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sandten nahmen auf ihre Verantwortung hin diesen Vorschlag an"). Eine Weiterbewilligung des Hülfsheeres aber hatte durchaus keine Aussicht auf Genehmigung. Auch Farnese vermochte dafür nichts auszurichten: aus Rücksicht auf des französischen Königs militärische Rüstungen, aus Rücksicht auf die Erhaltung des eurepäischen Friedens lehnte der Papst jede fernere Unterstüßung des Kaisers ab. Und wie heftig auch Bega darauf bestehen mochte, daß der allgemeine Frieden am besten durch die rasche Vernichtung der Protestanten gesichert werde, wie häufig er seine eifrigen Zureden wiederholen mochte, der Papst blieb fest auf seiner Weigerung 10). Nochmals erneuerte der Kaiser seinen. Antrag: wenn die bisherigen Erfolge für die heilige Sache der Religion die gewünschten Früchte tragen sollten, dann sei die dringendste Nothwendigkeit gegeben, ihm die zugesagten Subsidien nicht zu schmälern, ja ihm neue und größere zu gewähren. So bestätigte er nicht nur den von seinem Gesandten angenommenen Vergleich auf 400,000 Ducaten damals nicht, sondern ließ auch durch Francisco de Toledo rücksichtslos seinen Plan der halben Secularisation des spanischen Kirchengutes in Rom vortragen11). In die schwebenden Verhandlungen über die früher zugesagten Bewilligungen griff da im Anfange des Februar auch Toledo's weitergehende Forderung ein12). Es liegt auf der Hand, daß nach der Ablehnung, wie sie 3. de Mendoza ertheilt war, der Papst wenig Grund hatte, zu Toledo's Anträgen sich günstiger zu

9) Für diese Verhandlungen in Rom beziehe ich mich auf die Tepeschen Vega's und J. de Mendoza's, die in Simancas vollständig vorzufinden sind. (Leg. 873 u. 874.) Am 20. Dezember z. B. schreibt Juan de Mendoza: en los 500 mil ducados, que por aver sido aquellos con condicion y entendello siempre assi su sd. y tenello entendido el consistorio que lo que podria sufrirse era sin dar V. M. recompensa que se concederia la bulla de 400 sobre las fabricas y monasterios, assi por el respecto dicho como por aver el papa concedido otras gracias y tener en ellas gravado lo ecclesiastico despaña.

10) J. de Mendoza vom 1. Januar: el papa esta resoluto de no prorogar sin tentar la paz primero y ver por quien quedava y que sino se haze la guerra esta en la mano, porque Francia hara liga con lutheranos, y quanto a si que no querria faltar de procurar la paz ni menos dar celos, a franceses con nueva capitulacion und Depeschen Vega's vom 1. 13. und 30. Januar.

11) Karl an Vega vom 17. Januar im Anhang V. 9 u. 10.

12) J. de Mendoza ist am 30. Januar von Rom abgereift, am 5. Febr. hatte Toledo seine erste Audienz bei dem Papste. Für das Folgende sind Vega's Depeschen vom Februar und März meine Quelle.

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stellen. Wenn er dem Kaiser eben die Erhöhung des früher schon Zugesagten und die Fortdauer der militärischen Hülfe versagt hatte, wie hätte man erwarten können, daß er eine Maßregel gut heiße, welche mit einem Schlage dem Kaiser noch bedeutendere Kräfte zur Verfügung stellen mußte? Er lehnte das Gesuch mit Entschiedenheit ab13), dabei die Ueberbürdung der spanischen Geistlichkeit vorschüßend, oder auch die voraussichtlich zu gewinnende Summe auf eine zu enorme Höhe taxirend. Die Verhandlungen in dieser Frage gingen aber trotzdem fort. Wenn der Cardinal Farnese dabei wohl Andeutungen fallen ließ, daß Karl in Beförderung der Familie Farnese das Mittel besize, den Papst günstiger zu stimmen allenthalben in Rom hegte man von diesem Papste die Meinung, daß Karl um den Preis eines Fürstenthums ihn haben könne, so bald er nur wolle 14) so äußerte er auch einmal in vertraulicher Weise an Toledo, daß der Papst sich wohl zu einer neuen Bewilligung verstehen werde, wenn man nicht die Hälfte der Kirchengeräthe, sondern eine bestimmt umgrenzte mäßige Summe verlange. Und darauf hin fand Karl sich veranlaßt, im Ganzen eine Subsidie von einer Million Dukaten beantragen zu lassen 15).

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Alle diese Pläne und Verhandlungen in Rom wurden von dem Gang der Ereignisse überholt. Nur das Eine Resultat war der kaiserlichen Politik sicher geworden, daß der Papst nicht, wie man erwartet und wie man sich gegenseitig gebunden hatte, den kaiserlichen Waffen nachhaltige Unterstützung leisten werde.

Ja, der in der letzten Periode befolgten Richtung entgegen ist Papst Paul III. immer mehr in die Strömung hineingerathen, welche geradezu bei einem französischen Bündnisse gegen den Kaiser anlangen mußte. Es wurde den Farneses allmälig klar, daß der lang gehoffte Erwerb von Mailand auf kaiserlicher Seite nicht zu erringen war, daß nicht einmal das vom Papste verliehene Herzogthum Parma ihnen unbestritten blieb. Die kleinen Reibungen und Rechtshändel zwischen Pierluigi und Gonzaga wurden stets häufiger und erbitterter. Es war nicht daran zu denken, daß Pierluigi einmal der Titel des Herzogs von Parma und Piacenza gegeben würde. Und da fand leicht die französische Freundschaft neuen Anklang bei dem Herzog. Die Verbindung, die er 1544 mit Frankreich unterhalten und 1545 zu Gunsten einer

13) Nego resolutamente sagt Vega am 2. März.

14) Du Mortier vom 31. März 1547 Ribier I. p. 639.

15) Karl an Diego de Mendoza, den neuernannten römischen Gesandten 11. April. Leg. 644. fol. 84.

kaiserlichen Parteinahme aufgegeben, knüpfte er unter diesen Umständen leicht wieder an. Schon bald vernehmen wir, wie von einer Heirath seines jüngeren Sohnes Horazio mit einer unehelichen Tochter des französischen Dauphin die Rete war, und wie allen unruhigen Geistern in Italien Pierluigi eine Stüße ward und allenthalben antikaiserlichen Bewegungen Vorschub leistete. An einer Stelle kam es sogar damals schon zum Ausbruch.

In Genua führten die Dorias unter einem gewissen Schutze der kaiserlichen Autorität damals die Regierung. Es war wohl einmal im kaiserlichen Rathe besprochen worden, jene Republik in directe Abhängigkeit zu bringen, aber man hatte sich zuletzt doch damit begnügt, einen bestimmenden Einfluß auf die Leitung der genuesischen Politik auszuüben. Gegen den alten Andreas Doria, den Freund und Admiral des Kaisers, erhob sich um jene Zeit (am 2. Januar 1547) ein Aufstand der von ihm niedergehaltenen Adelsfaktion, an deren Spize ein Graf Fiesto getreten war. Den Charakter dieses Aufstandes bezeichnet es, daß kurz vorher Fiesko von Pierluigi vier gut gerüstete Galeeren übernommen und mit der französischen Krone direkte Beziehungen und Verbindungen sich angebahnt hatte. Wie bekannt, verfehlte der Aufstand Fiesko's seinen Zweck: in kürzester Frist war Doria wieder Herr und Meister von Genua. Und wenn für den Kaiser darin nur ein Anlaß gegeben sein nnte, Genua unter strengere und engere Herrschaft zu nehmen, so bar auf der anderen Seite auch das keinem Zweifel unterworfen, daß an dem Complotte Fiesko's ebensowohl König Franz als der Herzog von Parma Antheil gehabt 16).

Wie hier die französische Politik dem Papste die Hand reichte, ihn aus dem kaiserlichen Bunde herauszuziehen, so nahm sie überhaupt ay allen Stellen Europa's die alte Thätigkeit einer.Opposition gegen Karl wieder auf. Sie hatte ihre Agenten und ihre Werkzeuge in Genua, in Siena, in Florenz, sie bemühte sich auch bei der Signoria in Venedig neuen Fuß zu fassen; sie sprach dort von einer gegen das Haus Habsburg abzuschließenden Defensiv-Liga der italienischen Staaten mit Frankreich und den Schweizern. Nur das rasche und an der richtigen Stelle wirkende Auftreten des großen kaiserlichen Diplomaten Diego de Mendoza entschied, daß die Signoria Friezen halte 17).

16) Anhang V. 8. Vgl. Affò 129 ff. und Gosellini 18.

17) Mendoza an Karl 17. Januar 1547. (Simancas. Leg 1318 fol.

Weit gefährlicher für des Kaisers Stellung konnte es werden, wenn Franz einen Bund aller dieser oppositionellen Elemente mit den deutschen Protestanten zu Stande zu bringen vermochte. Auch dort in dem deutschen Lager war er unermüdlich thätig, die protestantischen Heere zum Ausharren zu bewegen. Den Sachsen und Hessen erklärte er wiederholt, daß ein Bruch zwischen Kaiser und Papst unvermeidlich sei, daß ein Ablenken der kaiserlichen Waffen auf Italien hin bevorstehe, daß dem kaiserlichen Heere die Mittel zum Feldzuge bald_ver= sagen würden 18). Während er vorläufig den Protestanten schon eine Geldsumme zukommen ließ, eröffnete er ihnen auch die Aussicht auf seine directe Betheiligung am Kriege: einstweilen sei er noch nicht zum Schlagen bereit, aber auf den ersten April könne er das Einrücken eines französischen Heeres in Deutschland zusagen 19). Segar davon. war die Rede zwischen diesem allerchristlichsten König und diesen glaubenseifrigen Protestanten, daß ein Einfall der Türken ihrem Vorhaben nur förderlich sein könne, und daß es sehr wünschenswerth sei, einen solchen Türkenkrieg herbeizuführen 20).

Es ist natürlich, daß man auch am kaiserlichen Hofe von diesen Verhandlungen Kunde erhielt. Es hat da Karl in seiner hochfahrendsten Sprache von dem französischen Gesandten einmal eine Erklärung über des Königs Rüstungen verlangt und dabei scharfe Worte über Franz' unchristliches Beginnen geäußert, der ihn in seinem heiligen Werke der Kezerunterwerfung stören wolle. Er hat auch Drohungen nicht gespart, wie er, einmal zum Kriege gereizt, in schreckenerregender Weise Franz überziehen werde. Der französische Gesandte erhielt aus dieser Sprache des Kaisers auch den Eindruck, Karl werde bei nächster Gelegenheit wegen Savoyens den Krieg wieder aufnehmen; und erst durch des kaiserlichen Gesandten Erläuterungen an König Franz konnte dem Ausbruche des kaiserlichen Zornes das Verlegende wieder genommen werden 21). König Franz erklärte sich schließlich davon überzeugt,

18) Vgl. über diese französischen Versuche auf protestantischer Seite die einzelnen Akte bei Ribier I. 607, 609, 611, 617, 621, 624, 634, 635.

19) Ribier I. 635 und 607.

20) Erklärung des Landgrafen Philipp vom 10. Februar. Ribier I. 611 ff. Vgl. Charrière I. 643 ff.

21) Depesche des französischen Gesandten aus Deutschland vom 20. Januar bei Ribier I. 596 und Depesche des kaiserlichen Gesandten in Frankreich vom 6. Febr. in dem Theile des Archives von Sim., der jetzt in den archives de l'empire in Paris aufbewahrt ist. Franz' Note an Karl (undatirt) bei Ribier I. 626.

daß der Kaiser den Krieg nicht herbeiführen wollte: und so blieb der Friede erhalten. Indem Franz in der angenommenen Neutralität im deutschen Kriege auch fernerhin noch verharrte, begnügte er sich damit, unter der Hand die Protestanten zu unterstüßen und in Rom der kaiserlichen Politik das Bündniß mit dem Papste zu entziehen.

Das sind die auswärtigen Verhältnisse, die den deutschen Krieg des Kaisers begleitet haben: auf der einen Seite löst das Bündniß mit dem Papste sich mehr und mehr auf und droht in offene Feindschaft umzuschlagen; und auf der anderen Seite treibt auch Frankreich, dessen Beistand im Frieden von Cresph sich der siegreiche Kaiser ausbedungen und dessen Neutralität ihm für den Krieg freie Hand gelassen, immer mehr und mehr einem neuen Bruche mit dem Kaiser zu: Frankreich ist wieder einmal der Mittelpunkt der europäischen Opposition gegen Habsburg und der Beschützer des deutschen Protestantismus geworden.

In der That, die Beziehungen der Politik unter diesen europäischen Mächten haben sich an dieser Stelle mehr und mehr verwickelt: die Lage einer jeden zu verstehen und die Beweggründe ihrer Richtung klar einzusehen, ist hier nicht allzuleicht. Und erst in jenem Mittelpunkte des europäischen Lebens, auf jenem Conzile von Trident sind die Fäden verschlungener, das Gewebe verwickelter denn anderswo. Aber wie schwierig es auch sein mag, genau alle Motive in der Geschichte dieses Conziles zu kennen und parteilos zu beurtheilen, so nimmt doch gerade dieses Schauspiel die historische Betrachtung in fesselndster Weise in Anspruch.

Auf diesem Conzile in Trident sind alle Fäden und alle Beziehungen europäischer Politik gleichzeitig in Thätigkeit gewesen. Des Kaisers katholischer Sinn und seine behutsame, rücksichtsvolle Politik in deutschen Dingen stehen neben dem Willen der hohen Geistlichkeit, die bestehenden Zustände in der katholischen Kirche, so viel als möglich, ungeändert zu erhalten und neben den Wünschen der päpstlichen Familie, auf alle Weise sich ein italienisches Fürstenthum zu gründen. Die treibenden Kräfte, die in den allgemeinen Verhältnissen und Richtungen liegen und die persönlichen Rücksichten und Gelüste der handelnden Personen, Alles, Großes und Kleines, Allgemeines und Besonderes, Alles hat gemeinsam auf die Entscheidung jener Versammlung gewirkt. Wer in der Geschichte des Conziles nur höhere und reinere Bewegungen der allgemeinen Prinzipien und allgemeinen Ideen sehen will, ist ebenso weit von einer wahren Kenntniß dieser Dinge entfernt, als derjenige, welcher nur aus selbstsüchtigen und kleinlichen Motiven die großen Entschei

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