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BERICHT

DER

KAISERLICHEN AKADEMIE

DER WISSENSCHAFTEN

UND DER

PHILOSOPHISCH-HISTORISCHEN CLASSE

INSBESONDERE

ÜBER IHRE WIRKSAMKEIT UND DIE VERÄNDERUNGEN

VOM 29. MAI 1880 BIS 30. MAI 1881

ERSTATTET VON DEM GENERALSECRETÄR

DR. HEINRICH SIEGEL.

Seitdem im Anfang der Sechziger-Jahre eine freiere Bewegung in das öffentliche und geistige Leben Oesterreichs gekommen, wurde die kaiserliche Akademie der Wissenschaften auch ausserhalb ihres statutarischen Wirkungskreises, für welchen die jährliche Dotation bestimmt ist, im Laufe der Zeit noch mannigfach berufen und in die Lage gesetzt, auf die Förderung der Wissenschaft thätigen Einfluss zu üben.

Ich gedenke des Auftrages, womit das ehemalige k. k. Staats-Ministerium die Herausgabe des Novara-Werkes in seinem wissenschaftlichen Theile der unmittelbaren Leitung unserer Körperschaft unterstellt hat, ferner der Uebertragung der wissenschaftlichen Leitung der auf Staatskosten vorgenommenen hydrographischen Forschungen im Gebiete der Adria durch das k. k. Handels-Ministerium.

Neben solchen vorübergehenden Missionen wurde weiter die Akademie für immerwährende Zeiten mehrfältig mit der Verfügung über die Erträgnisse gebundener, speciellen wissenschaftlichen Zwecken gewidmeter Vermögen betraut. Eine derartige Berufung erfolgte durch letztwillige Anordnungen Privater hinsichtlich der Lieben- und Baumgartner-Stiftung, deren Capitalien zugleich von unserer Körperschaft verwaltet werden, ferner kraft des aufgerichteten Statutes hinsichtlich der Savigny-Stiftung, über deren Zinsen im Turnus mit der Berliner und Münchener Akademie die unserige zu entscheiden berechtigt ist. Ihrer Obhut und Verwaltung wurde weiter

Almanach. 1881.

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das Vermögen der Grillparzer-Stiftung unterstellt, während über deren Preis ein besonderes Gericht erkennt, dem jedoch stets ein Mitglied unseres Institutes anzugehören hat.

Der Connex der Centralanstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus, welche der Akademie die Gründung verdankt, besteht auch nach ihrer Erhebung zu einem Staatsinstitute fort, und blieb zugleich der Akademie eine Einflussnahme auf die Besetzung der obersten Stelle in der Leitung dieser Anstalt seitens der Unterrichtsbehörde gewahrt.

Mit der Umwandlung der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde in ein von dem deutschen Reiche und Oesterreich behufs der Fortsetzung der Monumenta Germaniae subventionirtes Unternehmen, deren Folge die Errichtung einer neuen Centraldirection war, ist wie den Schwesterakademien zu Berlin und München der unserigen die Entsendung von zwei Mitgliedern in die Oberleitung vorbehalten und dadurch ein Einfluss auf die weitere Ausführung des grossen Nationalwerkes eingeräumt worden.

Eine Verbindung ähnlicher Art wurde neuerlich geknüpft. Nach dem Tode von Friedrich Diez entstand der Gedanke, seinen ruhmreichen Namen durch eine Stiftung zu verewigen. Wenn für grosse Staatsmänner und Feldherrn, für Dichter und Künstler, deren Werke und Thaten in weitesten Kreisen gekannt werden, sichtbare Monumente die geeigneten Denkmäler bilden, so erscheint uns als das entsprechende Mittel, die Erinnerung an grosse Gelehrte dauernd wach zu erhalten, eine auf fortwährende Bereicherung der Wissenschaft abzielende Stiftung. Die Diez-Stiftung, welche den Zweck verfolgt, Arbeiten aus dem Gebiete der Sprachwissenschaft und Literaturgeschichte der romanischen Völker ohne Rücksicht auf die Nationalität ihrer Urheber durch Prämiirung oder Stellung von Preisaufgaben zu fördern, trat im vorigen Winter zu

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