Zeichnung im Dienste der Literaturvermittlung: Moritz Retzschs Illustrationen als Ausdruck bürgerlichen KunstverstehensKönigshausen & Neumann, 2004 - 464 Seiten Moritz Retzsch ist ein wichtiger Repräsentant der Kunst um 1800, weil er den eng gesteckten, überwiegend die Interessen und Vorstellungen einer kleinen aristokratischen Schicht berücksichtigenden Rahmen von Kunst aufbricht und sich an ein breites Publikum wendet. Möglich wird dies durch seine von Anfang an zur Publikation bestimmten Illustrationen. Retzsch war der erste, der sich nicht nur unmittelbar nach dem Erscheinen von Goethes Faust-Drama dessen umfänglicher Bebilderung zuwandte, sondern in der Folge auch weiteren Klassikern der deutschen und englischen Literatur illustrierte. Dabei war es ihm weniger um unmittelbare Wiedergabe des Textes zu tun, als vielmehr um eigenständige Bildzyklen, die den Text neu interpretierten. Retzsch löste sich ausserdem von den geläufigen Gestaltungsverfahren und konzentrierte sich ganz auf die Darstellung in Umrisslinie, einem Verfahren, daß um 1800 Konjunktur hatte. Die Umrisslinie schien den Zeitgenossen in besonderer Weise geeignet, literarische Texte angemessen zu vermitteln. Aufgrund ihres reduzierten Ausdrucks, griff sie der Phantasie des Lesers nicht vor, sondern regte neue Wahrnehmungsweisen an. |
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Inhalt
Einleitung | 9 |
Die Anfänge der Umrissillustration bei Retzsch | 17 |
Die Illustrationen von Peter Cornelius | 28 |
Retzschs FaustZyklus | 37 |
Stilisierung und Charakterisierung | 46 |
Veränderungen in Zeit und Raum | 53 |
Faust Der Tragödie zweiter Teil | 64 |
Retzschs Umrisse zwischen Klassizismus und Romantik | 72 |
Theatertheorie um 1800 | 236 |
Die Diskussion um die Gegenstände der Malerei | 244 |
Die Inszenierung der Inszenierung | 256 |
Historienmalerei und Theaterinszenierung | 262 |
Konzeption der Umrißfolge Macbeth | 268 |
Die Illustration im Selbstverständnis von Historienmalerei | 286 |
Zusammenfassung | 293 |
Die Anmerkungen aus dem Notatenbuch | 301 |
Die Bedeutung der Umrißlinie Flaxmans für die Illustration | 79 |
Antipoden einer Kunstauffassung? | 87 |
Eugen Napoleon Neureuthers Randzeichnungen zu Goethes Faust | 96 |
Ungenügen an der Umrißlinie oder Steigerung des Ausdrucks? | 103 |
Das Sentimentalische als übergreifendes Phänomen | 112 |
Schillers Lied von der Glocke | 118 |
Die Gliederung der Umrißdarstellungen | 127 |
Charakteristika des Zyklus | 134 |
Der Tanz der Horen als einleitende Darstellung | 139 |
Der Lebenslauf als Teil einer zyklischen Entwicklung | 146 |
Gesellschaftliche Bewegung als Fortführung des individuellen Lebenszyklus | 153 |
Produktionsprozeß Die Herstellung der Glocke | 159 |
Allegorien der Zeit als zyklusimmanente Kategorie | 166 |
Spannungsfeld von Umrißlinie und Arabeske | 174 |
Zeit und Natursymbolik in Bild und Text | 183 |
Reflektion zyklischer Abläufe der Natur innerhalb der Bildfolge | 189 |
Die Funktion des Glockengießmeisters als Leitmotiv | 195 |
Die Arabeske als Sitz der Weltseele | 201 |
Zusammenfassung | 209 |
Rezeption der Umrißdarstellungen durch das Theater | 216 |
ShakespeareGalerien im Vergleich | 228 |
Die Existenzberechtigung des Capriccios nach dem 18 Jahrhundert | 307 |
Retzschs Phantasien im Lichte ihrer Zeit | 321 |
Probleme des Künstlerdaseins als Gegenstand der Phantasie | 328 |
Bildzitat oder Epigonalität Retzschs Bezüge zur zeitgenössischen Kunst | 341 |
Das Menschenherz | 359 |
Stilmischung als Begründung für die capricciohafte | 366 |
Die Andeutungen im Kontext der autonomen Zeichnung | 373 |
Modi der Bezugnahme von Text und Bild | 384 |
Zeitgenössische Beurteilung des Umrißverfahrens am Beispiel von Retzsch | 394 |
Begründung der Andeutung | 420 |
Schluß | 426 |
Tabellarischer Lebenslauf des Friedrich August Moritz Retzsch | 432 |
Abkürzungen und Siglen | 440 |
Register | 460 |
EPISTEMATA | 2 |
Eine Art von Reproduktion | 232 |
Sichhaben und Sichnichthaben Erinnerung schöner Tage | 265 |
Ein zerspaltenes Gefühl von der Gegenwart Kulturelle | 278 |
Identität und Altentat in den Briefen des Zurückgekehrten 1907 | 295 |
Häufige Begriffe und Wortgruppen
A. W. Schlegel allegorischen Andeutungen Antike Arabeske Ausdruck Ausführung Bedeutung beiden bereits bestimmt Betrachter Bezug Bild bildenden Kunst Bildfolge Bildzeichen Blatt Blick Boydell Bühne Busch Capriccio Caspar David Friedrich chen Cornelius Cotta dargestellt Darstellung deutlich deutschen Dichter Dichtung Drama Dresden ebenda einzelnen elisabethanischen Theaters entsprechend Erscheinung ersten Faust Figuren findet Flaxman Form formal Friedrich Friedrich Schlegel Funktion Gedicht Gegenstände Geist Gemälde Gesellschaft Gestalt gleichzeitig Glocke Goethe Gretchen Handlung hingegen Hintergrund Historienmalerei hrsg Illustration Illustrationsfolge Inhalt innerhalb Inv.Nr Jahre Jahreszeiten Jahrhunderts John Flaxman Klassizismus klassizistischen konnte Kunstwerk Kupferstichkabinett Dresden Landschaft Leben lediglich lich Lied Macbeth Malerei Menschen menschlichen Mephisto möglich Moritz Retzsch Motiv Natur Neureuther Personen Peter Cornelius Phantasie Poesie Pohlheim Rahmen Randzeichnungen Raum Romantik Runge Schauspieler schen Schillers Schlegel Shakespeares Symbol Szene Teil Text Theater Tieck Umrisse Umrißlinie Umrißzeichnung Umsetzung unterschiedlichen verschiedenen Vorstellung Weise weitere Werner Busch Zeichen Zeichnung zeigt zunächst Zusammenhang zyklische Zyklus