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um den Stempel zu bilden, den man, in so fern dieß nöthig ist, mit den schon genannten Werkzeugen nachgearbeitet. Die Schrift wird immer erst auf dem Stempel eingeschlagen, und nicht gesenkt. Bei Medaillen - Stempeln wird dieses Verfahren, seiner Weitläufigkeit wegen, nicht oft angewendet, obschon die erhabene Gravirung leichter auszuführen ist als die vertiefte; dagegen ist es bei der Verfertigung der Stempel zu Geldmünzen ganz in der Regel. Diese Stempel, vorzüglich die Köpfe auf denselben, werden nämlich stets zuerst erhaben in Stahl gravirt, und man drückt dieses Original, nachdem es gehärtet ist, in eine beliebige Anzahl von Prägstempeln ein, wozu man sich der Prágpresse bedient, wie beim Münzprägen selbst, nur daß jene Arbeit (das Senken) begreiflicher Weise viel langsamer geht und große Aufmerksamkeit erfordert. Man erreicht auf diese Weise die vollkommenste Gleichheit aller Stempel. Ist eine Gravirung ursprünglich vertieft (z. B. ein Wappen), so prågt man sie zuerst erhaben in Stahl ab, und verwendet diesen erhabenen Abdruck, welchen man härtet, zum Senken der Prägstempel. Bei erhabenen Originalen befolgt man sogar gewöhnlich ein noch weitläufigeres Verfahren. Um nämlich die erste Gravirung nicht durch zu oftmahligen Gebrauch der Gefahr des Verderbens aus. zusehen, prägt man sie vertieft in Stahl ab, härtet den Abdrück, senkt damit eine neue erhabene Kopie, härtet diese ebenfalls, und bedient sich endlich ihrer, um damit die Prägstempel herzustellen. Geht nun auch diese erhabene Kopie zu Grunde, so kann sie leicht wieder ersezt werden.

Von höchster Wichtigkeit ist das Härten der Stempel. Die Schwierigkeit dieser Arbeit liegt darin, dem Stempel den erforderlichen Grad von Härte zu geben, und die Entstehung von Sprüngen (f. g. Härterissen) zu vermeiden. Zu geringe Härte raubt dem Stempel seine Dauerhaftigkeit, zu große macht ihn spröde, und veranlaßt sehr leicht das Zerspringen desselben beim Prägen. Da ein Unglücksfall beim Härten die ganze mühevolle Arbeit des Graveurs zu Nichte macht, so darf keine der Vorsichten versäumt werden, welche beim Härten großer oder dicker Stahlstücke überhaupt zu beobachten sind. Man unterscheidet in Bezug auf die Stempel zwei Härtungs- Methoden, von welchen Technol. Encyklop. VII. Bd.

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bald die eine bald die andere vorgezogen wird; nämlich die Hårtung durch Eintauchen und die Härtung durch den Strahl.

Um nach der erstern Weise zu verfahren, umgibt man den Stempel (die Gravirung nach unten gekehrt) in einer seiner Größe angemessenen Büchse von Eisenblech überall mit einer 3 bis 4 Linien dicken Lage von Ruß oder feinem Kohlenpulver; fezt einen Deckel auf, dessen Fuge man dicht mit Lehm verstreicht; erhizt die Büchse in einem Ofen recht gleichmäßig 111⁄2 bis 2 Stunden, überhaupt bis der Stempel beim Öffnen der Büchse stark roth. glühend erscheint; zieht ihn dann behende mit einer Zange aus der Büchse, und taucht ihn (die gravirte Fläche nach unten) in kaltes Wasser, worin man ihn herum bewegt, bis er nicht mehr zischt, endlich aber so lange liegen läßt, bis er völlig erkaltet ist.

Die Strahl-härtung beruht darauf, daß ein Wasser strahl auf den Mittelpunkt des glühenden Stempels geleitet wird, welcher mit Kraft auffällt und sich über die ganze Fläche auss breitet. Ein Wasserbehälter wird zu diesem Ende 30 bis 40 Fuß über der Stelle, wo man das Härten vornimmt, angebracht. Aus diesem Gefäße wird das Wasser durch eine Röhre von 14 Zoll Durchmesser herabgeleitet. Die Röhre besitzt unten einen Hahn, und auszuwechselnde Anfäße von verschiedener Weite, um den Durchmesser des Strahls der Größe des Stempels angemessen zu verändern. Unter der Öffnung des Ansazes wird der glús hende Stempel so gehalten, daß das Wasser in dem Mittelpunkte der gravirten Fläche auffällt. Die Härtung erfolgt hier haupt sächlich in dem der Gravirung zunächst liegenden Theile, und nimmt von da aus allmählich ab. Der gehärtete Theil bildet (wenn man sich ihn abgesondert denkt) gleichsam ein Kugel - Seg, ment, welches in der übrigen, weichern Masse wie in einer Schale liegt. Dieses Verhältniß muß zur Dauerhaftigkeit der Stempel wesentlich beitragen. Das Glühen der Stempel geschieht bei dieser Methode, wie bei der ersten, in einer mit Kohlenstaub ausges fütterten Büchse, um die Luft auszuschließen.

Nach dem Härten wird die gravirte Fläche mit einem feinen Öhlsteine abgeschliffen, und auf der Drehbauk mit rothem Eisende (f. Eisenroth) polirt; endlich aber, um die zu große

Hårte zu benehmen, der Stempel so weit erhißt, daß die blanke Fläche strohgelb oder morgenroth anläuft. Zur Versendung oder Aufbewahrung werden die stählernen Prägstempel dick mit Wachs umgossen, um sie vor Rost und anderer Beschädigung zu schüßen. V. Die Arbeiten des Siegelstechers sind mit jenen des Stempelschneiders sehr nahe verwandt, ja mit wenigen Abweichungen gang übereinstimmend. Während indessen der Stempelschneider nur in Stahl arbeitet, hat der Siegelstecher bekanntlich auch mit anderen Metallen, namentlich Gold, Silber und Messing, zu thun. Die meist geringe Größe der Siegel, die unbeträchtliche Tiefe ihrer Gravirung, und der Umstand, daß selten andere Darstellungen als Wappen in den Siegeln vorkom, men, und die Kunstforderungen dabei meist eben nicht sehr hoch gesteigert werden: diese Verhältnisse stellen das Siegelstechen eine bedeutende Stufe niedriger als die Stempelschneidekunst. Übrigens sind die Werkzeuge und Verfahrungsarten bei beiden im Ganzen dieselben; nur daß der Siegelstecher sehr viel mehr mit Punzen arbeitet, und gewöhnlich außer der Schrift auch sehr viele Bestandtheile seiner Zeichnung (als: Kreuze, Sterne, Kronen, Helme, Ordensketten, ganze heraldische Thierfiguren und deren Theile, 2c.) mittelst Punzen hervorbringt. Der Grabstichel in seinen verschiedenen Arten dient nur zur Ausarbeitung solcher Theile, die nicht mittelst Punzen verfertigt werden können, oder wozu eben die nöthigen Punzen fehlen. Probe: Abdrücke zur Bes urtheilung der Arbeit vor und nach ihrer Vollendung werden in Tiegellack gemacht. Eine Krazbürste von einem fest zusammengebundenen Büschel dünn.r Eisen- oder Messingdrähte dient zum Glätten der Gravirung. Die Schraffirungen der Felder in den Wappen werden entweder aus freier Hand mit dem Grabstichel gezogen, oder weit besser und genauer mittelst einer Maschine eingerissen.

Auf Taf. 132 ist in den Fig. 1 bis 9 eine solche, sehr zweckmäßig konstruirte Schraf firmafchine für Siegelstecher abgebildet. Fig. 3 ist der Aufriß derselben von der linken Seite; Fig. 4 der Grundriß; Fig. 5 die Basis der Maschine, ohne die oberen Theile, im Aufrisse von vorn, wo der Plaz des Arbeiters ist; Fig. 6 das Reißerwerk, in derselben Ansicht, wie Fig 3 es

darstellt, aber der Deutlichkeit wegen getrennt von den übrigen Theilen; Fig. 7 der Grundriß des Reißerwerks (Fig. 6); Fig. 8 Seitenaufriß der Schraubenmutter für die große Schraube, welche das Reißerwerk führt, sammt einigen Nebentheilen; Fig. 9 vors dere Ansicht der eben erwähnten Schraube nebst ihrer Mutter.

Die ganze Maschine zerfällt bei übersichtlicher Betrachtung in drei Haupttheile, nämlich die Vorrichtung zur Befestigung des zu gravirenden Arbeitsstückes; das Reißerwerk oder den Mechas nismus zum Ziehen der Linien; und die Führung, wie ich denjenigen Theil nennen will, welcher nach jeder Linie das Reißer werk um eine beliebige angemessene Entfernung fortrückt, damit die Linien in den geforderten Abstand von einander kommen. Als Nebentheil ist noch ein Mikroskop angebracht, um durch dasselbe die Arbeit genau beobachten zu können. Alle Bestandtheile sind von Metall.

Die Basis oder das Fundament der Maschine ist eine starke messingene Platte a, von länglich viereckiger Gestalt, deren vordere Ecken abgerundet sind, wie man in dem Grundrisse (Fig. 4) bemerkt. Von der untern Fläche derselben ragt ein massiver, würfelförmiger Klog b hervor, welcher in einen hinlänglich großen und schweren gußeisernen Fuß eingelassen wird, um den festen Stand der Maschine zu sichern. Dieser Fuß, dessen Gestalt ziem lich gleichgültig seyn kann, ist in der Abbildung, um Raum zu sparen, weggelassen. Im Mittelpunkte der vordern Seite ent hält die Platte a eine freisrunde, bis auf die Hälfte ihrer Dicke hinabgehende Versenkung, und in dieser liegt eine Scheibe c, deren ganz durch die Platte gehender Zapfen unten mittelst einer Schraube d zurückgehalten wird. Die Scheibe kann mittelst jenes Zapfens leicht um sich selbst gedreht werden, was nach imständen entweder mit freier Hand oder durch eine Schraube ohne Ende geschieht. Für den erstern Zweck ist auf der Oberfläche der Scheibe nahe am Umkreise ein Loch gebohrt, um einen als Schlüßsel dienenden Stift einzustecken. Für die Schraube ohne Ende besißt die Scheibe auf ihrem Rande rings herum das vertiefte Schraubengewinde; e ist die endlose Schraube mit 24 Gängen auf 1 Zoll, welche an ihrem geränderten Kopfe f umgedreht wird, und in zwei Anfäßen g, h der Platte a ihre Lager findet. Das

Lager in g ist eine kugelförmige Höhlung, welcher das gleich. falls fugelförmige Ende der Schraube entspricht; das zweite Lager, von gewöhnlicher zylindrischer Form, ist in einem horis zontalen Schlige von h so beweglich, daß es sich, sammt der Schraube, näher an die Scheibe c bringen, aber auch von der selben entfernen läßt. Eine kleine Stellschraube i hält dieses Las ger in solcher Stellung, daß die Schraube ohne Ende in den Um kreis der Scheibe eingreift; wird aber i zurückgeschraubt, so kann man mittelst eines kleinen Hebels bei k die Schraube e von der Scheibe entfernen, was durch die kugelförmige Gestalt des zweiten Lagers (in g) gestattet wird. Nach dieser Vorbereitung läßt sich e aus freier Hand beliebig herumdrehen, schneller, als dieß mittelst der endlosen Schraube geschehen könnte. Um die Drehung der Scheibe c zu messen, ist der Umkreis ihrer obern Fläche mit einer Eintheilung in 100 gleiche Theile versehen, auf welcher man mittelst des kleinen Zeigers 1 ablieft (s. Fig. 4). Endlich enthält die Scheibe c im Mittelpunkte ihrer obern Fläche ein vertieftes Schraubengewinde zum Einschrauben verschiedener messingener (oder allenfalls hölzerner) Futter, in welchen das Arbeitsstück mittelst Siegellack befestigt wird.

Der Träger für das Mikroskop q besteht aus einem, an der Platte a mittelst zweier Schrauben befestigten Fuße mm, einer drehbaren, auch auf und nieder zu schiebenden Stange n, und einem durch das Gewinde bei o mit n verbundenen, offenen Rahmen P, in welchem das Mikroskop sich drehen, so wie mittelst einer Hülser horizontal und vertikal verschieben läßt. Durch diese vielfältige Beweglichkeit ist dafür gesorgt, daß man im Stande sey, das Mikroskop in jede zum deutlichen Sehen erforderliche Lage und Entfernung zur Arbeit zu bringen.

Das Reißerwerk (f. Fig. 3, 4, 6, 7) besteht aus folgenden Theilen. Ein messingener, doppelt gabelförmiger Rahmen sstuu hängt mittelst der Spißen zweier Schrauben bei s, s beweglich an der Schraubenmutter der Führung, wie sich weiter unten ergeben wird. Auf gleiche Weise ist durch zwei Schrauben v, v mit uú ein anderer Rahmen w in Verbindung gefeßt, und leßterer trägt in einer an ihm befindlichen Hülse y den Reifer z, welcher mittelst zweier Schrauben e', e' feft gehalten ist.

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