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dünne Haut reinen Goldes auf diese Oberfläche niederzuschlagen. Man behandelt deßhalb das Gold mit einem Auflösungsmittel (der sogenannten Farbe), welches nicht nur Kupfer, sondern in gewissem Grade auch Gold aufzulösen vermag, und veranlaßt so, daß die geringe Menge des aufgelösten Goldes durch das in der Legirung befindliche Kupfer und Silber gefällt und auf der Oberfläche der Stücke abgesezt wird, in gleicher Weise, wie ein eiserner Nagel in Kupfervitriol - Auflösung sich mit einer Kupferhaut überzieht. Die gewöhnliche Farbe der Goldarbeiter ist ein gepuls vertes Gemenge aus 3 Theilen Salpeter, 2 Th. Kochsalz und Th. Alaun, oder 2 Theilen Salpeter, 1 Th. Kochsalz und 1 Th. Alaun. Man gibt dasselbe in einen hessischen Schmelztiegel oder in einen irdenen Topf, gießt Wasser darauf, und läßt die Mischung auf dem Feuer kochen, bis sie sich zu einem Brei aufgelöst hat. Dann bringt man die Goldarbeiten hinein, läßt sie eine gehörige Zeit verweilen, spült sie sogleich nach dem Herausnehmen in kochendem Wasser und dann in kaltem Wasser, und trocknet sie ab. Das Loth an gelötheten Stellen wird hierbei (wegen seines größern Kupfergehaltes) gewöhnlich schwarz. Daher glüht man die ein Mahl gefärbten Stücke, siedet sie wieder in verdünnter Salpetersåure, und wiederhohlt die Behandlung in der Farbe. Sehr stark legirtes Gold läßt sich nicht färben, wird vielmehr durch seinen großen Kupfergehalt schwarz und unansehnlich. — Die Wirkung der Farbe erklärt sich auf folgende Weise. Durch die Schwefelsäure des Alauns werden das Kochsalz und der Salpeter langsam zerset ; die entwickelte Salzsäure und Salpetersäure wirken auf einander und entbinden Chlor, gerade wie bei der Bereitung des Königswassers (f. Art. Gold). Das Chlor löset Gold und Kupfer auf; ersteres aber schlägt sich größtentheils wieder auf die Oberfläche der Stücke nieder, wie schon oben erwähnt wurde. Weil die Auflö fung des Goldes nur nach und nach erfolgt, so erlangt die Farbe erst durch einigen Gebrauch ihre beste Beschaffenheit; aus gleichem Grunde färbt sich ein kleines Arbeitsstück in einer großen Menge (besonders neuer) Farbe schlecht, weil das aufgelöste Gold zu sehr vertheilt wird. Ein geringer Goldgehalt bleibt gewöhnlich in der gebrauchten Farbe zurück, und häuft sich bei öfterem Gebrauche derselben immer mehr an. Man hat Fälle beobachtet,

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wo ein Pfund alter Farbe 24 Gran und noch mehr Gold enthielt. Um dieses wieder zu gewinnen, wird die gesammelte alte Farbe mit Wasser (allenfalls unter Zusaß einer kleinen Menge Königswasser, um mechanisch eingemengte, von den Goldarbeiten abgeriebene Goldtheilchen aufzulösen) mit Wasser völlig flüssig gemacht, filtrirt, und daraus das Gold durch Zusaß von frisch bereiteter Eisenvitriol - Auflösung als metallisches Pulver niedergeschlagen, welches man mit Pottasche oder Borar in einem Tiegel schmelzt.

Man hat, außer der gewöhnlichen Farbe aus Kochsalz, Salpeter und Alaun, verschiedene andere Mischungen zum Färben des Goldes theils vorgeschlagen, theils wirklich angewendet. Hier unter gehört die jest wenig mehr gebräuchliche Grünfarbe (im Gegensahe der gewöhnlichen oder Weißfarbe, ihrem Ansehen nach so genannt). Man seht dieselbe aus Salpeter, Salmiak (oder Kochsalz), Grünspan und Eisenvitriol zusammen; z. B. 1 Theil Salpeter, 3 Theile Salmiak, 3 Th. Grünspan und 1 Th. Vitriol. Diese Ingredienzien werden fein gepulvert, vermengt und mit Essig zu einem Brei gemacht, den man mittelst des Pinsels auf die Arbeit trägt, worauf leztere bis zum Schwarzwerden der Mischung über Kohlen erhißt, in Wasser abgelöscht und abgespült wird. Diese Behandlung erzeugt leicht eine ungleiche, flek fige, übrigens sehr hochgelbe Farbe auf dem Golde. Der Eisenvitriol wirkt hier auf den Salpeter und das Kochsalz (oder den Salmiak) eben so, wie in der Weißfarbe der Alaun. Eine Mischung aus 5 Theilen Salzsäure von 22° Baumé (spezif. Gewicht 1.176), 2 Th. englischer Schwefelsäure, Th. krystallisirter Borarsäure und 75 Th. Wasser, worin man 10 Th. Goldsalz aufge. löst hat, färbt das legirte Gold sehr schön hochgelb, wenn man dasselbe an einem Golddrahte in die kochende Flüssigkeit hängt, nach einigen Minuten einen Kupferdraht hineinstellt, der die Goldstücke berühren muß; diesen, so bald das Gold eine dunkle Farbe angenommen hat, wieder herauszieht; die Stücke noch ferner in der Auflösung verweilen läßt, bis sie schön gelb erscheinen; sie endlich heraus nimmt, in durch etwas Schwefelsäure gesäuertes Banjer taucht, in reinem Wasser abspült und trocknet. Es ist hierbei besser, die gehörige Farbe durch mehrmahlige Wiederhoh lung der Operation als durch ein zu langes Verweilen des Goldes

in der Flüssigkeit zu erzeugen. Ammoniak (Salmiakgeist), womit man das Gold kocht, färbt dasselbe ebenfalls, jedoch nur durch Auflösung des Kupfers auf der Oberfläche der Legirung.

Die gefärbten oder bloß gesottenen Goldarbeiten erscheinen gang matt. Meist aber sollen sie entweder ganz oder theilweise Glanz erhalten. Die Mittel hierzu sind das Schaben, Schleis fen und Poliren.

Gefärbte Gegenstände, welche an allen Stellen die hohe Goldfarbe behalten sollen, werden sogleich mittelst des Polir. stahls polirt, weil jede Verlegung der äußersten Goldhaut sorgfältig vermieden werden muß, um die reine Goldfarbe zu bewah, ren. Man bedarf der Polirståhle von sehr verschiedener Größe und Form. Nur solche Waaren, deren Gestalt die Anwendung des Polirstahls nicht gestattet (wie z. B. feine Drahtkettchen), werden gekraßt, d. h. erhalten den Glanz durch Reiben mit eis ner Krazbürste. Man verfertigt die Krazbürsten aus sehr seis nem Messingdrahte, welcher über zwei runde Stäbchen mehrere hundert Mahl hin und her geschlagen wird, so daß er die Gestalt eines 6 Zoll langen Strähns erhält. Man umwickelt dann diese ganze Drahtmasse dicht mit gröberem (etwa 1/2 Linie starkem) Messingdrahte, die beiden Enden ausgenommen, wo die schleifenartis gen Biegungen des dünnen Drahtes auf 6 bis 9 Linien Lánge frei gelassen werden. Diese beiden Enden sind es, welche gebraucht werden, während man das Werkzeug an dem bewickelten, und dadurch steifen, mittlern Theile mit der Hand faßt.

Nicht gefärbte, bloß gesottene Stücke werden, wenn die Gestalt ihrer Oberfläche kein anderes Verfahren gestattet, eben, falls mittelst des Polirstahls oder der Kraßbürste geglänzt; die meisten aber werden zuerst geschabt, dann mit kleinen Steinen geschliffen und endlich polirt. Das Werkzeug zum Schaben ist der gewöhnliche dreieckige oder viereckige Sch aber der Kupferstecher und Graveure (f. Graviren). Schaber mit hohlen Flächen greifen stärker an, erzeugen aber eben dadurch leicht eine weniger glatte Fläche, indem sie gern stellenweise zu tief eindringen. Des Schabers bedient man sich auch, um auf gefärbter Waare an solchen Stellen, welche mit der natürlichen Farbe des Metalls

erscheinen sollen, die äußerste, aus feinem Golde bestehende Oberfläche wegzunehmen.

Die Schleifsteine, mit welchen das Schleifen ganz aus freier Hand verrichtet wird, sind von verschiedener Art, theils blaugrau von Farbe und weich (die bekannten Messingschleifsteine), theils grünlichgrau und härter (böhmische oder Prager Schleifsteine). Ihre Länge beträgt 4 bis 6 Zoll, ihre Breite 11/2 bis 8 Linien, ihre Dicke 1/2 Linie bis 2 Linien. Sie werden beim Ge= brauche mit Wasser beneßt; der abgeschliffene, Stein- und Golds theile enthaltende Schlamm (der Schliff) wird sorgfältig ge. sammelt. Wenn glänzende Stellen neben matten erscheinen sols len, so bedeckt man die leztern während des Schleifens mit Leim, mit Gummigutt in Wasser angerieben, oder mit einer Auflösung von Schellack in Weingeist, oder leimt Papier darüber, und gebraucht bei der Anwendung von Leim, um das Aufweichen desselben zu verhindern, den Schleifstein mit Öhl statt Wasser.

Das eigentliche Poliren (in der Kunstsprache Glanz fchleifen zur Unterscheidung vom Poliren mit dem Stahle ge= nannt), welches erst den hohen Glanz erzeugt, und auf das Schleis fen mit dem Steine folgt, verrichtet man mittelst geschlämmten Tripels, hierauf mittelst geschlämmter Knochenasche und zulet mittelst Polirroth (f. über lezteres den Artikel Engelroth, Bd. V. S. 288). Man kann auch sehr wohl die Knochenasche entbehren und nach dem Tripel sogleich mit Roth_schleifen. Man trägt diese Pulver (den Tripel mit Öhl, die Knochenasche und das Polirroth mit Weingeist) auf einen tauglichen Körper auf. Dazu dient, in so fern es sich um die Bearbeitung glatter Flächen handelt, eine sogenannte Lederfeile (ein mit feinem Sämischleder überzogenes Holzstück von der Gestalt einer flachen oder halbrunden Feile); bei verzierten Flächen eine kleine, mit etwas stei sen Borsten versehene Bürste. In fleine Öffnungen und Winkel gelangt man mittelst eines Spänchens von Weidenholz oder mittelst Zwirn. Leßterer wird entweder an einem Ende befestigt, am andern mit der Hand gehalten, wo man denn die Arbeit darauf hin und her zieht; oder in einen kleinen Bogen gespannt, den man in Bewegung fest, während die Arbeit festgehalten wird.

Zur Verzierung der Goldwaaren werden mehr oder weniger

häufig das Guillochiren (s. diesen Artikel), das Emailliren und das Einsehen von Edelsteinen angewendet. Über das Emailliren ist im V. Bande, S. 272 u. f. gesprochen. Das Fassen der Steine ist die Arbeit des Juweliers. Es ist von den Edelsteinen und von dem Schnitte derselben ausführlich im Art. Edelsteine (Bd. IV.) gehandelt. Hier erübrigt also nur eine kurze Auseinanderseßung über das Verfahren beim Fassen.

Die Steine werden entweder à jour gefaßt, d. h. bloß in einen Reif, wo der Untertheil des Steins gleich dem sichtbaren Obertheile frei liegt; oder in einem Kasten, dessen Boden den Untertheil einschließt. Welche Kunstgriffe man im leztern (und gewöhnlichsten) Falle anwendet, um der natürlichen Schönheit der Steine zu Hülfe zu kommen, ist in den Artikeln Edelsteine (Bd. IV. S. 525–527) und Folie (Bd. VI. S. 262) erörtert. Perlen, welche gefaßt werden sollen, schneidet man mit einer feinen Laubsäge in der Mitte durch, und benußt beide Hälften. Ungefärbte Steine (wasserhelle Diamanten, Topase, Bergkrystalle 2c.) faßt man in Kasten aus feinem Silber, farbige Steine in Gold. Der Kasten wird aus einem kleinen, mit der Säge abgeschnittenen Stücke Blech von gehöriger Dicke gebildet, welches man, angemessen zugefeilt, auf der Goldarbeit mit Schlagloth anlöthet. Die Höhlung wird gebohrt, dann mit der Nadelfeile ausgefeilt und mit dem Justirzeiger (einem schräg angeschliffenen Grabstichel, f. Graviren) nach der Form des Steines ausgestochen (justirt). Nach dem Einfeßen des Steins wird der Kasten äußerlich nachgefeilt, mit verschiedenen Grabsticheln, als Flachsticheln, Spißsticheln und Messerzeigern beschnitten, daun der Rand des Silbers mit dem Verseßzeiger und nöthigen Falls mit dem sogenannten Bock fuße rund herum an den Stein fest angedrückt; endlich dreht man mittelst der Korneisen die sogenannten Körner (kleine kugelige Erhöhungen, welche rings um den Stein, gewöhnlich acht an der Zahl, stehen und zur Befestigung desselben beitragen), und verreibt zwischen dens selben, durch den Verreiber, die Ränder des Metalls dergestalt, daß sie ohne bemerkbare Dicke auf dem Steine anliegen. Der Verseßzeiger ist ein grabstichelähnliches, statt der Schneide mit einer stumpfen geraden Kante oder einer schmalen Endfläche

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