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rade durch diesen Widerstreit des Firen und Beweglichen wird die Anwendung der Farbenbenennungen bis auf den heutigen Tag noch immer schwierig.

So einfach auch die Farben in ihrer ersten eles mentaren Erscheinung seyn mögen; so werden sie doch unendlich mannigfaltig, wenn sie aus ihrem reinen und gleichsam abstracten Zustande sich in der Wirklich, keit manifestiren, besonders an Körpern, wo sie taus send Zufälligkeiten ausgesetzt sind. Dadurch entspringt eine Individualisirung bis ins Grånzenlose, wohin keine Sprache, ja alle Sprachen der Welt zusammenz genommen, nicht nachreichen.

Nun sind aber die meisten Farbenbenennungen da? von ausgegangen, daß man einen individuellen Fall als ein Beyspiel ergriffen, um, nach ihm und an ihm, andre ähnliche zu bezeichnen. Wenn uns nun das Alterthum dergleichen Worte schon genugsam überliefert, so ist in der Folge der Zeit, durch eine ausgebreitetere Kenntniß der Welt, natürlicher Körper, ja so vieler Kunstproducte, bey jeder Nation ein neuer Zuwachs von Terminologie entstanden, die immer aufs Neue wieder auf bekannte und unbekannte Gegenstände anges wendet, neue Bedenklichkeiten, neue Zweifel und Fr rungen hervorbringt; wobey denn doch zuleht nichts weiter übrig bleibt, als den Gegenstand, von dem die Rede ist, recht genau zu kennen, und ihn wo möglich in der Einbildungskraft zu behalten.

Zwischenbetrachtung.

Da wir durch erstgedachte drey Männer in das Alterthum wiede: zurückgeführt worden, so erinnern wir uns billig dessen, was früher, die naturwissens schaftlichen Einsichten der Alten betreffend, bemerkt ward. Sie wurden nämlich als tüchtige Menschen von den Naturbegebenheiten aufgeregt, und betrachte ten mit Verwunderung die verwickelten Phänomene, die uns täglich und stündlich umgeben, und wo durch die Natur ihnen eher verschleyert als aufgedeckt ward.

Wenn wir oben dem glücklichen theoretischen Be mühen mancher Männer volle Gerechtigkeit widerfah. ren lassen; so ist doch nicht zu läugnen, daß man ihren Theorieen meistens einen empirischen Ursprung nur allzusehr ansicht. Denn was war ihre Theilung natürlicher Uranfänge in vier Elemente anders, als eine nothdürftige Topik, nach welcher sich die erscheis nenden Erscheinungen allenfalls ordnen und mit einis ger Methode vortragen ließen. - Die faßliche Zahl, die in ihr enthaltene doppelte Symmetrie, und die daraus entspringende Bequemlichkeit machte eine solche Lehre zur Fortpflanzung geschickt, und obgleich aufs merksamere Beobachter mancherley Zweifel erregen, manche Frage aufwerfen mochten; so blieb doch Schule und Menge dieser Vorstellungs und Eintheilungsart geneigt.

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In der neuern Zeit brachte die Chemie eine Haupts veränderung hervor; sie zerlegte die natürlichen Körper und schte daraus künstliche auf mancherley Weise wies der zusammen; sie zerstörte eine wirkliche Welt, um eine neue, bisher unbekannte, kaum möglich geschier nene, nicht geahndete wieder hervor zu bauen. Nun ward man genöthigt, über die wahrscheinlichen Anfänge der Dinge und über das darans Entsprungene immer mehr nachzudenken, so daß man sich bis an unsre Zeit zu immer neuen und höheren Vorstellungsarten heraufs gehoben sah, lind das um so mehr, als der Chemiker mit dem Physiker einen unauflöslichen Bund schloß, um dasjenige, was bisher als einfach erschienen war, wo nicht in Theile zu zerlegen, doch wenigstens in den mannigfaltigsten Bezug zu sehen, und ihm eine bewundernswürdige Vielseitigkeit abzugewinnen. Ju dieser Rücksicht haben wir zu unsern Zwecken gegens wärtig nur eines einzigen Mannes zu gedenken.

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Man ist gegen den Geist und die Talente dieses – außerordentlichen Mannes in der neuern Zeit mehr als in einer früheren gerecht, daher man uns eine Schils derung derselben gern erlassen wird. Uns ist er dess halb merkwürdig, weil er den Reihen derjenigen an?

führt, welche auf den Grund der chemischen Farbené erscheinung und Veränderung zu dringen suchen.

Paracelsus ließ zwar noch vier Elemente gelten, jedes war aber wieder aus drehen zusammengeseßt, aus Sal, Sulphur und Mercurius, wodurch sie dean sämmtlich, ungeachtet ihrer Verschiedenheit und Uns åhnlichkeit, wieder in einen gewissen Bezug unter ein, ander famen.

Mit diesen drey Uranfången scheint er dasjenige ausdrücken zu wollen, was man in der Folge alcaliz sche Grundlagen, såuernde Wirksamkeiten, und begeis stende Vereinigungsmittel genannt hat. Den Ursprung der Farben schreibt Paracelsus dem Schwefel zu, wahr. scheinlich daher, weil ihm die Wirkung der Säuren auf Farbe und Farbenerscheinung am bedeutendsten auffiel, und im gemeinen Schwefel sich die Säure im hohen Grade manifestirt. Hat sodann jedes Element seinen Antheil an dem höher verstandenen mystischen Schwefel, so läßt sich auch wohl ableiten, wie in den verschiedensten Fällen Farben entstehen können.

So viel für dießmal; in der Folge werden wir sehen, wie seine Schüler und Nachkommen diese Lehre erweitert und ihr durch mancherley Deutungen zu hel fen gesucht.

Alchymiste n.

Anf eben diesem Wege gingen die Alchymisten fort und mußten sich, weil darunter wenig originelle Geis ster, hingegen viele Nachahmer sich befanden, immer tiefer zur Geheimnißkråmerey ihre Zuflucht nehmen, des ren Dunkelheiten aus dem vorigen Jahrhundert herüber gekommen waren. Schriften.

Daher die Monotonie aller dieser

Betrachtet man die Alchymie überhaupt; so fins det man an ihr dieselbe Entstehung, die wir oben bey anderer Art Aberglauben bemerkt haben. Es ist der Misbrauch des Aechten und Wahren, ein Sprung von der Idee, vom Möglichen, zur Wirklichkeit, eine falsche Anwendung åchter Gefühle, ein lügenhaftes Zusagen, wodurch unsern liebsten Höffnungen und Wünschen geschmeichelt wird.

Hat man jene drey erhabenen unter einander im innigsten Bezug stehenden Ideen, Gott, Tugend und Unsterblichkeit, die höchsten Forderungen der Vernunft genannt; so giebt es offenbar drey ihnen entsprechende Forderungen der höheren Sinnlichkeit, Gold, Gesund; heit und langes Leben. Gold ist so unbedingt mach tig auf der Erde, wie wir uns Gott im Weltall den fen. Gesundheit und Tauglichkeit fallen zusammen. Wir wünschen einen gesunden Geist in einem gesunden Körper. Und das lange Leben tritt an die Stelle der Unsterblichkeit. Wenn es nun edel ist, jene drey

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