Abbildungen der Seite
PDF
EPUB

allein sie wollen ihren Obrist nicht verlassen, den sie achten und lieben, und der endlich in ihren Armen stirbt.

Auch die Feldmarsch all-Lieutenants Graf von Crenneville und Graf Palffy wurden muthig kämpfend schwer verwundet, ebenso, im Armee-Corps des Baron von Veigl, der Feldmarschall Blomberg und sein General-Major Baltin. Baron Sturmfeder, Baron Pidoll und Obrist von Mumb wurden getödtet. Die Lieutenants von Steiger und von Fischer fielen als Wackere unweit des jungen Prinzen von Isenburg, welcher, glücklicher als sie, noch lebend vom Schlachtfelde weggebracht werden konnte.

Marschall Baragucy d'Hilliers, von seinen Generalen Lebeouf, Bazaine, de Negrier, Douay, D'Alton, Forgeot, sowie den Obristen Cambriels, Micheler gefolgt, war jetzt in dem Orte Solferino eingedrungen, das von dem Grafen Stadion und den Feldmarschall-Lieutenants Palffy und Sternberg vertheidigt wurde, deren Brigaden Bils, Puchner, Gaal, Koller und Festetics lange Zeit hindurch auch die heftigsten Angriffe zurückwiesen, bei denen sich General Camou mit seinen Jägern und Schüßen, die Obristen Brincourt und von Taris, welche verwundet wurden, und Obristlieutenant Hemard, der von zwei Kugeln in die Brust getroffen wurde, auszeichneten.

General Desvaur troßte mit der ihm eigenen Kühnheit und seiner bewundernswürdigen Kaltblütigkeit an der Spitze seiner Reiterei in heldenmüthigem Kampfe dem gewaltigen Angriffe der ungarischen Infanterie; er unterstüßte durch den unwiderstehlichen Andrang seiner Schwadronen die kräftige Offensivbewegung des Generals Trochu gegen die Armee-Corps von Veigl, Schwarzenberg und Schaafgottsche bei Guidizzolo und

Rebecco, bei welcher Gelegenheit sich die Generale Morris und Partouneaux gegen die Mensdorff'sche Reiterei auszeichneten.

Die unerschütterliche Standhaftigkeit des Generals Niel, der mit den Generalen de Failly, Vinoy und de Luzy in der Ebene von Medole gegen drei große Divisionen der Armee des Grafen Wimpffen Stand hielt, gestattete dem Marschall Mac Mahon mit den Generalen de Ln Motterouge und Decaen und der Garde-Reiterei die den Schlüfsel der Positionen von San Cassiano und Cavriana bildenden Höhen zu umgehen und sich auf der Parallel-Hügellinie festzusehen, woselbst die Truppen der Feldmarschälle ClamGallas und Zobel sich in dichten Colonnen aufgestellt hatten; allein der ritterliche Prinz von Hessen, einer der Helden der östreichischen Armee und würdig, sich mit dem berühmten Sieger von Magenta zu messen, vertheidigte, indem er mit Kühnheit bei San Cassiano den Kampf engagirte, die drei Mamelons des Fontana-Berges. General de Sevelinges ließ unter dem Kugelregen der Oestreicher seine gezogenen Kanonen hinaufschaffen, welche, da die Pferde die steilen Abhänge nicht zu ersteigen vermochten, die Garde-Grenadiere hinaufziehen musten, und damit die auf diese eigenthümliche Weise auf die Hügel geschafften Batterieen rasch ihr Feuer auf den Feind abgeben konnten, bildeten sie dann ruhig und kaltblütig von den in der Ebene gebliebenen Caissons bis hinauf eine Kette und reichten so von Hand zu Hand den Artilleristen die Munition.

General de La Motterouge bemächtigte sich endlich Cavriana's troß des hartnäckigsten Widerstandes und den sich wiederholenden Offensiv - Versuchen der deutschen Offiziere,

welche stets wieder von Neuem ihre Abtheilungen vorwärts führten. Die Schüßen des Generals Manèque, welche ihre Munition verbraucht hatten, füllten ihre Patrontaschen bei den Grenadieren, allein bald war auch diese verschossen und nun griffen sie die Höhen von Solferino und Cavriana mit dem Bajonette an und bemächtigten sich, gestüßt von General Mellinet, trok der überlegenen feindlichen Kräfte, dieser Stellungen. Rebecco fiel in die Hände der Alliirten, dann wieder in die der Oestreicher, denen es wieder entrissen wurde, worauf sie es abermals nahmen, bis es endlich General Renault schließlich beseßte und behauptete.

Beim Angriffe auf den Fontana-Berg wurden die algierischen Jäger wahrhaft decimirt, ihre Obristen Laure und Herment getödtet, der größte Theil ihrer Offiziere fiel, was jedoch gerade ihre Wuth noch erhöhte; sie feuerten sich gegenseitig an, um den Tod ihrer Offiziere zu rächen und stürzten sich mit der Wuth des Afrikaners und dem Fanatismus des Muhamedaners auf ihre Feinde, sie gleich_blutgierigen Tigern niederwerfend und mordend. Die Croaten legten sich zu Boden, versteckten sich in den Gräben, um dann beim Nahekommen der Feinde hervorzuspringen und sie auf Kolbenlänge zu tödten. Bei S. Martino wurde ein Bersaglieri-Offizier, Hauptmann Pallavicini, verwundet, seine Soldaten fangen ihn in den Armen auf, tragen ihn hinweg und bringen ihn in eine Kapelle, woselbst er die erste Pflege findet; allein die nur für einen Augenblick zurückgeworfenen Oestreicher rücken wieder im Sturme vor und dringen in die Kirche; die Bersaglieri, zu schwach zum Widerstande, müssen ihren Führer verlassen; alsbald dringen die Croaten herein, und mit großen Steinen, die sie an dem Portale

aufgelesen, zerschmettern sie das Haupt des Hauptmanns, dessen Hirn ihre Waffenröcke besprißt.

Inmitten dieser verschiedenartigen, sich stets wieder erneuernden und unaufhaltsam fortdauernden Kämpfe vernimmt man die fluchenden Ausrufe von Männern von so vielerlei Nationen, und wie viele dieser Leute waren schon mit dem 20. Lebensjahre zum Menschenmorde gezwungen!

Im dichtesten Gedränge, während die Erde zitterte wie von einem tobenden Orkane erschüttert, unter dem Sausen der in Pulverdampf gehüllten Kugeln, welche in ihrem mörderischen Fluge den Boden fegten und mit dem Leuchten des zündenden Blizes den Hekatomben von Todten immer neue Opfer beigesellten, eilte der Almosenier des Kaisers Napoleon, Abbé Laine, von Ambulance zu Ambulance, um den Sterbenden Worte des Trostes und des Mitgefühls auf den lezten Weg mitzugeben.

Commandant Mennessier, dessen beide Brüder, der eine Oberst und der andere Hauptmann, schon bei Magenta ge= fallen waren, wurde nun hier bei Solferino vom Tode erreicht. Einem Unterlieutenante der Linie wurde der linke Arm von einer Biskajakugel zerschmettert und das Blut floß in Strömen aus seiner Wunde; unter einem Baum sizend legte ein ungarischer Soldat auf ihn an, allein dieser wurde von einem seiner Offiziere zurückgehalten, der, indem er sich dem jungen französischen Offiziere näherte, ihm voll Mitge= gefühl die Hand drückte und den Befehl gab, ihn an einen minder gefährlichen Plaz zu bringen. Markedenterinnen drängten sich wie einfache Soldaten unter dem Feuer des Feindes in die Reihen der Kämpfenden, um armen verstümmelten Soldaten beizustehen, welche nach Wasser riefen; und

=

sie selbst werden verwundet, während sie den Unglücklichen zu trinken geben und sie zu verbinden suchen*). Nicht ferne davon suchte sich ein Husarenoffizier unter seinem von einem Bombenstücke getödteten Pferde hervorzuarbeiten, erschöpft von dem Blutverluste, den ihm seine eigenen Wunden verursachten; wieder weiter erblickte man ein davonsprengendes Noß, das den blutigen Leichnam seines Reiters mit sich schleifte; dann auch wieder Pferde, die, menschlicher als ihre Reiter, mit jedem Huftritte sorgsam die Berührung der Opfer dieser furchtbaren Schlacht zu vermeiden suchten. Ein Offizier der Fremden Legion wurde von einer Kugel getroffen, sein Hund, der eine große Anhänglichkeit an ihn hatte, und den er alz Liebling des Bataillons aus Afrika mit herübergenommen, begleitete ihn auch hier, folgte jedoch, von der stürmenden Bewegung mit fortgerissen dem Bataillon, bis auch er etliche Schritte weiter von einer Kugel getroffen fiel, noch aber die Kraft fand, um zu seinem Herrn zu kriechen und auf dem Leichnam desselben zu verenden. Bei einem andern Regimente ist es eine Ziege, die ein Schüße adoptirt hatte und die, von den Soldaten geliebt und ein Kind des Regiments, unerschrocken inmitten dem Kugel- und Kartätschen - Regen diesem zum Sturme auf Solferino folgte.

Und wie viele muthige Soldaten ließen sich durch eine erste Verwundung nicht aufhalten, sondern marschirten immer

*) Es sind vielleicht die nämlichen, welche den 9. Juni 1862 von den Mexikanern lebendig an die Pulverwagen gebunden, mit 10 Soldaten in die Luft gesprengt wurden, die einen Convoi von Lebensmitteln und Munition von Vera-Cruz aus nach dem französischen Lager führten und etwa eine Meile von Tejeria von Guerilla-Banden umzingelt worden waren.

« ZurückWeiter »