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von welcher man von Zeit zu Zeit Proben zieht, gehörig gleichförmig gefärbt und rein befunden, so läßt man sie im Tiegel bei geschlossenem Ofen allmählich erkalten. Um den Ofen selbst forts während betreiben zu können, ist es zu diesem Zwecke vortheilhaft, am Ende des Herdes neben der Esse einen kleinen Kühlofen (f. Art. Glas) anzubringen, welcher durch die abziehende Hiße erwärmt wird, und in welchen die abzukühlenden Tiegel, nachdem man diese allmählich gegen das Ende des Herdes geschoben hat, eingesetzt werden. Die aus den erkalteten Tiegeln genommene Glasmasse wird dann beliebig zerschnitten und geschliffen.

Um die Glasflüsse, welche die Edelsteine nachahmen sollen, darzustellen, wird zuerst ein möglichst farbenloses und reines Glas geschmolzen, welches allen diesen Kompositionen zur Grundlage dient, indem dasselbe dann nur mit dem nöthigen Zusage der Mes talloryde umgeschmolzen wird; zu welchem Behufe es gepülvert, mit den fein zerriebenen Metalloryden möglichst genau mittelst Durchsiebens vermengt (wo dann zu jeder Farbe ein eigenes feis nes Haarsieb gehalten werden muß), und in den Tiegel eingesezt wird. Diese zu fárbende Glasmasse kann entweder aus einem bleifreien oder nur weniger Bleioryd enthaltenden Glase, welches der größeren Leichtflüssigkeit wegen mit Borar versezt wird, be= stehen; . B. aus 3 Theilen feinen Quarzsandes, 2 Th. Salpeter, ■ Th. Borar und 1, Th. Arsenik; oder aus 9 Th. Quarz, 3 Th. kohlensaurem Kali, 3 Th. gebranntem Borax, 2 Th. reiner Mennige und 1/2 Th. Arsenik; oder aus 8. Th. weißem bleifreien Glase, 3 Th. Bergkrystall, 3 Th. Mennig, 2 Th. gebranntem Borar, 2/3 Th. Salpeter, 1% Th. Arsenik; oder sie besteht aus dem mit einem größeren Zusaße von Bleioryd geschmolzenen Krystallglase. Das leştere hat für diese Pasten den Vorzug. Denn, obgleich das erstere oder bleiarme Glas eine größere Härte hat, als das leştere, auch weißer an Farbe ist; so kommt lezteres doch den Edelsteinen durch das spezifische Gewicht (3.6-3.8) und das größere Feuer der Farbe (vermöge des stärkeren Lichtbrechungsund Zerstreuungsvermögens) näher, und wird daher auch hauptsächlich dazu angewendet. Dieses farbenlose, zur Grundlage der künstlichen Edelsteine dienende Glas, heißt Straß.

Der Straß wird, wie das Krystall- oder Flintglas, aus

Quarzsand, Mennig und Kali, mit einem Zusaße von Borar zusammengeschmolzen. Die Materialien müssen möglichst rein, bes sonders der Quarzfand eisenfrei gewählt werden, weßhalb es vortheilhaft ist, ihm den etwaigen Eisengehalt nach dem Pülvern durch Digeriren mit Salzsäure zu entziehen, wonach er mit reinem Wasser gut ausgewaschen und wieder getrocknet wird. Statt des Quarzes kann auch mit Vortheil Bergkrystall genommen werden. Die Mennige muß gleichfalls rein seyn, und eigens durch Kalziniren von reinem Bleie hergestellt werden. Statt der Pottasche . nimmt man entweder reines kohlensaures Kali, oder besser Salpeter, da leßterer leichter in reinem Zustande zu haben ist. Statt des Borar, der in seinem käuflichen Zustande nicht immer rein genug ist, kann man sicherer die Borarsäure auwenden. Verhältnisse zu diesem Straß sind folgende:

Gepülverter Quarz oder Bergkrystall .

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Die

100 Gewichtstheile

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100

75

10

15

Die gepülverten Materialien werden gut vermengt, auf dieselbe Weise, wie Krystallglas, in einem bedeckten Tiegel gee schmolzen, und so lange im Flusse erhalten (etwa 24 Stunden), bis die Masse vollkommen rein und blasenfrei geworden ist. Diese Masse wird gepúlvert, vor Staub geschüßt aufbewahrt, und dann zur Darstellung der gefärbten Glaspasten mit den Metall. oryden umgeschmolzen. Für sich gibt dieser Straß, gehörig geschliffen, die künstlichen Diamanten.

Statt desselben könnte man sich wohl auch des Faraday'schen Borarglases (Bd. VI. S. 651) und zwar nach folgenden Verhältnissen bedienen: 112 Theile Bleioryd, 16 Th. gepülverTechnol. Encyklop. VII. Bd.

ter Quarz und 36 Th. Borarsäure. Diese Zusammenseßung hat die Härte des gewöhnlichen Flintglases.

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Der Straß läßt sich auf dieselbe Art, wie dieses vorher bei den gefärbten Gläsern angegeben worden, mit allen möglichen Farben Abstufungen tingiren; da jedoch mit demselben die echten Edelsteine nachgeahmt werden sollen, so beschränken sich diese Farben vorzüglich auf diejenigen, die diesen Mineralien in ihrer gewöhnlichen geschliffenen Form zukommen. Überdieß können auch hier aus den bereits S. 36 angegebenen Gründen die Ver= hältnisse des Zusages der Metalloryde nur als Anhaltspunkte angegeben werden, da außer der Temperatur und Schmelzzeit die Intensität der Farbe auch von der Dicke der Paste abhängt, welche dargestellt werden soll.

Lopas: Straß 1000 Th., Spießglanzglas 40 Th., Gold. purpur Th. Der Straß muß möglichst weiß seyn; das Antimonglas recht durchsichtig und schön gelbroth. Eine zu starke Hiße ist zu vermeiden, und die Masse aus dem Schmelzfeuer zu nehmen, sobald die Farbe hinreichend herangekommen ist. Oder: Straß 100 Th., Eisenoryd Th.

Topasähnlich gefärbte Pasten kann man auch erhalten, wenn man den Straß mit dem, auf die oben S. 37 angegebene Weise, mittelst Kohle und Braunstein goldgelb gefärbten Glase verseßt.

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Rubin: Man verseßt den Straß mit Goldpurpur, wie oben bei der Bereitung des rubinrothen Glases angegeben wor den, und verfährt damit auf dieselbe Art, durch wiederhohltes Ausgießen und Schmelzen. Oder, da es hier nicht darauf anfommt, größere Massen zu erhalten, so nimmt man das Glas aus dem Feuer, wenn es vollkommen geschmolzen ist und die gelbe Farbe erhalten hat, oder auch farbenlos geworden ist, und schmelzt die einzelnen kleinen Stücke vor der Flamme des Löthrohrs und bis es die Purpurfarbe angenommen hat. Beim Schmelzen des mit Zusah von Goldpurpur gefärbten Topasglases kommt die Masse öfters undurchsichtig und nur an den Kanten röthlich durchscheinend aus dem Feuer Man schmelzt diese Rubinglasmasse (S. 41) mit 8 Mahl so viel Straß zusammen, erhält sie eine hinreichend lange Zeit im Flusse, und schmelzt dann das cutstan=

dene farbenlose Glas vor dem Löthrohre, wo es eine schöne Rubinfarbe annimmt. Oder: Straß 100 Th., reiner Braunstein 2, Th.

Amethyst: Straß 1000 Th., Braunstein 8 Th., Kobalte orph 5 $b., Colbpurpur ova 2.

Smaragd: Straß 1000 Th., reines Kupferoryd 8 Th., Chromoryd o 2 Th. Die Farbe läßt sich beliebig abändern durch Vermehrung des Verhältnisses, des Kupferorydes oder Hinzufügung von Eisenoryd (10 des Kupferoryds).. Ein Zusah von Kobaltoryd nuanzirt die Farbe ins Bläuliche. Für eine meer grüne Farbe: 1000 Th. Straß, 7 Th. Spießglanzglas und 0.4 Th. Kobaltoryd.

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Saphir: Straß 100 Th., Kobaltoryd 11 Th. Die Masse wird um so schöner, je, länger sie im Feuer erhalten wird, oder sie muß bei einer höheren Hige geschmolzen werden, weil das Kobaltblau sich nur in der vollkommenen Berglasung entwickelt; der Straß muß dazu ganz weiß und das Kobaltoryd rein feyn. Man kann auch reinen Braunstein (1/3 des Kobaltoryds) zusehen.

Granat (oriental.): Straß 1000 Th., Spießglanzglas 500 Th., Goldpurpur 4 Th., Braunstein 4 Th.7

Eine Opalfarbe erhält man, indem man in den ge schmolzenen Straß nach und nach so viel gepülverten Weinstein einträgt, bis die Masse die gewünschte Farbe angenommen hat; oder indem man derselben 5 Prozent Knochenasche beifügt; oder indem man der schmelzenden Masse etwas Chlorsilber mit gleichviel Eisenoxyd zusezt.

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Für die Darstellung undurchsichtiger Pasten nimmt man das oben S. 44 angegebene, mit Zinnoryd weißgemachte Glas, und seht beim Schmelzen die Metalloryde zu. So ents steht Korallenroth durch Zusaß von Schwefelkupfer (3 Prozent) und gleichviel Eisenoryd; eine türkisähnliche Masse durch Zusaß von Kupferoxyd (3 Prozent) mit Zaffer ('00) und der Hälfte Braunstein; eine purpurfarbige Masse, durch Zusah von reinem Braunstein (3 Prozent) mit Kupferoryd (6 Pros zent). Für andere Farben macht man die Zusäge nach den im Art. Emailfarben angegebenen Verhältnissen, da diese Pasten nichts anderes sind als gefärbte Emailmassen.

Der Herausgeber.

Glas mahlerei.

Die Glasmahlerei beschäftigt sich mit der Ausführung von Gemåhlden auf Glas mittelst verglasbarer, im Feuer einges brannter Farben. Grundsäge und Verfahrungsart sind dabei im Allgemeinen dieselben, wie bei der Mahlerei auf Email, Fayanze und Porzellan, und alles dasjenige, was in dem Art. Email farben und Emailmahlerei gesagt worden ist, findet auch hier seine Anwendung. Man wendet dazu dieselben dort angege= benen Farben an, mit eben denselben Flüssen, unter welchen man jedoch vorzugsweise die unter Nr. 4, 5 und 6 (Bd. V., S. 279) aufgeführten leichtflüssigen Zusammensetzungen gebrauchen kann. Es braucht hier also nur dasjenige angegeben zu werden, was bei dieser Mahlerei auf Glas im Besondern zu bemerken ist. Von dem Mahlen auf Glas mittelst der mit Öhlfirniß angeriebenen Farben ist hier nicht die Rede.

Zum Glasmahlen kann man nicht gut das Krystallglas verwenden, da dieses wegen seiner größern Leichtflüssigkeit beim Ein. brennen der Farben leicht weich wird und seine Form verliert. Es dient dazu am besten ein reines weißes, in hoher Hiße ge schmolzenes, bleifreies Glas (das böhmische Krystallglas, f. Bd. VI. S. 634). Man hat zweierlei Arten, diese Mahlerei auszuführen, die sich der Manipulation und dem Effekte nach unterscheiden. Die eine wird hauptsächlich zum Bemahlen der Außenfläche von Glasgeschirren, Bechern zc. angewendet, wo also das Gemählde hauptsächlich mittelst des reflektirten Lichtes gesehen wird; die zweite dient zum Bemahlen von Glasscheiben, wo also das Gemählde mit dem durchfallenden Lichte erscheint.

Die erste Methode unterscheidet sich in nichts von der Emailmahlerei, und alle Emailfarben ohne Ausnahme können dazu gebraucht werden. Die fein geriebenen Emailfarben werden mit rektifizirtem Terpentinöhl (das durch längeres Stehen an der Luft sich etwas verdickt hat) auf der Palette angemacht, und auf gewöhnliche Art, wie mit Wasserfarben, die lichteren Farbentöne zuerst, dann die dunkleren, gemahlt; überhaupt dasjenige beobachtet, was der Künstler bei der Porzellanmahlerei, besonders rücksichtlich des Mischens und Übereinanderlegens der

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