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Wenn Se. Heiligkeit jeßt in Freyheit wären, so würde ich mich damit begnügen, dieses unvermuthete Ereigniß mitzutheilen; aber da Sie sich zu unserm Unglücke in einer Gefangenschaft befinden, die wir beweinen, so wird es mir zur unerlässlichen Pflicht, in Ihrem Namen gegen eine Neuerung Einwendungen zu machen, welche für die Kirche von Spanien von so großer Wichtigkeit ist, und die Rechte des höchsten Oberhirten der Kirche, und des Statthalters Jesu Christi vers leht, in der festen Ueberzeugung, Ew. H. werden vermög Ihrer bekannten Frömmigkeit, und höchsten Weisheit, die nöz thigen Maßregeln zu ergreifen wissen, um den hohen Kongreß, welcher die heilige Religion, zu der wir uns bekennen, zu bez schüßen wünscht, dahin zu vermögen, daß er gèruhè, die Vollzies hung und die Publikation seines Dekrets aufzuschieben, bis wir, in glücklichern Zeiten, die Billigung oder Einwiligung des ros mischen Papstes, oder in dèren Ermanglung, eines Nationalkons ciliums erhalten können, denen es zuförderst zusteht, über diese Gegenstände der Religion und der Kirche zu entscheiden. — Alles dies kann der Weisheit Sr. Majestät nicht entgehen; auch wird Se. Majestát, vermög Ihrer frommen Gesinnungen, es mir nicht übel deuten, daß ich, aus Pflicht meines Amtes, durch Eure H. mit aller geziemenden Vorsicht, und der schuls digsten Unterwürfigkeit diese ehrfurchtvolle Bitte allerhöchst Ihe rer Berücksichtigung vorlege: - das Beste der allgemeinen Kirche, und vorzüglich jener von Spanien, das Glück der Monar chie, und selbst die Ehre und Wohlfahrt Sr. Maj., so ich mit größter Sehnsucht wünsche, und wofür ich unaufhörlich bete, sind damit verbunden. Gott erhalte Eure Hoheit viele

Jahre.

Kadir, den sten März 1813.

. Erzbischof von Nicda,

Nuncius Sr. Heiligkeit.

Ueberschrift.

An den Durchlauchtigsten Präsidenten, und den höchsten

Math der Regentschaft.

Nro. 3.

Hochwürdigster Herr,
Hochgeehrter Herr Bruder!

Ich habe es, vermöge meines Amtes, für meine Scub digkeit gehalten, über jene Dekrete des hohen Kongresses, wel che die heilige Inquisition aufheben, und die man bereits ver: breitet, und zu verkündigen befiehlt, der Regentschaft Vorstel lungen zu machen, und dies Euer Hochwürden zu Ihrem Be nehmen mitzutheilen, so wie auch, daß das Kapitel dieser Ka thedralkirche, bey erledigtem Size, mit Beystimmung der hier befindlichen Hrn. Bischöfe, diese Dekrete nicht in Vollziehung zu sehen gedenkt, ohne vorhergegangene reife Ueberlegung, die ein so wichtiger und folgenreicher Gegenstand erheischt. Ew. Hods würden werden, vermög Ihrer Klugheit, von dieser Mitthei lung jenen Gebrauch machen, der Ihnen gut scheint, und über haupt so handeln, wie Sie es recht finden. — Gott erhalte Ew. Hochwürden viele Jahre.

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Denkwürdige Ereignisse haben die Aufmerksamkeit des Publikums in den verflossenen Jahren dfters auf das Wal lis geleitet, auf ein Land, welches mit Recht von jeher für

eines der festesten Vorwerke der Schweiz gehalten werden: Aus dem hohen Wallis dringt man in wenigen Stunden ins Oberland, in die kleinen Kantone, kurz ins Heiligthum des innersten Helvetiens. Der erste Konsul hatte schon als Obergeneral der Italienischen Armee, und später während des Feldzugs, der sich mit dem Siege von Marengo endete, die Wichtigkeit dieses großen Thales für den militärischen Vers kehr zwischen Italien, Frankreich und der Schweiz aus Ers fahrung in ihrem ganzen Umfange kennen gelernt. Er erklärte sich daher schon früher im J. 1800, und im Laufe des folgen: den Jahrs mehrere Male gegen die bey ihm akkreditirten Gefandten der Helvetischen Regierung über die Unvermeidlichkeit einer Veränderung in den Verhältnissen dieses damals, in der Reihe der die Helvetische eine und untheilbare Repu blik bildenden Kantone, von der Centralregierung abhängi gen Landes.

Seinen Aeußerungen zufolge schien bald die Einverleibung des Wallis in den französischen Staat, selbst für seine Zwecke von unausweichlicher Nothwendigkeit zu seyn; bald schien er sich mit der Concession einer Militårstraße von der östlichen Ecke des Lemaner-Sees an bis zum Simplon begnügen zu wollen; die zwischen der französischen und italienischen Republik so enge geknüpften Bande liessen der Helvetischen Regierung wenig Hoffnung übrig, ein Land, das einen so wesentlichen Mittelring zwischen beyden unter einem Chef vereinigten Staaten ausmacht, in seiner alten Unabhängigkeit aufrecht zu erhalten. Jedoch brachten der Wechsel des Regierungpersonals einerseits, andrerseits die Aeußerungen des ersten Konsuls selbst in die Grundlage der ministeriellen Instruktionen zu offiziellen Unterhandlungen` über die Ausdehnungen und die Bedingungen des Opfers, welches die französische Regierung der Helvetischen zumuthe te, successiv manche Veränderung, je nachdem bald die Hoffnung, in politischer oder Territorial-Rücksicht wichtige Cons cessionen als Ersah, z. B. die Wiederherstellung der schweiz. Europ. Annalen. 6tes Stück, 1814.

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Neutralität zu erhalten, bald die Furcht vor der Response bilität, welche die Helvet. Regierung durch eine so bedenkli che Veräußerung auf sich laben würde, in dieser Regierung die Berathschlagungen leitete. Die lettere Stimmung war gerade die herrschende, als der jeßige Prinz von Benevent als Minister der auswärtigen Angelegenheiten an den dama: ligen bevollmächtigten Minister der Helvet. Republik in Paris, Stapfer, eine Note unterm 4ten Germinal an 10 (25. März 1802) erließ, worin die Abtretung des Wallis gerade: zu in den stärksten Ausdrücken von der Helvet. Regierung ver: langt, und ihr unter Anderm erklärt ward,,,der erste Kon,,ful fehe dieses Land für einen von der Schweiz ganz abgeson,,derten Staat an, der durchaus nicht zu seinem Föderativ ,,System gehöre, und der von demselben, ohne den Rechten „der schweizerischen Nation oder Regierung zu nahe zu treten, abgerissen werden könne." Da diese Forderung auf einmal und, nach dem beynahe jahrelangen Stillstand einer im Früh jahr 1801 angefangenen Negociation, sehr unerwartet geschah, so hatte der schweizerische Gesandte, in der Regel, diese Note an seine Committenten schicken, und sich Verhal tungbefehle ausbitten sollen. Allein, nebst andern in seiner Note am 13ten April 1802 angeführten Beweggründen, be stimmte ihn zu einer unverzüglichen Antwort, insonderheit der Gedanke, daß seine Anfrage in der Regierung verdrießliche Debatten veranlassen, und vielleicht eine zu willfährige Antwort zur Folge haben, hingegen eine unverzögerte, ab: foblägige Note sogleich einmüthig gebilligt werden, und alle Regierungglieder vereinigen würde. Diese Erwartung ward nicht getauscht. Seine, binnen 24 Stunden nach Empfang des Schreibens des Ministers Talleyrand, diesem Minifter eingereichte Replik fand im Helvetischen Senat so lauten Beyfall, daß Niemand eine abweichende Meinung zu äußern wagte. Ueber diese Wirkung der Note vom 29sten Mårz 1802 bezeugte dann auch die französische Regierung, nach eine

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getroffenen Berichten ihrer Gesandten in der Schweiz, dem Minister Stapfer so große Unzufriedenheit, und machte ihm nebenbey über die vorgebliche Ursache der undiplomatischen Beschleunigung einer Antwort solche Vorwürfe, daß er die selben, wegen ihrer engen Verbindung mit der Wallifer Angelegenheit, in einer besondern Note zu beleuchten sich für verpflichtet halten musste. Da nach Einreichung dieser zwey Schreiben (vom 29ften März und 13ten April 1802) die franzosische Regierung auf die Abtretung des Wallis nicht mehr bestand, und sich mit der Umschaffung dieses helvetischen Kantons in einen besondern Staat begnügte, der im November 1810 noch eristirte, und dem also durch die Abwendung der Inkorporation in den französischen Staat bis dahin, acht volle Jahre, französische Kontributionen und Konscriptio nen erspart worden sind; da ferner der brittische Hofscribent, Francis d'Yvernois, in ein berüchtigtes Pamphlet einige Fragmente des ersten Schreibens ziemlich entstellt eins zurücken für gut gefunden hat: so wird es vielleicht den Les fern der europäischen Annalen nicht unangenehm seyn, beyde Aktenstücke nach einer authentischen Abschrift hier ge= nau und vollständig abgedruckt zu finden.

I.

Paris, le 8. Germinal an 10. 20 Mars 1802.

Le Ministre plénipotentiaire de la République Helvétique
près la République Française, au citoyen Talleyrand.
Ministre des Relations Extérieurs de la République
Française.

Citoyen Ministre, Je manquerois à tous mes devoirs, si j'attendois de nouvelles instructions de mon Gouvernement, pour repondre à la Lettre que vous m'avez fait l'honneur de m'adresser sous la date du 4 Germinal (25 Mars 1802).

Il me suffit de la connoissance la plus superficielle des rapports qui existent entre les deux Républiques et des engagemens aussi solemnels que sacrés qui les lient mutuelle

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