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18) Arbeiten mit farbigem Glase. Farbiges Glas muß mit Vorsicht und in nicht zu starker Hiße behandelt werden, damit es nicht rußig wird oder seine Farbe verliert. Öfters ge= braucht man Stängelchen von farbigen Gläsern, um mit ihrem in der Lampenflamme zum Schmelzen gebrachten Ende auf Arbeiten aus weißem Glase mehr oder minder erhabene Punkte und Linien, selbst eine Art von roher und einfacher Mahlerei, darzustellen. Wenn solche Stängelchen nicht käuflich zu erhalten sind, verfertigt der Glasbläser sich dieselben auf folgende Weise. Stücke des farbigen Glases werden in einem kleinen thönernen Schmelztiegel geschmolzen, dann an einem heißen Eisendrahte in einen Klampen zusammengewälzt. Indessen hat man einen andern Draht in die Glasmasse getaucht, damit etwas Glas daran hángen bleibt. Wenn alles Glas auf dem ersten Drahte aufgewickelt ist, nimmt man beide Drähte heraus, befestigt den zweiten gleichfalls an der Masse, und zieht legtere, so lange sie noch glühend und weich ist, durch eine entgegengesezte Bewegung der Drähte, zu einem Stäbchen aus. Dünne Stängelchen können vor der Lampe gemacht werden, indem man ein Stückchen Glas mit einer Zange in die Flamme hält, daran eine Glasröhre mit dem erweichten Ende befestigt, die Zange bei Seite legt, dann der ersten Röhre gegenüber eine zweite anschmelzt, und zwischen beiden, durch die aus einander gehende Bewegung der Hände, das Stückchen auszieht.

K. Karmarsch.

Glaserarbeiten.

Die Hauptbeschäftigung des Glasers ist das Zuschneiden des Tafel und Spiegelglases in die für den Gebrauch erforderliche Gestalt und Größe, so wie die Befestigung der Glastafeln in Rahmen u s. w. Außerdem gibt es noch mehrere Operationen zur Bearbeitung des Glases, welche, da deren Kenntniß nicht nur dem Glaser, sondern auch dem Mechaniker 2c. von Wichtigs keit ist, hier mit angeführt werden sollen.

1) Schneiden des Glases. Das Mittel hierzu ist bekanntlich der Diamant. Nur rohe (ungeschliffene) Diamanten sind zum Glasschneiden brauchbar. Die Ursache liegt zum

Theile in der größern Härte, welche die natürlichen Kanten der Diamantkrystalle besigen; hauptsächlich aber darin, daß die Fläs chen dieser Krystalle mehr oder weniger gewölbt, und ihre Kanten krummlinig sind. Wenigstens sind auch geschliffene Diamanten, und selbst weniger harte Steine, z. B. Rubine, Saphire c. zum Glasschneiden tauglich, wenn man ihnen die eben angezeigte Form gibt: nur ist ihre Schneide von geringerer Dauerhaf tigkeit. Um zu schneiden, muß der Diamant in der Richtung einer Kante geführt, und so auf das Glas gesezt werden, daß diese Kante nahe an ihrem Ende die Glasebene berührt, wäh rend zugleich die beiden Krystallflächen, welche die Kante bilden, gleichmäßig gegen das Glas geneigt sind. Fig. 7 (Taf. 112), welche einen Diamant sammt dem Ende seiner Fassung in zwei Ansichten vergrößert vorstellt, dient zur Erläuterung des Gesagten. af ist die Kante, welche die Richtung vorschreibt und das Schneiden verrichtet; b, c sind die zwei Seitenflächen derselben; d, e ist die Oberfläche des Glases. Der Pfeil gibt die Richtung der Bewegung an. Unter diesen Umständen wirkt der Diamant durch die Divergenz der Flächen b und e als ein Keil, unter dessen Schneide das Glas so gedrückt wird, daß es aufspaltet. Richtig geführt, erzeugt er ohne helles Kreischen einen feinen, nicht über 0.005 bis 0.006 Zoll tiefen Spalt, auf welchem sich keine bemerkliche Menge weißen Staubes zeigt, und nach dessen Richtung das Glas leicht und vollkommen durch einen gelinden Druck abbricht. Bei unrichtiger Haltung des Diamants dagegen rigt derselbe unter hellem Geräusche, ohne zu schneiden; die eins gerissene Linie erscheint matt, mit feinem weißem Staube bedeckt; und es ist ein bloßer Zufall, wenn bei Anwendung eines Drucks der Bruch des Glases ohne Abweichung von jener Linie erfolgt. Es erklärt sich hieraus, daß die Übung im Schneiden mit dem Diamant nicht ohne Lehrzeit erlangt werden kann.

Die Trennung der durch den Schnitt geschiedenen Theile erfolgt meist schon durch einen Druck der Hand, welchen man an einem Ende des Schnittes wirken läßt; bei sehr dickem Spiegelglase kann ein leichter Hammerschlag erforderlich seyn. Bequem ist es, besonders für weniger Geübte, die Glastafel in den mit der Säge gemachten Einschnitt eines Holzstücks zu schieben, und

durch ein geringes Niederdrücken des leßtern den Bruch zu veranlassen.

Um gerade Schnitte zu machen, führt man den Diamant (der wie eine Schreibfeder gefaßt wird) längs eines Lineals. In krummen Linien wird er aus freier Hand bewegt, indem man als Richtschnur eine auf Papier gemachte Vorzeichnung unter das Glas legt; doch ist hierzu besonders viel Geschicklichkeit erforderlich, damit der Diamant ununterbrochen in der schneidenden Richtung bleibt.

Die Fassung des Schneide - Diamants (Fig. 8) besteht aus einer Zwinge oder einem kegelförmigen Rohre von Stahl, a, in dessen Öffnung bei g der Diamant mittelst Zinn oder auch mittelst Messingschlagloth befestigt (eingclöthet) ist. Oben sißt an der Zwinge ein Griff b von Ebenholz, dessen breites schaufelförmiges Ende o der Knecht oder Bleiknecht genannt wird, anch manchmahl, der längern Dauer wegen, aus Elfenbein besteht. Man nimmt den Knecht zu Hülfe, wenn man mit den Fingern das geschnittene Glas bricht; außerdem dient er beim Einsegen des Fensterglases in Blei zum Glattskreichen des leßtern. Man verbindet oft, um die Führung des Diamants am Lineale zu erleichtern, und auch dem Ungeübten möglich zu machen, mit der Zwinge einen hölzernen oder eifernen Anschlag (Hobel), in wel chem die Zwinge so befestigt ist, daß der Diamant richtig schneidet, wenn nur der Hobel gerade am Lineale fortgezogen wird. Drei Einrichtungen dieser Art zeigen die Figuren 9, 10, 11 (Taf. 112). Bei Fig. 9 (in zwei Ansichten) ist der Hobel h klein und von Eisen; ein quer durch denselben und durch die Zwinge gehender Stift verbindet beide mit einander, nachdem man durch Versuche die Stellung gefunden hat, welche die Zwinge gegen den Hobel haben muß, damit der Diamant g schneidet. In Fig. 10 ist der Hobel h ein plattes Holzstück, dessen untere, auf dem Glase laufende Fläche eine Belegung von Messingblech hat. Damit stimmt Fig. 11 überein, bis auf die Gestalt des Hobels und den Umstand, daß die ganz kurze Zwinge nicht über das Holz h hervorragt, wogegen lezteres selbst als Griff dient. Eine brauchbare, aber etwas zusammengesezte, und durch die eben erklärten Werkzeuge entbehrlich gemachte Vorrichtung zur leichten

und sichern Führung des Diamants, welche der Mechaniker J. C. Hoffmann in Leipzig angegeben hat, sindet man beschrieben und abgebildet im Journal für Fabrik Manufaktur, Handlung und Mode, Bd. 29, Leipzig 1805, S. 152,

Kreisförmige Scheiben aus Glas können mit Bequemlichkeit und sehr genau geschnitten werden, wenn man den Diamant in einen Stangenzirkel einseßt. Fig. 12 erklärt diese Einrichtung. o ist die viereckige messingene Stange des Zirkels, auf welcher die stählerne Spize p mittelst der Hülse z verschoben und durch die Schraube q befestigt werden kann. Diese Spiße wird in der, für den Mittelpunkt des Kreises bezeichneten Stelle auf einem Messingplättchen y eingeseßt, welches man auf dem Glase mit ein wenig Wachs anklebt. r ist ein Zylinder am Ende der Stange, mit einem senkrecht gebohrten konischen Loche, in welchem die Zwinge s des Diamants vermittelst der Druckschraube t gehalten wird, nachdem man die zum Schneiden erforderliche Stellung durch Versuche gefunden hat. An r ist überdieß ein von Messingdraht gebogener Fuß u angebracht, welcher, indem er stets das Glas berührt, die unveränderliche Neigung des Diamants während seis nes Laufes sichert. Wenn man die Platte, auf welcher der freisrunde Schnitt gemacht ist, einige Mal abwechselnd in heißes und kaltes Wasser taucht, so dringt der Spalt auch im dicksten Glase zulegt völlig durch, und die Scheibe löset sich ab.

Sehr bequem zum Schneiden kreisrunder Scheiben ist auch folgende Vorrichtung: Auf einem viereckigen, bei 2 Fuß im Qua, drate haltenden Brete liegt eine runde, aus Eichenholz gemachte, 18 Zoll große Platte, auf deren Oberfläche eine Menge konzentrischer Kreise recht sichtbar gezogen sind, und welche mit ihrem Mittelpunkte auf einer niedrigen Stahlspiße des Bretes dergestalt hángt, daß sie sich leicht umdrehen läßt. Mitten darüber, in`der Richtung der Diagonale des Bretes, liegt ein hölzerner, 3/4 Zoll im Quadrate starker Stab, der an einem Ende in einer eisernen Gabel um einen Stift auf und nieder beweglich ist, am entgegengefeßten Ende aber in einer zweiten (wie die erste auf dem Brete stehenden) Gabel auf einer Feder ruht. Auf diesem Stabe, der somit einen einarmigen Hebel bildet, steckt eine messingene Hülse, welche verschoben und mittelst einer Schraube befestigt werden kann.

Diese Hülse trägt den Diamant, dessen Zwinge stehend angebracht ist, und mittelst Schrauben denjenigen Grad der Neigung erhält, welcher erfordert wird. Man legt die zu schneidende Glastafel auf die runde hölzerne Platte, auf welcher sie bei der Rauhigkeit des Eichenholzes und durch den Druck des Diamants — ohne weitere Beihülfe fenliegt. Die konzentrischen Kreise dienen hiebei zur Richtschnur. Während man nun die rechte Hand zum Niederdrücken des Hebels gebraucht, dreht man mit der linken die Platte fammt dem Glase um. Nach Vollendung des kreisförmigen Schnittes schneidet man mit einem Diamant aus freier Hand an ein Paar Stellen von der Kreislinie nach dem Rande der Glas. tafel durch, und bricht die äußern Glastheile weg. Verschiedene Durchmesser der Scheiben erreicht man durch Verschiebung der Hülfe auf dem Hebel; für jede Größe muß dem Diamant eine etwas veränderte, durch einen vorläufigen Versuch bald auszumittelnde Stellung (durch Drehung jener Zwinge) gegeben werden. Um diese Stellung leicht wieder zu finden, ist die Zwinge oben mit einem Zeiger, der über einem Gradbogen hingeht, versehen.

2) Befestigung der Glastafeln in Fensterrah. men u. dgl. Die Glastafeln werden entweder eingekittet oder mit Blei befestigt. Das Verkitten (jeht die gewöhnliche Methode) geschieht mittelst des Glaserkittes, welcher aus altem Leinöhlfirniß (mit Mennige oder Bleiglätte gekochtem Leinöhl) und feinzerstoßener Kreide im Mörser zusammengeknetet wird, und nach kurzer Zeit einen ziemlichen Grad von Härte erlangt. Das Stoßen im Mörser muß so lange fortgesezt werden, bis die Masse innig gemengt ist, die gehörige Zähigkeit erlangt hat, und sich mit den Fingern leicht kneten und streichen läßt, ohne zu bröckeln. Man muß den Kitt in Klumpen, in nasse Leinwand oder nasse Ochsenblase dicht eingeschlagen, an einem kühlen Orte aufbewahren, und, wenn es nöthig ist, vor dem Gebrauche durch Wärme erwei chen; dennoch erhärtet er bald, und muß dann, wenn man ihn wieder gebrauchen will, mit einer Portion Leinöhlfirniß in einen warmen Mörser von neuem gestoßen werden, wobei man etwas Terpentinöhl zusehen kann. Um alten Kitt von Fensterscheiben leicht ablösen zu können, bestreicht man ihn mit einer Mischung von Terpentinöhl und Leinöhl, und überfährt ihn leise mit einem

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