthaltenen Feuchtigkeit einen etwas zähen Kuchen, der gleichwohl beim Durchschneiden nicht wieder zusammenfließt, und sich leicht zerbrechen läßt. Sie wird nun mit einem Spaten in länglich viereckige Stücke zerschnitten; diese legt man zuerst flach auf trockene, reine Mauerziegel, besser dicke Gypsplatten (wodurch eine gewisse Menge Wasser aufgefogen und die Stärke fester wird), dann mit der schmalen Seite auf Bretter oder Lattengitter, welche in Gestellen auf einem luftigen, staubfreien

Trockenboden acht sind. Wenn, nach mehrmaligem Um

wenden, die hier einen gewissen Grad von Trockenheit erlangt haben, löset sich in Folge ungleicher Zusammenziehung - die unreinere Schicht, welche im Absüßbottich obenauf gewesen ist, blätterartig ab; nöthigen Falls hilft man durch Beschaben der Oberfläche nach. Diese unreine, weniger weiße Stärke (Schabestärke) wird sorgfältig entfernt und entweder. als eine geringere (zur Bereitung von Stärkezucker, Dextrin 20 völlig geeignete) Sorte verkauft, oder mit Wasser wieder angerührt und durch erneuertes Abseßen (Schlämmen) gereinigt. Man zerbricht alsdann, um das fernere Trocknen zu befördern, die großen Stücke der Stärke in kleine Theile, und trägt dabei Sorge sofern sich Schichten von verschiedener Reinheit und Weiße daran zeigen diese von einander zu trennen und daraus zwei Sorten zu bilden. Die zerbröckelte und auf den Brettern dünn ausgebreitete Stärke überläßt man endlich sich selbst, bis sie vollständig ausgetrocknet ist, worauf sie gewogen und in (mit Papier ausgelegte) Fässer verpackt wird. Das lezte Trocknen wird oft in geheizten Trockenstuben vollführt, indem man die viereckigen, von der Schabestärke befreiten Stücke nicht zerbröckelt, sondern ganz in Papier einschlägt und so einer allmálig von +24° bis +50° øder sogar +60° R. gesteigerten Temperatur ausseßt. Solche in der Wärme getrocknete Stärke

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