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4) Punzen (Bunzen) *). Die Ausarbeitung vieler Vertiefungen beim Graviren von Siegeln, Prägstempeln zc. wird durch die Anwendung der Punzen sehr erleichtert, und diese Werf zeuge sind oft ganz unentbehrlich. Die meisten Punzen des Graveurs unterscheiden sich von den gleichnahmigen Werkzeugen des Goldarbeiters (f. Goldarbeiten) dadurch, daß der Eindruck, welchen sie auf dem Metalle hervorbringen, nicht bloß einzelne Elemente einer Zeichnung darstellt (wie Linien, Punkte u. dgl.), sondern ganze Bestandtheile derselben, deren Ausarbeitung mit telst des Grabstichels auf diese Weise erspart wird. Aber ArbeitsErsparung ist nur selten der einzige oder auch nur der Hauptzweck ihrer Anwendung. Vielmehr müssen Punzen durchaus ge braucht werden, wenn es sich darum handelt, mehrere kleine Vertiefungen von vollkommenster Gleichheit hervorzubringen, was mittelst des Grabstichels so gut als unmöglich ist; so wie, wenn der Grund (die Bodenfläche) der Vertiefungen ganz glatt und eben ausfallen soll, was bei allen zu Abdrücken in weicheren Körpern bestimmten Gravirungen gefordert wird, wie bei Petschaften, Münzprägstempeln u. dgl. Die Grabstichel können hier oft den Zweck gar nicht, oder nur in Folge sehr mühsamer Arbeit, vollkommen erfüllen; und einen Gegenstand erhaben auf Punzen zu graviren ist fast ohne Ausnahme leichter, als denselben vertieft unmittelbar in die Arbeit einzugraben. Daher findet der Graveur es in Fällen der oben bezeichneten Art meistentheils angemessener, sich Punzen selbst dann zu verfertigen, wenn auch nur ein Einmahliger Gebrauch derselben vorher zu sehen ist. Buchstaben und Zahlen, Kronen, Sterne, Kreuze, Punkte, Theile von Ordensketten, Wappenbilder oder deren Bestandtheile, und zahllose ähnliche Gegenstände werden so viel nur möglich mittelst Punzen eingeschlagen, wobei es sich von selbst versteht, daß die Zeichnung auf den Punzen verkehrt gestellt seyn muß, wenn der damit gebildete Eindruck seine richtige Stellung erhalten soll.

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Die Punzen sind von Stahl, gehärtet und bis zur gelben Farbe nachgelassen, an dem Kopfe oder obern Ende, worauf man

*) Der Nahme ist wahrscheinlich aus dem Franzöfifchen poinçon ent Randen.

mit dem Hammer schlägt, sogar noch weicher. Das mit der Zeichnung versehene Ende ist polirt, wenn nicht der Zweck das Gegentheil erfordert. Ihre Länge beträgt 2 bis 3 Zoll; ihre Dicke ist natürlich, nach der Größe des darauf befindlichen Gegenstandes, sehr verschieden. Eine wesentliche Eigenschaft guter Punzen ist es, daß sie in der Mitte am dicksten sind, und sich von da nach beiden Enden hin verjüngen. Wird dieser Umstand vers nachlässigt, so prellen die Punzen, d. h. der auf ihren Kopf geführte Schlag bewirkt eine höchst unangenehme Erschütterung in den Fingern, welche die Punze halten, und veranlaßt wohl auch, daß leßtere von der Stelle, wo man sie aufgeseht hat, abweicht, und einen falschen Eindruck macht. Die Ursache hiervon ist folgende. Da der Schlag des Hammers kaum jemahls mit mathematischer Schärfe in der Richtung der Achse der Punze wirkt, so muß er nothwendig ein Bestreben äußern, die Punze zu biegen, wenn gleich nur in unsichtbar geringem Grade: diese Biegung, so wie das Zurückspringen der Punze in ihre gerade Stellung am Ende des Schlages, bewirkt das Prellen, welches nicht eintreten kann, wenn eine größere Dicke der Punze in ihrer Mitte sich der Biegung widerfest.

¿Die Anwendung von Punzen im größten Maßstabe findet bei dem Senken der Münzstempel Statt, wovon weiter unten die Rede ist.

Die Verfertigung der Punzen, welche der Graveur nöthig hat, geschicht theils durch eigentliches Graviren (mittelst des Grabstichels), theils mittelst so genannter Kontre- Punzen, theils endlich durch Senken. Man bereitet ein gehörig zugefeiltes Stahlstäbchen von der Größe, welche die Punze erfordert, entwirft auf der fein und eben abgeschliffenen Endfläche mit der Radirnadel die Zeichnung der Figur, und arbeitet diese mittelst der verschiedenen Grabstichel (am Umrisse zum Theil mit Hülfe feiner Feilen) so aus, daß sie erhaben steht. Vertiefungen der Figur, welche nicht regelmäßig genug mittelst des Grabstichels hervorzubringen seyn würden, schlägt man mittelst einzelner Punzen (der schon erwähnten Kontre-Punzen, Gegenpun zen) ein. So z. B. werden beim Graviren einer Punze für den Buchstab B die zwei halbkreisförmigen Vertiefungen mittelst

einer Gegenpunze gebildet, welche nur zwei, diesen Vertiefungen gleich gestaltete Erhöhungen enthält. Das Senken der Punzen wird angewendet, wenn deren mehrere von einerlei Gestalt herzustellen sind. In diesem Falle gravirt man nur ein einziges Exemplar, härtet dasselbe, schlägt es in einen würfelförmigen stählernen Senkkloß ein, härtet auch diesen, und bildet mittelst desselben die übrigen Eremplare der Punze dadurch, daß man die stählernen Stäbchen auf die Vertiefung des Senkkloßes seht, und durch Hammerschläge den Abdruck bewirkt. Der Graveur pflegt sehr oft alle seine Punzen in den Senkkloh einzuschlagen, um jede zu Grunde gehende sogleich ersehen zu können, ohne sie von Neuem graviren zu müssen. Zu bemerken ist indessen, daß die gesenkten Punzen nicht leicht völlig so scharf ausfallen, als das gravirte Original war.

5) Schaber und Polirstahl. Die mit der Radirnadel eingerigten oder mit Grabsticheln eingeschnittenen Züge werfen mehr oder weniger einen scharfen Rand (Grath) auf, welcher weggeschafft werden muß, nicht nur weil er der Reinheit der Umrisse und überhaupt der Schönheit der Gravirung an sich Schaden bringt, sondern auch weil bei den zum Abdrucke bestimmten Gravirungen Farbe an diesem Grathe hängen bleibt, welche den Abdrücken ein schmugiges, rauhes und hartes Ansehen gibt. Man wendet zur Wegschaffung des Grathes verschiedene Arten von Schabern an, welche bei anderen Gelegenheiten auch gebraucht werden, um fehlerhaft gemachte Züge u. dgl. ungefähr so wies der auszutilgen, wie man in einer auf Papier gemachten Zeichnung mit dem Messer radirt. Des Polirstahls bedient man sich theils zum Glätten des Metalls vor dem Graviren, theils zum Poliren solcher Stellen, welche durch den Schaber eine nach theilige Rauhigkeit erlangt haben. Man führt sie mit reibender Bewegung, unter Anwendung eines gehörigen Drucks, über die Metalifläche hin und her.

Die Schaber sind harte (gelb angelassene) stählerne Werks zeuge mit zwei, drei oder vier Schneiden, welche entweder bloß einen geschmiedeten Stiel zum Anfassen besigen, oder mittelst einer spigigen Angel in ein hölzernes Heft gesteckt werden, oder doppelt sind, d. h. zu zwei Stück an den Enden eines Stiels sich

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befinden. Auf Taf. 133 sind diese verschiedenen Arten abgebildet. Fig. 7 stellt in zwei Ansichten einen zweischneidigen Schaber vor, dessen Schneiden bei der platten, lanzenähnlichen Form des ganzen Werkzeugs die größte Schärfe bestßen können. d ist der Stiel; die zwischen der Spiße und dem breitesten Theile des Schas bers befindlichen, bogenförmigen Kanten ac, be sind scharf ge= schliffen. M zeigt den Durchschnitt des Werkzeugs nach der Linie a b. Eine andere Form der zweischneidigen Schaber ist die in Fig. 15 bei A und Fig. 16 bei E abgebildete, von welcher B den Querschnitt zeigt. Wie man sieht, ist dieser lettere ein verschobenes Rechteck, dessen spißige Winkel die Schneiden bilden. Bald (wie Fig. 15 mn, no) sind die Schneiden krumm, bald (wie Fig. 16, hi, kl) geradlinig. Fig. 8, A, ist ein dreis schneidiger Schaber, dessen Durchschnitt man bei B sieht. Die (weniger häufig gebrauchten) vierschneidigen unterscheiden sich von diesen nur durch die quadratische Gestalt des Querschnittes, welche bei C angegeben ist. Beim Schleifen diefer beiden Arten von Schabern muß eine Fläche nach der andern auf den Schleifstein gelegt werden, wobei man durch eine richtige Haltung und Führung des Werkzeugs bewirken muß, daß die Kanten oder Schnei den möglichst scharf, frei von Grath, und in einer regelmäßigen, nicht wellenförmigen Krümmung sich bilden. Diese Arbeit gelingt nicht gut ohne einige übung, und es geschieht dabei besonders leicht, daß die Flächen nach der Breite konver, und dadurch die Winkel an den Schneiden stumpf ausfallen. Dieß wird besser vermieden, wenn man den Flächen nach ihrer ganzen Lange cine ausgehöhlte Gestalt gibt, weil sie dann beim Schleifen sicherer liegen, indem sie den Stein nur mit zwei Kanten berühren, an welchen sich schmale Fazetten erzeugen. Auf diese Weise sind die Hohlschaber geformt. Ein solcher mit drei Schneiden ist Fig. 8, D, in der Ansicht und bei E im Durchschnitte abgebil det. Die punktirten Linien in der legtgenannten Zeichnung geben die Richtung der Flächen an, von welchen die zuvor erwähnten Fazetten Theile sind. F zeigt den Durchschnitt eines vierschneidigen Hohlschabers. Es versteht sich von selbst, daß man keinen Schaber gebrauchen darf, dessen Schneide durch Scharten, wenn gleich scheinbar unbedeutende, verdorben ist.

Die Polir stähle, welche man zu den schon angedeuteten Zwecken beim Graviren gebraucht, sind von wenigen und sehr einfachen Formen. Sie müssen gut gehärtet und sehr fein polirt seyn. Man faßt sie oft wie die Schaber (Fig. 8) in ein hölzernes Heft, gewöhnlicher aber befinden sich zwei verschiedene Polirstähle, oder ein Polirstahl und ein Schaber, an den Enden eines stählernen Stieles, mit welchem sie aus dem Ganzen gearbeitet sind. In Fig. 9 sind zwei Ansichten eines solchen doppelten Werkzeugs vorgestellt, wo A ein dreikantiger Schaber mit ebenen Flächen (im Durchschnitte bei C) und B ein gerader zungenförmiger, im Querschnitte (D) spisovaler Polirstahl ist. In Fig. 10 ist ein eben so gestalteter Polirstahl F mit einem andern, gefrúmmten, Polirstahle E verbunden. Lehterer wird mit der konveren Seite m gebraucht; er ist im Durchschnitte entweder kreisrund, oder eben so oval wie D, Fig. 9. Fig. 15 und 16 zeigen jede einen geraden zungenförmigen Polirstahl (C und F, Durchschnitt bei D) in Verbindung mit einem zweischneidigen Schaber von der schon oben beschriebenen Beschaffenheit. Eine sehr bequeme Form des Polirstahls ist die von Fig. 17 (in der Ansicht und im Durchschnitte), wo die gerundeten, fein polirten Kanten a und c allein gebraucht werden; b aber die zur Befestigung des Werk zeugs in seinem Hefte bestimmte Angel ist.

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6) Vorrichtungen zum Festhalten der Arbeitsstücke während des Gravirens. Etwas große Gegenstände, auf welchen gravirt werden soll, liegen oder stehen schon durch ihr eigenes Gewicht hinlänglich fest. Kupfer- und Stahls platten werden entweder frei auf den Arbeitstisch oder (um Wendungen derselben zu erleichtern) auf ein mit Leder bezogenes Kiss sen, auch wohl auf ein schräges hölzernes Pult, gelegt. Kleinere Stücke werden, wenn dieß angeht, im Schraubstocke oder in einer hölzernen Schraubzange eingespannt, am bequemsten aber meistentheils mit einer Mischung aus Pech, Terpentin und Ziegelmehl auf einer Kittkugel festgekittet.

Eine Schraubzange der erwähnten Art ist in Fig. 11 (Taf. 133) abgebildet. Sie gleicht im allgemeinen Ansehen ziemlich einem Feilfloben, besist aber kein Gewinde; sondern die zwei Theile a und b, in welche der aus Holz zylindrisch gedrechselte

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