Abbildungen der Seite
PDF
EPUB

193

Abu Zakarijjâ Jahja ben Dawûd Hajjûg und seine zwei grammatischen Schriften über die Verben mit schwachen Buchstaben und die Verben mit Doppelbuchstaben.

Von Dr. Morris Jastrow.

Wie einst in Alexandrien mit dem Hellenismus, so trafen die Juden ein Jahrtausend später in Spanien mit dem Islam zusammen.

Hier wie dort haben die Ergebnisse des geistigen Austausches, welcher bei dem Zusammentreffen dieser Culturen stattfand, ihren Wiederschein in den gleichzeitigen literarischen Erzeugnissen gefunden.

Aber während in Alexandrien der Einfluss des Hellenismus sich besonders bei der Entwickelung und Gestaltang der allgemeinen religions-philosophischen Ideen der Juden geltend machte, so haben wir in Spanien dagegen die Spuren muhammedanischer Civilisation bei den Juden vor allem auf dem Gebiete der Wissenschaft und Forschung, wie sie damals bestand, zu suchen. Ganz besonders hervorragend ist nun die Rolle, welche arabische Anschauungen bei der Erforschung der hebräischen Grammatik gespielt haben. Bei den jüdischen Grammatikern tritt von einem bestimmten Zeitpunkte an eine fast vollständige Abhängigkeit von den grammatischen Schulen der Araber ein, so dafs sich für die Geschichte der hebräischen Sprachforschung zu jener Zeit die Eintheilung in eine vor-arabische und eine arabische Periode fast von selbst aufdrängt.

Man vergleiche die Schriften der zwei Hauptvertreter dieser zwei Perioden, das Maḥberet des Menaḥem b. Sarûk

Zeitschrift f. d. alttest. Wiss. Jahrgang 5. 1885.

13

mit dem Kitâb-al-Usûl des Abu-'l-walid Merwân Ibn Ganâḥ um sich ein getreues Bild zu machen von der völligen Umgestaltung, welche dieses Studium durch die Einführung der Methode und Anschauungen der arabischen Grammatiker erfuhr. Der gewaltige Fortschritt, welchen wir bei Ibn Ganaḥ zu verzeichnen haben, ist einzig und allein diesem Umstande zuzuschreiben.

Zwischen Menahem und Ganaḥ aber steht — Abû Zakarijja Jaḥja ben Dawud Hajjug. Ihm gebührt das

Verdienst diese neue Bahn eröffnet zu haben. Er ist der erste, welcher es verstanden hat, die Analogie des Hebräischen mit dem Arabischen in geschickter und methodischer Weise auszubeuten. Hierdurch ist es ihm gelungen, solche werthvolle Beiträge zur Form- und Lautlehre der hebräischen Sprache zu liefern. Durch diesen Schritt wurde er zu seiner wichtigsten Entdeckung, zur Aufstellung des Grundsatzes der Dreibuchstabigkeit aller hebräischen Wurzeln und somit zur Erläuterung des bis dahin unbekannten Wesens der schwachlautigen und doppellautigen Verben geführt. Auf Hajjug basiren die Grammatiker Samuel Hannagid, Mose Gikatilia, Ibn Esra, Parḥon, die beiden Ķimḥi und vor allem der gröfste unter ihnen Ibn Ganâḥ. Mit Hajjug beginnt ein neues Leben für das Studium der hebräischen Grammatik in Spanien und ein neuer Abschnitt in der Geschichte der hebräischen Sprachforschung.

Abu Zakarijja Jaḥja ben Dawûd mit dem Beinamen Hajjug1) oder, wie er gewöhnlich genannt wird, R. Jehuda

1) Der Name kommt in mehreren Variationen vor. Bei Ibn Ganaḥ

-unk, Notice sar Abou-l) ابو زكريا يحيى بن داود heifst or bald

walid Merwan Ibn Djanaḥ, Journal Asiatique 1850, II, p. 375), bald

Hajjug, wurde um die Mitte des zehnten Jahrhunderts in Fez geboren und starb im ersten Viertel des elften Jahr

(Kitab al-Mustalḥik p. 1 in den „Opuscules et Traités d'Abou-'l-walid Merwan Ibn Djanaḥ, publié par Joseph et Hartwig Derenbourg", Paris 1880) oder und für gewöhnlich kurzweg

ר' יהודה ברבי דוד ממדינת פאס Mose Gikatilia nennt ihn .4

(ed. Nutt, p. 1). Bei Ibn Esra, Parḥon, Ibn Tibbon, Ķimḥi und den späteren Grammatikern ist die Bezeichnung 777 " die übliche geworden, obwohl der Name in seiner vollständigeren Form auch bei diesen sich findet. Zu Anfang der Ibn Esraischen Uebersetzung des Kitab at-Tankit (ed. Dukes p. 179) finden wir den Namen

ר" יהודה נ"ע בר דוד הנקרא יחיי והוא : in folgender Fassung vor Bei Mose Ibn Esra endlich הנקרא אבו זכריא והוא חיון אל פאסי Mun أبو زكريا يحيى بن داود الفلسى المنبوز بحيوج

heifst er Notice etc. Journal Asiatique 1850, II, p. 29) und p. 30 Anm. 3

Was den Beinamen ابو زكريا يحيى بن داود الفاسي ثم القرطبي

Ḥajjûg anbetrifft, so ist der Ursprung desselben dunkel. Deren bourg in seiner Einleitung zu den Opuscules et Traités etc. (p. X Anm. 1) versucht in einer langen Auseinandersetzung eine scharfsinnige Erklärung zu rechtfertigen, wonach Ḥajjûg eine abgekürzte Form von Jaḥja sein soll mit Abwerfung des Jod und Hinzufügung der spanischen Endung ujjo, also , die, wie er zeigt, bei Eigennamen öfters vorkam. Allein die Voraussetzung, auf welcher diese Erklärung beruht,

ist eine irrige. Wenn der Name bei Ibn Ganaḥ in der Form {; gal

vorkommt, so liegt hier offenbar nur eine kürzere Fassung des Namens vor, und man ist keineswegs berechtigt, wie Derenbourg es thut, daraus auf die Identität von Ḥajjâg und Jaḥya zu schliessen. Vielmehr geht aus der Form des Namens bei Gikatilia, Ibn Tibbon und besonders bei Ibn Esra in der bereits citirten Stelle hervor, dafs Jaḥja dem hebräischen Jehuda entspricht und als die arabische Form dieses Namens anzusehen ist. Derenbourg scheint selbst die Schwäche seiner Aufstellung gefühlt zu haben, denn er fügt a. a. O. eine zweite Erklärung hinzu, welche viel ansprechender erscheint. Danach wäre der Name aus einer Umgestaltung des hebräischen " entstanden. Durch Hinzufügung der erwähnten Endung ujjo könnte in der That sehr leicht aus " oder

חייא werden und حيوج

hunderts. Sein Geburtsjahr wie sein Todesjahr ist unbekannt. Von seinen sonstigen Lebensumständen wissen wir nur aus einer Notiz, welche Mose Ibn Esra über ihn in seinem Kitab-al-Muḥâdarat bringt'), dafs er seine Vaterstadt verlassen sich in Cordova niedergelassen und dort wahrscheinlich bis zu seinem Ende gelebt hat. Er schrieb, wie wir durch Ibn Esra') erfahren, vier Schriften a) Ueber die schwachen Buchstaben3), b) Ueber die Doppelbuchstaben), c) Ueber die Accente und d) Das Buch der Würze." Von diesen vier Schriften) sind uns die drei ersten erhalten. Der Umstand, dafs sie zweimal in's Hebräische übertragen worden sind, zuerst von Gikațilia®)

selbst könnte man vielleicht als eine hebräische Uebertragung des arabischen AS, das ja dieselbe Wurzel enthält und ungefähr so viel wie " bedeutet, betrachten. Auffällig bliebe aber immer eine derartige Bildung, da dieselbe ohne Beispiel in der hebräischen Literatur dasteht.

1) Von Munk in seiner Notice etc. (II, p. 29) aus den Handschriften mitgetheilt.

*) Moznaim ed. Venedig p. 197a.

كتاب الافعال ذات Bei Ibn Ganah heifsen diese zwei Schriften * .Man, Notice etc کتاب الافعال ذوات المثلين and حروف اللين

Diese kirzeren. كتاب ذوات المثلين und كتاب حروف اللين or sie

II, 37). Mustalḥîķ (p. 2) und Risalat al-Taķrîb (Opuscules p. 268) nennt

wurden später die allgemeineren Bezeichnungen und finden sich stets bei Ibn Esra und Kimḥi (8. Mikhlôl 1*).

كتاب التنقيط Arabisch

5) Schon Hupfeld (Halle'sche Allg. Litteratur-Zeitung Jahrg. 1848 p. 463) hat auf den Irrthum aufmerksam gemacht, welchen Dukes (Ewald und Dukes, Beiträge zur Auslegung des A. T., II, p. 159) begangen hat, indem er infolge Mifsverständnifs einer Stelle in Parḥon's Lexicon (8. Anm. 2 p. 203) den Ḥajjûg auch zum Verfasser eines hebräischen Wörterbuches macht.

*) Gikatilia's Uebersetzung des Kit. at-Tankît hat sich bis jetzt in den Bibliotheken nicht gefunden. Seine Uebersetzung der zwei andern Schriften mit dem arabischen Texte des Kit. at-Tankit nebst der Ibn

und bald darauf von Abraham Ibn Esra'), beweist zur Genüge, welcher hohe Werth ihnen damals beigelegt worden ist.

Das vierte Buch ist bis jetzt unbekannt geblieben. Derenbourg (Opuscules etc. p. XI Anm.) vermuthet, dafs ein Citat, welches Ibn Esra in seinem Commentar zu Ps. 102, 26-27 im Namen des Hajjug anführt und welches sich in keinem der drei Schriften findet, aus diesem Buche stammt, und will aus dieser Stelle2) den Schlufs ziehen, dass es von religions-philosophischem Inhalte war. Dagegen spricht aber, dafs Ibn Esra an der bereits citirten Stelle des Moznaim (s. 197) nur die grammatischen Schriften der von ihm genannten Autoren erwähnt, obwohl er bei Saadia, Ibn Gebirol u. A. auch sonstige literarische Erzeugnisse zu erwähnen Gelegenheit hatte. Es ist daher wahrscheinlich, dafs auch dieses Buch von der hebräischen Grammatik handelte. Bedenkt man, dafs Ganah seine Grammatik Kitâb al-Luma',Das Buch der bunten Blumen" nannte, so kann man auch begreifen, wie ein grammatiBuch der Würze"

ספר הרקחה sches Werk den Titel

[ocr errors]

führen kann.

Esra'schen Uebersetzung dieses Buches ist von Nutt unter dem Titel Papan 1700 M (London 1870) herausgegeben worden.

1) Von Dukes veröffentlicht in Ewald und Dukes „Beiträge Bd. III (Stuttgart 1844).

ר' יהודה בן דוד המדקדוק הראשון : Sie lautet wirtlich * שהיה בארץ מערב אמר כי הכללים שמורים לעד לעולם והפרטים יאבדו והנכון כי זאת הָאָרֶץ היא היבשה וּמַעֲשֶׂה יָדֶיךָ שָׁמָיִם הוא הרקיע והם עומדים בכללים ואוברים בפרטיהם על כן אומר המה יאבדו כי הפרטים אובדים והכללים שמודים וזה שיאמר כִּי שָׁמַיִם בֶּעָשָׁן נמלחו והארץ ככנר תִּכְלֶה (51,6 .Jes) על הפרטים אמר היוצאים מן הכלל כי הם משתנים ואובדים רק הכללים שהם החוקים העמידם חק ולא יעבר וְהָאָרֶץ לְעוֹלָם עוֹמֶדֶת (4 ,1 .Ecc)

« ZurückWeiter »