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Die vorliegende Arbeit wurde, nachdem mir für dieselbe von der philosophischen Fakultät der Preis zuerkannt war, noch in einigen Punkten erweitert und verbessert, besonders durch Benutzung der Gebhardischen Sammlung in Hannover.

Den Beamten der von mir besuchten Bibliotheken und Archive sage ich für ihre freundliche und liebenswürdige Unterstützung an dieser Stelle meinen besten Dank.

Quellen und Bearbeitungen.

Der Darstellung der „Einführung der Reformation im Lüneburgischen durch Herzog Ernst den Bekenner" will ich eine kurze Übersicht über die Quellen und Litteratur voranschicken, wobei es mir natürlich nicht so sehr darauf ankommen kann, sämtliche diesen Gegenstand nur flüchtig berührenden Bücher oder die in Zeitschriften, wie dem Vaterländischen Archiv" und seinen Fortsetzungen, dem „Hannoverschen Magazin", den „Annalen der braunschweig - lüneburgischen Churlande" u. dgl. verstreuten Artikel namhaft zu machen, als vielmehr darauf, einen Überblick über die allmähliche Entwicklung und Erweiterung unserer Kenntniss dieses Gebietes zu geben.

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Eine einheitliche Bearbeitung des Gegenstandes das muss vorausgeschickt werden -- ist erst sehr spät versucht worden und auch dann nur als Teil von grösseren Werken, während die meisten der in Frage kommenden Schriften nur Lokalgeschichten sind, oder sich auf das Leben Ernsts überhaupt, nicht aber besonders auf seine Thätigkeit als Reformator beziehen.

Die Litteratur des späteren 16. und des 17. Jahrhunderts ist in Bezug auf unser Gebiet von keiner allzugrossen Bedeutung. Die älteste Chronik von Braunschweig-Lüneburg, die für uns in Betracht kommt, ist die von Bünting1). Sie hat ja insofern Wert, als sie manche anekdotenhafte Züge aus dem Leben des Herzogs uns überliefert hat, aber sie bezieht sich mehr auf die Teilnahme Ernsts an der religiösen Bewegung in Deutschland, auf seine Verhandlungen mit den anderen evangelischen Fürsten zum Schutze des Glaubens, als auf die Reforma tion des Fürstentums selbst. Hamelmann (Historia renati evangelii per West

1) M. H. Bünting, Neue vollständige braun- schweig-lüneburgische Chronik. 1584 und 1596 (letztere Auflage von mir benutzt).

phaliam)1) hat doch wenigstens die Schriften des Urbanus Rhegius) und die der Ausgabe seiner Werke vorgesetzte dürftige Lebensbeschreibung Urbans durch seinen Sohn Ernst benutzt; seine sonstigen Nachrichten sind besser als die Büntings, aber sein Buch hat für das Fürstentum Lüneburg doch bei weitem nicht den Wert, den es für die Reformationsgeschichte anderer Territorien hat. Aus ihm stammen die dürftigen Nachrichten in Pomarius',,Chronik der Sachsen und Niedersachsen" (1589), die dann auch der Überarbeiter und Fortsetzer desselben, Dresser, (Sächsisches Chronicon, 1596) aufgenommen hat. Auch Chytraeus bietet im 12. Buch seiner „Saxonia“ (1610) ausser der bislang nicht bekannten Nachricht über den Streit des Herzogs mit der Stadt Lüneburg um das Kloster St. Michaelis nichts wesentlich Neues, aber er sowohl wie Hamelmann haben sich in der späteren Zeit eines grossen Ansehens erfreut.

Wichtig wegen seines Einflusses auf die folgende Litteratur und daher hier zu nennen ist das Werk Seckendorfs (Commentarius historicus et apologeticus de Lutheranismo etc. 1692). Aus ihm wird sehr viel geschöpft, und der Rahmen für die äussere Thätigkeit des Fürsten ist meist ihm entnommen, aber er bringt doch auch wenig beachtete, gute Nachrichten über innere Verhältnisse des Fürstentums. Neben ihm werden vereinzelt Sleidans Buch „de statu religionis et rei publicae Carolo V caesare" und später Müllers „Historie von der evangelischen Stände Protestation und Appellation" (1705) gebraucht.

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Die specialgeschichtlichen Werke dieser Zeit, wie Meiboms und Sagittarius'3) Geschichte von Bardowik, werden bald überholt und bieten gerade für unser Gebiet wenig. Lossius' Luneburga), schon wegen der Form es ist eine poetische Verherrlichung der Stadt Lüneburg und ihrer Versöhnung mit dem Herzoge zur vorsichtigen Benutzung mahnend, ist nur in wenigen Fällen als wirkliche Quelle heranzuziehen. Manche gute, in jener Zeit unbekannte Nachricht bringt Sagittarius) aus der ungedruckten Lüneburger Chronik von

1) Die erste Ausgabe ist von 1587 (Gött. Bibl.), sie ist abgedruckt in: Hamelmanni opera genealogico-historica. Lemgoviae 1711 (nach dieser Ausgabe citiere ich).

2) Urbani Rhegii opera. 2 Bände, von denen der eine die deutschen, der andere die lateinischen Schriften enthält, beide erschienen zuerst Nürnberg 1562.

3) Meibomii Bardewicum sive historia urbis Bardewic. 1613. Sagittarius, Historia urbis Bardewic.

1674.

4) Lossius, Luneburga Saxoniae. 1566. 5) Sagittarius, Memorabilia historiae Luneburgensis, zuerst Jena 1682.

Schomaker1). Auch Zeiler, der in seiner Topographie) zu den Städten und Klöstern des Fürstentums geschichtliche Notizen giebt, ist hierher zu rechnen.

Eine ganz neue Epoche leitet dagegen in der Kenntnis unseres Stoffes das Buch von Schlöpke ein: Chronicon oder Geschichte der Stadt und des Stiftes Bardowik (Lübeck 1704). Er bringt viel unbekanntes Material aus dem Archiv des Stiftes Bardowik an das Licht3), seine Stellung als Rektor dort ermöglichte ihm dies. Er benutzte die Schomakersche Chronik, sowie die damals noch ungedruckte Chronik des Cyriacus Spangenberg), die gerade für Bardowik von Bedeutung ist. Auch standen ihm, wie es scheint, aus dem Stadt-Archiv zu Lüneburg einige Urkunden zur Verfügung. Er kennt das sogenannte „ArtikelBuch❝5) und den „Ratslag to nodtrofft der kloster") wenigstens dem Namen nach. Das Buch bildet bis heute eine der Hauptquellen, und man hat immer wieder aus ihm abgeschrieben; bei dem Zurückgreifen auf die Originalquellen, soweit mir dies möglich war, habe ich seine Nachrichten im wesentlichen als zuverlässig erkannt; der Wert des Buches wird erhöht durch eine Reihe abgedruckter Urkunden. Freilich lässt sich auch ein Mangel an Kritik nicht verkennen, der zu Fehlern geführt hat, die man bis heute nachgeschrieben und geglaubt hat.

Die Säcularfeier der Reformation weckte den Trieb, sich mit der Geschichte jener Zeit und der Männer, die damals gewirkt hatten, zu beschäftigen, und so sehen wir auch über das Fürstentum Lüneburg und das Leben Ernsts jetzt mehrere Schriften entstehen. Zunächst ist hier zu nennen ein Programm über Her

1) Die Chronik noch heute ungedruckt geht bis zum Jahre 1561. Verfasser ist Jacobus Schomaker, Propst von St. Johann in Lüneburg und Canonicus von Bardowik. Er stammte aus einer Lüneburger Patricier-Familie und starb 1563 (Götting. Bibl.).

2) Zeiler, Topographia und eigentliche Beschreibung der Herzogtümer BraunschweigLüneburg bey M. Merian. Frankfurt 1654.

3) Er legt zu Grunde die Nachrichten eines alten gleichzeitigen Capittelbuches, von dem sich für die Reformationszeit Abschriften im Kgl. Staats-Archiv zu Hannover befinden, das aber schon in der Mitte des vorigen Jahrhunderts verloren war.

4) Die Chronik der Verdener Bischöfe des

Cyriacus Spangenberg wurde von einem seiner Nachkommen mit einer kurzen Fortsetzung versehen und 1720 herausgegeben.

5) Artikel darinne etlike mysbruke by den Parren des Förstendomes Lüneburg entdecket und dar gegen gude ordenynge angegeven werden mit bewysinge und vorklarynge der schrift. 1527. (Wolfenbüttler Bibliothek). Abgedruckt mit Weglassung des Schrift beweises und des Unwichtigern der Vorrede bei Richter, die evangelischen Kirchenordnungen des 16. Jahrhunderts. Bd. I. p. 70 ff.

6) Radtslagh to nodtrofft der kloster des Förstendoms Lüneborch, Gades wort unde Ceremonien belangen. 1530 (Wolfb. Bibl.).

zog Ernst, von Wernsdorf vom Jahre 1717. Dasselbe ist nur kurz und wenig wert. Benutzt sind nur die am leichtesten zugänglichen sekundären Quellen 1). Weit besser ist das Büchlein von Bertram: das Leben Ernesti Herzogs zu Braunschweig-Lüneburg (1719). Es gehört dasselbe zu einer Reihe von Biographien Ernsts2), an deren Spitze die, von Bertram und später vielfach benutzte, Oratio de Ernesto duce" Melanchthons) von 1557 steht. 1557 steht. Das Buch von Bertram beruht zum Teil auf Schlöpke, aber er hat doch verschiedene, bisher wenig gekannte Quellenschriften wieder hervorgezogen; die zwischen den Barfüssern und den verordneten Predigern zu Celle gewechselten Briefe, die 1527 durch den Druck veröffentlicht wurden *), hat er benutzt; bekannt dem Namen nach ist ihm die Schrift Wolf Cyclops gegen die Barfüsser zu Celle (1524)5).

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Auch Rehtmeier schildert uns in seiner Chronik) das Leben Ernsts, aber bei genauerem Vergleichen dessen, was er giebt, mit Bertrams eben erwähntem Buche zeigt es sich, dass von dort ganze Seiten samt den Anmerkungen herübergenommen sind; nur da, wo er auf die Beziehungen des Herzogs zu der

1) Gottlieb Wernsdorfius, ord. Theol. in academia Wittembergensi Decanus Lecturis salutem plurimam dicit eosdemque ad audiendam orationem auspicalem a maxime venerabili candidato d. XXIII. Aug. recitandam . . . invitat. (Ohne Jahr und Ort. Dresd. Bibl.). Hier zuerst der Inmatriculations-Vermerk über Ernst aus der Wittenberger Matrikel.

gern darsulvest de Mysse belangen. Grundt und orsake worümb dorch Förstlyke overicheit bemelten Barvoten de gemeinschop des Volkes vorboden. Affschrifft der vorsegelden unchristliken vorschrivyng, ynn welcker de barvoten all ohre guden wercke den andern myldichlick uthdelen. Mit vorleggynge dersulven. 1527 (Hannov. Kgl. Bibl.).

2) Die in Prauns Bibliotheca Brunsvico- 5) Ein geistlicher kampff und ScharmuLuneburgensis unter Nr. 299 erwähnte Schrift: tzel, uber V beschlusz und artickelln, das GotLomarus, Encomiasticum in laudem Ernesti du-lich wort be- | langende, zwischenn Wolff Cyclop cis (Hamburg 1589) würde hierher zu rechnen sein, ich habe sie jedoch nicht zu Gesicht bekommen können und habe sie auch gar nicht citiert gefunden. -- Auch das bei Praun Nr. 303 angeführte „Gespräch im Reiche der Toten zwischen Friedrich I von Dänemark und Ernst dem Bekenner" habe ich nicht erhalten können. 3) Oratio de Ernesto duce recitata in Academia Wittebergensi ab Henrico Paxmanno. Unter dem Namen Paxmanns ging sie lange Zeit, bis durch die Ausgabe der Werke Melanchthons die Autorschaft des letzteren zweifellos festgestellt wurde. Sie ist abgedruckt bei Guden, Dissertatio de Ernesto duce und im Corpus Reformatorum. XII, p. 230 ff.

4) Handelyng twyschen den Barvoten tho Zcelle ynn Sassen und den verordenten Predi

| von Zwickaw der Ertzeney-doctor etc. | Unnd den aller Geystlichsten Vetern, | Heynrich Marquardi der parfusszer | Minister, Mathias Teuffel von Nort | heym Gardian sampt allenn yrenn mithbrüdern, tzu Newen Zeelle Im | Luneborger Lande, jn nehst vorschy | nener Marterwochen, schryfftlichen begriffen und vorfasszet Im MDXXIIII | Maydeburgk.. 4 Bb. 4o. J. f.: Gedruckt In der Löblichen unnd Christlichenn | Stat Maydeburgk durch Hans Knappe der Junger | Im M.D.XXIIII. Jare. Erst nach langem Bemühen fand ich die Schrift in der Gräfl. Bibliothek zu Wernigerode und der Hzgl. Bibl. zu Gotha.

6) Rehtmeier, Braunschweig-Lüneburgische Chronik. 1722. Bd. 2.

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