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Die Verantwortung für den Inhalt der in diese Zeitschrift aufgenommenen Aufsätze tragen, soweit nicht ausdrücklich das Gegentheil angegeben ist, allein die Verfasser derselben.

Der Herausgeber.

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Fragezeichen zum angeblichen Jahve des Lao-tse.

Von Julius Grill.

Im ersten Heft des Jahrgangs 1884 dieser Zeitschrift S. 28-34 hat Frz. Delitzsch eine Erörterung von Victor von Straufs-Torney über den Namen bei Lao-tse mitgetheilt, in welcher der berühmte Uebersetzer des Schiking mit Entschiedenheit der Ansicht des französischen Sinologen A. Rémusat 1) beitritt, dafs Lao-tse im 14. Capitel seines Tao-te-king mit der dreifachen Bezeichnung des Tao als I, Hi, Wei auf den alttestamentlichen Gottesnamen Jahve angespielt, bzw. denselben in chinesischer Umformung wiedergegeben habe. Da die Schlüsse, die sich unter Voraussetzung der Richtigkeit dieser Annahme in Hinsicht auf die Religions- und Culturgeschichte des alten Orients ergeben, keineswegs belanglos sind, werden die Vertreter alttestamentlicher Wissenschaft nicht bloss ein Recht, sondern auch die Pflicht haben, wofern sie gegen die fragliche Aufstellung gegründete Bedenken hegen, dieselben geltend zu machen und die für die These erbrachten Gründe genauer zu prüfen. Dies soll im folgenden geschehen.

Wir fassen die Sache zunächst von der sprachlichen Seite. Die in Betracht kommenden Worte von Cap. 14

1) Mémoire sur la vie et les ouvrages de Lao-tseu p. 42 (tom. VII des Mémoires de l'Académie des inscriptions et belles lettres). Zeitschrift f. d. alttest. Wiss. Jahrgang 5. 1885.

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lauten : Shí tshi pă kiến, mīng yăe i; thíng tshi pă văn, ming yue hi; po tshi pů tě, ming yue wei; ts'è san tshè pŭ khò tshí khĩe, kú hwěn ūrh wēi yĩ; d. h. „Man sieht danach und erblickt es nicht, sein Name heifst : I; man horcht darauf und hört es nicht, sein Name heifst : hi; man tastet danach und greift es nicht, sein Name heisst: wei. Die Erforschung dieser drei ist unausführbar, daher werden sie ineinander gelassen (vermengt), so dass sie Eines ausmachen." Diese Uebersetzung weicht von der v. Strauss'schen (a. a. O. S. 29) im wesentlichen nur im Schlufssatz ab, wo letztere lautet: „Als diese Drei kann Er nicht ausgeforscht werden; drum werden sie verbunden und dann sind sie Einer." Hierzu bemerkt v. Strauss (S. 33): „Jeder Unbefangene wird hier sagen, dass offenbar nicht jene unbestimmten, nur von fern angedeuteten Begriffe, sondern diese drei Namen zu dem Einen Iî-hi-wêi vereinigt werden sollen." Hiergegen ist aber zunächst zu erinnern, dass das von Straufs mit verbinden" übersetzte hwěn strenggenommen und nach dem sonstigen Sprachgebrauch nicht ein äufserliches Zusammenfügen bedeutet, wie ein solches im Zusammensprechen mehrerer Silben oder Worte geschieht, nicht eine mechanische Vereinigung, sondern vielmehr ein Ineinandermischen, Vermengen, also eine innerliche Vereinigung, wobei die Bestandtheile aufhören, für sich zu existiren und unterscheidbar zu sein. Schon das Schriftzeichen, das durch sein ideographisches Element auf Flüssiges hindeutet, spricht für die letztere Vorstellung. Ausserdem steht fest, dafs tsă (172, 10)1) = vermischen, vermengen Synonymon ist (hwĕn tsă vermischt), von Flüssigkeiten, Farben u. dgl. gebraucht; hwěn selbst hat die Bedeutungen: „mixed torrents, confused streams; muddy, confused, indistinct"; hwěn tun ist = Chaos, und hwěn náo ein Durcheinander von Stimmen, ein

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1) Ich bezeichne nach Klassenhäuptern und Strichen.

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