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Grade, abgewichen wird. Die Hauptsäße, welche in dieser Beziehung aufgestellt werden können, find folgende:

1) Eine Glocke besißt den größten Durchmesser an ihrer Mündung, und die größte Metalldicke an dem Schlagringe (Schlag oder Kranz), d. h. jenem Umkreise, gegen welchen der Klöppel schlägt.

2) Die größte Weite ist das Fünfzehnfache, die Höhe aber (schräg außen an der Glocke gemessen) das Zwölffache von der Dicke am Schlagringe.

3) Von dem Schlagringe bis zur halben Höhe der Glocke vermindert sich die Dicke derselben; von hier an und in der gan zen obern Hälfte (dem Obèrfaße) beträgt sie nur den dritten Theil der Dicke am Schlagringe. Von dem Schlage nach dem Umkreise der Mündung hin nimmt die Dicke ebenfalls ab: dies fer dünnere Rand' führt den Namen Bord.

4) Der Durchmesser im obersten Theile (der Haube oder Platte) ist halb so groß als der Durchmesser - der Mündung.

5) Die Schwere des Klöppels oder Schwengels ist ungefähr der vierzigste Theil vom Gewichte der Glocke. Nach der von Hahn (in 'seiner Kampanologie, Erfurt 1802) gegebez nen, auf Erfahrung gegründeten Anweisung soll man auf jede 100 Pfund der Glocke 21⁄2 Pfund Eisengewicht rechnen, dem so bestimmten Gewichte des Klöppels noch 5 Pfund zusehen, und den Klöppelball, d. h. den kugel- oder birnförmigen, an die Glocke schlagenden Theil, im Verhältnisse von 5 zu 3 dicker machen als die Metallstärke der Glocke am Schlagringe. Jedoch fällt nach dieser Regel für Glocken unter 100 Pfund der Klöppel zu schwer aus.

Das richtige Profil einer Glocke von gegebenem Durchmes fer wird auf folgende Weise verzeichnet, wobei indessen manche kleine Abweichungen in dem Verfahren bei verschiedenen Gießern üblich sind. Die horizontale Linie ab (Taf. 128, Fig. 1) fey die vorgeschriebene Weite der Glocke an ihrer Mündung. Man theilt diese Länge, welche zu dem Behufe bei a'b' noch ein Mahl aufgezeichnet ist, in 15 gleiche Theile, welche man Schläge nennt, weil ein' solcher Theil die Dicke der Glocke am Schlage oder Schlagringe darstellt. Dieser so eingetheilte Durchmesser

der Glocke dient als Maßstab bei den folgenden Operationen. Zunächst theilt man ab in vier gleiche Theile, und errichtet in den Theilungspunkten c, d, e drei senkrechte Linien cf, dg, eh. Nun gibt fh den Durchmesser der Haube, welcher halb so groß ist als der Durchmesser der Mündung. Mit einer Zirkelöffnung von 12 Schlägen schneidet man aus dem Punkte b die Linie eh in i; zieht dann die Linie bi, und theilt sie in 12 gleiche Theile; beschreibt mit dem Halbmesser bk = 11⁄2 Schlägen aus b einen Bogen; schneidet darauf einen Schlag von k nach 1 ab, und erhält so die Dicke der Glocke am Schlagringe. Nachdem die Linie 1b gezogen ist, errichtet man auf m, als der Mitte von bi, eine Senkrechte, und bezeichnet auf derselben ein Stück mn = 11⁄2 Schlägen. Der Punkt n bestimmt, wie weit die Schweifung der Glocke in der Mitte der Höhe zurücktritt. Um die Schweifung selbst zu zeichnen, welche in zwei Theile n k und ni von verschiedener Krümmung zerfält, sucht man mit einer Zirkelöffnung von 30 Schlägen von n und i aus einen Durch schnittspunkt o, und beschreibt von hier mit dem Halbmesser on den Bogen in. Ferner wird auf der Linie mn von n nach p 1, Schlag aufgetragen, und aus o mit dem Halbmesser op der Bogen pq für die innere Krümmung der Glocke in ihrer obern Hälfte beschrieben. In der untern Hälfte ist der innere Bogen aus einem andern Mittelpunkte zu zeichnen als der äußere. Man sucht nämlich, indem man den Zirkel auf 12 Schläge öffnet, aus den Punkten p und 1 einen Mittelpunkt r, und beschreibt aus diesem den Bogen pl; hierauf sucht man aus den Punkten n und k, in der Entfernung von 8 Schlägen, einen Punkt s, der den Mittelpunkt zur Beschreibung des Bogens nk abgibt. Endlich schneidet man mit einer Zirkelöffnung von 8 Schlägen, aus den Endpunkten a und b der Linie ab, die Achse dg der Glocke in t, und zeichnet aus lezterem Punkte mit dem Halbmesser ti den Bogen iu für die äußere Wölbung der Haube. Die Haube erhält / Schlag zur Dicke; ihre innere Krümmung, qv wird. daher aus dem Mittelpunkte t mit einem Halbmesser, welcher um / Schlag kleiner ist als ti, beschrieben. Zur bessern Befestigung der Henkel oder der sogenannten Krone oben auf der Glocke gibt man gern der Haube in ihrer Mitte eine Verstärkung

von /, Schlag in der Dicke, welche mit wx bezeichnet ist. Die äußere, nach der Regel entworfene Form der Glocke erleidet oft kleine Veränderungen, z. B. durch Abrundung des Winkels i und u an dem Rande der Haube, und der Kante bei k, so wie durch Reifen oder Stäbe, welche man nach Willkür an verschiedenen Stellen der Oberfläche, theils zur Verstärkung, theils als Zierde anbringt.

Fig. 2 gibt die Ansicht einer vollständigen Glocke, welche zum Theil im Durchschnitte gezeichnet ist, um die Gestalt und Befestigung des Klöppels zu zeigen. Man sieht hier die Art, wie die Glocke an ihrem Helme befestigt ist, mit welchem sie im Glockenstuhle des Thurms aufgehangen wird. Der Helm, der Wolf oder das Joch aa (Fig. 3 vom Ende aus gesehen) ist ein dickes Stück recht trockenen Eichenholzes, déssen Enden b, b eine zylindrische Gestalt besihen, und mit eisernen Reifen umge ben sind. An jedem Ende ist ein eiserner Zapfen c angebracht, dessen vierkantige Verlängerung in einem Falze auf der untern Seite des Helms liegt, und bei d in einen rechtwinkeligen Haken ausläuft. Zwei eiserne Bänder e, in der Gestalt langer und schmaler Reifen, gehen vorn und hinten neben dem Helme hinauf, und ragen oben und unten so weit vor, daß die eisernen Riemen fund g durchgeschoben und verkeilt werden können. Auf diese Weise wird der Haken ́d zurückgehalten, und mit Beis hülfe des Ringes b dem Zapfen seine Unbeweglichkeit gesichert. Beide Zapfen kommen auf dem Glockenstuhle in messingene Pfan nen zu liegen, und indem mittelst eines Hebels und eines Seils der Helm gedreht wird, entstehen die Schwingungen der Glocke, welche zum Läuten nöthig sind.

Die Befestigung der Glocke an dem Helme geschieht mittelst der Krone, welche sich oben auf der Haube befindet, und aus sechs, mit dem Körper der Glocke zugleich gegossenen Henkeln besteht. Um die Beschaffenheit der Krone deutlich zu erkennen, ziehe man die Fig. 4, 5, 6 zu Rathe, von welchen Fig. 4 der Grundriß, Fig. 5 der Aufriß von vorn (entsprechend der Ansicht in Fig. 2), Fig. 6 der Aufriß der linken Seite ist. In diesen drei Zeichnungen muß man sich für den gegenwärtigen Zweck die bloß punktirt angegebenen Theile wegdenken. Mitten auf der Haube der Glocke steht der so genannte Mittelbogen 7, d. H.

ein starkes Öhr, an welches sich von vier Seiten die Henkel 1, 2, 3, 4, 5, 6 dergestalt lehnen, daß vorn und hinten (nach den Seiten, gegen welche der Klöppel hinschlägt) nur ein einzelner Henkel (und 2), dagegen links und rechts ein Paar (3, 4 und 5, 6) steht. Der Mittelbogen besißt an seinem Fuße eine Ver. stärkung 8, theils um eine festere Verbindung mit der Glocke zu erreichen, theils zur Befestigung des Hängeisens, welches den Klöppel tragen muß, wie sich nachher ergeben wird. An der untern Fläche des Helmes (Fig. 2) ist eine Vertiefung ausgemeißelt, in welche die Krone so weit versenkt wird, daß noch ein Theil von der Dicke der Henkel an ihrem horizontalen Obertheile herausragt. Zunächst wird nun durch das Loch des Mittelbogens ein gabelförmiges Eisen (Fig. 9), in der Weise eingeschoben, daß dessen beide Schenkel durch zwei im Helme senkrecht gebohrte Löcher hinaufgehen, und oben mittelst Schraubenmuttern befestigt werden können. Durch jedes Paar der Seitenhenkel steckt man ein an seinen Enden hakenförmig gestaltetes Eisen i (f. Fig. 12), welches von zwei eisernen, vorn und hinten am Helme hinauflaufenden Bändern h (f. auch Fig. 10) getragen wird, indem man oben ein gleiches Eisen i einschiebt. Indem die oberen Eisen ihre Hakenköpfe aufwärts, die unteren dagegen sie abwärts kehren, wird das Abgleiten der Bänder verhindert, sobald man zwischen die oberen Eisen und den Helm schlanke Keile recht fest eingetrieben hat. Die Befestigung des vorderen und hinteren Henkels geschieht auf ähnliche Art. Jeder derselben nimmt zunächst ein Eisen 1 mit:zwei hakenartigen, nach unten stehenden Köpfen (f. Fig. 13) auf, dessen Enden von einem Bande k. (f. auch Fig. 14) getragen werden. Zu dem Bes hufe sind diese Bänder, welche über dem Helme, wieder gemeinschaftlich auf einem eisernen Riegel hängen, unteu- gabelartig und in jedem Schenkel mit einem Loche versehen. Damit die Eis sen ihren Plaß finden, ist der Helm nur so breit, daß er den vors dern und hintern Henkel noch zum Theile unbedeckt vorstehen läßt. Im Innern der Glocke ragt von der Haube ein geschmiedetes eisernes Ohr m herab (das Hängeifen), welches mit seinen ausgezackten Schenkeln (f. Fig. 14) in der Metalldicke der: Haube und in der Verstärkung 8 des Mittelbogens festgegossen ist. Ein aus mehrfachem Rindleder gemachter, an seinen Enden; zusammengeschnallter Riemen ʼn umschlingt das. Hängeisen und

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das Öhr o des Klöppels; und damit letterer nicht zu leicht schwankt und unregelmäßig spielt, steckt man wohl in den Riemen zwischen die beiden Ohre ein Stück Holz, welches mit einem Bande festgebunden wird. Wie man sieht, liegt der Aufhängungspunkt des Klöppels tiefer als jener der Glocke; beide bilden daher Pens del von verschiedener Länge, welche mit ungleicher Geschwindig. keit schwingen. Indem die Glocke ihre Schwingungen langsamer macht als der Klöppel, kommt leßterer zum Anschlagen; denn würden die Schwingungen gleich schnell seyn, so würde der Klöppel der Glocke folgen, und streng genommen gar nie anschlagen. können. Der Klöppel ist von geschmiedetem Eisen; der Stiel oder Schaft p desselben verjüngt sich nach oben. Der Ball q muß wenigstens an jenen Seiten, wo er mit der Glocke in Ber rührung kommit, recht glatt gefeilt seyn. Der Stumpf r dient nur dazu, um einen Strick an dem Klöppel befestigen zu können, woran man zieht, wenn die Glocke nicht geläutet wird, sondern (z. B. beim Stürmen) in abgefeßten Schlägen ertönen soll.

Zu empfehlen ist, das Hängeisen nicht in der Glocke festzu gießen, sondern an einem, aus der Haube hervorragenden geraden eisernen Zapfen festzuschrauben, und noch durch eine Schraubenmutter zu versichern. Man hat bei dieser Anordnung die Bequemlichkeit, die Glocke, wenn sie sich an einer Seite ausgeschla gen hat, leicht drehen (umhängen) zu können. An gewöhn lichen Hängeisen muß man in diesem Falle ein anderes, gabelförmiges Eisen befestigen, in welches man mittelst des Riemens den Klöppel einhängt. ·

Eine Glocke, welche an der Mündung 2 Fuß 8 Zoll Wien. im Durchmesser hat, wiegt, nach den gebräuchlichen Verhältnissen der Dimensionen gegossen, ungefähr 640 Wiener Pfund. Hiernach läßt sich das Gewicht der Glocken für jeden gegebenen Durchmesser berechnen, da die Metalldicke im einfachen Verhält nisse des Durchniessers, und das Gewicht nach dem Kubus der Dicke sich vergrößert oder verkleinert. Die hier folgende erste Tabelle gibt das Gewicht der Glocken von verschiedener Größe an. Das beigefügte Gewicht und die Größe des Klöppels ist nach den, an einer früheren Stelle dieses Artikels angeführten Regeln berechnet.

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