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man Sorge trägt, alle Vertiefungen zwischen den Verzierungen gänzlich auszufüllen. Diese Unstriche müssen bloß durch die Wärme der Luft abtrocknen. Späterhin aber trägt man gewöhnlichen Formlehm mit der Hand auf, und dieser wird durch gelinde Heis hung des Kerns getrocknet, wobei das Wachs und Talg auf der Oberfläche des Modells schmilzt, sich in den Lehm zieht, und den Raum, welchen es bisher einnahm, leer zurückläßt. Zwischen die Schichten des Lehms legt man auch wohl Werg, um den Zu sammenhang des Mantels zu vermehren.

Die Form zur Krone wird als ein besonderes Stück verfertigt, dann in die schon erwähnte obere Öffnung des Mantels eingefeßt, und mit Lehm befestigt. Wenn die Glocke nicht sehr groß ist, so ist es am bequemsten, zu den Henkeln wächserne Modelle in einer gypsenen Form zu gießen, aus den einzelnen Henkeln die Krone gehörig zusammen zu seßen, das Ganze in eine Lehmmasse einzuhüllen, und diese endlich bei mäßigem Feuer zu brennen, wodurch das Wachs ausschmilzt und die erforderlichen Höhlungen hinterläßt. Die Gypsform besteht aus zwei Theilen, deren jeder die halbe Vertiefung für den Mittelbogen 7, 8, und zwei daran fizende Henkel, 2 enthält (f. Fig. 7). Nachdem das Wachs eins gegossen ist, wartet man eine kurze Zeit, um dasselbe oberflächlich erstarren zu lassen, und läßt dann das noch flüssige Innere durch Umkehren der Form auslaufen, wodurch man den Abguß mit bedeutender Wachsersparniß hohl bekommt. Man verfertigt drei gleiche Güsse von der Gestalt der Fig.7, benußt den einen so wie er ist, schneidet aber von den beiden andern den Mittelbogen 7,8 heraus, um aus jedem zwei getrennte Henkel (s. Fig. 8) zu erhalten, welche man zu beiden Seiten an das erste Stück (Fig.7) anklebt. Dadurch entsteht die Krone, wie man sie vollständig in Fig. 4, 5, 6 abgebildet sieht. Die hier punktirt angegebenen Theile bedürfen noch einer besondern Erklärung. Der dicke konische Zapfen, welcher auf dem Mittelbogen steht, ist das Modell, durch welches, wenn die Krone in Lehm eingehüllt wird, das bis ins obere Niveau der Tammgrube sich erhebende Gießloch zum Einfließen des geschmolzenen Metalls entsteht. Es kann von Wachs oder von Holz gemacht seyn, und wird im leßtern Falle nach oben herausgezogen. Um der Luft, welche sich in der Glockenform be

findet, Gelegenheit zu geben zu entweichen, wenn sie beim Gusse von dem Metalle verdrängt wird, bringt man auf den vier Seitene bögen der Krone Öffnungen (Windpfeifen) an, welche bis zu einerlei Höhe mit dem Gießloche hinaufreichen. Die Modelle dazu sind in Fig. 4 bis 6 gleichfalls durch Punktirung angegeben. Man bildet sie aus zwei Wülsten von Wachs, deren jeder sich in zwei Zweige theilt, und auf zwei benachbarte Henkel stüßt. Beim Brennen der Henkelform schmilzt auch dieses Wachs aus.

Für große Glocken wird die Henkelform aus Theilen zusam» mengefeßt, welche man von Lehm einzeln über hölzernen oder ge brannten thönernen, mit Kohlenstaub oder Kreidepulver bestreutenHenkelmodellen formt, und dann mit Lehm vereinigt. In jedem Falle stellt die fertige Henkelform einen einzigen Klumpen Lehm dar, in welchem keine andern Höhlungen sich befinden, als jene für die Krone (welche auf der Bodenfläche der Form ausmünden), das Gießloch und die Windpfeifen.

Der Mantel und die mit demselben verbundene Henkelform werden durch herumgelegte eiserne Schienen und Reifen verstärkt. Hafen, welche an diesem Beschlage angebracht sind, dienen zur, Befestigung von Seilen, an welchen man mit Hülfe eines Krahns oder Flaschenzugs den Mantel in die Höhe heben kann. Fig. 17 zeigt den vollständigen Mantel im Aufrisse, Fig. 18 denselben im Grundrisse. A ist der Mantel der Glocke selbst, B die Henkelform. a die eisernen Schienen; b die Reifen; e die Haken. g, g die Windpfeifen; f das Gießloch, dessen Einfassung e nur durch die Öffnung d dem Metalle Zutritt läßt, und das Wegfließen neben dem Gießloche verhindert. Die Öffnung d schließt sich nám. lich in der Höhe des Fußbodens an die vom Ofen nach der Form hin für den Lauf des Metalls angelegte Rinne.

Nachdem der Mantel über dem Modelle vollendet und volls ständig ausgetrocknet, auch die Henkelform in denselben eingefeßt und der Beschlag angelegt ist, wird er durch leise Schläge gegen Holzstücke, welche man an mehreren Stellen unter seinen unters sten Rand fezt, etwas gelüftet, und dann mittelst des Krahns oder Flaschenzugs in die Höhe gewunden, so daß er frei in der Luft schwebt, und den Zugang zum Modelle gestattet. Vorher aber hat man an dem Montel und an dem Fundamente oder Stande

ein Paar Zeichen angebracht, um späterhin den Mantel wieder genau in seiner ursprünglichen Stellung auffeßen zu können. Dieses Abheben des Mantels geht bei gehöriger Vorsicht ohne Beschä digung desselben von Statten, weil alle über die Oberfläche des Modells hervorragenden Theile, welche nur aus Talg und Wachs gebildet waren, schon weggeschmolzen sind. Der Mantel enthält aber in seinem Innern alle Eindrücke von jenen Verzierungen u. s. w. Man bessert ihn, wenn einzelne kleine Beschädigungen deselbeu sich zeigen, mit feinem Lehm aus, und trocknet diesen wieder durch angezündetes Stroh, welches darunter gehalten wird. Das Modell, welches noch auf dem Kerne siht, wird mit dem Messer eingeschnitten und stückweise weggebrochen, der Kern wo nöthig nachgebessert und wieder mit in Wasser zerrührter Asche überstrichen, damit beim Gießen keine Theile desselben an dem Metalle hången bleiben können. Die Höhlung des Kerns wird mit Steinen und Erde gefüllt, seine obere Öffnung aber mit Lehm verschlossen, welchen man mit einer Maurerkelle gehörig ebnet und abgleicht. Hier bei wird zugleich das Hängeisen (Fig. 14) in den Lehm eingesteckt, so daß der Ring desselben im Innern des Kerns verborgen ist, und nur die mit Widerhaken versehenen Schenkel hervorragen, welche beim Gusse von dem Metalle eingeschlossen werden.

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Endlich wird der Mantel wieder über den Kern herabgelassen, die Fuge rund um seinen untern Rand mit Lehm verstrichen, die Dammgrube gang mit Erde, Sand und Asche angefüllt, diese Füllung (welche der Form größere Festigkeit gegen den Druck des Metalls verleihen muß) mit der Handramme festgestampft, und die Gußrinne vom Ofen nach dem Gießloche angelegt. So ist die Form zum Gusse bereit. Wenn mehrere Formen neben einander in der Grube eingelegt sind, so theilt man die Gußrinne in Ziveige, welche in die einzelnen Gußlöcher münden, und nach der Reihe dem zufließenden Metalle geöffnet werden.

Glocken von geringerer Größe, bis etwa zu 2 oder 3 Zentner im Gewichte, formt man öfters nicht, wie hier beschrieben, stehend; sondern in horizontaler Lage. Dazu dient eine horizon= tal in Lagern eines hölzernen Gestells angebrachte eiserne Spindel, welche mittelst einer Kurbel umgedreht wird. Man bewickelt dieselbe anfangs mit Strohfeilen, und trägt über diese 'den Lehim

auf. Die Schablone liegt auf dem Gestelle, in genau bestimmter Entfernung von der Spindel, unbeweglich. So wird also (um= gekehrt im Vergleich mit dem obigen Verfahren) die Lehmform statt der Schablone bewegt, und die Methode gewinnt die vollkommenste Ähnlichkeit mit dem Abdrehen auf der Drehbank Nachdem der Kern (bloß aus Lehm), das Modell und der Mantel vol. lendet sind, zieht man das Ganze von der Spindel ab (wobei die Strohseile eine Höhlung im Kerne hinterlassen), und verfährt im Übrigen wie oben. Meist wird der Mantel nur bis zu einer ge ringen Dicke auf der Spindel angelegt, und erst nach dem Abnehmen und Aufstellen der Form durch ferneres Auftragen von Lehm verstärkt. Größere Glocken können nie auf diese Weise ge= formt werden, weil die Formen zu schwer seyn würden, um sich mit der Spindel umdrehen und dann transportiren zu lassen.

Der Schmelzofen zum Glockengießen ist ein Reverberirs oder Flammenofen; d h. er besteht aus zwei getrennten Haupträumen: dem Feuerherde, worin das Brennmaterial (Holz oder Steinkohlen) verbrannt, und dem Schmelzraume oder Schmelzherde, in welchem das Metall durch die darüber streichende Flamme erhigt wird. Leßterer ist von kreisrunder oder ovaler Form, wenig vertieft (so, daß das Metall in einer großen, nur wenige Zoll dicken Schichte ausgebreitet wird), und mit einem niedrigen Gewölbe überspannt. Der Ofen besigt zwei Schornsteine an den Seiten, welche links und rechts vom Feuerherde liegen; øder statt derselben einige Löcher (Windpfeifen) im Gewölbe, welche man nach Bedürfniß öffnet oder schließt, um den Zug der Flamme nach den verschiedenen Theilen des Schmelzherdes zu regeln, und die erforderliche gleichmäßige Erhigung zu erzeugen. Gegenüber von dem Feuerherde ist in der Vordermauer des Ofens das Auge oder Stichloch angebracht, eine am Boden des Schmelzherdes befindliche Öffnung, welche während des Schmelzens durch einen konischen eisernen oder thönernen Pfropf verschlossen ist. Dieser Pfropf, dessen größerer Durchmesser (gleich jenem des Loches) dem Innern des Ofens zugekehrt ist, wird durch den Druck des flüssigen Metalls selbst fest eingetrieben, beim Gießen aber von einem Arbeiter mittelst einer Eisenstange hineingestoßen, wo er dann auf dem Metalle schwimmt, und das Ausfließen desselben

ferner nicht hindert. Denkt man sich von der Mitte des Feuers herdes nach dem Stichloche eine gerade Linie gezogen, so theilt diese den Ofen in zwei völlig gleiche Theile. Der Schmelzherd ist nicht nur in der Richtung dieser Linie nach dem Stichloche hin ets was abhängig, sondern auch von den beiden Seiten nach der Mitte, d. h. nach jener Linie hin. Vermöge dieser Gestalt läßt er das Metall ganz und gar ausfließen, weil es von allen Punkten nach dem Loche hin trachtet.

Die Zeichnungen auf Taf. 132 geben die Einrichtung eines solchen Ofens' an, der dem Maßstabe nach auf ungefähr 60 Zentner Metall berechnet ist. Fig. 10 ist der Grundriß; Fig. 11 der Seitenaufriß; Fig. 12 die Ansicht der vordern Fläche mit dem Stich, loche; Fig. 13 der vertikale Durchschnitt durch die Mitte, nach einer Linie, welche von dem Feuerherde zum Stichloche hingezogen ist. In dem Grundrisse ist die innere Einrichtung mittelst punktirs ter Linien angegeben.

Die Linie ab bezeichnet die Sohle oder den Fußboden des Gebäudes, woraus man ersieht, daß die Fundamente des Ofens an Höhe den über der Erde sichtbaren Theil desselben übertreffen. Der Ofen besteht ganz aus Mauerwerk, und zwar werden die in nern, der Hiße am meisten ausgefeßten Theile von höchst feuer. festen Ziegeln (aus Porzellan - Kapselmasse) ohne Mörtel, bloß mit Lehm verbunden, konstruirt. Zwei gewölbte, bei e durch Thüren zu verschließende Gänge cd, cd führen die Luft unter den Rost des Feuerherdes. Ein großes Tonnengewölbe e zieht sich unter dem Schmelzherde hin. fist der Feuerherd mit dem aus gußeifernen Stäben zusammengesezten Roste; i der Kanal (Schwalch), welcher die Flamme in niederwärts gehender Rich tung nach dem Schmelzherde leitet. Durch das Schürloch g wird das Holz (gespaltenes und gedörrtes Fichtenholz) auf den Rost geworfen; man verschließt diese Öffnung mittelst eines eisers nen Schiebers h, um der Flamme jeden andern Ausgang als in den Schmelzherd abzusperren. Stufen führen bei p und q auf den Plag des Heißers. k ist der Schmelzherd, hier von ovaler Form. Man gelangt in denselben, um das Metall einzutragen, es umzurühren oder eine Probe davon herauszunehmen, durch zwei an den Seiten, einander gegenüber, angetrachte Arbeitsöff

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