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molis sunt, ut credat quivis homo te octoginta annos magis quam sexaginta quinque habuisse.

24) Carm. XXX, v. 1. Quid? an apud Deos coorta lis fuit?

Da an kurz ist, liegt ein metrischer fehler oder eine dichterische freiheit vor. Ich vermutete añе, aber RAB haben übereinstimmend an.

25) Carm. XXXI. Ueberschrift: In Languorum diuturnum, sed Mortem inopinatam. Da dies offenbar ein druckfehler war, schrieb ich in languorem, diuturnum = auf das lange siechtum'; so haben auch RAB.

26) Carm. XXXII, dist. 5 ist Egorne statt Ergone ein druckfehler, der ganz ohne verschulden Cantor's nach abschluss der korrektur durch den drucker verschuldet worden ist. 27) Dist. 14. Pernassus, hingegen Cantor, Resurrectio divi Quirini F. Baconi etc. Halis Sax. MDCCCXCVI richtig Parnassus. Merkwürdigerweise hat R Pernassus, ebenso A, hingegen B Parnassus.

28) In dist. 39 ist At zu lesen statt Ad, wie auch Cantor, Resurr. a. d. a. St. das richtige steht.

Der zweite abdruck des 32. gedichtes weicht von dem ersten in 'Cantor, Resurrectio divi Quirini etc. Halle 1896' nur in nebensächlichen dingen ab, dagegen findet sich hier ein druckfehler im hexameter des 9. distichons, wo es manes statt manus heissen muss, während in der englischen übersetzung 'manes atque umbra' richtig mit 'sorrowful phantoms' wiedergegeben ist.

Der merkwürdigkeit wegen führe ich noch einige stellen aus Nathaniel Holmes, the autorship of Shakespeare, 2. ausgabe New-York 1867, s. 105 an, der die stellen nach A (Harl. Misc. X, 288-295) wiedergiebt (?!).

Abgesehen davon, dass Holmes wichtige, für seine ansicht entscheidende, gedichte nicht wiedergiebt, wie nr. 11 de conubio Rosarum, nr. 17 Ex Ithaka, fandi fictor., nr. 32, dist. 7. 8; 13 -18. 20; 33-35; 39, schreibt er nr.20, dist. 4:

Ah numerum non est habitum statt habiturus.

Nr. 23: Marmore Pieridum gelido Phoebique choragum
Inhumané patis, stultæ viator? abi:
statt: Inclusumne putes, stulte viator? abi:
Fallere: jam rutilo Verulamia fulget Olympo:
Sidere splendet aper magne Iacobi tuo.
statt: Iacobe.

Wie es mit dem griechischen steht, ergiebt sich aus πρωτον χινοῦν statt πρώτον κινοῦν (s. 319).

II.

Ich komme nun zu der ausgabe Edwin Bormanns in seiner schrift: Der historische beweis der Bacon - Shakespeare Theorie. Erbracht durch das zeugnis von 27 zeitgenossen des dichter - gelehrten. Leipzig 1897. (Selbstverlag). Ich danke auch hier dem verf. für freundliche übersendung des werkes (preis 5 M.).

Ueber das verhältnis dieses abdrucks zu der ersten herausgabe Georg Cantor's vergleiche man dessen unanfechtbare bemerkung am ende des vorworts s. XXVI und XXVII mit Bormann s. 7 mitte.

Ich führe zuerst die stellen auf, die gebessert werden müssen, um ein verständnis zu ermöglichen, dann die anderen druckfehler.

Ausser den ungefähr zehn oben besprochenen stellen, an denen die lesarten Bormann's mit denen Cantor's übereinstimmen, sind es folgende:

Nr. 3 schluss ist das punktum nach querelis zu tilgen, da der pentameter mit dem hexameter einen satz ausmacht. Nr. 4 letzter vers lies Astræam statt Astræm.

Nr. 9 v. 14 lies cunctorum statt conctorum.

Nr. 15 v. 2 lies arte potens statt pontens.

Nr. 19 erste zeile lies musisque statt musique.

Nr. 21 überschrift: Παραμυθητικόν statt Παραμυθλιτικὸν. Jenes heisst 'trostlied', dies ist unverständlich.

Ibid. 4. zeile vom ende sequuta est (eine sehr seltene schreibweise secuta von sequor) statt sequuata est.

Nr. 27 v. 3 lies senem statt sanem. Denn der sinn ist:

'denn wenn ehrwürdige tugend, wenn Minervas kränze jemand zum greise machen, so warst du älter als Nestor.'

Nr. 32 dist. 25 lies Tiphys statt typhis. Tiphys war steuermann des Argonautenschiffs.

Nr. 6 drittletztes dist. lies cæptis statt cæptis; s. oben.
Nr. 9 v. 16 lies elegantibus statt eligantibus.

Nr. 10 letzter v. lies monumenta; s. oben.

Nr. 32 dist. 14 lies Parnassus; s. oben.

Dagegen steht bei Bormann Nr. 12 v. 1 richtig cœtus und Nr. 32 v. 5 fælix; vorl. dist. at statt ad.; nr. 15 vorl. vers richtig quoque statt quosque.

Dazu bemerkt Miller, dem ich das verzeichnis der Bormann'schen lesarten mitgeteilt hatte, wörtlich:

'Bormanniana recensio omnino diversa est, quia errores quos notasti nullomodo in archetypo inveniuntur, nisi in carmine XXXII. ubi legendum est Typhis, pro typhis vel Tiphys.'

Auf eine besprechung der Bormann'schen beweisführung will ich mich nicht einlassen; nur zu einigen stellen eine sprachliche bemerkung:

1) Rawley sagt im vorwort: Neque vero parcâ manu symbolum hoc conjecerunt in eum musae; plurimos enim, eosque optimos versus apud me contineo. Offenbar sind die musae die dichter der 32 trauerlieder. Die dichter haben diesen beitrag für ihn, Bacon, zusammengebracht; nennen wir doch auch die beiträge der einzelnen gelehrten zu einer festschrift Symbola. Dies wahrzeichen (insignia hæc amoris et mastitiæ monumenta) haben sie auf ihn zusammengeworfen, auf seinem grabe niedergelegt), denn sehr viele und gerade die besten verse behalte ich bei mir zurück. Symbolum ist einfach wie ovußolov die marke als beleg für den bezahlten beitrag zu einem picknick zu nehmen. Was Bormann s. 10 weiter in das wort hineinlegt, ist durch den zusammenhang der worte Rawley's nicht gerechtfertigt.

2) Im ersten gedichte ist amphibalum nichts weiter als der mantel des ersten englischen märtyrers St. Alban, nach dem Bacon den titel eines vice-grafen von St. Alban erhielt. Der dichter ruft den märtyrer an: 'Komm auch du zu den alten klagen, trefflicher märtyrer, dem nach dem schrecklichen mantel

nichts traurigeres als der tod des nach dir benannten mannes widerfahren konnte.'

Die deutung des griechisch- römischen amphibalum, άugiBolov als 'zweideutig' (Bormann s. 21) liegt sehr fern.

3) Ged. 4 v. 11. 12.

Orbis soluta cardo litterarii

Ubi studio coluit togam et trabeam pari.

übersetzt Bormann s. 15 oben:

'Es zerbrach die Theaterdrehmaschine
Unseres literarischen kreises -

Aber 1) cardo (hier als femin. gebraucht, was in der ganzen latinität nur zweimal belegt ist) heisst zwar die schwungmaschine im theater, weil sie eben in angeln geht, aber gewöhnlich, wie auch hier, 'der angel-drehpunkt'. Vom theater liegt in den versen 1-10 nicht die mindeste andeutung vor.

2) solvere heisst zwar in einigen redensarten wie fidem, pacem solvere 'brechen'; aber immer bleibt doch der hauptbegriff 'lösen'. Auch bei pontem solvere (Tacitus) denkt man zunächst an das lösen der schiffbrücke oder der joche und brückenbalken.

3) 'unser' steht gar nicht da, sondern

nec minor tantus sophos

Quam porticus braccata. Nam vester scholæ
Gemiscit axis, tanta dum moles ruit.

Orbis soluta cardo litterarii etc.

'Der weise, Bacon, wiegt nicht weniger als die ganze in mänteln einhergehende philosophische (Halle) Sekte. Denn die achse eurer philosophischen schule seufzt, während eine so grosse last (Bacon) zusammenstürzt. Gelöst ist der angelhaken eures litterarischen kreises euer litterarischer kreis geht aus den angeln, sobald er (Bacon) toga und trabea, d. h. richter- und rittertracht, zu ehren brachte.'

Auch im folgenden wird Bacon nur als philosoph gefeiert, trotz den 'soccis comicis' und dem 'cothurno celsiore' (v. 20 und 23); denn es ist nur von seiner Instauratio magna und dem Novum Organon die rede (v. 22—24).

Dass mit 'porticus' braccata nicht wie bei Cicero in den Acad. und bei Horatius, Sat. II, 3, 44 die stoa, sondern die

peripatetische schule, deren stifter, Aristoteles, in einem лEQiлατоs (porticus, säulenhalle) umherwandelnd lehrte, gemeint ist, ergiebt sich aus v. 24. 25 et organo

Stagirita virbius reviviscit novo.

Denn der Stagirit ist eben Aristoteles aus Stagira in Macedonien. Daraus ergiebt sich ferner unmittelbar, dass mit dem ordo litterarius die scholastiker, die im anschluss an Aristoteles im mittelalter die wissenschaft beherrscht hatten, gemeint sind. Demnach ist auch virbius, was Bormann (s. 11 oben) aus dem zusammenhange reissend, 'doppelmann' in seinem sinne deutet, von Bacon als dem stifter der neuen philosophie zu verstehen. Er führt ein doppelleben, indem sein geist wiederholt zu den sternen eilt, dort die ideen des guten in sich aufnimmt und dann hierher zurückkehrend und auf erden weilend lehrt (v. 37).

4) Ged. 13 (schluss).

At tu, qui pendentem audes detexere telam,
Solus, quem condant hæc monumenta scies.

übersetzt Bormann s. 11 g. ende:

'Du, der es wagt, die hängende leinwand zusammenzufügen, Du allein, du weisst, wen dies gedicht hier verbirgt.' Aber tela heisst nicht 'leinwand', sondern das gewebe, der webstuhl, auch das künstlich ersonnene; detexere heisst nicht ' zusammenfügen', sondern 'abweben, fertig weben';

hæc monumenta heisst nicht 'dies gedicht', sondern diese erinnerungszeichen, denkmale' seines (Bacons) geistes.

Der dichter meint die werke Bacon's, auf die das kommende zeitalter stolz sein wird, von denen es sich zieme, dass sie ihr (der natur, der sprecherin) allein bekannt seien (dist. 7). Dist. 11, der schluss, ist dunkel. Es scheint übersetzt werden zu müssen:

'Du, der du es wagst, das am webstuhl hangende
gewebe fertig zu weben, wirst allein wissen,
wen diese denkmale verbergen.'

5) Ged. 16 dist. 5 und 6.

Optimus et fandi et scribendi, et nomine quo non
Inclytus, eximius consilio atque scholâ;

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