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sezt wird; so erhärtet er neuerdings. Man kann von dieser Ei genschaft wahrscheinlich in solchen Fällen einen praktischen Gebrauch machen, wo man genöthigt ist, einen nicht mehr gut er hårtenden alten oder auch zu wenig gebrannten Gyps zu verwenden, dem man dann etwas Pottaschenauflösung zuseßt.

Das Brennen des Gypses bezweckt,nur die Entfernung des Wassers, und erfordert daher eine viel geringere Temperatur als jene zum Brennen des Kalkes; es ist dazu kaum die Siede hiße des Wassers nöthig, wenn der rohe Gyps im gepulverten Zustande sich befindet. Ist der rohe Gyps daher vorher gepulvert worden, so brennt man ihn im Kleinen am besten so, daß man ihn in einen Kessel (von Gußeisen oder Kupfer) füllt, und über dem Feuer unter Umrühren so lange erhißt, bis die durch die ents weichenden Wasserdämpfe verursachte wallende Bewegung des Gypspulvers aufhört. Mehr im Großen geschieht dieses Austrocknen auf einer gußeifernen von unten erhigten Platte, auf welche man den gepulverten Gyps, etwa in zolldicker Lage, auf, schüttet, und ihn unter Umrühren mittelst eines Rechens bis zu demselben Grade erhigt.

In je größeren Stücken der Gyps gebrannt wird, desto höher muß die Temperatur werden, oder desto länger ihre Einwirkung dauern, bevor die inneren Theile gar gebrannt werden köns nen. Man verrichtet dann das Brennen in ähnlichen Öfen, wie zum Brennen des Kalkes. Dieser Ofen bildet ein Viereck, aus einer Hinterwand und zwei Seitenmauern, von etwa 9 Fuß Höhe, 8 bis 10 Fuß im Gevierten, dessen vordere Seite offen ist: er ist, wie die Fig. 12, Laf. 127 zeigt, mit einem Gewölbe überspannt, oder auch oben offen, und mit einem leichten Dache bedeckt. Mittelst größerer Gypssteine werden über der Sohle zwei oder drei parallele Heißkanále gebildet, und über diesen die Gypsstücke, zuerst die größten, dann die kleineren und oben der Schutt oder das Gerölle aufgeschichtet, indem man an der Hinterwand einige senkrechte Kanále als Rauchfang frei läßt, oder diese auch ein für allemahl in der Hinterwand selbst anbringt oder ausspart. Man heißt dann in den unteren Kanälen mit Holz, bis die Steine im Gewölbe derselben dunkelroth glühen, und der Gyps der oberen Lagen hinreichend ausgebrannt ist, was 12-16 Stunden

dauert. Soll mit Steinkohlen geheißt werden, so wird ein solcher Ofen, wie die Fig. 10 im Quer- und die Fig. 11 im Langens durchschnitte zeigt, über der Sohle mit drei gemauerten Kanälen versehen, die als Aschenfall dienen, und über welchen erst die Heißkanäle mittelst der Gypssteine aufgeführt werden. Die Offnung in der Hinterwand dient zum Einführen des Gypfes für die oberen Lagen, so wie zum Abziehen des Rauches.

Im Allgemeinen ist rücksichtlich des Gypsbrennens nach die fer Weise zu bemerken, daß es bei demselben nicht wie beim Kalke angehe, die Gypssteine mit dem Brennmaterial (Kohle oder Holz). zu schichten, und so durchzubrennen, weil der Gyps in Berüh rung mit Kohle in der Glühehize zersezt wird, und in Schwefelkalk (Schwefelkalzium) übergeht, wodurch derselbe mit Wasser angemacht (durch Entbindung von Schwefelwasserstoffgas) einen Geruch nach faulen Eiern entwickelt.

Die beschriebene Methode dient hauptsächlich zum Brennen des Gypses im Großen, besonders in seiner Verwendung als Mörtel und zum Düngen der Felder. Es ist dabei unvermeidlich, daß ein Theil der unteren Steine, zumahl an den Außenflächen, nicht zu stark gebrannt werde, weßhalb bei dem Ausleeren des Ofens eine Sortirung derjenigen Steine nöthig wird, welche für seineren Gyps dienen sollen. Für den legteren Zweck, nämlich zum Gießen und für Stuckarbeiten, wo ein gleichmäßig und zum gehörigen Grade ausgebrannter Gyps erforderlich ist, wird daher zweckmäfiger auf folgende Art verfahren. Der rohe Gyps wird in Stücke, etwa von der Größe eines Taubeneies, zerschlagen; ein Backofen von der Form, wie er zum Brotbacken dient, mit Holz beiläufig bis zu demselben Grade, wie zu dem lezteren Gebrauche, ausgeheist; und derselbe, nachdem die Kohlen herausgezogen worden, mit dem zerstückten Gypse angefüllt, und die Öffnung verschlossen. Wenn eine herausgenommene Probe zeigt, daß in der Mitte eines Stückes in der weißen Masse nur noch einige krystallinische Punkte von ungebranntem Gypse sich zeigen, so hält man das Breuneu für beendigt, und der Gyps wird sogleich mit dem Rechen auss gezogen.

Unmittelbar nach dem Brennen wird der Gyps gepul
Die gebrannte Gypsmasse ist wenig hart, und läßt sich

leicht zerkleinern. Dieß geschieht entweder durch Menschenhände mittelst Zerschlagens mit hölzernen Schlägeln (von der in der Fig. 11, Taf. 106 vorgestellten Form, mit platter Unterfläche, die mit Eisen beschlagen ist), und darauf folgendes Sieben, oder mehr im Großen, durch das Zerstampfen in den Löchern der Stampfmühle, oder durch einen durch Pferde oder Ochsen mittelst eines Göpels bewegten senkrechten Mühlstein (oder auch zweier), dessen zylindrische Fläche in einer angemessenen Rinne der Unterlage läuft, oder in einer durch Wasser bewegten gewöhnlichen Mahlmühle mit horizontalen Mühlsteinen, die dieselbe Einrichtung wie eine Getreidemühle hat, nur daß keine Beutelvorrichtung da ist, sondern der gemahlene Gyps unmittelbar aus dem Boden der die Steine umgebenden Zarge in ein untergestelltes Faß oder eine Grube läuft. Die beiden letzteren Methoden sind die ausgiebigsten und daher vorzüglich im Ge= brauche. Die Gypssteine werden dabei vorher mittelst der erwähnten Schlägel in kleinere Stücke zerschlagen, was auf der vor dem Brennofen befindlichen Tenne geschieht. Mittelst des Siebens durch Haarsiebe von der nöthigen Feinheit gibt man dem gemahlenen Gypse denjenigen Grad der Feinheit, den die An= wendung, für welche er dient, nöthig macht. Nach dem Mahlen oder Sieben wird der Gyps in trockene Fässer geschlagen und vor Feuchtigkeit geschüßt aufbewahrt.

Da, wo weder Wasser noch Thierkräfte zu Gebothe stehen, kann man sich mit Vortheil zum Mahlen des Gypses einer trommelförmigen Handmühle bedienen, die in der Fig. 7 und 8, Taf. 127 im Aufrisse und im Durchschnitte vorgestellt ist. A ist eine an beiden Enden geschlossene, aus starken hölzernen Dauben verfertigte, und mit eisernen Reifen umlegte hölzerne Trommel, 41⁄2 Fuß im äußern Durchmesser und 25 Zoll hoch oder breit. Durch dieselbe geht die viereckige eiserne Achse B, die in den auf dem Gestelle C ruhenden Zapfenlagern läuft. In dem zylindrischen Umfange der Trommel sind 42 viereckige Löcher von 4 Zoll Länge auf 2 Zoll Breite eingeschnitten, die von außen mit Falzen versehen sind, in welche die in Fig. 9 für sich vorgestellten, in Rahmen gespannten Drahtgitter E von beliebiger Feinheit eingeseht, und mittelst der Schrauben e befestigt werden. An

dem einen Boden der Trommel ist der Trichter L eingefeßt, wel cher die hier befindliche Öffnung des Bodens umgibt, und zum Speisen der Trommel mit dem Gypse dient. Der vorher in kleine Stücke zerschlagene Gyps wird in den Trichter H geschüttet, welcher auf dem Gestelle I ruht, und aus welchem die Stücke in der schiefgestellten Rinne K in den Seitentrichter L gelangen. Um den Eintritt des Gypses zu reguliren, befindet sich am vor dern Theile der Rinne K ein Thürchen oder Schußbret, das mit telst der Schnur N durch den Tretschemmel O aufgezogen werden kann. Im Innern der Trommel sind acht gußeiserne Kugeln eingelegt, von denen 6 je 8 und 2 je 6 Pfund wiegen, und welche durch ihr Herumrollen bei dem Umdrehen der Trommel den Gyps zermalmen, dessen Pulver` durch die unteren Drahts gitter in das Gehäuse CC fällt, welches den unteren Theil der Trommel umgibt, und das Verstäuben des Gypsmehls verhin dert, zu welchem Ende auch der obere Theil des Zylinders mit einem Gehäuse umgeben seyn kann. Um den Gyps noch seiner zu sieben, wird unter der Trommel in F noch ein schief liegendes Sieb angebracht. Die inneren Wände der Trommel können zur längeren Dauer mit Eisenblech überzogen werden.

Die technische Anwendung des Gypses ist mannigfach. Seine Verwendung zu Abgüssen ist bereits in dem Art. Ab güsse behandelt worden. Einige Arten des dichten Gypses werden als Alabaster verarbeitet (f. diesen Artikel). In Gegenden, wo er häufig vorkommt, wird er als Mörtel, besonders zum Zusammen, fügen von gehauenem Sandstein, entweder für sich, oder mit Zus sah von Sand, oder Sand und gebranntem Kalk verwendet. Da er jedoch im Wasser auflöslich ist, so ist er für die Außenseiten von Gebäuden, die der Witterung ausgesezt sind, nicht wohl anwendbar. Dagegen bildet er (im gebrannten und gepülverten Zustande) das vorzügliche Material für die Stuckatur-Arbei ten im Innern der Gebäude, sowohl zum Überziehen der Zimmer, wände und Decken, als zur Herstellung der Verzierungen an denselben. Dabei wird die Unterlage zuerst mit steifem Gypsbrei aus weniger feinem Gypse überzogen, und dann eine Lage aus feinem, weißen, mit mehr Wasser angemachten Gypse darüber gebracht, und mit den gehörigen Formen und Schablonen ausgear

beitet; oder es werden auch die schon vorher in Formen darge stellten Verzierungen in Gyps darauf befestigt, auch zum Theil aus freier Hand. mittelst des Bossirens oder Pussirens mit ge. eigneten Bossirhölzern oder Bossirgriffeln ausgeführt, welche Arbeit dann mit dem Bossiren in Gyps zur Darstellung oder zur Modellirung von Bildhauerarbeiten übereinstimmt (Bd. II. S. 175).

Der Gyps läßt sich beliebig färben, und dient dann zur Darstellung des Stucks (stucco lucido) oder künstlichen Marmors. Die dazu dienlichen Farben sind Mennig, Zinnober, Engelroth, Absud von Fernambuk, Operment, Schüttgelb, Gummigutt, gepulverter Indig, Saftgrün, köllnische Erde, Umbraun, Kienruß, überhaupt die sogenannten Erdfarben (Bd. V., S. 402); ferner Eisenvitriol, Kupfervitriol, deren Auflösung man vorher mit etwas Kalk verseßt. Die Farben werden mit heißem Leimwasser angerührt, und das Gypsmehl mit dieser gefärbten Flüssigkeit noch warm angemacht. Zum Leimwasser nimmt man guten weißen Leim, weicht ihn wie gewöhnlich 24 Stunden. lang in Wasser ein, und läßt ihn dann kochen, etwa 1 Unze Leim auf 28 Unzen Wasser. Man muß die Stärke des Leimwassers mittelst einiger Versuche für den Gyps, den man verwendet, so bemessen, daß eine kleine Portion damit angemacht, - etwa in einer halben Stunde noch nicht ganz hart ist, weil man diese Zeit zum gehörigen Einmengen der Farbe und zur Verarbeitung nöthig hat: würde die Erhärtung bei der gehörigen Steifheit des Breies schneller erfolgen; so muß das Leimwasser verdünnt wer den, indem man es mit noch mehr Wasser aufsieden läßt.

Das Gypsmehl muß zu dieser Arbeit ganz fein, daher ge= hörig durchgebeutelt seyn, damit es die Farbe gleichförmig annehme. Da die Masse möglichst hart werden soll, so ist zugleich ein sorgfältiges Brennen des Gypses nach der oben angegebenen Weise, am besten in einem Backofen, erforderlich; er wird un mittelbar nach dem Brennen gepülvert und gleich verwendet. Es wird nämlich mit einer jeden der mit dem Leimwasser eingerühr. ten Farben etwas Gyps angemacht (für die weiße Farbe dient der Gops mit dem ungefärbten Leimwasser), ein kleiner Kuchen, beiLäufig von der Größe der Hand, und mehr oder weniger dick (je nach der Ausbreitung einer Farbe auf dem gegebenen Muster) Technol. Encyklop. VII. Bd.

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