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machen, zwischen die Blätter einer recht trockenen Pergamentform oder zwischen weiße Papierblätter gelegt, und mit dem Hammer tüchtig geschlagen, eine Arbeit, welche das Strecken oder Schwigen der Form genannt wird.

-Um eine Form zum Schlagen herzurichten, legt man die einzelnen Blätter so auf einander, daß sie sich genau bedecken, und zwischen je zwei Blätter ein Goldblatt, ausgenommen oben und unten, wo 15 bis 20 Blätter ohne Gold bleiben, weil hier die unmittelbare Einwirkung der Hammerschläge zu stark ist. Um besten seht man eine ganze Form aus zwei nach dieser Weise gebildeten Hälften zusammen, damit man im Laufe des Schlagens die zwei Theile umwenden und wieder auf einander legen kann, wodurch die anfangs im Innern gewesenen Blätter oben und unten zu liegen kommen, und eine gleichmäßigere Wirkung auf das Gold erzielt wird. Um die Form zusammenzuhalten, werden zwei von mehrfachem Pergamente gemachte Futterale über dieselbe geschoben. Jedes dieser Futterale ist zwar an zwei einander gegenüber stehenden Seiten offen; da sie aber nach verschiedenen Richtun gen aufgeschoben werden (wie die Lage derselben in Fig. 25 und 26, Taf. 131, bemerken läßt), so umschließen sie alle vier Seiten der Form.

Beim Schlagen liegen die Formen auf einem in die Erde eingegrabenen, 11⁄2 bis 2 Fuß über dieselbe hervorragenden, und an drei Seiten mit einem hölzernen, 3 Zoll hohen Rande eingefaßten Blocke von Marmor oder Granit, dessen obere Fläche 1 Fuß lang, eben so breit und recht wohl abgeglättet ist. An der mit keinem Rande versehenen Seite ist ein Leder befestigt, welches der hier sigende Arbeiter um den Leib_bindet, um alle verstreuten Goldabfälle darin aufzufangen. Die Hammer, deren man sich bedient, haben die Form von Fig. 24 (Taf. 131); ihre Bahn ist kreisrund, mehr oder weniger konvex und sehr glatt, ihre Größe und Schwere verschieden. Der größte hat auf der Bahn, welche nur sehr wenig konver ist, 5 Zoll Durchmesser, und wiegt 15 Pfund. Der zweite hat einen Durchmesser von 4 Zoll und ein Gewicht von 9 bis 10 Pfund; seine Bahn ist stärfer konver als die des vorigen. Der dritte mißt 2 Zoll, wiegt 4 bis 5 Pfund, und ist noch mehr gewölbt. Der vierte endlich,

welcher die stärkste Wölbung besigt, hat 4 Zoll Durchmesser und ein Gewicht von 12 oder 13 Pfund. Zur Erleichterung der Urbeit wird der Hammer meist mit beiden Händen abwechselnd ge= führt, während die andere Hand die Form auf dem Marmor dreht und von Zeit zu Zeit umwendet, um beide Flächen dem Schlage auszusehen. Durch das Schlagen erwärmt sich die Form, und man betrachtet es als vortheilhaft, ihr diese Wärme zu erhalten, daher der Arbeiter, wenn er ausruht, oder überhaupt bei jeder Unterbrechung seines Geschäfts, die Form einhüllt und an den Leib drückt.

Die Goldschlägerhaut zieht stark die Feuchtigkeit aus der Luft an, und erlangt dadurch eine gewisse klebrigkeit, welche die Ausbreitung des Goldes erschwert. Daher müssen die Hautformen, so oft sie gebraucht sind, zwischen zwei Bretchen in eine kleine eiserne Schraubenpresse gesezt werden, welche man durch darunter angemachtes Kohlenfeuer erwärmt. Wenn die Formen einige Zeit im Gebrauche gewesen sind, frischt man sie auf, d. h. schichtet sie blattweise mit weißem Papiére, welches abwechs selnd mit Essig und mit weißem Weine benegt ist, preßt sie drei oder vier Stunden lang zwischen zwei Bretern mittelst eines schweren Gewichtes, legt hierauf die einzelnen Häutchen zwischen Pergamentblätter, schlägt sie mit dem Hammer bis zum völligen Trock nen, und reibt sie endlich mit feingepulvertem gebranntem Ma= rienglase (krystallisirtem Gyps) ein.

Die Anzahl der Formen, welche bis zur Vollendung des Schlagens nach einander angewendet werden müssen, ist nicht immer dieselbe, beträgt aber meist vier, zuweilen auch fünf. Dieß, so wie die Dauer der Arbeit, hängt natürlich von der anfänglichen Dicke des Goldes, und von der geforderten Feinheit der Blätter ab. Die erste Form ist eine Pergamentform (Quetsche, Quetschform), die drei folgenden sind Hautformen (Dicka loth, Dünnloth und Dúnnschlagform); oder man gebraucht zwei Pergamentformen (Dick quetsche und Dünnqetsche) und hernach zwei Hautformen (Lothform und Dünnschlagform). Jedes Mahl beobachtet man die Regel, in dem Maße wie das Gold dünner wird, ältere, schon öfter gebrauchte Formen zur Anwendung zu bringen. Die Größe der

Formen richtet sich natürlich nach der Größe der Goldblätter, welche in verschiedenen Ländern und zu verschiedenen Zwecken ziemlich ungleich ist.

Aus dem Gesagten geht hervor, daß in einzelnen Punkten des Verfahrens Abweichungen Statt finden. Es wird hier die Methode für gewöhnliches Blattgold, dessen Blätter zwei Zoll im Quadrate groß sind, beschrieben.

Durch das Walzwerk ist das Gold in einen langen und dün nen, etwa zollbreiten Blechstreifen verwandelt. Von diesem schneis det man mit der Plattenschere (einer gewöhnlichen Handblechschere) Stücke ab, welche 1/2 30ll lang sind, und deren 56 zusammen 40 Dukaten wiegen. Zwanzig bis 24 solche Platten (Quartiere) werden genau auf einander gelegt, und mit der Piune des Schmiedehammers auf dem stählernen Ambosse nach Länge und Breite so ausgestreckt, daß sie die Größe eines Quas drates von 2 Zoll Seite erhalten. Solcher Plättchen, welche nur die Dicke eines feinen Papierbogens haben, werden 56 in die erste Pergamentform (Dickquetsche) gelegt, in welcher durchaus zwei Pergamentblätter mit einem Goldplättchen abwechseln. Die Größe dieser Form ist 4 3oll in der Länge und Breite. Man schlägt dieselbe auf dem Marmor mit dem größten (15 pfündigen) Hammer eine halbe Stunde lang, wobei der Arbeiter öfters die Form aus den Futteralen nimmt, um nachzusehen, und alle Goldblättchen, welche sich so weit vergrößert haben, daß sie über den Umfang des Pergaments fast oder schon wirklich heraustreten, zu entfernen. Den Raum dieser weggenommenen Blätter füllt er durch Pergament aus, damit das Futteral immer ganz voll bleibt. Auf diese Weise wird fortgefahren, bis alle Blätter unge. fähr die Größe der Form erreicht haben.

Man zerschneidet nun sämmtliche Blätter mit der Schere kreuzweise in vier gleiche Theile, wodurch man 224 neue Blätter von 2 Zoll Quadrat erhält. Diese werden in einer Schachtel von Eisenblech geglüht, und in zwei Hälften zu 112 Stück abgetheilt; jede Hälfte für sich wird, indem man einfache Pergaments blätter zwischenlegt, zu einer zweiten Form (Dünnquetsche) vereinigt, und ebenfalls eine halbe Stunde lang mit dem größten Hammer bearbeitet. Das Schlagen dieser Form ist ebenfalls

beendigt, wenn alle Blätter die volle Größe des Pergaments (4 Zoll Länge und Breite) erreicht haben. Man nimmt sie mit dem breiten, zweischneidigen, am Ende abgerundeten Goldoder Reißmesser aus der Form, und zerschneidet sie auf einem mit Kalbleder überzogenen, die Fleischseite des Leders auswärts kehrenden, mit Marienglas eingeriebenen Kissen, mittelst des nám, lichen Messers in vier gleiche Theile, wobei man zum Anfassen des Goldes ein kleines hölzernes Zängelchen zu Hülfe nimmt. So erhält man im Ganzen 896 Blätter von 2 Zoll Länge und Breite.

Diese 896 Blättchen kommen nun mit einander in die erste Hautform (Lothform), welche 5 Zoll im Quadrate groß ist. Man schlägt dieselbe zwei Stunden lang, oder überhaupt so lange, bis das Gold die Ränder der Form- erreicht, und befolgt dabei wieder das nämliche Verfahren, welches schon bei der Bearbeitung in der Dickquetsche angegeben worden ist. Man spannt nun die Form an einer ihrer Ecken fest in eine Zange (Spannzange), deren Schenkel durch einen darüber geschobenen Ring zusammengedrückt werden, blättert die Form nach und nach auf, legt mit dem hölzernen Zängelchen die Goldblätter auf das Kissen, zerschneidet sie wieder in Viertel, und erhält dadurch 3584 neue Blätter von der Gestalt eines Quadrats, dessen Seite 21/2 Zoll mißt.

Man bildet hieraus vier neue Formen (Dünnschlagformen) von 5 Zoll Größe, von welchen eine jede 800 Goldblätter aufnimmt, da die übrigen 384 gewöhnlich zerrissen oder sonst fehlerhaft sind. Die Bearbeitung der Dünnschlagform ist die lang= wierigste, und nimmt am meisten die Sorgfalt des Goldschlägers in Anspruch. Ein geschickter Urbeiter kann kaum mehr als zwei solche Formen in einem Tage beendigen. Er schlägt zuerst durch vier Stunden mit dem 10pfündigen Hammer, dann eine halbe Stunde mit dem 5pfündigen, wechselt hierauf mit diesem und dem vorigen von halber Stunde zu halber Stunde ab, und beendigt die Arbeit mit dem 12pfündigen Hammer. Wenn das Gold bis an die Ränder der Form herausgedrungen ist, haben die Blätter ihre gehörige Feinheit erreicht. Man nimmt sie mit den schon ber schriebenen Werkzeugen auf das Lederkissen, zerschneidet sie in vier Theile, und legt diese zwischen die Blätter kleiner Büchelchen aus seinem röthlichen Papiere, welches, um das Anhängen

Technol. Encyklop. VII. Bd."

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des Goldes zu verhindern, mit Bolus eingerieben ist. Löcher in den Blättern werden durch Ausdrücken eines kleinen Stückes von dem Abfalle bedeckt. Die einzelnen Goldblättchen, welche nun 211⁄2 Zoll lang und breit sind, werden so zwischen das Papier (dessen Länge und Breite 2 Zoll ist) eingelegt, daß die zwei durch den Schnitt entstandenen geraden Seiten mit dem hintern und obern Rande des Buches gleich liegen, während das Überflüssige vorn und unten herausragt. Man preßt 12 auf einander lie gende Bücher durch ein Bretchen mit der Hand zusammen, und reibt mit einem Stücke Leinwand alles, was vom Golde hervorsteht, weg.

Der Abfall während der ganzen Bearbeitung beträgt fast die Hälfte des Goldgewichtes, und die übrig bleibenden brauch. baren Goldblätter, im Durchschnitte 12600 an der Zahl, wiegen demnach kaum über 20 Dukaten. In runder Zahl rechnet man 500 bis 600 Blätter, also eine Fläche von 2000 bis 2400 Qua dratzoll auf das Gewicht eines Dukatens, wonach ein Gran Gold auf 42 bis 50 Quadratzoll ausgebreitet ist. Die Dicke der Blätt= chen beträgt ungefähr 0.00000435 oder 1/230000 Zoll. Die ure sprüngliche Dicke des gewalzten Goldzains, welche nahe 1/215 Zoll war, ist durch das Ausschlagen auf dem Ambosse auf 1/575 30ll, in der Dickquetschform auf 1/2300, in der Dünnquetsche auf 1/9200 in der Lothform auf 1/575001 und in der Dünnschlagform auf 1/230000 Zoll reduzirt worden. Diese Sorte Gold ist die dünnste,

welche verfertigt wird.

Die Sorten des Blattgoldes unterscheiden sich von einander theils durch die Farbe, welche durch verschiedene Legirungen her vorgebracht wird, theils durch Größe und Dicke. In der erstern Beziehung ist das Nöthige schon im Eingange dieses Artikels ans geführt worden. Die dickste Art des geschlagenen Goldes ist das Fabrikgold, welches in den Golddrahtziehereien zur Vergoldung des Silberdrahtes angewendet wird (f. Bd. IV. S. 226). Bier Blätter davon, jedes 3 bis 4 Zoll lang und breit, wiegen einen Dukaten; es ist daher 0.00015 bis 0.00027 oder 1/6600 bis 1/3700 Zoll dick. Es wird nur in Pergamentformen geschlagen. Zum Plombiren der Zähne wird ähnliches starkes Blattgold angewendet. Das gewöhnliche dünne Gold hat meistentheils 2 oder 211⁄2 Zoll im

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