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Roth wird die Glasmasse gefärbt :

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1) mit Kupferoxydul (rothem Kupferoryd). Man nimmt dazu den gewöhnlichen Kupferhammerschlag, wie er bei den Kupferschmieden abfällt, und kalzinirt ihn noch in einem offenen Ziegel, nur so weit, bis er sich leicht pulvern läßt. Es schadet dabei nichts, wenn noch ein Theil des Kupfers metallisch oder nicht hinreichend orydirt vorhanden ist; dagegen muß man ein zu starkes Kalziniren vermeiden, weil sonst das grüne Kupferoryd entsteht, welches das Glas grün färbt. Man seßt dasselbe, mit gleichviel Weinstein vermengt, dem Glasgemenge, sowohl für gemeines als Krystallglas, zu 1 bis 2 Prozent zu, und schmelzt wie gewöhnlich. Seht man das Orydul der schon geschmolzenen Glasmasse zu, indem man umrührt, so ist davon zur vollen Fårs bung nur 1/, Prozent erforderlich. Das Glas nimmt eine dunkle Purpur- oder blutrothe Farbe an. Schwache Nuanzen lassen sich dieser Farbe nicht mit Sicherheit geben, weil die färbende Kraft des Kupferoryduls so groß ist, daß auch bei geringen Zufäßen schon eine dunkle Farbe entsteht, und bei noch geringeren Mengen das in der Masse zertheilte Orydul, welches in der höheren Temperatur in das grüne Oryd überzugehen strebt, leicht so viel Sauerstoff findet, daß es sich weiter orydirt und dann das Glas grün färbt. Der Glassaß muß daher auch von allen orydis renden Zusäßen (Arsenik, Braunstein, Salpeter) frei seyn; im Gegentheil ist es gut, wenn er etwas Kohle enthält, daher man auch mit dem Kupferorydul noch rohen Weinstein beiseßen kann. Hatte das Orydul während des Schmelzens Gelegenheit, Sauer. stoff aufzunehmen, so nimmt das Glas eine bouteillengrüne Farbe an, kann aber durch Zusaß von Kohlenpulver oder Weinstein und umrühren mit einer Holzstange wieder zur rothen Farbe gebracht werden. Auch schon dadurch, daß das farbige Glas wieder bis zum Weichwerden an der Luft erhißt wird, verliert es einen Theil seiner Farbe und geht mehr und weniger ins Leberbraune über, was besonders beim gemeinen bleifreien Glase der Fall ist. Um diese Umánderung zu vermeiden, ist es daher von Vortheil, in die Arbeitsöffnung, in welcher das Glas beim Verarbeiten anzuwärmen ist, ein Stück Holz zu legen, damit dessen Rauch das anzuwärmende Glasstück umgebe.

11m das Orydul beständiger zu machen, seht man daher der Glasmasse auch noch Zinnoryd zu (auf 100 Theile Glasmasse 21⁄2 Theil Zinnoryd und 21⁄2 Theil Kupferorydul), wobei ersteres ohne Zweifel die höhere Orydation des lehteren hindert. Auf ähnliche Art wirkt zum Theil das Bleiöryd in dem: Krystallglase, in welchem diese Farbe beständiger ist, als in dem gemeinen Glase. Das Krystallglas hat zu dieser Färbung auch darin einen Vorzug, daß es wegen seines langsamen Festwerkens: bei der Verarbeitung die Vollendung der daraus anzufertigenden Gegens stände ohne neue Anwärmung an der heißen Luft des Glasofens erlaubt. Soll die Färbung mehr ins Scharlach- oder Feuerrothe gehen, so vermengt man den Glassah mit 2 Prozent seines Gewichtes Zinnornd und / Prozent Eisenoxydul, und seht nach dem Schmelzen das Kupferoxydul (1⁄4¿ Prozent) zu. › Statt des Kupferoxyduls wendet man zur Darstellung dieses Purpurglases, und zwar sicherer und leichter, zumahl für das Krystallglas, auch das Schwefelkupfer an, welches man erhält, indem man auf 8 Theile Kupferfeile oder Drehspäne, die man in einem Tiegel zum Glühen bringt, 3 Theile Schwefel trägt, und die geschmolzene Masse ausgießt und pülvert. Man nimmt dasselbe zu dem Glassage in derselben Menge, wie das Kupferorydul, mit der gleichen Menge Eisenoxyd. Es bildet sich dann während des Schmelzens Schwefeleisen und Kupferorydul.

Das mit Kupferoxydul geschmolzene Purpurglas ist, wie oben bemerkt worden, von so intensiver Farbe, daß es in etwas dickern Stücken dunkel und undurchsichtig wird, und selbst in der Dicke der Fensterscheiben und Glasbecher noch nicht hell oder durchsichtig genug ist. Es wird daher gewöhnlich durch das Überfangen mit weißem Glase verbunden. Zu diesem Behufe wird, wenn Glastafeln hergestellt werden sollen (die man jedoch nur in kleineren Dimensionen verfertigt), zuerst weißes Glas auf die Pfeife genommen, dann dieses in den Tiegel mit dem Purpurglase getaucht, um die erste Masse mit einer Schichte von diesem Glase zu überziehen, dann wie gewöhnlich ein kleiner Zylinder geblasen, und dieser auf dem Streckherde bei möglichst gelinder Wärme zur Tafel gestreckt. Diese besteht dann aus zwei Glasschichten, der weißen und rothen, und die Nuanze der Farbe beim durchfallenden Lichte hängt von der Dicke der rothen Schist

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ab. Auf dieselbe Art stellt man auch Glasgefäße, Schalen oder Becher 2c. her, die dann von außen mit der rothen Glasschichte überzogen sind. Ist leßtere hinreichend dick, so können in dieselbe beliebig Verzierungen eingeschnitten werden, die dann dunklere und lichtere rothe Farbetöne haben, je nachdem von der rothen Schichte mehr oder weniger weggenommen wird. Gehen die Schnitte bis auf das innere weiße Glas, so erhält man rothe Verzierungen auf dem weißen Glasgrunde, z. B. bei den sich durchkreuzenden. Schnitten rothe fazettirte Erhabenheiten oder Steine u. dgl.

Mehr ins Feuer- und Scharlachrothe fallend wird auf dieselbe Art die Farbe des Purpurglases, wenn man statt des gemeinen Glases, welches man mit dem rothen überfängt, ein durch Zinnoryd oder Knochenerde (f. unten) weiß gefärbtes Glas anwendet. Diese Gefäße sind dann zwar nicht durchsichtig, das umfangende Purpurglas hat jedoch mittelst des zurückgeworfenen Lichtes eine schöne hochrothe Farbe.

Für manche Zwecke kann man auch umgekehrt verfahren, und zuerst rothes Glas auf die Pfeife nehmen, und dieses mit dem ungefärbten Glase überfangen; in diesem Falle muß man jedoch zu dem leşteren das leichtflüssigere Krystallglas anwenden.

2) Eine durchsichtige Purpurfarbe, die in das Karmesin= oder Rubinrothe spielt, gibt dem Glase das Goldóryd (das fogenannte Rubinglas). Man wendet dazu den Goldpurpur (eine chemische Verbindung von Zinn- und Goldoryd) an. Wegen der Kostspieligkeit des Zusages wird dieses Glas nur in kleinern Quantitäten und so bereitet, daß das schon fertige Glas gepulvert mit dem Goldpurpur gemengt und umgeschmolzen wird. Die sichere Herstellung dieses Glases ist noch mit besonderen Schwierigkeiten verbunden. Das Goldoryd hat eine starke fårbende Kraft, und ein Theil färbt 2000 Theile Glas und darüber noch merklich roth. Der Zustand, in welchem das Gold sich im Goldpurpur oder in dem durch dasselbe gefärbten Rubinglase bez findet, ist noch nicht hinreichend erforscht; wahrscheinlich ist die= ses purpurfärbende Oryd eine Zwischenstufe zwischen dem Orydul und Oryd (mit 1 At. Gold auf 1 Ut. Sauerstoff), das in seiner Verbindung mit Zinnsäure oder Kiefelsäure in hoher Temperatur

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beständig ist; wenigstens erklären sich unter dieser Annahme die Erscheinungen am besten. Verseßt man den Goldpurpur, wie bei der Emailmahlerei, mit einem leichtflüssigen Glase oder Flusse, so verbindet er sich, bevor noch die Hiße eine Zerseßung des Purpurs bewirken kann, mit dem Glase, färbt dasselbe und wis dersteht dann in dieser Verbindung einer weit höheren Temperaz tur. Verseßt man dagegen eine schmelzende Glasmasse von gemei nem oder Krystallglas mit Goldpurpur, so wird dieser in der Schmelzhiße des Goldes zerseßt, indem sich das Gold in feiner Zertheilung zum Theil metallisch in erkennbaren Kügelchen, zum Theil als Orydul oder als Oryd in der Masse vertheilt, und diese mehr oder weniger gelb färbt. Diese gelb gefärbte Glasmasse geht nur dann allmählich in die purpurrothe über, wenn das Schmelz zen bei hoher Temperatur sehr lange fortgesezt, oder die partielle Orydation des Metalls und des Oxyduls, oder die partielle Reduktion des Oryds (um das oben erwähnte mittlere Goldoryd hers zustellen) durch andere Mittel befördert wird. Das legtere, nám lich die partielle Reduktion des Oryds (der Goldsäure), scheint hauptsächlich Statt zu finden, und der Übergang des mit dem Goldpurpur geschmolzenen gelben oder wenig gefärbten Glases, in welchem sich wahrscheinlich das Goldoryd als goldsaures Kali, Zinn oder Bleioryd befindet, in Purpur durch die Zersehung dieser Verbindung zu erfolgen, indem solches Glas vor der Löthrohrflamme oder im glühenden Zustande über einer rauchigen Flamme leicht, wenigstens an der Oberfläche, die Purpurfarbe annimmt. Es dürfte demnach bei der Bereitung dieses Glases hauptsächlich darauf ankommen, daß das Gold beim ersten Schmelzen in der Glasmasse hinreichend orydirt werde, so daß ein gleichförmig gelblich gefärbtes oder wenig gefärbtes Glas entsteht, dann in dieser Masse durch höhere Temperatur oder durch andere Mittel wieder eine partielle Desoxydation zu bewirken.

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Gewöhnlich verfährt man auf folgende Weise. Man vermengt das fein gestoßene Glas mit dem Goldpurpur (1/2 bis 4 Prozent); nach dem Schmelzen gießt man das Glas, das nun gelblich gefärbt ist, in Wasser aus, schmelzt neuerdings, und wiederhohlt dieselbe Operation vier bis sechs Mahl, oder so lange, bis die Glasmasse die schöne purpurrothe Färbung erlangt hat. Die

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rothe Färbung stritt bei dem Umschmelzen um so leichter ein, je mehr die gelbe Farbe, die das Glas beim ersten Schmelzen anges nommen hat, ein schieferiges und trübes Ansehen hat, weil hier das feine Gold oder Goldoryð um so gleichförmiger in der Masse vertheilt ist. Man muß dabei einen Zusaß von Arsenik vermeiden. Mit dem Goldpurpur kann zugleich reiner Braunstein von einem Viertel bis zur Hälfte seines Gewichtes, auch zur Núanzirung der Farbe Antimonglas (wie zu gelb) zugesezt werden. Der Zusaß des leßteren scheint auch zur besseren Vertheilung des Goldes in der Masse mitzuwirken. :

Es ergibt sich hieraus, daß der Goldpurpur bei dem Färben des Glases nur durch seinen Goldgehalt wirksam, und es daher wohlfeiler sey, unmittelbar ein Goldfalz oder irgend eine Verbindung, in welcher das Gold in sehr feiner Zertheilung sich befindet, anzus wenden. Hierzu dient das Goldchlorid (falzfaures Goldoryd) gepülvert mit dem Glase gemengt. Man kann auch dieses

Salz in Wasser auflösen, oder unmittelbar die Auflösung des Gol des in Königswasser nehmen, das Glaspulver damit befeuchten, trocknen und zum Schmelzen einsehen. Wahrscheinlich ist das aus Goldchlorid und Chlorkalium (salzfaurem Gold und salzsaurem Kali) bestehende Doppelfalz, welches man erhält, indem man eine Goldauflösung mit einer Auflösung von salzsaurem Kali (1. Atom Chlorkalium auf 2 Atome Goldchlorid) versezt und zusammen krystallisiren läßt, für diesen Zweck am tauglichsten.

3) Mit Braunstein (Mangansuperoryd) erhält das Glas eine rothe, ins Violette gehende Farbe, nach der Menge des Zus sages (11⁄2 bis 4 Prozent) in verschiedener Intensität. Die Farbe wird um so besser, je eisenfreier der Braunstein; daher man diesen hierzu in ausgelesenen krystallisirten Stücken anzuwenden hat. Das Krystallglas verdieut für diese Färbung den Vorzug vor dem gemeinen Glase. Durch Zusaß von Spießglanzglas (wie beim. gelben Glase) wird die rothe Farbe erhöht; durch Zusatz von etwas Kobaltoryd mehr violett. Amethystfarbe entsteht, wenn das Gemenge auf Krystallglas mit Zusaß von 6 Prozent eines Pulvers geschmolzen wird, das aus Braunstein mit 1/20 Zaffer gemengt worden ist.

Braun, ins Granatfarbene, erhält man das Glas, wenn

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