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Indem

Vorwort.

em ich eine Monographie über die letzten zehn Jahre Karls V. und seinen Kampf gegen die deutsche Reformation veröffentliche, glaube ich einige Worte über Entstehung und Grundlagen dieser Arbeit sagen zu sollen.

Seit mehreren Jahren beschäftigen mich ausgedehntere Studien über die Periode der katholischen Gegenreformation und die von dem katholischen Europa erhobene Offensive auf die protestantisch gewordenen Länder in der zweiten Hälfte des sechszehnten Jahrhunderts. Wenn ich dabei zunächst von deutscher Geschichte auszugehen auch einen äußeren Anlaß hatte, (durch meine Betheiligung an den Arbeiten der Historischen Commission in München) so mußte doch bald die Wahrnehmung sich mir aufdrängen, daß Trieb und Centrum dieser Periode vielmehr außerhalb Deutschlands zu suchen sei. Und so beschloß ich im Frühjahr 1862 erst weitere archivalische Studien in größeren Archiven zu machen, ehe ich mein Thema mir genauer definire. Nachdem ich einige Monate lang in London, ebensowohl im British Museum als im Record Office, gearbeitet hatte, wurde mir das zu Theil, was ich als die wirksamste Förderung dieser Arbeiten, als den reichsten Gewinn für mich bezeichnen darf.

Unsere Staatsregierung, an die ich mich um eine Unterstüßung gewandt, gewährte mir im Sommer 1862 die Mittel zu einer Reise nach Spanien, dort das Archiv von Simancas zu durchforschen. So war ich in den Stand gesezt, über die Politik, welche ganz Europa

bewegt hat, aus den unmittelbarsten Quellen authentische Kunde zu erlangen: es war eine unerwartet reiche Fundgrube, die sich mir in Simancas durch die Liberalität Se. Excellenz des Herrn Kultusministers von Mühler erschlossen hat.

Nicht allein für mich, sondern bleibenderen Gewinn zu ermög

Aber noch ein Weiteres geschah. für die deutsche Wissenschaft überhaupt lichen, war unsere Regierung bereit. Während der Arbeit hatte es sich mir doch mehr und mehr gezeigt, wie wünschenswerth es sein würde, wenn wenigstens für eine begrenztere Aufgabe die Akten selbst veröffentlicht werden könnten. Der Plan, den ich da dem Herrn Minister vorlegte, die Spanischen Staatspapiere zur Deutschen Geschichte seit dem Augsburger Religionsfrieden sammeln und nachher abbrucken zu lassen, wurde genehmigt; und auch zu diesem größeren Unternehmen wurden bereitwilligst mir weitere Mittel zugestanden. Ich denke, es ist in der That kaum erforderlich, noch besonders auszusprechen, wie warmen Dank ich dem Kgl. Staatsministerium, vor Allem aber Se. Excellenz Herrn von Mühler schulde: wenn ich aus diesen spanischen Quellen irgend etwas von Bedeutung zu unserer historischen Kenntniß habe beitragen können, so verdanke ich dies allein der hohen Liberalität, die mir die Wege und Mittel zu diesen Quellen beschafft hat: möge der Herr Minister den schlichten Ausdruck meines lebendigsten Dankgefühles auch von dieser Stelle freundlich entge= gen nehmen.

Vom Juli 1862 bis September 1863 habe ich in Simancas gearbeitet; ein vorübergehender Aufenthalt in Madrid brachte mir Manches hinzu; und zulet konnte ich noch in Paris die in den Archives de l'empire zurückgehaltenen Theile des spanischen Staatsarchives zur Ausfüllung der Lücken benußen.

So hatte sich mir ein reiches Material angehäuft und damit auch der Plan meiner Arbeiten näher festgestellt: jener Aftensammlung zur Deutschen Geschichte wird eine ausführliche Geschichte Philipps II. von Spanien zur Seite gehen.

Aber schon während der Arbeit in Simancas, sobald ich nur

etwas tiefer in die Geschichte der spanischen Politik eindrang, trat mir die Nothwendigkeit vor Augen, auch den Ausgang der Regierung Karls V. noch einmal zu revidiren. Ich griff auch diese Partie im Archive an, und war so glücklich auch hier noch Unbekanntes zu Tage zu fördern. Bei der Ausarbeitung der gewonnenen Schäße aber erschien diese Zweckmäßigkeit einer weiter begründeten, einleitenden Arbeit über das Ende Karls V. mir in stets hellerem Lichte. Ich konnte wohl einmal schwanken, ob ich meine Resultate in einer Einleitung zur Geschichte Philipps verwerthen oder selbständig vortragen sollte; zuletzt aber glaubte ich doch, durch eine selbständige Monographie am einfachsten und sichersten mir meinen Weg zu dem größeren Werke zu bahnen.

Der Arbeit selbst habe ich eine Anzahl aus dem Archiv von Simancas geschöpfter Documente angehängt; ich möchte zu ihnen das Eine hier noch bemerken, daß ich zur Zeit der Arbeit in Simancas die Absicht einer Veröffentlichung auch dieser Akten nicht hatte: daher erklärt es sich, wie so vielfach aus wichtigeren Stücken nur einzelne Stellen copirt sind, wie daher diese Mittheilung des Wortlautes nicht in gleichmäßiger Ausführlichkeit, nicht nach scharf bestimmtem Prinzipe hat erfolgen können.

Dies Buch behandelt einen Gegenstand, der gerade in den Epoche machenden Arbeiten des verehrtesten Meisters deutscher Geschichtschreibung schon dargestellt worden ist. Wenn es da bei dem größeren Reichthum an Material, das ich neu besessen, nur natürlich ist, daß manche Einzelpartien hier in etwas anderer Weise erscheinen, so ist und bleibt doch die Ansicht der Periode im Großen und Ganzen auch hier noch dieselbe. Und gerade bei diesem Sachverhalt war es mir ein Bedürfniß, auch äußerlich es an den Tag zu legen, für welche Belehrungen ich mich dem großen Vorgänger verpflichtet fühle, mit welcher Hochachtung ich den Meister verehre. Es ist eine hohe Ehre für mich, dieser Schrift den Namen Leopold von Ranke's vorseßen zu dürfen.

Meine Arbeit hat noch sonst manche dankenswerthe Förderung erfahren. Schon in Simancas habe ich gleichzeitig mit Herrn Bergen

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